In den 15 Monaten, zu denen (geschwärzte) Protokolle des Krisenstabs vorliegen, beschäftigte sich das Gremium ganze drei Mal mit Stellungnahmen der DGKH (auf corodok.de waren es fünf Beiträge). Dafür gibt es Gründe. Am 25.5.20 heißt es zu einem Positionspapier aller relevanten Fachverbände, in dem die Öffnung von Kitas und Schulen gefordert wurde: "wird gelesen und bei Bedarf in einer der nächsten Krisenstabssitzungen diskutiert". Am Folgetag geschieht dies mit dem Ergebnis "Eine RKI Stellungnahme ist aktuell nicht (dringend)) notwendig". Mehr dazu in RKI-Papers: Zu Kindern kann eine grundsätzliche Aussage nicht getroffen werden. Das soll nicht publiziert werden.
RKI-Papers: Zu wenige Fälle? Mehr testen!
Am 25. Mai 2020 diskutiert der Krisenstab Besorgniserregendes:
Schlimmer noch: "In Deutschland gibt es allerding [sic] schon 96 Kreise, die gar keine Fälle gemeldet haben, und 206 Kreise mit einer 7- Tage-Inzidenz von <5/100.000. Das sind 75% der Kreise."
"Krude Abfrage"
RKI-Papers: COSIK – ein totgeborenes Projekt, das wichtig hätte sein können
Ein einziges Mal beschäftigte sich laut den bislang vorliegenden Protokollen der Krisenstab des RKI mit dem Projekt COSIK (COVID-19-Surveillance in Krankenhäusern). Es hätte die Möglichkeit geboten, sich dem tatsächlichen Ausmaß der Bedrohung durch das "neuartige Virus" zu nähern. Am 9.10.20 wurde im Protokoll vermerkt, daß demnächst eine 4‑wöchige Pilotphase starten sollte.
Was wurde daraus? Und worum genau ging es?
„RKI-Papers: COSIK – ein totgeborenes Projekt, das wichtig hätte sein können“ weiterlesen
RKI-Papers: "Wenn Daten nicht herausgegeben werden sollen, kann auf den Datenschutz verwiesen werden."
Aufgeschreckt durch einen kritischen NDR-Beitrag, diskutierte der Krisenstab am 29. Juni 2020, wie mit Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz umzugehen sei. Angaben schwärzen oder gar nicht erst herausgeben, lautete die Empfehlung. Bei JournalistInnen müsse man wohl etwas vorsichtiger sein als bei Privatpersonen:
RKI-Papers: "Nur ein sehr kleiner Teil der ARE sind auf COVID-19 zurückzuführen." [sic]
Das ist zu akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) im Protokoll des Krisenstabs am 21.10.20 zu lesen:
Jeder Schnupfen soll zum Arzt. Schlimmer noch, jeder, der jemanden mit Schnupfen kennt:
RKI-Papers zu Fallzahlen im Lagebericht: "Sinkende Tendenz sollte rausgenommen werden"
Am 7. September 2020 beriet der Krisenstab des RKI darüber, daß die "Gesamt-Inzidenz seit längerem auf Plateau" liege. Politisch geplant und Ende des Monats durch die MPK umgesetzt waren allerdings verschärfte Maßnahmen. Entwarnung war also das Letzte, was man brauchte:
Gesagt, getan: „RKI-Papers zu Fallzahlen im Lagebericht: "Sinkende Tendenz sollte rausgenommen werden"“ weiterlesen
RKI-Papers: "Auftrag von Angela Merkel an Präs"
Auch die Schweiz veröffentlicht geschwärzte Dokumente der Task Force Covid-19
»Protokolle der Task Force Covid-19 des BAG
Die Protokolle der Task Force Covid-19 des BAG können eingesehen werden.
Das BAG hat die Arbeiten zu Covid-19 ab Januar 2020 bis April 2022 in einer Task Force organisiert. In der Taskforce waren neben dem Bundesamt für Gesundheit verschiedene weitere Bundesstellen vertreten, um die Covid-19-Pandemie zu bewältigen.
Die Protokolle sind mit Schwärzungen versehen und nur in deutscher Sprache verfügbar.«
bag.admin.ch
Eine erste Einschätzung gibt es in "Still und leise: die Schweizer Protokolle der Task Force Covid-19 des BAG sind online und öffentlich einsehbar" (abfschweiz.ch).
"Informelles Beratergremium" des RKI: Auch ChatGPT hat Bedenken
Natürlich eiert die "KI". Doch muß sie zugeben, daß die Geheimhaltung des Gremiums fragwürdig ist:
RKI-Papers. Ein ominöser Urintest, von Spahn gepusht, und eine bioterroristische Gefährdungslage
Mitunter stößt man bei der Lektüre der Protokolle des RKI-Krisenstabs auf überraschende Zusammenhänge. Am 11. Januar 2021 beschäftigt sich das Gremium mit einem von der "Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (IBBS)" eingebrachten Tagesordnungspunkt. Es geht um einen neuen Urintest "DiaPat-CoV-50". Die Bewertung ist skeptisch. Über den 850 € teuren Test heißt es, daß "die Leistungsdaten nicht ausreichend sind" und "der Nutzen derzeit fraglich".
Nach einer so kleinen wie umstrittenen Studie, die vom BMG gefördert wurde, war Anfang Januar 2021 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine befristete Sonderzulassung bis Ende Februar erteilt worden. Begründet wurde dies mit einer Fähigkeit des Tests, schwere Verläufe vorherzusagen. (Das BfArM ist eine Behörde "im Geschäftsbereich des BMG".) Doch schon am 21.1.21 erhielt der Test eine reguläre Zulassung. Die Rolle von Jens Spahn in der Geschichte ist interessant. „RKI-Papers. Ein ominöser Urintest, von Spahn gepusht, und eine bioterroristische Gefährdungslage“ weiterlesen