RKI-Protokolle, nächste Runde (74): "… sonst entsteht falsche Botschaft zum falschen Zeitpunkt… Maßzahlen sind politisch"

Für das Protokoll vom 4.11.20 ist es nicht mög­lich, die Entschwärzungen zu erken­nen, weil das ursprüng­lich für die­sen Tag vor­ge­leg­te Protokoll irr­tüm­lich das vom 10.7.20 ist. In TOP 1 wird, ein­ge­bracht von Lothar Wieler, die­se Frage gestellt:

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Hier geht es nur um die bis­lang geschwärz­ten und gera­de frei­ge­ge­be­nen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nach­zu­le­sen über die Kategorie _​Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _​.

Das magi­sche Denken im Krisenstab konn­te nicht vor­aus­se­hen, daß auch Japan sei­ne Wellen erle­ben wird mit "Inzidenzen" um die 1.200. Fragwürdig scheint die­se Darstellung auf coro​na​-in​-zah​len​.de: "Aktuell befin­den sich 12.313 Patientinnen und Patienten mit einer COVID-19 Erkrankung im Krankenhaus. Davon sind 166 in inten­siv­me­di­zi­ni­scher Behandlung (Stand: 27.03.2024)". Mit dem RKI spre­chend könn­te man sagen "Selbstmorde waren vor­ab schon akzep­tiert", wobei die Suizidrate in der ersten Welle tat­säch­lich zurück­ging, um dann um so stär­ker zu stei­gen, s. u. a. "Mehr Selbstmorde in Japan durch Pandemie" (dw​.com, 12.10.20) und natu​re​.com. Daß Japan wie fast die gesam­te außer­eu­ro­päi­sche Welt "bes­ser durch die Pandemie gekom­men" ist, liegt kaum an den anfäng­li­chen Maßnahmen dort.

"National" ist der R‑Wert inner­halb von zwei Tagen in den Keller gerutscht: "4‑Tage‑R=0,81;7‑Tage‑R=0,92". Am Vortag hat­te der RKI-Vize auf einer Pressekonferenz ein Horrorszenario wegen eines expo­nen­ti­el­len Anstiegs gemalt (s. hier).

Als säßen nicht Fachleute zusam­men, die Zahlen eigent­lich ein­ord­nen kön­nen, wird mit sol­chen Auskünften in TOP 1 schwarzgemalt:

Der aktu­el­le Rückblick auf das Geschehen zeigt, daß Akute Respiratorische Erkrankungen in der Saison 2020/​21 fast durch­weg wesent­lich weni­ger auf­tra­ten als in den Folgejahren. Corona mach­te davon ohne­hin nur einen Bruchteil aus:

"… sonst entsteht falsche Botschaft zum falschen Zeitpunkt… Maßzahlen sind politisch"

In TOP 7 "RKI-Strategie Fragen" wird fest­ge­legt, daß der Bevölkerung eine "rein fach­li­che Abhandlung" nicht, wohl aber eine poli­ti­sche Botschaft zum sin­ken­den R‑Wert über­mit­telt wer­den soll:

"Fremdschutzmaßnahme von FFP2 Masken ist sehr unwahrscheinlich" [sic]

Im TOP 13 "Surveillance" wird noch ein­mal zu FFP-2-Masken Stellung genommen:


"Viele in Europa haben die Maßnahmen in der letz­ten Woche ver­schärft" , heißt es fast jubi­lie­rend am 6.11.20. "National" ist zu erfah­ren: "7‑Tages-Inzidenz 128,7/100.000; Einw.4‑Tage‑R=x; 7‑Tage‑R=x (lei­der für heu­te noch nicht vor­han­den)". TOP 10 "Labordiagnostik" weist erneut aus: "Letzten 4 Wo.: 174 Einsendung: 8 SARSCoV pos; 2 posi­ti­ve pro Wo.; 83 Proben waren Rhinovirus posi­tiv". Die Warnung vor der Rhinoviren-Welle ist mir ent­gan­gen. Im glei­chen TOP zeigt sich der Krisenstab besorgt:

In den letz­ten Wochen hat­te der Krisenstab immer wie­der fest­ge­stellt, daß die Gesundheitsämter schon mit der Nachverfolgung von durch den PCR-Test als infi­ziert gel­ten­den Menschen völ­lig über­la­stet war…


Die Schweinshaxen-Ente

In den "Top 10 Ländern nach Anzahl neu­er Fälle in den letz­ten 7 Tagen" ist Deutschland am 9.11.20 auf Platz 9 vor­ge­rückt. Offenbar kann man den ver­sam­mel­ten ExpertInnen doch alles erzählen:

BfR: Bundesinstitut für Risikobewertung beim Landwirtschaftsministerium

Noch am glei­chen Tag hat­te das Ministerium dpa mit­ge­teilt, eigent­lich kön­ne das nicht sein. Das BfR selbst äußer­te sich deut­lich zurück­hal­ten­der (t‑online.de, 9.11.20). "Importierte gekühl­te oder gefro­re­ne Lebensmittel und deren Verpackungen, die unter unhy­gie­ni­schen Bedingungen in SARS-CoV-2-betrof­fe­nen Regionen her­ge­stellt wur­den, kön­nen das Virus ent­hal­ten… Grundsätzlich kön­nen Coronaviren von einer infi­zier­ten Person auf Wurst und Fleisch über­tra­gen wer­den" (bfr​.bund​.de). Im Krisenstab kam das Thema nicht mehr vor, in der Öffentlichkeit ver­lief es sich rasch. Gegenseitige Schuldzuschreibungen des Westens und Chinas waren auf bei­den Seiten für die Aufrechterhaltung des Angstniveaus nicht mehr erfor­der­lich. Update: Am 11.11.20 nahm der Krisenstab die BfR-Erklärung zur Kenntnis:

Eine klei­ne pro­pa­gan­di­sti­sche Welle mach­te die Notschlachtung aller däni­scher Nerze nach dem Autreten einer Virenmutante. Doch der Krisenstab bleibt gelas­sen: "PEI hat ein Statement dazu ver­öf­fent­licht das dies aus regu­la­to­ri­scher Sicht beim Impfstoff kein Problem ist, da nach­ad­ju­stiert wer­den kann".

"Sprachregelung sollte vorbereitet werden, jedoch zusammen mit dem in Kraft treten des neuen Gesetzesentwurfes" [sic]

Heute hat man einen R‑Wert aus­ge­kno­belt, der nicht schön zum expo­nen­ti­el­len Wachstum paßt, das öffent­lich kom­mu­ni­ziert wird: "4‑Tage‑R=1,09 (0,9–1,28); 7‑Tage‑R=0,98 (0,87–1,07)", "Anstieg flacht leicht ab; nicht stei­ler gewor­den". Es sind "nur noch 7 LK unter 25<100.000 Ew.". Händeringend sucht man einen Ausweg aus dem Fiasko:

Wie albern Schwärzungen vor­ge­nom­men wur­den, ist an die­ser nun frei­ge­ge­be­nen Stelle in TOP 5 "Kommunikation" zu erkennen:

Mit einer schnel­len Recherche erfährt man, wor­um es ging und wer dabei war: "Vorstellung des gemein­sa­men Positionspapiers: «Wie soll der Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff gere­gelt wer­den?» mit der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, und dem Präsidenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug." (you​tube​.com). Es lohnt sich, einen Blick in die­se Pressekonferenz zu wer­fen. Es war die mit dem Versprecher des Stiko-Chefs, "alle Impfwilligen in unse­rer Bevölkerung mit einem Impfstoff wirk­lich zu ver­fo…, äh, zu ver­sor­gen". Richtig zap­pe­lig wird Mertens zum Schluß, als es um die Frage der wirt­schaft­li­chen Interessen der Pharmaindustrie ging (sowas gab es damals noch):

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

Zur Rolle des Stiko-Chefs gibt es viel über https://​www​.coro​dok​.de/​?​s​=​m​e​r​t​ens.

Eine Antwort auf „RKI-Protokolle, nächste Runde (74): "… sonst entsteht falsche Botschaft zum falschen Zeitpunkt… Maßzahlen sind politisch"“

  1. "Mit gericht­li­cher Hilfe wird hier LinkedIn eine Generalabsolution erteilt durch Verweisung auf eine „Wahrheitsinstanz“, die für das Landgericht Berlin II, ohne plau­si­bel gemach­ten Grund, die WHO ver­kör­pert. Dass es sich dabei um einen „neu­tra­len“ Maßstab han­deln soll, ist eini­ger­ma­ßen lebens­fremd. Unter wel­chen Kriterien das Landgericht die­se Auswahl getrof­fen hat, hät­te nach­voll­zieh­bar erläu­tert wer­den müs­sen, ist doch in den AGB von LinkedIn immer­hin von Gesundheitsorganisationen im Plural und „Gesundheitsbehörden“ als Wahrheitsgaranten die Rede. Für das Landgericht spielt es kei­ne Rolle, dass sich LinkedIn die­se AGB spä­te­stens 2021 gege­ben hat. Die Wertung, was 2021 „füh­ren­de“ Gesundheitsorganisationen und Gesundheitsbehörden waren, kann sich bis zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung, am 02.07.2024, geän­dert haben. Das ent­geht der Aufmerksamkeit des Landgerichts. Welche neu­en ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Erkenntnisse über die Corona-Maßnahmen inner­halb von ca. 2½ Jahren bis zur Urteilsverkündung gewon­nen wor­den sind, wird von dem Landgericht als irrele­vant, als „falsch“ und „irre­füh­rend“ abgeschoben.

    Mit gericht­li­cher Unterstützung wird die Verengung des Meinungskorridors gut gehei­ßen, die eine Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen zumin­dest erschwert. Wenn die WHO ein­mal, wie das Landgericht zitiert, dekre­tiert hat, dass „schwer­wie­gen­de oder lang anhal­ten­de Nebenwirkungen (nach Impfung) extrem sel­ten” sei­en, so hat das unab­hän­gig von neu­en Erkenntnissen mit Billigung des Landgerichts Berlin II offen­sicht­lich dau­er­haft Bestand. 

    Das Landgericht Berlin II fügt dem Grundrecht der Meinungsfreiheit mit die­ser Entscheidung ele­men­ta­ren Schaden zu."

    https://​netz​werk​kri​sta​.de/​2​0​2​4​/​0​7​/​0​8​/​w​a​s​-​i​m​-​n​e​t​z​-​g​e​s​a​g​t​-​w​e​r​d​e​n​-​d​a​r​f​-​b​e​s​t​i​m​m​t​-​j​e​t​z​t​-​d​i​e​-​w​ho/

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