RKI-Papers: COSIK – ein totgeborenes Projekt, das wichtig hätte sein können

Ein ein­zi­ges Mal beschäf­tig­te sich laut den bis­lang vor­lie­gen­den Protokollen der Krisenstab des RKI mit dem Projekt COSIK (COVID-19-Surveillance in Krankenhäusern). Es hät­te die Möglichkeit gebo­ten, sich dem tat­säch­li­chen Ausmaß der Bedrohung durch das "neu­ar­ti­ge Virus" zu nähern. Am 9.10.20 wur­de im Protokoll ver­merkt, daß dem­nächst eine 4‑wöchige Pilotphase star­ten sollte. 

RKI-Papers, COSIK
aerz​te​zei​tung​.de (21.10.20)

Was wur­de dar­aus? Und wor­um genau ging es?

Situation von ambulant und nosokomial erworbenen COVID-19 Patientinnen und Patienten [sic]

»Für die zeit­na­he Einschätzung der Situation in den Krankenhäusern im Rahmen der aktu­el­len COVID-19-Pandemie hat das Robert Koch-Institut (RKI) in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Referenzzentrum für die Surveillance von noso­ko­mia­len Infektionen, Charité Berlin, das Modul „COSIK“ (COVID-19-Surveillance in Krankenhäusern) entwickelt.

Das Surveillance-Modul soll den Krankenhäusern dazu die­nen, stan­dar­di­siert wich­ti­ge Daten zu COVID-19 in Krankenhäusern und ins­be­son­de­re auch den Intensivstationen zu erfas­sen und im zeit­li­chen Verlauf beur­tei­len zu kön­nen. Es ermög­licht einen Überblick über die Situation von ambu­lant und noso­ko­mi­al erwor­be­nen COVID-19 Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und gene­riert wich­ti­ge Informationen zu Schweregrad und Verlauf der Erkrankung und der Krankheitslast in den Krankenhäusern. Es ergänzt damit bereits bestehen­de Surveillance-Systeme, die einen ande­ren Fokus haben.

COSIK ist für alle Krankenhäuser in Deutschland offen…«
www​.rki​.de, Stand: 21.6.2021

Jenseits der schlam­pi­gen Beschreibung: Haben wir jemals etwas von die­sem Projekt erfah­ren oder auch nur von noso­ko­mia­len, also Krankenhaus­infektionen, in die­sem Zusammenhang?

37 Krankenhäuser beteiligt von fast 2.000

Es gibt eine ein­zi­ge Publikation des RKI zu die­sem Thema, sie stammt vom 13.1.21. Aus ihr ist zu erfahren:

»… Zur Rekrutierung von Krankenhäusern wur­den im August 2020 alle bereits am Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) teil­neh­men­den Kliniken vom NRZ ange­schrie­ben (davon 1.305 mit Datenlieferung im Erfassungsjahr 2019) und zunächst für eine Teilnahme an der Pilotphase ein­ge­la­den. Im Anschluss an die Pilotphase von Oktober bis November 2020 mit sie­ben teil­neh­men­den Kliniken wur­de COSIK für alle inter­es­sier­ten Krankenhäuser geöffnet…

Bis zum 31.10.2021 haben sich 63 Krankenhäuser regi­striert, von denen bis­her 37 Kliniken aus Brandenburg (n=1), Berlin (n=1), Baden-Württemberg (n= 7), Bayern (n= 4), Hessen (n= 3), NordrheinWestfalen (n=13), Niedersachen (n=5) und Schleswig-Holstein (n=3) Daten erho­ben und ein­ge­ge­ben haben…«
rki​.de (13.1.21)

Während also im Vor-Corona-Jahr 1.305 Kliniken ähn­li­che Erfassungen durch­führ­ten, konn­te das RKI 2021, als angeb­lich Welle um Welle immer schär­fe­re "Maßnahmen" erfor­der­lich wur­den, gan­ze 37 Krankenhäuser dafür gewin­nen. Die größ­te Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg (Angela Merkel), eine "welt­weit wüten­de Pandemie", war offen­bar kein Anlaß, zuver­läs­si­ge Daten einzuholen.

Konnte man nicht oder wollte man nicht?

Noch in einer Handreichung ("Surveillance-Protokoll") für die Krankenhäuser aus dem Juni 2021 wur­de die Bedeutung von COSIK hervorgehoben:

»Zur Beurteilung der epi­de­mio­lo­gi­schen Situation zu COVID-19 in Deutschland und der Situation in Krankenhäusern ist es wich­tig, syste­ma­tisch reprä­sen­ta­ti­ve Daten zur Anzahl der Hospitalisierten, der Schwere des kli­ni­schen Verlaufs von COVID-19 sowie zum Anteil von COVID-19-Patienten an der Versorgung im Krankenhaus und auf Intensivstation zeit­nah zu erhe­ben und auszuwerten…

Eine ähn­li­che Surveillance wur­de im Rahmen der Pandemischen Influenza 2009 eta­bliert (PIKS)…«
rki​.de

PIKS

Der schö­ne Name, der uns oft ähn­lich in den letz­ten Jahren begeg­ne­te, steht für " Pandemische Influenza Krankenhaus Surveillance (PIKS)". Bei der Pandemischen Influenza 2009 han­delt es sich um die gleich­falls von Christian Drosten her­bei­be­schwo­re­ne und ver­gleichs­wei­se lächer­li­che "Schweinegrippe-Pandemie", bei der vor allem die Impfung mit Pandemrix zu schwe­ren Schäden führ­te. Damals betei­lig­ten sich bis zu 25 Krankenhäuser an der Erhebung (web​.archi​ve​.org). Das RKI berich­tet von "86 bestä­tig­ten Neue-Influenza‑A/H1N1-Fällen" (rki​.de, 1.2.201). 

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

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