"Asow" in Prag

Die Werbeveranstaltungen der ukrai­ni­schen Neofaschisten in Berlin und Hamburg muß­ten abge­sagt wer­den. Ein ein­fühl­sa­mer Bericht auf faz​.net über die Propagandashow der ukrai­ni­schen 3. Sturmbrigade in Prag kommt nicht dar­an vor­bei, eine Einordnung vorzunehmen.

faz​.net (5.8.24)

»... In Polen waren die Männer von der 3. Sturmbrigade bereits, in Warschau und Breslau. Nach Prag steht die litaui­sche Hauptstadt Vilnius auf ihrem Programm. Auch in Hamburg und Berlin, in Belgien und in den Niederlanden waren Auftritte vor­ge­se­hen, wur­den aus „Sicherheitsgründen“ aber abgesagt.

Es habe Schmähungen, ja sogar Morddrohungen gege­ben, berich­tet Moderator und Mitorganisator Bilyi. Die Behörden in die­sen Ländern sei­en nicht in der Lage gewe­sen, ein zufrie­den­stel­len­des Sicherheitskonzept zu gewähr­lei­sten. Urheber sei­en „vie­le Linksextremisten, rus­si­sche Propagandisten, Antifa“, die fal­sche Anschuldigungen erhö­ben gegen die Leute, die nichts ande­res täten als für ihr Land zu kämp­fen…«

Auch in Prag gab es Schmähungen von der Kommunistischen Partei. Denn: "Mit dem Faschismusvorwurf gegen die ukrai­ni­schen Verteidiger sind pro­rus­si­sche Kreise schnell zur Hand". Doch ganz abwe­gig erscheint den bei­den nach Prag ent­sand­ten Reportern der Vorwurf nicht:

»Die offen­sicht­lich­ste Verbindung ist, dass die 3. Sturmbrigade, die im Februar 2023 offi­zi­ell vom ukrai­ni­schen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj das Schlachtbanner erhal­ten hat­te, von Andryj Biletzkyj kom­man­diert wird. Der heu­te Fünfundvierzigjährige gilt seit den Nullerjahren als einer der füh­ren­den Vertreter des ukrai­ni­schen Rechtsextremismus und grün­de­te das Freiwilligenbataillon „Asow“ im März 2014,..

Die Freiwilligen stell­ten sich [den Russen] auf­sei­ten der schlecht vor­be­rei­te­ten ukrai­ni­schen Armee ent­ge­gen und erran­gen dabei wich­ti­ge Erfolge. Dem dama­li­gen Bataillon wur­den in der Anfangsphase des Krieges im Donbass aller­dings auch Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zur Last gelegt…«

Organisator Bilyi wehrt sich. Die Brigade dul­de kei­nen Rassismus:

»„Sie haben kei­ne Nazis.“ Als Beleg führt er an, die Brigade sei mul­ti­na­tio­nal. „Sie haben Leute aus fast jedem Land in Europa.“

Dieses Argument hat einen offen­sicht­li­chen Haken. Neonazis gibt es in prak­tisch jedem Land in Europa…

Selbstinszenierung war schon immer Trumpf

Auch wenn „Asow“ für die ukrai­ni­sche Öffentlichkeit stets die Veteranen und die mili­tä­ri­schen Erfolge in den Vordergrund stell­te, ver­stand man sich selbst nie nur als rei­ne Kampfeinheit, son­dern als natio­na­le Bewegung. Vor dem Beginn der mili­tä­ri­schen Invasion Russlands im Fe­bruar 2022 setz­te sich die­se Bewegung aus Dutzenden Projekten wie Ferienlagern, Veteranenverbänden, Jugendgruppen und einer poli­ti­schen Partei zusam­men. Die Ideologie der Bewegung galt als anti­de­mo­kra­tisch und rechts­extrem. Führungspersonen äußer­ten sich mehr­fach an­tisemitisch, man ver­netz­te sich mit Rechtsextremen im Ausland. Biletzkyj, der heu­ti­ge Kommandeur der 3. Sturmbrigade, war auch das Gesicht der rechts­extre­men Partei „Nationaler Korpus“, mit der man ver­such­te, die Popularität der Kampfeinheit in poli­ti­schen Einfluss ist umzu­wan­deln. Dieses Vorhaben aber schei­ter­te kra­chend…«

Doch:

»Auch auf den Straßen Kiews ste­chen die Plakate der 3. Sturmbrigade aus den sonst ein­tö­ni­gen Re­kru­tierungskampagnen her­aus. Ihre Poster zei­gen star­ke, ent­schlos­se­ne Männer mit dem Logo der Brigade, die sich zom­bie­ähn­li­chen Kreaturen mit dem rus­si­schen Kriegssymbol Z entge­genstellen. Wo wir sind, da ist Action, könn­te man das Selbstverständnis der Brigade auf den Punkt bringen…«


Bei all dem soll­te man nicht ver­ken­nen, daß sich auch die rus­si­sche Seite bereit­wil­lig Rechtsradikaler bedient. Sie sind eine schlag­kräf­ti­ge Waffe gegen den Teil der rus­si­schen Linken, der sich dem Krieg ent­ge­gen­stellt. Das Wohlwollen rus­si­scher Medien und der dor­ti­gen Politik in Bezug auf die AfD und ande­re euro­päi­sche Rechtsparteien ist offen­kun­dig. (Um Frau Melonis Gunst muß Putin sich ein Wettrennen mit Scholz und von der Leyen liefern.)

Während die rus­si­sche Führung kei­nen Hehl aus dem Buhlen um rechts­extre­me Parteien macht, spart man im Westen die Zusammenarbeit mit Neofaschisten in der Öffentlichkeit meist aus oder ver­harm­lost sie. Es könn­te die Frage auf­kom­men, wer da alles bei der Verteidigung "unse­rer Werte" mitmischt.

Siehe auch

Asow-Brigade darf in Berlin und Hamburg Freiwillige “wer­ben”

Keine Nazis in der Ukraine. Nirgends

5 Antworten auf „"Asow" in Prag“

  1. Klingt wie "hin­ter mir ste­hen Millionen". Und neu­lich im Ersten: In 15 Minuten Tagesschau 10 Minuten Höcke.

    Die FAZ steht dem in nichts nach.

  2. Meines Wissens wider­legt sich der Nazi-Bezug dadurch, dass Herr Selenskyi ent­la­stend angab sel­ber jüdisch-stäm­mig zu sein. Das ist also nicht möglich.

    Die Frankenberger-These, nach der Hitler mög­li­cher­wei­se „Vierteljude“ gewe­sen sei, gilt übri­gens als wider­legt. Dafür sorg­te im Wesentlichen schein­bar zumin­dest Reichsrechtsführer Frank.

    " … Frank war Anwalt Hitlers auch in 40 wei­te­ren Prozessen. 1931 erhielt Frank den Auftrag, Behauptungen über Hitlers jüdi­sche Abstammung zu wider­le­gen. Er wur­de dadurch zum inti­men Kenner von Hitlers Abstammung und sah mög­li­cher­wei­se als ein­zi­ger alle dies­be­züg­li­chen Dokumente, von denen spä­ter ein Teil ver­schwand. In den Memoiren, die Frank kurz vor sei­ner Hinrichtung nie­der­schrieb, behaup­te­te Frank, Maria Schicklgruber, die Mutter von Hitlers unehe­lich gebo­re­nem Vater Alois Hitler, sei als Köchin im Haushalt einer jüdi­schen Familie namens Frankenberger ange­stellt gewe­sen. Zwar woll­te Frank nicht ganz aus­schlie­ßen, dass Hitlers Großvater dem­nach Jude gewe­sen sein könn­te, er schrieb aber auch: „Daß Adolf Hitler bestimmt kein Judenblut in den Adern hat­te, scheint mir aus sei­ner gan­zen Art der­ma­ßen ekla­tant erwie­sen, daß es kei­nes wei­te­ren Wortes bedarf …"
    Quelle: https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​H​a​n​s​_​F​r​ank

    Aha, dies­be­züg­li­che Dokumente, von denen spä­ter ein Teil ver­schwand! So war das also. wie auch immer, wei­ter wird auf­ge­führt " … gilt jedoch mitt­ler­wei­le als wider­legt!" (mit Verweis auf Masser) Leuchtet ein? [Fragezeichen]

    Von Frank stammt unter ande­rem der Leitsatz:

    "… Der Richter ist nicht als Hoheitsträger des Staates über den Staatsbürger gesetzt, son­dern er steht als Glied in der leben­di­gen Gemeinschaft des deut­schen Volkes. Es ist nicht sei­ne Aufgabe, eine über der Volksgemeinschaft ste­hen­de Rechtsordnung zur Anwendung zu ver­hel­fen oder all­ge­mei­ne Wertvorstellungen durch­zu­set­zen, viel­mehr hat er die kon­kre­te völ­ki­sche Gemeinschaftsordnung zu wah­ren, Schädlinge aus­zu­mer­zen, gemein­schafts­wid­ri­ges Verhalten zu ahn­den und Streit unter Gemeinschaftsmitgliedern zu schlichten … "
    Quelle: Deutsches Recht 1936

    Wdh: "… nicht sei­ne Aufgabe, eine über der Volksgemeinschaft ste­hen­de Rechtsordnung …" – Da haben wir's doch! Oder lese ich das ver­kehrt. Das liegt doch alles HINTER uns? [Der Glaubwürdigkeitszuordnung der Quellen wegen]

  3. OK. Noch ist «Asow» in der BRD ver­bo­ten. Halbwegs. Kranzniederlegungen auf dem Bandera-Grab sind, glau­be ich, erlaubt. Trotzdem scheint der Wokeismus so lang­sam aus­ge­lutscht zu sein. Die pari­ser Show hat nicht vie­le übezeugt, in Amerika kommt Trump und in Ossiland die AfD.

    Vor dem Hintergrund beeilt sich die «Russland ruinieren»-Ampel (wenn man Grün, Rot und Gelb mischt erhält man…?) dar­um, auf bewähr­te Krieger zurück zu greifen.

    «Nahezu unbe­merkt von der Öffentlichkeit erließ die Bundeswehr am 12. Juli „Ergänzende Hinweise zu den Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege der Bundeswehr“. Das vom Abteilungsleiter Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Kai Rohrschneider, unter­zeich­ne­te Dokument nennt expli­zit füh­ren­de Generäle und Offiziere der Nazi-Wehrmacht als „tra­di­ti­ons­stif­tend“ und „iden­ti­fi­ka­ti­ons­schaf­fend“ für die Bundeswehr.»

    «„In der Traditionspflege der Bundeswehr mit Bezug zur Zeitenwende“ kom­me „der Gründergeneration der Bundeswehr eine bedeu­ten­de Rolle für tra­di­ti­ons­stif­ten­de mili­tä­ri­sche Exzellenz zu“, heißt es dort. „Die rund 40.000 von der Wehrmacht über­nom­me­nen ehe­ma­li­gen Soldaten hat­ten sich zu gro­ßen Teilen im Gefecht bewährt und ver­füg­ten somit über Kriegserfahrungen, die beim Aufbau der Bundeswehr unent­behr­lich waren.“»

    WSWS (31.7.24) – https://​www​.wsws​.org/​d​e​/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​2​0​2​4​/​0​7​/​3​1​/​p​e​r​s​-​j​3​1​.​h​tml

    Wie Bengt Kiene schon anläss­lich der Bauerndemos beob­ach­tet hat: «Der Demonstrationszug ist da vor­ne links abge­bo­gen und kommt in ca. einer hal­ben Stunde von da oben rechts wie­der auf den Platz zurück».

    https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​G​N​9​P​0​z​k​l​IhQ

    Auf den Heldenplatz.

    1. @Ulf Martin ; @All

      Wenn man Rot Grün und Gelb mischt, nähert man sich der Nichtfarbe in dem Masse, umso weni­ger Licht dem ein­wirkt. Davon macht man sich dann unab­hän­gig, wenn Schwarz dem bei­gemischt wird. Was nützt die Erkenntnis.

      Asterixphilosophie: "Die Milch ist ein­fach über­ge­lau­fen", sprach der Obelix. – "Erziehungsmethoden" wir­ken nicht auf Dinge und deren Verhalte. Und deren Zusammenwirken!

      Natürlich wuss­te Frau Dr. Rer. nat. Angela Merkel was sie tat. – Aber Hallo!

      Klick-Klick?

      Frau Dr. ist in die­sem Fall über Expertise nicht Strafdingsbumsrelevant.

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