RKI-Protokolle, nächste Runde (67): "Anstieg in UK aufgrund von Datenpanne… UK reagiert mit Ausgangssperre"

Trend auf, Trend ab, wie das so ist mit unzu­ver­läs­si­gen Zahlen, das ist auch das Bild "International" am 5.10.20. Wieder gibt es aus­ge­lo­ste Informationen wie "55 Länder mit Inzidenz > 50, Tunesien ist ganz knapp nicht mehr auf Liste". Für D heißt es: "7‑Tage-Inzidenz: 16,8 (steigt an)". Für den Krisenstab ist das ein Grund, "etwas zu eska­lie­ren". Entschwärzt (rot gerahmt) ist in TOP 4 "Aktuelle Risikobewertung" zu erfahren:

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Hier geht es nur um die bis­lang geschwärz­ten und gera­de frei­ge­ge­be­nen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nach­zu­le­sen über die Kategorie _​Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _​.

Chaos beherrscht sowohl das Thema Grippe-Impfkampagne als auch das der Einreiseverbote und Quarantäne, wie jetzt les­bar ist in TOP 5 "Kommunikation":

"Eine Kommunikation, wie die Mitarbeiter nicht reagieren sollen, ist im Moment nicht sinnvoll"

Im glei­chen TOP wird hel­le Aufregung erkenn­bar, weil zwei Personen vor dem RKI-Gebäude eine Mahnwache planen:

Mindestkriterien für Antigenteste: "Dies würde zu nationalen Marktverzerrungen führen"

Ausnahmsweise muß man sich hier ein­mal auf die Seite des Ministers stel­len (TOP 7 "RKI-Strategie Fragen"):

Während der letz­te Absatz geschwärzt war, war frei zu lesen: "Schwächen in der Sensitivität kann durch häu­fi­ges Testen kom­pen­siert wer­den (Vorschlag von AG Diagnostik)" [sic]. Hierbei wer­den sich künf­tig zwei mög­li­che Interessen ent­ge­gen­ste­hen: Das poli­ti­sche, so lan­ge zu testen, bis der Wert posi­tiv ist, und das vie­ler Menschen, die zur Vermeidung von Quarantäne oder Ausschluß aus der Kita genau umge­kehrt testen, bis sie ein nega­ti­ves Ergebnis haben.

"Die Positivrate wird sich nach oben verschieben, da die Personen vorselektiert sind"

Im glei­chen TOP wer­den zwei Umstände bestä­tigt, die nach außen stets in Abrede gestellt wur­den, auch das war unge­schwärzt lesbar:

Frei zu lesen war auch: "2/​3 aller pos. Proben könn­ten in PCR nicht bestä­tigt wer­den", geschwärzt war: "In Rückmeldung ans BMG soll mit auf­ge­nom­men wer­den, dass ein PCR-Nachtest ent­hal­ten sein muss".


"Jetzt ist der Zeitpunkt die Maßnahmen zu verstärken"

Nichts Bewegendes gibt es inter­na­tio­nal am 7.10.20. Und in D: "Anzahl der über­mit­tel­ten Fälle steigt kon­ti­nu­ier­lich an… Saarland steigt deut­lich an; aber Bayern zeigt noch kei­nen Anstieg". Deshalb: "Jetzt ist der Zeitpunkt die Maßnahmen zu ver­stär­ken" [sic]. Zuvor hat­te man fest­ge­stellt: "R‑Wert wei­ter um die eins; sehen kei­ne wei­te­ren Entwicklungen".

In TOP 8 "Dokumente" fin­den wir die ent­schwärz­te Information:

"Brisant, dass Antigen-Teste ohne Validierung eingeführt werden sollen"

In TOP 10 "Labordiagnostik" gibt sich das RKI ein­mal päpst­li­cher als Papst Jens:


"Anstieg in UK aufgrund von Datenpanne… UK reagiert mit Ausgangssperre"

Wie nütz­lich "Datenpannen" sein kön­nen, ist am 9.10.20 in TOP 1 zu erfah­ren (Entschwärztes rot gerahmt):

Weltweit gibt es "59 Länder mit einer 7‑T.-Inz. >50 Fälle/100.000 Ew.", davon 17 in Europa. Für die BRD wird Widersprüchliches gemel­det: "R‑Wert deut­lich über 1;… 14 LK mit >50–100 Fälle/100.000 Ew.;… Keine Übersterblichkeit der­zeit beob­ach­tet".

"Begriff der Genesenen sollte kritisch überdacht werden, da viele Patienten auch nach dem Ende der akuten Erkrankungsphase noch lange leiden"

Eingebracht von der Fraktion der Hardliner, wird die Linie der Manipulation mit Zahlen fest­ge­legt (Entschwärztes rot gerahmt):

Man mau­ert zu Hospitalisierung und Intensivbetten und setzt auf Modellierungen ("die Entwicklung als Ausblick abbil­den"). Eine voll­stän­di­ge Fälschung ist der letz­te Satz. Bei Genesenen geht es nur in sehr sel­te­nen Fällen um Menschen, die zuvor erkrankt waren. Daß sie nach "der aku­ten Erkrankungsphase noch lan­ge lei­den", wird durch nichts belegt. Es han­delt sich um nichts ande­res als Propaganda. Ungeschwärzt wur­de fest­ge­hal­ten: "Beim R Wert ist es gut, dass die­ser nicht vorn ist." So hat man bereits frü­her die "Verdoppelungszeit" sanft ent­schla­fen las­sen, als sie für Verschärfungen nichts mehr hergab.

Vorsichtshalber geschwärzt hat­te man die­sen Punkt, immer noch in TOP 1:

Dem TOP 2 "Internationale Projekte" ist nun zu ent­neh­men, daß es auch im Kosovo mit den Zahlen nach oben gehen wird:

"Am Nachmittag Austausch mit Schweden"

Auch das war bis­lang geheim:

Schon am 3.7.20 hat­te man fest­ge­hal­ten: "Intern gab es mehr­fach Diskussion, dass inter­es­sant wäre sich mit Schweden aus­zu­tau­schen. ZIG wür­de es bei Bedarf orga­ni­sie­ren, wenn es Interesse sei­tens des Krisenstabes gäbe". Und am 17.7.: "Was kann man von Schweden ler­nen? (Schwed. Epidemiologe) gute Kontakte zum RKI, wird tref­fen dazu geben". Am 26.8. hieß es: "aktu­el­le Situation in Schweden soll in einer der näch­sten Sitzungen beleuch­tet wer­den, da Sonderstellung in europ. Raum".

Machen wir es kurz: In den Protokollen der Zukunft gibt es kei­nen ein­zi­gen Satz, der auf die Ergebnisse des Erfahrungsaustausches hinweist.

Prof. Wieler: "Dies muss so kommuniziert werden"

In TOP 7 "RKI-Strategie Fragen" wird der Umgang mit (zag­haft) kri­ti­schen Stimmen aus der Virologie von oben festgelegt:

Gérard Krause hat­te eini­ge Male den gröb­sten Unsinn der "Maßnahmen" in Frage gestellt. Am 8.10.20 hat­te er ("gebo­ren 1965, arbei­te­te 13 Jahre lang beim Robert Koch-Institut in Berlin, seit 2011 lei­tet der Mediziner die Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig") in einem Interview mit dem "Spiegel" unter dem Titel "Das Virus ist doch schon über­all" den Stein ins Rollen gebracht mit ket­ze­ri­schen Aussagen wie:

»SPIEGEL: Wenn ich Sie rich­tig ver­ste­he, soll­te das Ziel also gar nicht sein, die Gesamtfallzahlen einzudämmen?

Krause: Eindämmen im Sinne von "die Verbreitung unter­bre­chen" kann nicht mehr das Ziel sein. Das Virus ist doch schon über­all. Eindämmen im Sinne von "die Folgen min­dern" – natür­lich! Die Pandemie im wört­li­chen Sinne zu stop­pen, ist nach mei­ner Einschätzung schlicht nicht mög­lich. Hoffnungen in die­se Richtung zu wecken, droht Enttäuschung zu erzeu­gen und ris­kiert die Akzeptanz der Maßnahmen.«

Siehe auch "Ein Grenzwert allei­ne ist nicht aus­rei­chend". Dagegen muß­te ein Machtwort gespro­chen wer­den. Allerdings war Krause nicht zum Schweigen zu brin­gen, sie­he Die frag­wür­di­ge Macht des Inzidenzwerts. Dabei war Krause kei­nes­wegs ein grund­sätz­li­cher Gegner von "Maßnahmen", wie in vie­len Beiträgen unter https://​www​.coro​dok​.de/​?​s​=​k​r​a​use zu erfah­ren ist.

Fälle besser mehrfach zählen, ist pragmatisch

Immer noch im TOP, der Strategiefragen behan­delt, und bis­her eben­falls geschwärzt lesen wir jetzt:

Ein zwei­ter, drit­ter, vier­ter posi­ti­ver Test – nichts ande­res meint ja "Reinfektion" – soll also jeweils als neu­er "Fall" gezählt wer­den. Das mache den Kohl doch nicht fett. Nur, daß am 13.11.20 im Protokoll fest­ge­hal­ten wird: "Es gibt der­zeit kei­ne Evidenz dafür, dass Reinfektionen sel­ten sind". Am 20.11.20 erfah­ren wir: "Nach durch­ge­mach­ter SARS-CoV‑2 Infektion und nach jet­zi­gem Kenntnisstand haben Personen eine pro­tek­ti­ve Immunität, d.h. sie wer­den bei Reinfektion nicht so krank", aber das ist eine ande­re (unter­schla­ge­ne) Geschichte, die sich grund­le­gend erst durch die "Impfungen" ändern sollte.

Von Anfang an und wahr­schein­lich bis zum Ende wur­de die Praxis der Mehrfachzählung bei­be­hal­ten. "Bei poten­ti­el­len Reinfektionen, die inner­halb von weni­ger als 3 Monaten auf­tre­ten ist unsi­cher, ob es neue Infektionen sind, sie sol­len den­noch als Fälle erfasst wer­den, um Nacheinschätzung anschlie­ßend zu ermög­li­chen", heißt es noch am 19.2.21.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

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