RKI-Protokolle, After-Leak (17): "Österreich testet derzeit ca.99 % der Schüler… Positivrate ca. 0,1 %"

Am 15.3.21 kann man ver­mel­den: "Inzidenz und bestä­tig­te Fälle stei­gend, ITS- Fälle fluk­tu­ie­rend". Bei der "7‑Tage-Inzidenz (7TI)" will man "ca. ab 10.03. Bruch hin zu Anstieg" erken­nen. Er besteht im Anwachsen von 65 auf heu­te 83. Es wird betont: "Anstieg nicht nur auf Testen zurück­zu­füh­ren", womit unge­wollt bestä­tigt wird, daß Testen zu höhe­ren Fallzahlen führt. Zur Erinnerung: "Ab Montag (08.03.2021) finan­ziert der Bund für alle Bürger und Bürgerinnen min­de­stens ein­mal pro Woche einen Schnelltest in den loka­len Testzentren vor Ort, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor der Bundespressekonferenz" (bun​des​ge​sund​heits​mi​ni​ste​ri​um​.de, 5.3.21) Ein zu erwar­ten­des Ergebnis ist die mas­siv gestie­ge­ne Zahl von "Ausbrüchen" in Kitas und Schulen. Im Protokoll wird ver­schwie­gen, was aus einer gele­ak­ten Folie zu die­sem Punkt her­vor­geht: Die "Inzidenz aku­ter repi­ra­to­ri­scher Erkrankungen (ARE)" liegt bei allen Kindern und Jugendlichen deut­lich unter der des Vorjahres (CoronaKita_Krisenstab_2021-03–15.pptx).

Die "COVID-19-Inzidenz" liegt danach bei die­sen Altersgruppen weit unter der vom Jahresende. Bei den "Schulausbrüchen" sind im Schnitt gan­ze 2–3 "Fälle" zu ver­zeich­nen. Nicht aus den Folien geht her­vor, was auch nicht ander­wei­tig belegt wird: "Relevante Sekundärerkrankungen bei Angestellten und Familien zu ver­zeich­nen".

"Österreich testet derzeit ca.99 % der Schüler… Positivrate ca. 0,1 %"

Trotzdem heißt es:

Das teil­ent­schwärz­te Dokument gibt es hier, das gele­ak­te Dokument hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Rot Gerahmtes war geschwärzt, blau wer­den Ergänzungen aus dem Leak gekennzeichnet. 

"Durchführung und Meldung der Tests erfolgt durch autorisiertes, authentifiziertes und geschultes Personal"

Angesichts vie­ler Millionen betrü­ge­ri­scher Abrechnungen aus den Testzentren erscheint die­se Formulierung in TOP 3 "Update digi­ta­le Projekte" wie ein Hohn:

DEMIS ist das kata­stro­phal arbei­ten­de "Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz". Mehr dazu hier.

"AG-Test unter bestimmten Bedingungen möglich"

In TOP 7 "Dokumente" erfah­ren wir:

Schon am 4.11.20 wuß­te man im Krisenstab: "vie­le Antigentests sind nicht PCR betä­tigt" und am 27.11.20 hieß es: "In der Praxis wer­den Antigenteste häu­fig nicht mehr PCR- bestä­tigt". In den letz­ten Monaten hat­te es erheb­li­chen poli­ti­schen Drucks bedurft, um Antigentests in die Falldefinition auf­zu­neh­men (s. hier). Ausführlich zur Willkür die­ser Definitionen sie­he hier. Beispielsweise hat­te man das seit Mai 2020 gel­ten­de Kriterium einer "Lungenentzündung (Pneumonie)" ersatz­los gestrichen.

Das genann­te Dokument sah zu die­sem Zeitpunkt vor, daß Tests nahe­zu belie­big erfolg­ten und – dar­auf spielt der letz­te Punkt an – auch ganz ohne Test eine Quarantäne ver­hängt wer­den sollte:

Am 20.10.22 wur­de die "Orientierungshilfe" nur gering­fü­gig enschärft.

Was sagt eigentlich Christian Drosten?

In die­sem Zusammenhang ist es span­nend zu lesen, was Christian Drosten 2016 zu Sinn und Unsinn von (PCR-)Tests zu sagen hat­te. Es ging damals um MERS in Saudiarabien, und in jener Zeit stie­gen die Infektionszahlen:

»… C.D.: Man kann die neu­en Zahlen nicht mit denen von vor ein paar Monaten ver­glei­chen. Bis zum 26. März wur­den in die­sem Jahr in ganz Saudi-Arabien 459 Tests durch­ge­führt. Dann wur­den in nur einem Monat, nur in der Stadt Jeddah, 4.629 PCR-Tests durch­ge­führt. Etwas Dramatisches hat sich geän­dert, und das ist die Falldefinition.

Früher wur­den Tests bei Patienten durch­ge­führt, die eine Lungenentzündung hat­ten und [Intensivpflege] benö­tig­ten. Aber jetzt wer­den Menschen gete­stet, nicht weil sie krank sind, son­dern weil sie Kontakt mit einem Patienten hat­ten. Einige von ihnen wur­den posi­tiv gete­stet, aber vie­le von ihnen sind nicht wirk­lich krank…

Wenn man sich die PCR-Daten aller neue­ren Tests anschaut, sind das oft sehr schwa­che Signale. Diese Leute haben wahr­schein­lich nur eine sehr gerin­ge Konzentration des Virus im Rachen. Das ist schwer zu inter­pre­tie­ren. Es ist mög­lich, dass es sich um Infektionen han­delt, die vom Immunsystem schnell unter Kontrolle gebracht wer­den. Das kann häu­fig bei Mitarbeitern des Gesundheitswesens vor­kom­men, die mit meh­re­ren wirk­lich kran­ken Patienten zu tun haben.

F: Sie sagen, dass die­se Leute über­haupt nicht hät­ten gete­stet wer­den dürfen?

C.D.: Während des [2003] SARS [Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom] Ausbruchs, gab es eine stren­ge Falldefinition. Menschen, die Kontakt mit SARS-Patienten hat­ten, aber kei­ne Symptome zeig­ten, wur­den nicht mit PCR gete­stet. Stattdessen wur­den sie spä­ter auf Antikörper gete­stet, um zu sehen, ob eine Infektion statt­ge­fun­den hat­te. Das soll­te nun auch in Saudi-Arabien gesche­hen. Asymptomatische Menschen soll­ten nicht mit PCR gete­stet wer­den. Im Moment gibt es in dem Land kei­nen Antikörpertest. Aber man könn­te alle die­se Kontakte auf­li­sten und von jedem von ihnen 14 bis 21 Tage spä­ter eine Blutprobe neh­men und sie dann außer­halb des Landes testen las­sen. Drei Leute aus mei­nem Labor fah­ren nach Riad, um einen ELISA-Test für Antikörper zu etablieren.

F: Aber ist es nicht gut, alle Fälle zu ken­nen, auch wenn sie mild sind?

C.D.: Die Frage, ob es bei man­chen Menschen eine mil­de, kurz­le­bi­ge Infektion gibt, ist wis­sen­schaft­lich inter­es­sant. Aber in Städten wie Jeddah bringt sie das Gesundheitssystem an den Rand des Zusammenbruchs. Das ist das gro­ße Problem. Es wer­den so vie­le Proben gete­stet, dass die Laborkapazität für die ech­ten Fälle nicht aus­reicht. Und da immer mehr Proben gete­stet wer­den, sind Fehler vor­pro­gram­miert. Wenn man dann noch all die­se leich­ten Fälle iden­ti­fi­ziert und in Isolierbetten unter­bringt, hat man kei­ne Betten mehr für die ech­ten Fälle…«

Mehr zu die­sem Artikel auf sci​ence​.org gibt es in Wie war das noch… mit Drosten und MERS?

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

5 Antworten auf „RKI-Protokolle, After-Leak (17): "Österreich testet derzeit ca.99 % der Schüler… Positivrate ca. 0,1 %"“

    1. @Ulf Martin: Ja, soll­te man beleuch­ten. Auf coro­dok gibt es mehr als 100 Beiträge dazu (https://​www​.coro​dok​.de/​t​a​g​/​b​u​n​d​e​s​w​e​hr/).

      Wie üblich, ver­zapft tkp wie­der mal Murks. Noch immer wird der Quark ver­brei­tet, daß der "Hochskalierer" aus dem März 2020 Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm gewe­sen sei. Worauf sich die Ansicht stützt, daß ihm das RKI "direkt" unter­stand, bleibt ein Geheimnis. Welche Rolle Holtherm wirk­lich spiel­te, wird aus­führ­lich dar­ge­stellt in Ist der geschwärz­te Signalgeber aus den RKI-Papers Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm?. Mehr auch hier: https://​www​.coro​dok​.de/​?​s​=​h​o​l​t​h​erm und hier: https://​kodo​roc​.de/​?​s​=​h​o​l​t​h​erm.

      Überaus platt ist die­se Formulierung: "Das Militär gab vor, die Bundesregierung ord­ne­te an und das RKI und Paul Ehrlich Institut (PEI) gehorch­ten." Ja, es gab den Versuch der Militarisierung der "Pandemiebekämpfung", man woll­te der Bundeswehr ein net­tes Image ver­schaf­fen, und ja, die­ser Einsatz dürf­te ver­fas­sungs­wid­rig gewe­sen sein. Aber statt auch nur ein ein­zi­ges Beispiel zu benen­nen, gefällt man sich in Phrasen. Dabei gäbe es jede Menge zu berich­ten, s.o.

      1. "Wie üblich, ver­zapft tkp wie­der mal Murks. Noch immer wird der Quark ver­brei­tet, daß der "Hochskalierer" aus dem März 2020 Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm gewe­sen sei. Worauf sich die Ansicht stützt, daß ihm das RKI "direkt" unter­stand, bleibt ein Geheimnis."

        … @aa, wenn der Generalstabsarzt Dr. Hans-Ulrich Holtherm über die Entscheidungsmacht ver­füg­te, dem RKI zu befeh­len, die Risikobewertung Mitte Juni 2020 auf "hoch" zu hal­ten, obwohl es in die­ser Zeit täg­lich & bun­des­weit nur um die 250 neue posi­tiv Getestete gab, dann liegt die Annahme nahe, dass Holtherm auch die "Hochskalierung" im März 2020 anord­ne­te. Etwas Schriftliches wird es dazu nicht geben – die Leute vom BMG sind doch nicht dumm.

  1. s.a.:
    https://​www​.wiwo​.de/​t​e​c​h​n​o​l​o​g​i​e​/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​/​v​i​r​o​l​o​g​e​-​d​r​o​s​t​e​n​-​i​m​-​g​e​s​p​r​a​e​c​h​-​2​0​1​4​-​d​e​r​-​k​o​e​r​p​e​r​-​w​i​r​d​s​t​a​e​n​d​i​g​-​v​o​n​-​v​i​r​e​n​-​a​n​g​e​g​r​i​f​f​e​n​/​9​9​0​3​2​2​8​.​h​tml

    "…Wo lie­gen die regio­na­len Schwerpunkte der Erkrankung?

    Außer der Aussage, dass die ara­bi­sche Halbinsel sehr stark betrof­fen zu sein scheint, lässt sich bis­her wenig sagen. Deshalb wird ja so inten­siv geforscht. Auch die Fälle in Europa oder USA las­sen sich alle auf Infektionen in der ara­bi­schen Region zurück­füh­ren. Allerdings muss man auch ganz klar fest­stel­len: In die­ser Region und vor allem in Saudi-Arabien wird momen­tan am inten­siv­sten getestet.

    Was ja an sich kein Fehler ist, oder?
    Nun ja. Es ist eben so, dass es bis­her eine kla­re Fall-Definition gab, also ein strik­tes Schema, das fest­leg­te, wel­cher Patient als Mers-Fall gemel­det wur­de. Dazu gehör­te zum Beispiel, dass der Patient eine Lungenentzündung hat, bei der bei­de Lungenflügel betrof­fen sind. Als in Dschidda Ende März die­sen Jahres aber plötz­lich eine gan­ze Reihe von Mers-Fällen auf­tauch­ten, ent­schie­den die dor­ti­gen Ärzte, alle Patienten und das kom­plet­te Krankenhauspersonal auf den Erreger zu testen. Und dazu wähl­ten sie eine hoch­emp­find­li­che Methode aus, die Polymerase-Kettenreaktion (PCR).

    Klingt modern und zeitgemäß.

    Ja, aber die Methode ist so emp­find­lich, dass sie ein ein­zel­nes Erbmolekül die­ses Virus nach­wei­sen kann. Wenn ein sol­cher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötz­lich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemel­det wur­den, sind nun plötz­lich mil­de Fälle und Menschen, die eigent­lich kern­ge­sund sind, in der Meldestatistik ent­hal­ten. Auch so lie­ße sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklä­ren. Dazu kommt, dass die Medien vor Ort die Sache unglaub­lich hoch gekocht haben."

    10 Jahre spä­ter; Testen, Testen, Testen!
    Das Virus könn­te sich sonst ganz unbe­merkt ausbreiten!

  2. "Österreich testet der­zeit ca. 99 % der Schüler… Positivrate ca. 0,1 %"

    Ich erin­ne­re mich sehr gut an die Diskussion um die Spezifität. Bei einem Positivanteil von 0,1 % liegt man sicher­lich in dem Bereich der falsch posi­ti­ven Ergebnisse (mal ganz abge­se­hen von dem eigent­li­chen Nachweis an sich, der vor­ne und hin­ten gro­be Mängel auf­weist). Es war vor vier Jahren so absurd, dass das ZDF erklär­te, der Anteil der falsch posi­ti­ven "Infektionen" lie­ge bei 0,00…001.
    Wurde die Spezifität über­haupt für irgend­ei­nen die­ser "Tests" bestimmt?

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