Mitunter stößt man bei der Lektüre der Protokolle des RKI-Krisenstabs auf überraschende Zusammenhänge. Am 11. Januar 2021 beschäftigt sich das Gremium mit einem von der "Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (IBBS)" eingebrachten Tagesordnungspunkt. Es geht um einen neuen Urintest "DiaPat-CoV-50". Die Bewertung ist skeptisch. Über den 850 € teuren Test heißt es, daß "die Leistungsdaten nicht ausreichend sind" und "der Nutzen derzeit fraglich".
Nach einer so kleinen wie umstrittenen Studie, die vom BMG gefördert wurde, war Anfang Januar 2021 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine befristete Sonderzulassung bis Ende Februar erteilt worden. Begründet wurde dies mit einer Fähigkeit des Tests, schwere Verläufe vorherzusagen. (Das BfArM ist eine Behörde "im Geschäftsbereich des BMG".) Doch schon am 21.1.21 erhielt der Test eine reguläre Zulassung. Die Rolle von Jens Spahn in der Geschichte ist interessant.
Es ist unklar, welche Rolle Teile des RKI dabei spielten. Wir haben einerseits die genannte kritische Beurteilung vom 11. Januar. Am 15. Januar teilte der "Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger" des RKI mit, daß er "derzeit" an einer Studie zu dem Testverfahren beteiligt sei (die natürlich vielfältig gesponsert wurde). Eine Woche später ist die Zulassung erteilt.
Spahn lobbyiert direkt…
Doch das ist nicht alles. So wie später Paxlovid und dann auch die "Impfstoffe" keinen Absatz fanden, galt das damals für monoklonale Antikörper. Deshalb legte Jens Spahn im April den Entwurf einer "Verordnung zur Vergütung der Anwendung von monoklonalen Antikörpern" vor. Darin wollte er auch den Absatz von "DiaPat-CoV-50" fördern.
»… Für 400 Millionen Euro hatte der Bund Ende Januar 200 000 Dosen der in der EU noch nicht zugelassenen Antikörpermedikamente Bamlanivimab (Eli Lilly) und Casirivimab/Imdevimab (Regeneron) eingekauft. Laut Verordnung sollen damit 186 000 Patienten versorgt werden können. Kürzlich wurde zudem bekannt, dass das BMG ein weiteres Antikörpermedikament, Etesevimab, beschafft, um mit Kombinationstherapien auch gegen Resistenzen gewappnet zu sein.
Von den im Januar beschafften Medikamenten seien bis Mitte April „rund 1 300 Dosen“ an die Krankenhausapotheken abgegeben worden, so das BMG auf Anfrage des Deutschen Ärzteblattes…«
aerzteblatt.de
»„Diese Zahlen sollten deutlich gesteigert werden“, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang April auf Nachfrage«, heißt es weiter. Der von der Charité beauftragte Chef-Vakzinist Leif Erik Sander klatscht Beifall. Millionenbeträge für Praxen und Apotheken werden bereitgestellt. Und dann kommt der Urintest:
»… Um Patienten zu identifizieren, die von einer Behandlung mit monoklonalen Antikörpern profitieren könnten, schlägt das BMG ergänzend zu den vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) vorgegebenen Kriterien den auf einer Proteomanalyse basierenden Urintest DiaPat-CoV-50 der Firma Mosaiques vor. Für diesen Test rechnet das BMG mit 900 Euro pro Fall. Allerdings geht das Ministerium davon aus, „dass der Test nicht in jedem Fall vor einer Anwendung von monoklonalen Antikörpern zweckmäßig und wirtschaftlich ist“. Laut Entwurf kann der ergänzte Bewertungsausschuss künftig auch eine abweichende Pauschale vereinbaren.
Das Vorhaben, diesen Urintest zu vergüten, erwies sich nach Veröffentlichung des Verordnungsentwurfs schnell als Streitpunkt: Es gebe bislang keine aussagekräftigen Daten darüber, ob der Test einen schweren Krankheitsverlauf vorhersagen könne. Dieser Test dürfe ohne Nutzennachweis nicht in die Versorgung gebracht werden, sagte vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Auch bei anderen Krankenkassenverbänden gibt es dazu Kritik. Die drei unparteiischen Mitglieder im Gemeinsamen Bundesausschuss (G‑BA) halten in einer Stellungnahme den Urintest für „aus wissenschaftlicher Sicht“ nicht geeignet, da nicht ausreichend veröffentlichte Daten vorlägen…«
… und muß zurückrudern
Ein Vierteljahr nach der regulären Zulassung hält sich die im Januar im Krisenstab des RKI geäußerte Kritik. Nun muß der bisher unbeeindruckte Spahn einknicken:
»Nachdem am Referentenentwurf der Verordnung teilweise massive Kritik laut geworden war – insbesondere vom Gemeinsamen Bundesausschuss, dem Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und seitens der Krankenkassen – hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nochmals Hand angelegt. Bemerkenswert ist vor allem, dass die zunächst vorgesehene Durchführung und Vergütung des sogenannten DiaPat-CoV-50-Urintests verschwunden ist. Der Test, der zur Prognose des Krankheitsverlaufs dient, sollte mir einer Pauschale von 900 Euro vergütet werden. Doch die Datenlage für seinen Nutzen ist offenbar bescheiden.
Warum Spahn den Test dennoch in der Verordnung unterbringen wollte, vermutete kürzlich der „Tagesspiegel Background“: Spahn war demnach bis November 2012 Mitglied des Aufsichtsrats der Mosaiques Diagnostics and Technics AG, die besagten Test herstellt. Als der heutige Minister das Aufsichtsratsmandat seinerzeit niederlegte, erklärte er laut „Tagesspiegel“, es sei ihm „bewusst geworden, wie sensibel Beteiligungen und Mandate bei Unternehmen, die im Gesundheitswesen tätig sind, öffentlich wahrgenommen werden“. Er wolle „schon den Anschein möglicher Interessenkonflikte vermeiden“. Welche Gründe nun auch immer dahinter stecken: Fakt ist, dass der Urintest nicht mehr in der Verordnung zu finden ist.«
deutsche-apotheker-zeitung.de (23.4.21)
Damit waren die ehrgeizigen Pläne des Unternehmens, das medial sehr rührig war, zurechtgestutzt. Ohne die großzügige Pauschale konnte es in der Ärzteschaft nicht punkten. Sie setzte weiter auf die pro Dose deutlich weniger lukrative, aber in der Millionenmasse profitable "Impfung". Diesmal half wenig, daß das Unternehmen gegen die "Überbürokratisierung im deutschen Gesundheitswesen" wetterte.
Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene
Etwas irritierend ist, daß in dem Protokoll das Thema von der IBBS angesprochen wurde. Eigentlich ist sie in ganz anderen Zusammenhängen unterwegs.
»Biologische Sicherheit
Das RKI hat zwischenzeitlich auch zentrale Verantwortung bei der Prävention, Erkennung und Schadensbegrenzung bei Angriffen oder Anschlägen mit biologischen Agenzien übernommen. Nach dem 11. September 2001 und den Milzbrandanschlägen in den USA wurde das Zentrum für Biologische Sicherheit (ZBS) am RKI eingerichtet, dem die Zentrale Informationsstelle des Bundes für Biologische Sicherheit (IBBS) zugeordnet ist. IBBS berät politische und andere Entscheidungsträger, die Fachöffentlichkeit und die interessierte Öffentlichkeit in Fragen der biomedizinischen Sicherheit. Im Zentrum für Biologische Sicherheit wurde eine umfangreiche Erregerdiagnostik zur Analyse verdächtiger Proben auf- und ausgebaut.«
service.bund.de
Mißtraute man den Versicherungen Drostens, das Virus könne keinesfalls aus einem Gain-of-function-Labor entfleucht sein?
Es wäre sicher gut zu erfahren, was hier am 27.1.20 geschwärzt wurde:
Es wird mit "Reiserückkehrern" zu tun haben, zu denen sich das IBBS mehrfach äußerte. Die Begründung für die Schwärzung lautet:
»Die Schwärzungen auf Seite 5 des Protokolls (zweiter bis fünfter Bulletpoint) betreffen Informationen zu Passagierinformationspostern auf Flughäfen und die behördenübergreifende Abstimmung hierzu, insbesondere mit einem namentlich genannten Bundesministerium sowie Behörden anderer europäischer Länder. Im Rahmen der geschwärzten Passage geht es konkret um die Art und Weise der weiteren Abstimmung zu diesem Thema. Erwähnt werden auch bereits getätigte Abstimmungsschritte. Die geschwärzten Informationen betreffen damit den geschützten behördlichen Beratungsprozess.«
my.hidrive.com
Die IBBS heißt seit Mitte 2021 "ZBS 7: Strategie und Einsatz". Sie ist weiterhin eine Untereinheit im "Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene", das vom damaligen Vize und heutigen Präsidenten des RKI, Lars Schaade, geführt wird.
Das ist keine Butter, aber als Link zu finden auf der Seite der EU-Kommission:
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
"Eine Botschaft Japans an die Welt
Prof. Masayasu Inoue; April 11, 2024"
https://uncutnews.ch/eine-botschaft-japans-an-die-welt/
"Ein Aufruf von Prof. Masayasu Inoue, emeritierter Professor der Medizinischen Fakultät der Universität Osaka."
https://twitter.com/VigilantFox/status/1778258323558523184
@Benjamin: Auch in Kloakenquellen findet sich ab und an Brauchbares!
@aa
yup
harter job hier bei "wenig beachtet", aber doch im Blick. 😉
https://www.corodok.de/herausforderungen-lehren-drosten/?highlight=campingplatz
Zitat:
Warum Spahn den Test dennoch in der Verordnung unterbringen wollte, vermutete kürzlich der „Tagesspiegel Background“: Spahn war demnach bis November 2012 Mitglied des Aufsichtsrats der Mosaiques Diagnostics and Technics AG, die besagten Test herstellt.
Zitat Ende.
Danke, @ aa für die vielen, kleinen und doch wichtigen Puzzlesteine! Das ist natürlich logisch: Motto: Wir machen Verordnungen und Gesetze, von denen wir profitieren, wir oder unsere Netzwerke.
Doch ich als Dunkelziffer habe weder PCR-Test, noch sonst irgendeinen Test seit 2020 bis heute verwendet. Ganz einfach, weil ich selbst weiß, wann ich gesund oder krank bin!! Das ist ja klasse! Ich konnte definitiv OHNE jeden Test feststellen, wann meine harmlosen Symptome wieder verschwunden waren. Siehe diverse ratlose und gleichzeitig erheiterte Kommentare von mir im Forum. 🙂
Warum ist übrigens http://www.kodoroc.de nicht gleich mit vorn auf der Startseite? Ich habe diesen Artikel gerade über einen Hinweis bei Multipolar gefunden.
https://www.corodok.de/herausforderungen-lehren-drosten/#comment-198443
Ich warte ja auch immer noch auf die direkte Antwort von Christian Drosten hier im Forum, wieso ich als nicht-MOD-rna-Behandelte außer besagten kurzen Phasen mit Symptomen immer noch gesund bin? Herr Drosten, Sie müssen nur Ihre Email-Adresse angeben und können mir direkt auf meine Fragen antworten. Sehen Sie mal, ich habe hier seit mehr als zwei Jahren berichtet, wie es mir und meinen ebenso nicht-"covidschutz"-geimpften oder genauer: nicht-behandelten Kontakten geht – nämlich absolut normal bis gut. Und Sie? Sie schweigen.
Im Februar 2020 gab es eine Monate zuvor geplanten Konferenz in den USA, Thema: Von der Ausnahmegenehmigung (bedingten Zulassung) zur "regulären Zulassung" in den USA. Das ist vielleicht deshalb interessant, weil die FDA oft die erste Institution war, die zuließ und dann die EMA nachzog.
Hier kann man die Vorträge (mehrere Stunden lang, mit Kommentierung) hören:
https://stream.gigaohm.bio/w/mSyQpw9gNejxtGVjRjcgmL
Den Testherstellern ist es vermutlich so ergangen, wie den "Impfstoffherstellern"… "hat sich alles bewährt"…
Allein in RLP gab es in den letzten Jahren 9 neue Millionäre. Die Labordiagnostik wird sicher auch in Zukunft nicht darben müssen, wenn auch der richtig große Reibach vorerst vorbei ist.