Die peinliche Selbstüberschätzung eines "Welt"-Schreiberlings

Wäre über die­sem Kommentar nicht ein sei­ten­brei­tes Foto des Autors abge­bil­det, wäre ich kaum über die­sen Text gestol­pert. Ich hät­te auch nicht gefragt, wie vie­le A‑, B- und C‑Promis in der "Welt" zur Propagierung von Corona-Maßnahmen, "Impfkampagnen" und Kriegsbegeisterung zu Wort kamen.

welt​.de (11.7.24)

Was macht Clooney, des­sen poli­ti­sche Einschätzung mich bis zu die­sem Anschiß aus der "Welt" kaum inter­es­siert hät­te, falsch?

Jörg Wimalasena (Studium der Soziologie und Politikwissenschaft (M. A.), der sich für einen Journalismusexperten hält, erklärt es mir: 

»Der Schauspieler George Clooney legt US-Präsident Joe Biden den Rückzug nah. Und er ist längst nicht der ein­zi­ge Schauspieler, der sich für einen Politikexperten hält. Die Reaktion der Politik ist bezeichnend…

Vor weni­gen Wochen noch ver­an­stal­te­te der Schauspieler ein Spendendinner für den US-Präsidenten Joe Biden. Nun mel­det Clooney sich mit einem Essay in der „New York Times“ zu Wort, in dem er dem alters­schwa­chen Biden nahe­legt, sei­ne Präsidentschaftskandidatur zurück­zu­zie­hen. Eine voll­kom­men über­flüs­si­ge Wortmeldung. Die Debatte über Bidens Amtsfähigkeit ist ohne­hin längst im Gange.

In aller Bescheidenheit unter­brei­tet er auch noch Vorschläge, wie die Demokraten wei­ter ver­fah­ren sol­len. Gratis-Consulting aus der Entertainment-Industrie. Wer, wenn nicht ein mil­lio­nen­schwe­rer Schauspieler, soll­te wis­sen, wie die ach so bedroh­te Demokratie zu ret­ten ist. Die Selbstgerechtigkeit, mit der Clooney sei­ne Forderung vor­trägt, erin­nert eher an einen Elder Statesmen als an einen ehe­ma­li­gen Fernsehdoktor. „Wir kön­nen den Kopf in den Sand stecken und für ein Wunder im November beten, oder wir kön­nen die Wahrheit sagen“, schreibt er…«

Meiner unmaß­geb­li­chen Meinung nach sind die US-Demokraten nicht mehr zu ret­ten, nicht nur wegen ihres prä­de­men­ten Kandidaten. Wie Sozialdemokraten und Konservativen fast über­all auf der Welt sind sie in Sachen Weltherrschaftsphantasien, Kriegen und Migrantenhatz so weit nach rechts gerückt, daß Linke und Liberale nur mit einem Höchstmaß an Selbsthaß ihnen ihre Stimme geben können.

Nach dem, was hier über Clooney erzählt wird, geht es anschei­nend noch nicht ein­mal um eine inhalt­li­che Kritik. Da macht sich ein Biden-Sympathisant Sorgen um Biden und des­sen Partei. Das soll er, sagt der sich selbst über­schät­zen­de Magister Artium, aber nicht. Denn das sei Sache der Politik. Liegt da der Hund begra­ben? Sollen sich "mil­lio­nen­schwe­re Schauspieler" (Vorsicht, Populismus-Alarm!) aus der Politik her­aus­hal­ten und sie den Experten und ihren media­len Nachbetern überlassen?

Andererseits, wenn mil­lio­nen­schwe­re deut­sche Promis und weni­ger Bekannte, die von staat­li­chen Geldern abhän­gig sind, jedes Mikrophon nut­zen, um vor "Antisemitismus" (bei Corona‑, Antikriegs- und sozia­len Aktionen) zu war­nen, sind sie will­kom­men. Es wird wohl doch mit Inhalten zu tun haben.

14 Antworten auf „Die peinliche Selbstüberschätzung eines "Welt"-Schreiberlings“

  1. wenn mil­lio­nen­schwe­re deut­sche Promis und weni­ger Bekannte, die von staat­li­chen Geldern abhän­gig sind, jedes Mikrophon nut­zen, um vor "Antisemitismus" (bei Corona‑, Antikriegs- und sozia­len Aktionen) zu war­nen, sind sie will­kom­men. Es wird wohl doch mit Inhalten zu tun haben.

    Nein. Es hat mit Propaganda zu tun. Es geht dar­um, von den Auftraggebern abzulenken.

  2. Und noch etwas: Auch in USA ver­tre­ten Parteien Klassen, nicht das Volk. Machen Sie sich den Klassencharakter der Gesellschaft klar. Inbesondere die Frage wel­che Klasse die Macht im Staate hat. Kleiner Tipp: Die Arbeiterklasse ist es nicht.

    1. Aus "Erfurt" wird "Efordia" – man geht mit der Zeit! 😀

      Da woll­te ich dir nun mal aus­drück­lich zustim­men, da lese ich unten den Kommentar des Chefs, der natür­lich das gan­ze auf eine höhe­re Sufe hebt.

    1. @Bea: Nur weil der Tip von Dir kommt, habe ich mir den von der Darreichungsform her anstren­gen­den Beitrag angesehen 🙂
      Von jeman­dem, der den Eindruck erweckt, eine "Volksverpetzer-Linke" von links zu kri­ti­sie­ren, erwar­te ich mehr, als das bana­le "Es gibt sone und sone Positionen in der Wissenschaft" und des­halb sei das Berufen auf Experten Unsinn. Merkwürdig fin­de ich sei­ne Position, die WissenschaftlerInnen hät­ten (nur) die Aufgabe, "Sacherkenntnisse zu gewin­nen, auf deren Grundlage der öffent­li­che Diskurs sich infor­mie­ren kann" (ca. 19:20, ich las­se jetzt mal Sprachkritik weg), "ihre Aufgabe ist es aber nicht, in die­sem öffent­li­che Diskurs selbst Partei zu ergrei­fen", jeden­falls nicht in ihrer Funktion als WissenschaftlerInnen. Wie die­se Spaltung in ein poli­ti­sches und ein wis­sen­schaft­li­ches Wesen von­stat­ten gehen soll, ver­ste­he ich nicht. Ich ahne, er will fal­sche Autoritäten ver­mei­den. Für mei­ne Person neh­me ich in Anspruch daß ich qua Ausbildung und nach­voll­zieh­ba­rer Recherche zu bestimm­ten Themen eine Autorität als Historiker habe, so wie eine Erzieherin und ein Betonfacharbeiter ihre in ande­ren Bereichen. Ich erwar­te von der Erzieherin nicht, daß sie gegen Stellenstreichungen "nur" als poli­ti­sche Person ist, son­dern wür­di­ge im Gegenteil ihr dies­be­züg­li­ches Fachwissen. 

      Wie Du sehe ich auch, daß er dann über­gangs­los in reak­tio­nä­re Positionen ver­fällt, wenn es um "Querdenker" geht, wür­de das aber auf die Minute 23 datie­ren. Spätestens hier zeigt sich, daß er exakt das Gleiche betreibt wie die "Volksverpetzer", gegen die er zuvor nur ein Scheingefecht führt, inklu­si­ve Tips zum Umgang mit ihnen. Wie die "Volksverpetzer" hat er trotz links klin­gen­der Phraseologie kei­nen Begriff von (Klassen-)Interessen.

      Ohne Datum outet er sich auf https://​tage​buch​.at/​2​0​2​0​/​1​1​/​t​o​t​a​l​v​e​r​s​a​g​en/ und https://​tage​buch​.at/​2​0​2​0​/​0​8​/​s​u​p​e​r​s​p​r​e​a​d​e​r​-​k​a​p​i​t​a​l​i​s​m​us/ als #ZeroCovid-Agitator, dem die Maßnahmen in Österreich zu lasch waren.

      1. AA das ist ganz ein­fach: Wissenschaft wird im Interesse des Kapitals betrie­ben, die­ses Interesse ist pri­va­ter Natur und besteht nur dar­in Profit zu machen und das Kapital zu mehren.
        Die Propaganda unter­stützt das alles ver­mit­tels ihrer Fernseh-Doktoren.

        1. @Erfordia…: Manchmal ist es ja nicht falsch, auf die alt­te­sta­men­ta­ri­schen Sätze der Kapitalismuskritik zurück­zu­grei­fen. Dabei ste­hen zu blei­ben, hat etwas Sektenhaftes. Dabei gab es selbst im kano­ni­schen ML neben der Forderung einer mate­ria­li­sti­schen Analyse die nach der dia­lek­ti­schen Methode. Das ernst­ge­nom­men, gibt es stets ein "Aber", ein Wechselverhältnis von Allgemeinem und Besonderem. Im all­ge­mei­nen (und ver­kürzt aus­ge­drückt) ver­sucht das Kapital, sämt­li­che Aspekte der Menschen und der Natur in ein Warenverhältnis zu pres­sen und in den ewi­gen Kreislauf der Kapitalvermehrung ein­zu­brin­gen. Wissenschaft spielt dabei eine Rolle. Im beson­de­ren kann es Wissenschaft und WissenschaftlerInnen gelin­gen, die­se vor­ge­ge­be­nen Strukturen zu durch­bre­chen. Wie wäre sonst, um nur ein Beispiel zu nen­nen, Karl Marx mög­lich gewesen? 

          Wissenschaft im eigent­li­chen Sinne ist dabei zunächst klas­sen­neu­tral, es gibt kei­ne kom­mu­ni­sti­schen Atome, anar­chi­sti­sche Additionsregeln wären kaum wis­sen­schaft­lich aner­kannt, neo­li­be­ra­le Statik eher unge­wöhn­lich. Das heißt nicht, daß wis­sen­schaft­li­che Erkenntnisse ein für alle Male fest ste­hen, im Gegenteil besteht Wissenschaft aus stän­di­gem Befragen. Entscheidend ist, wer wel­che Fragen in wes­sen Interesse stellt. Da kom­men die Macht- und Besitzverhältnisse ins Spiel. Allerdings bedeu­tet selbst das nicht, daß Wissenschaft, die die­se in Frage stellt, unmög­lich ist. Mönche und Kirchenobere wuß­ten im spä­ten Mittelalter sehr viel etwa über die jahr­hun­der­te­lang geleug­ne­ten Bewegungsgesetze der Planeten; die­ses Wissen blieb aller­dings in Geheimarchiven ver­schlos­sen. Vergleichbar wird es wis­sen­schaft­lich (histo­risch, mili­tä­risch, öko­no­misch) begrün­de­tes Wissen geben, daß ein Krieg gegen Rußland, China und den glo­ba­len Süden nicht zu gewin­nen ist. Auch dies bleibt geheim in den Unterlagen von NATO und Bundeswehr.

          Zu guter Letzt läßt sich Wissenschaft sehr wohl anwen­den gegen die Pläne der Herrschenden. Gute Teile der Kritik an den Corona-Maßnahmen sind wis­sen­schaft­lich begrün­det. Es läßt sich mit wis­sen­schaft­li­chen Mitteln nach­wei­sen, daß der Kapitalismus an sei­ne Grenzen stößt und über­wun­den wer­den muß, soll­te die Menschheit eine Überlebenschance haben.

  3. Biden ist doch nur eine Marionette. Wer soll die Marionette erset­zen? Würde sich mit einer ande­ren Marionette an der soge­nann­ten "Politik" etwas ändern?

    Man kann ger­ne auch über die hie­si­gen Marionetten spre­chen. Welche Entscheidungen fäl­len die­se selbst­stän­dig, ohne den Blick auf den gro­ßen Bruder und die soge­nann­te "Staatsräson".

    Ganz ehr­lich: Es ist voll­kom­men schnurz­piep­egal, wel­cher Schauspieler die Hauptrolle spielt, solan­ge er an Fäden als Marionette her­um­ham­pelt. Freiwillig oder mit­tels Verpflichtungen gegen­über dem mili­tä­risch-indu­stri­el­len Komplexe und der wirt­schaft­li­chen Interessen geführt. Politik ist zur Show ver­kom­men. Und seit Jahren ist es eine beson­ders schlech­te Show.

    1. "Politik ist zur Show ver­kom­men. Und seit Jahren ist es eine beson­ders schlech­te Show."

      … @Clarence O'Mikron, und schlech­te Shows wer­den nor­ma­ler­wei­se abge­setzt. Die sog. Politik/​Politiker haben sich nicht bewährt und gehö­ren auch abge­schafft. Für jeden Bereich des mensch­li­chen Lebens gibt es mitt­ler­wei­le Fachgebiete und Fachleute (nicht ver­wech­seln mit Konsens-Wissenschaftlern). Mit einem ordent­li­chen Bewerbungsverfahren samt Eignungstest könn­te man sol­che Auswüchse wie Annalena Baerbock, Robert Habeck oder… (soll wei­te­re 100 Namen nen­nen?), zu 100 Prozent verhindern.

      Kaninchenzüchter e.V. geht noch in Ordnung, aber poli­ti­sche Parteien? Nein Danke! Die Prinzipien allen Handels sind im Grundgesetz ziem­lich gut for­mu­liert und für die Umsetzung die­ser brau­chen wir tat­säch­lich kei­ne Marionetten. Auf den ersten Blick wirkt mei­ne Forderung viel­leicht "radi­kal", aber nichts ist ewig… "pan­ta rhei".

  4. "Andererseits, wenn mil­lio­nen­schwe­re deut­sche Promis und weni­ger Bekannte, die von staat­li­chen Geldern abhän­gig sind, jedes Mikrophon nut­zen, um vor "Antisemitismus" (bei Corona‑, Antikriegs- und sozia­len Aktionen) zu war­nen, sind sie will­kom­men. Es wird wohl doch mit Inhalten zu tun haben."

    Wahlweise auch vor dem SED-Regime, Mauer und Stacheldraht, der Stasi, natür­lich dem Russen, und seit jün­ge­rem dem Chinesen.

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