"Ja, es gab diese Versuche der Einflussnahme aus dem Bundesgesundheitsministerium, sagt jemand, der es wissen muss"

Die "Zeit" kommt in ihrem Artikel nicht aus ohne das Raunen über "Verschwörungserzähler und Coronaleugner" und – ganz ähn­lich wie man­che "alter­na­ti­ven Medien" – die Denunziation von Aya Velázquez, deren bür­ger­li­cher Name auch hier "ent­hüllt" wird. Bei aller Verharmlosung der Inhalte kommt das Blatt aber nicht am eigent­li­chen Thema vorbei:

zeit​.de (25.7.24)

»… Was ein RKI-Insider erzählt

Ja, es gab die­se Versuche der Einflussnahme aus dem Bundesgesundheitsministerium, sagt jemand, der es wis­sen muss, der damals dabei war im Krisenstab des RKI, im Gespräch mit ZEIT ONLINE. Vor allem auf der soge­nann­ten Arbeitsebene, also den Mitarbeitern unter­halb der Institutsleitung. Die jetzt ver­öf­fent­lich­ten Protokolle sei­en nur ein klei­ner Ausschnitt, sie sei­en ange­legt wor­den, um hin­ter­her selbst eva­lu­ie­ren zu kön­nen, was man gut gemacht habe und was zukünf­tig bes­ser gemacht wer­den kön­ne – für das, was man les­sons lear­ned nennt. Was sich dort kaum fin­det, sei der Druck, der auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus­ge­übt wur­de, der teil­wei­se "hef­tig" gewe­sen sei, sagt der RKI-Insider. Die RKI-Leute hät­ten sich manch­mal nur weh­ren kön­nen, indem sie die Ministeriumsmitarbeiter auf­ge­for­dert hät­ten, aus den münd­li­chen Aufforderungen schrift­li­che Weisungen anzu­fer­ti­gen. Davor aber schreck­ten die Ministerialen fast immer zurück, denn "akten­kun­dig woll­te das im BMG nie­mand haben". So konn­ten fach­li­che Begründungen Bestand haben.

Es ist nur eine Vermutung, aber viel­leicht sahen sich die Politikerinnen und Beamten des Ministeriums dadurch legi­ti­miert, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des RKI über­ge­ord­ne­ten Personen im Ministerium wei­sungs­ge­bun­den sind. Vor allem dem ober­sten Ministeriumsmitarbeiter, dem Bundesgesundheitsminister…«

Insbesondere zur auch hier in den Vordergrund gerück­ten "Pandemie der Ungeimpften" habe das RKI aber tap­fer in sei­nen Wochenberichten sehr wohl infor­miert, daß es auch "Impfdurchbrüche" gab. Allein:

»Und natür­lich eröff­net die ver­such­te Einflussnahme Raum für Spekulationen, wie viel Einfluss denn tat­säch­lich abge­wehrt wer­den konn­te und ob sich nicht doch an der einen oder ande­ren Stelle poli­ti­scher Wille durch­ge­setzt hat gegen wis­sen­schaft­li­che Evidenz.«

Ein Beispiel für abge­wehr­te Maßnahmen bleibt die "Zeit" schuldig.

Wie echt sind die geleakten Protokolle?

Die "Zeit" for­mu­liert eher dezent, daß "nicht ganz sicher ist, ob sie echt sind". In man­chen "sozia­len" und "alter­na­ti­ven" Medien wird dage­gen kol­por­tiert, es kön­ne sich nur um eine "Psyop" des "Deep State" han­deln und Velázquez sei schon immer ein schlim­mer Finger und ehe­mals Sexarbeiterin gewe­sen. Wie bei VT üblich, braucht es dafür weder Belege noch ein Motiv, für eine klei­ne Blase reicht die Behauptung.

Tatsächlich gibt es an eini­gen Stellen Differenzen zwi­schen den vom RKI vor­ge­leg­ten bis­he­ri­gen Protokollen und den gele­ak­ten. In einem Tweet erklärt Velázquez die­se unglück­li­che Konstellation damit, daß die von ihr publi­zier­ten Materialien aus einem Archiv des RKI stam­men. Dort sei­en meh­re­re Versionen der Texte in unter­schied­li­chen Bearbeitungsphasen vor­han­den gewe­sen. (s. xcan​cel​.com).

Ich habe nur einen klei­nen Teil der Dokumente ver­glei­chen kön­nen. Dabei habe ich kei­ne inhalt­li­chen Abweichungen ent­decken kön­nen, die Anhaltspunkte lie­fern könn­ten, daß das RKI oder ande­re Institutionen mit den Leaks fal­sche Fährten legen, um die Kritik damit zu diskreditieren.

Das alles muß sorg­fäl­tig beob­ach­tet wer­den, Schnellschüsse soll­ten bedacht wer­den. Ich wer­de hier wei­ter das, was das RKI offi­zi­ell ein­räumt, doku­men­tie­ren und bei den Leaks mit ange­mes­se­ner Vorsicht han­deln. Dabei reicht schon das bis­her Vorliegende voll­stän­dig aus, um nach­zu­wei­sen, daß das RKI poli­ti­sche Vorgaben umsetz­te und sei­ne Chefs fast immer Erkenntnisse des eige­nen Hauses tor­pe­dier­ten, wenn sie dem "Regierungshandeln ent­ge­gen" standen.

Es wäre klug, sich dar­auf zu kon­zen­trie­ren und zu wider­le­gen, was die "Zeit" auch dies­mal behaup­tet: "Der Inhalt taugt nicht als Skandal, gera­de wenn man ihn im Kontext der dama­li­gen Zeit liest".

6 Antworten auf „"Ja, es gab diese Versuche der Einflussnahme aus dem Bundesgesundheitsministerium, sagt jemand, der es wissen muss"“

  1. Die Protokolle wur­den nicht gele­akt. Und daß sich die Staatspropaganda in ihren eige­nen Widersprüchen ver­strickt ist ja nun wirk­lich nichts Neues.

  2. (gekürz­te und leicht ver­än­der­te Fassung mei­nes Kommentars zu einem ande­ren Kommentar)

    Die Klagen des "RKI-Insiders" gegen­über den "Aufklärern" der ZEIT ist ‑imho- eher Nebensache, und dient wohl als Vehikel, um bei unbe­darf­ten Lesern (die, wohl zu Recht, als Gesinnungsgenossen, wenn nicht Komplizinnen betrach­tet wer­den) den Eindruck zu erwecken, dass der "Insider" sich über die laxe Politik beschwert (die sich z.B. mit 5 "Isolationstagen" zufrie­den gab – oder, liest man den Satz zu den "FAQs über FFP2-Masken", so wird, ohne Lektüre des dies­be­züg­li­chen, mehr­fach pro­to­kol­lier­ten Standpunkts des RKI, [absicht­lich?] sug­ge­riert, dass das RKI bei deren "Einführung" feder­füh­rend gewe­sen wäre).

    Eine beacht­li­che Volte schaf­fen die bei­den ZEIT-Geister auch bei der "Pandemie der Ungeimpften". Das RKI hat da nix falsch gemacht, denn:
    "Man muss sich aber nur den Wochenbericht des Instituts anschau­en, der sechs Tage spä­ter ver­öf­fent­licht wur­de und noch immer ein­seh­bar ist."
    (als ob den jemals irgend­je­mand gele­sen hät­te, der sich vor­her von Spahn die vol­le "Ungeimpften"-Blabla-Dröhnung rein­ge­zo­gen hat).
    Als über­zeu­gen­de Zugabe wird dann der vol­le Hardliner-Speak genüss­lich zitiert:
    Konkret heißt es: Empfehlungen für Maßnahmen, die die Weiterverbreitung des Virus ver­hin­dern sol­len, wie etwa die Kontaktreduktion, das Tragen von Masken, die Einhaltung des Mindestabstands "gel­ten auch für Geimpfte und Genesene". Zur Teilnahme an Veranstaltungen heißt es dort: "Sofern sie nicht gemie­den wer­den kön­nen, soll­te man unab­hän­gig vom Impf- oder Genesenenstatus vor­her einen Test machen." Außerdem sei es unbe­dingt erfor­der­lich, bei Symptomen einer neu auf­tre­ten­den Atemwegserkrankung "(eben­falls unab­hän­gig vom Impfstatus) zuhau­se zu bleiben".

    Man könn­te den Verfassern ihre eige­nen Waffeln zurückschmeißen:
    "Natürlich ist das Unsinn, aber der Ton ist gesetzt."

    Letzte Pointe am Rande:
    der Co-Autor
    https://​www​.zeit​.de/​a​u​t​o​r​e​n​/​K​/​T​o​m​-​_​K​a​t​t​w​i​n​k​e​l​/​i​n​dex, der "im Frühjahr 2021 drei Monate Hospitant im Wissen-Ressort von ZEIT ONLINE [war]. Dort hat er vor allem über Covid-19, Impfungen und die Folgen der Corona-Pandemie geschrie­ben. Seit Juni 2023 ist er Redakteur im Ressort Gesundheit."
    ent­blö­det sich nicht einen "Transparenzhinweis" hinzuzufügen:
    "Es gibt kei­ne Interessenskonflikte."
    (als ob sämt­li­che in der Zeit von der ZEIT durch ihn oder sein Kollegium ver­bock­ten ein­schlä­gi­gen Werke kei­nen dies­be­züg­li­chen "Interessenkonflikt" bedeuteten)

  3. "In man­chen "sozia­len" und "alter­na­ti­ven" Medien wird dage­gen kol­por­tiert, es kön­ne sich nur um eine "Psyop" des "Deep State" han­deln und Velázquez sei schon immer ein schlim­mer Finger und ehe­mals Sexarbeiterin gewe­sen. Wie bei VT üblich, braucht es dafür weder Belege noch ein Motiv, für eine klei­ne Blase reicht die Behauptung."

    … wer sich mit einem Plakat: "Fuck me not the Planet", ablich­ten lässt, was bis heu­te auf der Seite:
    https://​www​.sot​we​.com/​h​a​s​h​t​a​g​/​S​e​x​W​o​r​k​e​r​s​F​o​r​F​u​t​ure, zu fin­den ist, der darf sich nicht wun­dern, wenn dies ab und zu auch erwähnt wird. Und Motive wer­den nor­ma­ler­wei­se als Behauptungen for­mu­liert. Wenn jemand behaup­tet: die und die Person han­del­te aus dem Bedürfnis nach Anerkennung, dann stellt dies eben ein Motiv dar.

    1. ".. In man­chen "sozia­len" und "alter­na­ti­ven" Medien wird dage­gen kol­por­tiert, es kön­ne sich nur um eine "Psyop" des "Deep State" handeln.. " 

      "Fuck me not the Planet"

      Save the Planet und freie Liebe. Links-alter­na­ti­ve Szene. Einige aus der Coronamaßnahmen kri­ti­schen Szene frem­deln damit, viel­leicht weil sie ursprüng­lich aus ande­ren Milieus stammen.

  4. Hier eine Bestätigung aus dem Jahr 1958
    https://​sascha313​.live​jour​nal​.com/​2​4​6​6​1​.​h​tml

    Betr. Krisis in der west­deut­schen Medizin /​Druck von oben
    "Die Industrie bezahlt die Forschungen und zwingt zur Geheimhaltung der Ergebnisse. Das aber gefähr­det die Freiheit der Forschung."

    Worin sich die gan­ze Rückständigkeit eines unter pri­va­ten Interessen ste­hen­den Systems offenbart.

    Und lesen Sie auch was aus den in den Westen geflüch­te­ten Ärzten gewor­den ist. Was man denen ver­spro­chen hat und was sie bekom­men haben.

    Zitat: In Düsseldorf traf ich auch aus der DDR geflüch­te­te Ärzte. Sie klag­ten über die Arroganz, mit der man ihnen drü­ben immer wie­der begeg­net. So sprach ich mit einem Kollegen, der einst bei uns Chefarzt einer gro­ßen Klinik war. Er besaß ein herr­li­ches Villengrundstück, und es ging ihm in jeder Beziehung gut. Es war Herr Dr. Wesner aus Gera. Er hat drü­ben das Krankenhaus nicht bekom­men, das ihm der Abwerber ver­spro­chen hat­te. Vergeblich hat er sich bis­her um eine Kassenzulassung bemüht, ohne die ein Arzt drü­ben kaum leben kann. Es ist ein schwe­res, aber selbst­ver­schul­de­tes Los für einen Vater mit zahl­rei­chen Kindern

    usw. usf. Das Schaufenster des Westens. Vollgestopft mit Strohpuppen und regen­bo­gen­far­be­nen schrä­gen Lockvögeln.

  5. "wie viel Einfluss denn tat­säch­lich abge­wehrt wer­den konnte"

    Im Wesentlichen: Abgewehrt wur­de, dass die Fachgebiete des RKI ihre Publikationen an poli­ti­scher Opportunität aus­zu­rich­ten hat­ten. Außerhalb der fach­li­chen Sphäre fast ohne Relevanz, aber immerhin …

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