Wien ist noch antifaschistischererer und von allen guten Geistern verlassen

"Ehrt eure deut­schen Meister. Dann bannt ihr gute Geister". Dieser etwas ver­stö­ren­de Spruch Richard Wagners aus den "Meistersingern", mit dem er vor "wel­schem Dunst mit wel­schem Tand" war­nen woll­te, prangt auf dem Wiener Konzerthaus. Aufgrund einer Denunziation hat es nun die Coronakritik als ver­mut­lich noch grö­ße­ren Feind als AfD respek­ti­ve FPÖ aus­ge­macht. Auf mein​be​zirk​.at ist am 24.1.24 zu lesen:

»Wegen Corona-Leugner
Wiener Konzerthaus sagt "Gesundheits"-Veranstaltung ab

WIEN. Ein Veranstaltungsplakat sorg­te unweit des Juridicums für Aufsehen. Darauf ist eine Ankündigung abge­bil­det, bei der man für eine Gesundheits-Veranstaltung wirbt, die am 21. Februar im Wiener Konzerthaus statt­fin­den soll­te. Veranstalter ist die "Liste frei­er Ärzte" – hier besag­tes Plakat auf der Plattform "X" (ehe­mals Twitter), gesich­tet vom Medien-Wissenschafter Eberl Jakob-Moritz (Schwerpunkt Medien und Demokratie):

… Bei einer Person han­delt es sich um einen gewis­sen Dr. Wolfgang Wodarg. Ein Unbekannter ist er nicht. Dieser erreich­te wäh­rend der Corona-Pandemie wegen meh­re­rer, irre­füh­ren­der Aussagen in Bezug zur Pandemie eine frag­wür­di­ge Prominenz.

Falsch-Infos zu Corona verbreitet

So sprach das deut­sche Magazin "Spiegel" bereits zu Beginn der Pandemie im März 2020 von gefähr­li­chen Falschinformationen, die von Wodarg aus­ge­hen würden…

Vor allem wegen des Vorweisens von Fachexpertise – der deut­sche Mediziner und ehe­ma­li­ges SPD-Mitglied besitzt drei Facharztqualifikationen – wür­de er mit sei­nen Inhalten wohl ern­ster genom­men werden…

Vertrag aufgelöst

MeinBezirk​.at frag­te am Dienstag beim Konzerthaus nach, ob man sich bewusst gewe­sen sei, um wel­ches Geisteskind es sich bei dem Herrn han­delt, den man bei sich auf­tre­ten las­sen wür­de. In einem Antwortschreiben dann der Paukenschlag: man habe den Vertrag mit den Veranstaltern auf­ge­löst, die Veranstaltung wird also nicht mehr stattfinden…«

Dem Autor fällt nicht auf, daß sei­ne wohl­wol­len­de Berichterstattung über die "groß ange­kün­dig­te Demo 'Demokratie ver­tei­di­gen'" etwas kol­li­diert mit sei­ner Initiative zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit.

Der "Medien-Wissenschafter", der mit sei­nem Tweet die Absage der Veranstaltung in Gang gesetzt hat­te, stellt sich so dar:

twit​ter​.com

Von ihm stammt ein ful­mi­nan­tes Werk aus dem Jahr 2021 unter dem Titel "From Populism to the "Plandemic": Why popu­lists belie­ve in COVID-19 con­spi­ra­ci­es". Im Abstract ist dort (über­setzt ins Deutsche) zu lesen:

»Warum sind die COVID-19-Verschwörungstheorien so weit ver­brei­tet? Warum igno­rie­ren eini­ge Bürgerinnen und Bürger wis­sen­schaft­li­che Beweise und gän­gi­ge Logik und sind statt­des­sen über­zeugt, dass COVID-19 ein mili­tä­ri­sches Experiment war oder durch 5G-Signale ver­brei­tet wur­de? Warum soll­ten sie glau­ben, dass Bill Gates etwas damit zu tun hat? In die­sem Beitrag argu­men­tie­ren wir, dass Populismus im Zentrum die­ser Überzeugungen steht, da die kom­ple­xe Natur der COVID-19-Pandemie sie zu einer idea­len Spielwiese für den Widerstand der Populisten gegen wis­sen­schaft­li­che und poli­ti­sche Eliten macht… Diese Ergebnisse haben wich­ti­ge Implikationen für die Kommunikation der Eliten in Bezug auf die Eindämmung von Viren.«

So rich­tig haben die "Eliten" wohl nicht ver­stan­den, wie sie mit den 5G-Verschwörern umge­hen soll­ten. Sie sind bekannt­lich nur bis zu 3G gelangt.

Ein wei­te­res Opus unter dem über­setz­ten Titel "Determinanten der COVID-19-Impfstoffmüdigkeit", zu dem er im März 2023 bei­trug, kam sei­ner­seits ent­schie­den zu spät. Da war selbst in Österreich die "Impfpflicht" als nicht durch­setz­bar schon lan­ge zu den Akten gelegt.

Negative Beeinträchtigung durch übermäßige Skepsis bei "einfachen Bürger:innen"

Im Dezember 2023 leg­te er mit einer auf­ge­bla­se­nen "Fallstudie Wissenschaftsskepsis" mit zwei wei­te­ren Gläubigen Ergebnisse aus einem "Austrian Corona Panel Project" vor. Wissenschaft ist den AutorInnen selbst­re­dend die staat­lich zuge­las­se­ne Verlautbarung, die von ab­weichender Leugnung oder gar Fragen nach Interessen gefähr­det wird. In der Einleitung ist bereits festgelegt:

»… Moderne Wissensbereiche sind hoch­spe­zia­li­siert und kom­plex, mit dem Alltagsverständnis ein­fa­cher Bürger:innen nicht immer begreif­bar und selbst für Fachleute aus ver­wand­ten Disziplinen nicht immer leicht zu durchschauen…

Übermäßige Skepsis gegen­über wis­sen­schaft­li­chen Institutionen, Prozessen und Erkenntnissen beein­träch­tigt nicht nur Einzelpersonen nega­tiv, son­dern gefähr­det auch die Fähigkeit der Politik zur Problemlösung – und lezt­lich den gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt.«

Wer sich "Eliten" ver­pflich­tet fühlt, kann über gesun­den Menschenverstand und begrün­de­tes Mißtrauen nur die Nase rümp­fen. Kein Zufall ist es, daß an die­ser Stelle die Pendants Frei & Nachtwey sowie Lamberty & Nocun her­an­ge­zo­gen werden..

Es existiert auch ein gewisses Vertrauen in die Wissenschaft in der Bevölkerung

Die voll­stän­di­ge Leugnung kri­ti­scher wis­sen­schaft­li­cher Arbeiten zum Umgang mit Corona, die es neben viel­fäl­ti­ger Schwurbelei eben auch zuhauf gab, wird erkenn­bar an Formulierungen, die Kritik wol­le "die Bedeutung wis­sen­schaft­li­chen Wissens und Erkenntnisgewinns ins­ge­samt her­ab­set­zen" und stel­le "Pseudoexpertise ('alter­na­ti­ve Fakten')" dar. Der stu­pi­de Ansatz führt zu der hilf­lo­sen Beobachtung:

»Dabei ist ein auf­fäl­li­ger Vertrauensrückgang im Zeitverlauf bei jenen Institutionen zu beob­ach­ten, die am Meinungsbildungs­prozess betei­ligt sind, wie etwa dem Parlament, der Bundesregierung und dem öffent­lich-recht­li­chen Fernsehen. Insgesamt lässt sich fest­hal­ten, dass trotz vor­han­de­ner Skepsis auch ein gewis­ses Vertrauen in die Wissenschaft in der Bevölkerung exi­stiert.«

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