Trend auf, Trend ab, wie das so ist mit unzuverlässigen Zahlen, das ist auch das Bild "International" am 5.10.20. Wieder gibt es ausgeloste Informationen wie "55 Länder mit Inzidenz > 50, Tunesien ist ganz knapp nicht mehr auf Liste". Für D heißt es: "7‑Tage-Inzidenz: 16,8 (steigt an)". Für den Krisenstab ist das ein Grund, "etwas zu eskalieren". Entschwärzt (rot gerahmt) ist in TOP 4 "Aktuelle Risikobewertung" zu erfahren:

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stammen von mir. Hier geht es nur um die bislang geschwärzten und gerade freigegebenen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nachzulesen über die Kategorie _Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _.
Chaos beherrscht sowohl das Thema Grippe-Impfkampagne als auch das der Einreiseverbote und Quarantäne, wie jetzt lesbar ist in TOP 5 "Kommunikation":

"Eine Kommunikation, wie die Mitarbeiter nicht reagieren sollen, ist im Moment nicht sinnvoll"
Im gleichen TOP wird helle Aufregung erkennbar, weil zwei Personen vor dem RKI-Gebäude eine Mahnwache planen:

Mindestkriterien für Antigenteste: "Dies würde zu nationalen Marktverzerrungen führen"
Ausnahmsweise muß man sich hier einmal auf die Seite des Ministers stellen (TOP 7 "RKI-Strategie Fragen"):

Während der letzte Absatz geschwärzt war, war frei zu lesen: "Schwächen in der Sensitivität kann durch häufiges Testen kompensiert werden (Vorschlag von AG Diagnostik)" [sic]. Hierbei werden sich künftig zwei mögliche Interessen entgegenstehen: Das politische, so lange zu testen, bis der Wert positiv ist, und das vieler Menschen, die zur Vermeidung von Quarantäne oder Ausschluß aus der Kita genau umgekehrt testen, bis sie ein negatives Ergebnis haben.
"Die Positivrate wird sich nach oben verschieben, da die Personen vorselektiert sind"
Im gleichen TOP werden zwei Umstände bestätigt, die nach außen stets in Abrede gestellt wurden, auch das war ungeschwärzt lesbar:

Frei zu lesen war auch: "2/3 aller pos. Proben könnten in PCR nicht bestätigt werden", geschwärzt war: "In Rückmeldung ans BMG soll mit aufgenommen werden, dass ein PCR-Nachtest enthalten sein muss".
"Jetzt ist der Zeitpunkt die Maßnahmen zu verstärken"
Nichts Bewegendes gibt es international am 7.10.20. Und in D: "Anzahl der übermittelten Fälle steigt kontinuierlich an… Saarland steigt deutlich an; aber Bayern zeigt noch keinen Anstieg". Deshalb: "Jetzt ist der Zeitpunkt die Maßnahmen zu verstärken" [sic]. Zuvor hatte man festgestellt: "R‑Wert weiter um die eins; sehen keine weiteren Entwicklungen".
In TOP 8 "Dokumente" finden wir die entschwärzte Information:

"Brisant, dass Antigen-Teste ohne Validierung eingeführt werden sollen"
In TOP 10 "Labordiagnostik" gibt sich das RKI einmal päpstlicher als Papst Jens:

"Anstieg in UK aufgrund von Datenpanne… UK reagiert mit Ausgangssperre"
Wie nützlich "Datenpannen" sein können, ist am 9.10.20 in TOP 1 zu erfahren (Entschwärztes rot gerahmt):

Weltweit gibt es "59 Länder mit einer 7‑T.-Inz. >50 Fälle/100.000 Ew.", davon 17 in Europa. Für die BRD wird Widersprüchliches gemeldet: "R‑Wert deutlich über 1;… 14 LK mit >50–100 Fälle/100.000 Ew.;… Keine Übersterblichkeit derzeit beobachtet".
"Begriff der Genesenen sollte kritisch überdacht werden, da viele Patienten auch nach dem Ende der akuten Erkrankungsphase noch lange leiden"
Eingebracht von der Fraktion der Hardliner, wird die Linie der Manipulation mit Zahlen festgelegt (Entschwärztes rot gerahmt):

Man mauert zu Hospitalisierung und Intensivbetten und setzt auf Modellierungen ("die Entwicklung als Ausblick abbilden"). Eine vollständige Fälschung ist der letzte Satz. Bei Genesenen geht es nur in sehr seltenen Fällen um Menschen, die zuvor erkrankt waren. Daß sie nach "der akuten Erkrankungsphase noch lange leiden", wird durch nichts belegt. Es handelt sich um nichts anderes als Propaganda. Ungeschwärzt wurde festgehalten: "Beim R Wert ist es gut, dass dieser nicht vorn ist." So hat man bereits früher die "Verdoppelungszeit" sanft entschlafen lassen, als sie für Verschärfungen nichts mehr hergab.
Vorsichtshalber geschwärzt hatte man diesen Punkt, immer noch in TOP 1:

Dem TOP 2 "Internationale Projekte" ist nun zu entnehmen, daß es auch im Kosovo mit den Zahlen nach oben gehen wird:

"Am Nachmittag Austausch mit Schweden"
Auch das war bislang geheim:

Schon am 3.7.20 hatte man festgehalten: "Intern gab es mehrfach Diskussion, dass interessant wäre sich mit Schweden auszutauschen. ZIG würde es bei Bedarf organisieren, wenn es Interesse seitens des Krisenstabes gäbe". Und am 17.7.: "Was kann man von Schweden lernen? (Schwed. Epidemiologe) gute Kontakte zum RKI, wird treffen dazu geben". Am 26.8. hieß es: "aktuelle Situation in Schweden soll in einer der nächsten Sitzungen beleuchtet werden, da Sonderstellung in europ. Raum".
Machen wir es kurz: In den Protokollen der Zukunft gibt es keinen einzigen Satz, der auf die Ergebnisse des Erfahrungsaustausches hinweist.
Prof. Wieler: "Dies muss so kommuniziert werden"
In TOP 7 "RKI-Strategie Fragen" wird der Umgang mit (zaghaft) kritischen Stimmen aus der Virologie von oben festgelegt:

Gérard Krause hatte einige Male den gröbsten Unsinn der "Maßnahmen" in Frage gestellt. Am 8.10.20 hatte er ("geboren 1965, arbeitete 13 Jahre lang beim Robert Koch-Institut in Berlin, seit 2011 leitet der Mediziner die Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig") in einem Interview mit dem "Spiegel" unter dem Titel "Das Virus ist doch schon überall" den Stein ins Rollen gebracht mit ketzerischen Aussagen wie:
»SPIEGEL: Wenn ich Sie richtig verstehe, sollte das Ziel also gar nicht sein, die Gesamtfallzahlen einzudämmen?
Krause: Eindämmen im Sinne von "die Verbreitung unterbrechen" kann nicht mehr das Ziel sein. Das Virus ist doch schon überall. Eindämmen im Sinne von "die Folgen mindern" – natürlich! Die Pandemie im wörtlichen Sinne zu stoppen, ist nach meiner Einschätzung schlicht nicht möglich. Hoffnungen in diese Richtung zu wecken, droht Enttäuschung zu erzeugen und riskiert die Akzeptanz der Maßnahmen.«
Siehe auch "Ein Grenzwert alleine ist nicht ausreichend". Dagegen mußte ein Machtwort gesprochen werden. Allerdings war Krause nicht zum Schweigen zu bringen, siehe Die fragwürdige Macht des Inzidenzwerts. Dabei war Krause keineswegs ein grundsätzlicher Gegner von "Maßnahmen", wie in vielen Beiträgen unter https://www.corodok.de/?s=krause zu erfahren ist.
Fälle besser mehrfach zählen, ist pragmatisch
Immer noch im TOP, der Strategiefragen behandelt, und bisher ebenfalls geschwärzt lesen wir jetzt:

Ein zweiter, dritter, vierter positiver Test – nichts anderes meint ja "Reinfektion" – soll also jeweils als neuer "Fall" gezählt werden. Das mache den Kohl doch nicht fett. Nur, daß am 13.11.20 im Protokoll festgehalten wird: "Es gibt derzeit keine Evidenz dafür, dass Reinfektionen selten sind". Am 20.11.20 erfahren wir: "Nach durchgemachter SARS-CoV‑2 Infektion und nach jetzigem Kenntnisstand haben Personen eine protektive Immunität, d.h. sie werden bei Reinfektion nicht so krank", aber das ist eine andere (unterschlagene) Geschichte, die sich grundlegend erst durch die "Impfungen" ändern sollte.
Von Anfang an und wahrscheinlich bis zum Ende wurde die Praxis der Mehrfachzählung beibehalten. "Bei potentiellen Reinfektionen, die innerhalb von weniger als 3 Monaten auftreten ist unsicher, ob es neue Infektionen sind, sie sollen dennoch als Fälle erfasst werden, um Nacheinschätzung anschließend zu ermöglichen", heißt es noch am 19.2.21.
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)