Wird Estland jetzt britische Strafkolonie?

Australien steht nicht mehr zur Verfügung. Labour in Großbritannien sieht in Estland einen wür­di­gen Nachfolger. Ein FDP-Funktionär lieb­äu­gelt der­weil mit Ruanda.

faz​.net (6.9.24)

»Um die Überfüllung von Gefängnissen im Vereinigten Königreich zu ver­min­dern, erwägt die bri­ti­sche Regierung, Häftlinge nach Estland aus­zu­flie­gen. Mehrere Medien berich­te­ten am Freitag, dass sowohl die frü­he­re kon­ser­va­ti­ve Regierung als auch die aktu­el­le Labour-Justizministerin Shabana Mahmood mit der est­ni­schen Seite Verhandlungen geführt haben. Der frü­he­re kon­ser­va­ti­ve Justizminister Alex Chalk hat­te schon im ver­gan­ge­nen Jahr mit der Idee gelieb­äu­gelt, war damals von der noch oppo­si­tio­nel­len Labour-Partei dafür vehe­ment kri­ti­siert worden.

Die est­ni­sche Justizministerin Liisa Pakosta sag­te der Zeitung „Daily Telegraph“, eine Partnerschaft zur Unterbringung Gefangener kön­ne die bei­der­sei­ti­ge Zusammenarbeit stär­ken „und wei­te­re Gelegenheiten bie­ten, von­ein­an­der zu ler­nen und zu profitieren“…

Stamp-Äußerung zu Ruanda erregt Aufsehen

Unterdessen füh­len sich die bri­ti­schen Konservativen durch eine Wortmeldung aus Deutschland bestärkt in ihrer Haltung, dass die ­Abschiebepläne für irre­gu­lä­re Migranten nach Ruanda hät­ten wei­ter ver­folgt wer­den müs­sen. Der Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Joachim Stamp (FDP), hat­te am Donnerstag die Überlegung geäu­ßert, dass Deutschland die Infrastruktur in Ruanda nut­zen könn­te, um abge­lehn­te Asylbewerber zu beher­ber­gen. Die ruan­di­sche Regierung hat­te in Erwartung von Abschiebungen aus Großbritannien in der Hauptstadt Kigali unter ande­rem ein Gebäude namens „Hostel der Hoffnung“ her­ge­rich­tet. Die frü­he­ren kon­ser­va­ti­ven Innenminister James Cleverly und Suella Braverman wer­te­ten Stamps Äußerungen als Beleg dafür, dass ihre Ruanda-Pläne rich­tig gewe­sen seien.

Die neue Labour-Innenministerin Yvette Cooper hat­te die Abschiebepläne nach Ruanda sofort nach ihrer Amtsübernahme auf­ge­ge­ben und argu­men­tiert, für die­sen Plan sei­en umge­rech­net mehr als 850 Millionen Euro aus­ge­ge­ben wor­den, ohne dass eine ein­zi­ge Abschiebung habe erfol­gen kön­nen…«

Zynismus à la Labour

»Nachdem sich am Mittwoch die größ­te Flüchtlingstragödie die­ses Jahres im Ärmelkanal ereig­net hat­te, hielt Innenministerin Cooper am Freitag eine Sitzung mit Außenminister David Lammy und den Chefs der Kriminal- und Grenzbehörden ab. Das Innenministerium woll­te den Vorfall, bei dem zwölf Insassen eines über­füll­ten Schlauchbootes ertran­ken auch als eine Art Erfolg sehen: Es gebe Informationen, dass die Menschenschmuggler zu extre­men Maßnahmen grif­fen, mehr Flüchtlinge in die Boote stopf­ten und die Zahlungen für die Überfahrt erhöh­ten. Daran zei­ge sich, „dass das Geschäftsmodell der Schmuggler von den Aktionen bri­ti­scher und ande­rer Sicherheitsbehörden zuneh­mend unter Druck gesetzt wird“.«

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