COVID-19: NATO in der "Schlacht auf dem Feld der strategischen Kommunikation"

Generalleutnat Olivier Rittimann, damals Kommandant des NATO-Defence College in Rom, gab 2021 Einblicke in die Denkweise des "Verteidigungsbündnisses". Er beschreibt, wie die NATO "dafür sorg­te, dass der Gesundheitsnotstand nicht… zu einer Sicherheitskrise wur­de". Denn der Russe lau­er­te. Zum Glück ver­füg­ten wir über "eine aggres­si­ve kom­mu­ni­ka­ti­ve Gegenstrategie".

Die Ausführungen neh­men sich aus wie Berichte aus einer fer­nen Galaxis und mögen auch erklä­ren, war­um die gegen­wär­ti­gen NATO-Erfolge am ehe­sten mit "geht so" beschrie­ben wer­den können:

»1 Einleitung
Auf dem Höhepunkt der COVID-Krise wur­de der NATO wie­der­holt vor­ge­hal­ten, sie unter­neh­me nichts im Kampf gegen die Pandemie. Wie zu erwar­ten, kamen die­se Kritiker aus Russland und China. Beide wand­ten höchst effi­zi­en­te Methoden der stra­te­gi­schen Kommunikation an, um der NATO ein ver­meint­lich unzu­rei­chen­des Engagement vor­zu­wer­fen. Doch wur­de Kritik auch inner­halb der Allianz laut und es wur­de gefor­dert, dass die NATO ange­mes­sen auf die Situation reagie­ren sol­le. Russische Propaganda, unter­stützt durch die Entsendung von Flugzeugen und LKWs nach Italien, und die Überforderung der ein­zel­staat­li­chen Behörden schür­ten ein Gefühl der Unzufriedenheit bei den Menschen, was die Nützlichkeit und Effektivität inter­na­tio­na­ler Organisationen im Allgemeinen und der NATO und der Europäischen Union im Besonderen anbe­langt. Dieser Eindruck der Tatenlosigkeit hielt sich nach Ausbruch der COVID-Krise in den mei­sten Staaten des Bündnisses eini­ge Wochen lang, bis das NATO-Hauptquartier, SHAPE und die ein­zel­nen Nationen selbst eine aggres­si­ve kom­mu­ni­ka­ti­ve Gegenstrategie kon­zi­pier­ten.

Abgesehen von die­ser Schlacht auf dem Feld der stra­te­gi­schen Kommunikation hat die NATO tat­säch­lich zu einem sehr frü­hen Zeitpunkt der Krise reagiert. Sie tat dies zunächst, indem sie dafür sorg­te, dass der Gesundheitsnotstand nicht dadurch zu einer Sicherheitskrise wur­de. Es soll­te nicht der fal­sche Eindruck ent­ste­hen, unse­re Streitkräfte sei­en weni­ger wach­sam. Dies hät­te zu einer Eskalation der Spannungen mit Russland füh­ren kön­nen. Sie wur­de aber auch aktiv, indem sie den Bündnisstaaten sämt­li­che Koordinierungsmechanismen der NATO zur Verfügung stell­te: Fachkräfte für Krisenreaktion und Logistik, Planungsfähigkeiten sowie ihre bestehen­den dau­er­haf­ten Hauptquartier-Strukturen. Einige Nationen haben die­se Ressourcen genutzt, ande­re zogen es vor, zumin­dest zu Beginn auf natio­na­ler Ebene zu ope­rie­ren. Aber Tatsache bleibt, dass die NATO und ins­be­son­de­re das Allied Command Operations ein­satz­be­reit waren und die­se Einsatzbereitschaft die gesam­te Krise hin­durch auf­recht­erhiel­ten. Dadurch unter­stri­chen sie die Bedeutung der Organisation.«

Was haben wir? 

Eine Situation in Italien im Frühjahr 2020, die mit "Überforderung der ein­zel­staat­li­chen Behörden" recht geschönt beschrie­ben wird. Der Russe reagiert mit Aktionen, die an eine Invasion gemah­nen. Die "FAZ" berich­te­te damals:

»… Auf dem Militärflughafen Tschkalowski in der Nähe von Moskau stan­den am Sonntag neun Flugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 für den Abflug nach Italien bereit, wie das Verteidigungsministerium in Moskau mitteilte…

„Zusätzlich bereit steht eine Gruppe mit rund 100 Menschen, dar­un­ter füh­ren­de Spezialisten des Verteidigungsministeriums auf dem Gebiet der Virologie und Epidemiologie“, hieß es in der Mitteilung. Die Experten hät­ten inter­na­tio­na­le Erfahrung im Kampf gegen Epidemien. Sie sei­en mit moder­ner Ausrüstung zur Diagnose und zur Desinfektion ausgestattet…

Mit der huma­ni­tä­ren Geste setzt Russland auch ein poli­ti­sches Zeichen. Die Beziehungen zum Westen sind so gespannt sind wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Auf Bitten Italiens sol­len unter ande­rem Schutzausrüstungen, mobi­le Versorgungsstationen und Mittel für die groß­flä­chi­ge Desinfektion von Verkehrsmitteln und Gebieten hel­fen…«
faz​.net (22.3.20)

Für das "Handelsblatt" stell­te "der Hilfskonvoi ein äußerst wich­ti­ges Signal inter­na­tio­na­ler Solidarität in Krisenzeiten" dar, mit der Putin auch "sein seit eini­gen Jahren im Ausland ange­kratz­tes Image auf­bes­sern" wol­le (han​dels​blatt​.com, 24.3.20). Beide Organe ste­hen der NATO freund­lich gegen­über. Nirgends ist die Rede von einem Versagen der Organisation oder dem Schüren einer Anti-NATO-Haltung durch die Russen. Zwar raun­te die "FAZ" ein paar Tage spä­ter, daß sich im Offizierskasino des ita­lie­ni­schen Generalstabs "der Befehlshaber des rus­si­schen Kontingents und sei­ne ita­lie­ni­schen Gastgeber über eine Landkarte der Apennin-Halbinsel [beug­ten], als wür­den sie gemein­sam eine Militäroperation pla­nen" (faz​.net, 27.3.20), doch auch hier: Nichts von unwach­sa­mer NATO und rus­si­schen Vorwürfen. Auch spä­ter beschränk­te sich die media­le Betrachtung allen­falls auf die obli­ga­to­ri­sche Vermutung von Geheimdienstmachenschaften.

Der zwei­te Absatz Rittimanns ist voll­ends rät­sel­haft. Was unter­nahm die NATO woge­gen, abge­se­hen von der Kommunikationsschlacht? Keinen fal­schen Eindruck erwecken? "Dauerhafte Hauptquartier-Strukturen" wem und zu wel­chem Zweck zur Verfügung stellen?

Nun wird das Bündnis woke

»2 Das Erwachen der NATO
Um die Maßnahmen der NATO und deren Grenzen wäh­rend der COVID-19-Krise rich­tig ein­ord­nen zu kön­nen, muss man den all­ge­mei­nen Kontext ver­ste­hen, in dem die NATO zur Zeit des Ausbruchs im Frühjahr 2020 operierte…

Im März 2019 befand sich die NATO im Prozess der Ausarbeitung einer neu­en Militärstrategie. Anschließend wur­den neue Konzepte für die Abschreckung und Verteidigung im Zuständigkeitsbereich des SACEUR umge­setzt; das soge­nann­te Allied Command Transformation Warfighting Capstone-Konzept soll­te sicher­stel­len, dass die NATO in den kom­men­den Jahrzehnten effek­tiv auf jede grö­ße­re Krise reagie­ren kann. Aufgrund die­ser viel­fäl­ti­gen Bemühungen stand die mili­tä­ri­sche Seite des Spektrums (mög­li­cher Einsätze) im Vordergrund. Niemand glaub­te ernst­haft, dass es Aufgabe der NATO sei, eine Pandemie zu bekämp­fen, auch wenn immer wie­der Lippenbekenntnisse dazu abge­legt wurden…

Eine Reihe von Echtzeit-Testläufen wur­de durch­ge­führt, um die Schwierigkeiten bei der Verlegung einer schnel­len Eingreiftruppe inner­halb Europas, auf dem Land- und dem Luftweg, zu ermit­teln. Im Rahmen die­ser Bemühungen führ­ten die Alliierten einen Mechanismus zur Verbesserung der schnel­len Luftbeweglichkeit ein, der mili­tä­ri­schen Flügen ein spe­zi­fi­sches NATO-Rufzeichen zuord­ne­te, um auf die­se Weise die Arbeit der Flugsicherung und diplo­ma­ti­sche Freigaben zu erleich­tern und Flugstreckenbeschränkungen zu besei­ti­gen – alles in enger Zusammenarbeit mit der gesamt­eu­ro­päi­schen Organisation EUROCONTROL. Vor dem Ausbruch der Krise war ein sol­cher Mechanismus nie ein­ge­setzt wor­den.«

Die neue Militärstrategie, drei Jahre vor dem Ukrainekrieg, wird die rus­si­sche Führung auf­merk­sam ver­folgt haben, was hier aber nicht Thema sein soll. Die NATO hat also die "Corona-Pandemie" genutzt, um die "Verlegung einer schnel­len Eingreiftruppe inner­halb Europas" zu opti­mie­ren und dabei spe­zi­el­le Klingeltöne zum Einsatz gebracht. Man will das ger­ne glau­ben, aber wem will der General erzäh­len, damit habe man einen Beitrag zur "Pandemiebekämpfung" gelei­stet? Vielleicht erklärt es es im fol­gen­den Absatz. Dafür muß man den Inhalt vom Fachchinesischen (Achung, Bonmot-Alarm!) entkleiden.

Frühzeitig Maßnahmen ergriffen, die für Außenstehende jedoch nicht sichtbar waren

»3 Eine schnel­le Reaktion der NATO auf die Covid-Epidemie
Der Beginn der Gesundheitskrise in China blieb nicht unbe­merkt. Im Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) wie­sen Erkenntnisse, die das Comprehensive Crisis and Operations Management Center im Rahmen sei­ner stra­te­gi­schen Früherkennung sam­mel­te, auf poten­zi­el­le Übertragungseffekte hin. Dies löste den Betriebskontinuitätsplan (Business Continuity Plan, BCP) aus, der ursprüng­lich die Kontinuität der Führungsstrukturen im Fall eines kon­ven­tio­nel­len, ter­ro­ri­sti­schen oder auch Cyberangriffs sicher­stel­len soll­te. SHAPE pass­te die­sen BCP schnell an die Lage an, indem es die Regeln und effi­zi­en­te­sten Methoden der Weltgesundheitsorganisation über­nahm, die Personalkapazitäten redu­zier­te, Schichtdienst und Heimarbeit ein­führ­te und die Anzahl der Dienstreisen dra­stisch verringerte.

Anfang März 2020 ergin­gen Befehle über ver­stärk­te Truppenschutzmaßnahmen an unter­ge­ord­ne­te Führungsstellen. Sie hat­ten den Zweck, wei­ter­hin eine wir­kungs­vol­le und glaub­wür­di­ge Abschreckung und Verteidigung sicher­zu­stel­len, die Kernaufgabe der NATO. Die Gesundheitskrise soll­te nach den Worten des Generalsekretärs nicht zu einer Sicherheitskrise wer­den, indem die NATO den Eindruck erweck­te, weni­ger wach­sam zu sein als sonst. Gleichzeitig wur­de ein gro­ßes Live-Manöver abge­sagt, um die Bewegung von Truppen quer durch Europa zu ver­rin­gern und so zu ver­hin­dern, dass die­se zu einem wei­te­ren Überträger des Virus würden.

Sobald die NATO ihr eige­nes Haus in Ordnung gebracht hat­te, stell­te sich die Frage, wie sie das mili­tä­ri­sche Machtinstrument am besten nut­zen könn­te, um bei der Bewältigung der Gesundheitskrise zu hel­fen. Dabei stand die Frage im Vordergrund, wel­che Rolle die NATO an der Seite der Bündnisnationen spie­len könn­te. Mehrere Objekte aus dem Inventar NATO-eige­ner mili­tä­ri­scher Ressourcen wur­den in Betracht gezo­gen: Die Führungsstruktur der NATO und ihre Hauptquartiere wären zwei­fel­los am nütz­lich­sten mit ihrem in Krisenreaktionsoperationen und ‑abläu­fen geschul­ten Personal. Aber auch die zivi­len Behörden der NATO soll­ten eine Rolle spie­len, ins­be­son­de­re die in Luxemburg ansäs­si­ge Versorgungs- und Beschaffungsbehörde der NATO, die Aufträge ver­gibt und Ausrüstungsgüter kauft und die über gute Kontakte zur Wirtschaft ver­fügt. Im NATO-Hauptquartier in Brüssel wur­de das Euro-Atlantic Disaster Relief Coordination Centre akti­viert und dien­te als Zentralstelle für die Koordinierung der von den ein­zel­nen Staaten kom­men­den Anfragen und Angebote.

Infolgedessen wur­den schon früh­zei­tig Maßnahmen ergrif­fen, die für Außenstehende jedoch nicht sicht­bar waren. Die NATO ver­fügt nicht über eige­ne Transportmittel wie Flugzeuge, LKWs oder Schiffe oder auch Feldlazarette. Wann immer die­se Ressourcen SACEUR für eine bestimm­te Operation bereit­ge­stellt wer­den, unter­lie­gen sie einem Verfahren der Übergabe der Verantwortung und blei­ben unter sei­nem Befehl, bis die Staaten beschlie­ßen, sie zurück­zu­zie­hen. Die NATO-Reaktionsstreitmacht war tat­säch­lich ein­satz­be­reit, besaß aber kei­ne nen­nens­wer­ten Fähigkeiten im medi­zi­ni­schen Bereich. Letztlich kon­trol­liert und befeh­ligt SACEUR also nur das, was Mitgliedstaaten ihm zur Verfügung stel­len; nichts ist von Dauer, alles wird für einen bestimm­ten Zeitraum über­ge­ben, abge­se­hen von den Hauptquartieren der Führungsstruktur.«

Das hilft auch nicht son­der­lich. Um den Eindruck zu ver­mei­den, heißt es erneut, "weni­ger wach­sam zu sein als sonst", bemerk­te man den "Beginn der Gesundheitskrise in China". Trotz "stra­te­gi­scher Früherkennung" fiel man auf die "Regeln und effi­zi­en­te­sten Methoden der Weltgesundheitsorganisation" her­ein, redu­zier­te die Personalkapazitäten, schick­te die Truppe ins Homeoffice und sag­te ein "gro­ßes Live-Manöver" ab. Damit war das "eige­ne Haus in Ordnung gebracht" und man konn­te sich der Frage wid­men, wie "das mili­tä­ri­sche Machtinstrument" zur "Bewältigung der Gesundheitskrise" zu nut­zen sei. Man hat­te die eine oder ande­re Idee, vor allem bei der Schaffung phan­ta­sie­voll benann­ter Organisationen, aber "nix an de Fööss", wie der respekt­lo­se rhei­ni­sche Zivilist zu sagen pflegt. Schließlich besaß man "kei­ne nen­nens­wer­ten Fähigkeiten im medi­zi­ni­schen Bereich", die doch in gewis­sem Maße hilf­reich gewe­sen wären bei der Bewältigung einer Gesundheitskrise. Anders als der Russe, der sei­ne medi­zi­ni­schen Agenten in Uniform öffent­lich auf­tre­ten ließ, beschränk­te sich die NATO, und zwar schon früh­zei­tig, auf Maßnahmen undercover.

Kompetenzgerangel

Das Bündnis war also hell­wach, hat aber rein gar nichts auf die Kette bekom­men. Das lag auch an Kompetenzgerangel und Profilierungslüsten:

»4 Die Grenzen des­sen, was die NATO lei­sten kann
Die COVID-Krise brach­te die Grenzen des­sen ans Licht, was der Supreme Allied Commander tat­säch­lich lei­sten konn­te. Fragen nach der poli­ti­schen Kontrolle und danach, was SACEUR tun kann und nicht tun kann, sind Teil einer wie­der­keh­ren­den Debatte, wenn es dar­um geht, einen abge­stuf­ten Reaktionsplan zu ent­wer­fen, einen rus­si­schen General zu kon­tak­tie­ren oder eine öffent­li­che Erklärung abzu­ge­ben. Im Allgemeinen hält der Nordatlantikrat die Zügel bei die­sen Fragen fest in der Hand und ist bestrebt, die Autorität des SACEUR so weit wie mög­lich zu begren­zen. Angesichts die­ser Tendenz, Befugnisse zurück­zu­hal­ten, war es selt­sam zu sehen, dass in die­ser rea­len COVID-Krise vie­le Personen im NATO-Hauptquartier dach­ten, SACEUR habe unein­ge­schränk­te Handlungsvollmacht. Viele waren über­zeugt davon, dass er weit­ge­hen­de Befugnisse hät­te, die es ihm erlaub­ten, die Mitgliedstaaten in Anspruch zu neh­men und von den (natio­na­len) Oberbefehlshabern der Bündnispartner Ressourcen anzu­for­dern. Und vie­le waren unge­hal­ten und fru­striert, als sich dies als falsch erwies. Während der Krise ent­deck­ten auch vie­le ihre eige­ne Rolle auf der poli­tisch-mili­tä­ri­schen Ebene und die ver­schie­de­nen Zuständigkeitsebenen zwi­schen der mili­tä­ri­schen Befehlskette in Mons (wo SHAPE sei­nen Sitz hat) und den poli­ti­schen Hauptquartieren in Brüssel.

Dies war kei­ne typi­sche sicher­heits­po­li­ti­sche Krise, die nach einer mili­tä­ri­schen Antwort ver­langt hät­te, viel­mehr erfor­der­te sie einen Whole-of-Government (res­sort­über­grei­fen­den) Ansatz, der auf höch­ster natio­na­ler poli­ti­scher Ebene ent­schie­den und vor­an­ge­trie­ben wer­den muss­te. Zu die­ser Ebene hat der SACEUR aller­dings kei­nen Zugang, auch wenn natio­na­le mili­tä­ri­sche Oberbefehlshaber sei­ne Anfragen ent­ge­gen­nah­men und wei­ter­lei­te­ten. Diese Ebene der Entscheidungsfindung muss­te vom Internationalen Sekretariat durch die Ständigen Vertreter im Nordatlantikrat kon­tak­tiert wer­den, und bei eini­gen Gelegenheiten auch vom Generalsekretär, der sich dann direkt an die Staats- und Regierungschefs wand­te.«

Ob der Laden bei "mili­tä­ri­schen Antworten" wirk­sam wäre, kann dahin­ge­stellt blei­ben. Im Kreis der Wichtigtuer aus Politik und unter­schied­li­chen Ebenen des Militärs hat­te er weder eine Chance noch, wie wir sahen, über­haupt eine Idee davon, was er "in die­ser rea­len COVID-Krise" unter­neh­men sollte.

Die NATO wollte zwar helfen…

»5 Ressourcen der Bündnispartner
In dem Maße, wie sich die Krise ver­schärf­te, reagier­ten ein­zel­ne Verbündete ver­ständ­li­cher­wei­se zunächst auf natio­na­ler Ebene, um ihren natio­na­len Notstand zu behe­ben. Die NATO woll­te zwar hel­fen, aber unter kei­nen Umständen die­se Bemühungen stö­ren. Der Rapid Air Mobility-Mechanismus wur­de akti­viert und bot Mitgliedstaaten an, den Transport medi­zi­ni­scher Bedarfsgüter zu beschleu­ni­gen. Einige nutz­ten das Angebot, ande­re nicht. Es gab etli­che mul­ti­na­tio­na­le Initiativen zur Bereitstellung stra­te­gi­scher Lufttransportkapazitäten wie etwa die Strategic Air Lift International Solution, die gechar­ter­te Antonov-Großraumtransporter ein­setz­te, oder die in Ungarn ansäs­si­ge Strategic Airlift Capability, die C‑17-Transportflugzeuge nutz­te, wobei die Kosten der Flugstunden unter den Bündnispartnern auf­ge­teilt wur­den. Allerdings han­delt es sich dabei nicht um Fähigkeiten, die der NATO direkt unter­ste­hen oder über die SACEUR direkt ver­fü­gen könn­te. Daher konn­te SACEUR in sei­ner NATO-Funktion nicht auf stra­te­gi­sche Lufttransportkapazitäten zurück­grei­fen, obwohl er als EUCOM-Befehlshaber zahl­rei­che ame­ri­ka­ni­sche Hilfsflüge leitete.

Aber die NATO hat­te nicht nur kei­ne eige­nen stra­te­gi­schen Transportkapazitäten, son­dern auch kei­ne Vorräte an den benö­tig­ten medi­zi­ni­schen Gütern, die sie an hilfs­be­dürf­ti­ge Mitgliedstaaten hät­te ver­tei­len kön­nen. Es gab kei­ne aus­ge­ar­bei­te­ten Pläne für die­sen Fall, und ange­sichts des welt­wei­ten Mangels an Masken, Beatmungsgeräten und Schutzausrüstung hat­te man weder die Zeit noch eine ech­te Möglichkeit, Vorräte anzu­le­gen. Die NATO Support and Procurement Agency bemüh­te sich, so viel Ausrüstungsgüter zu kau­fen, wie sie konn­te, und eini­ge Mitgliedstaaten gaben schließ­lich Sammelbestellungen über die Agentur auf, um sich auf dem Beschaffungsmarkt nicht gegen­sei­tig rui­nös zu über­bie­ten. Aber in der Öffentlichkeit herrsch­te der Eindruck vor, die Bemühungen der NATO sei­en unko­or­di­niert, es gebe einen Wettstreit um den Zugang zu medi­zi­ni­schen Bedarfsgütern, und inter­na­tio­na­le Organisationen sei­en macht­los, was Zweifel an ihrem Nutzen weck­te. Die NATO blieb nicht ver­schont.«

Es gibt zwei gute Aspekte bei die­sem Desaster. Einerseits konn­te die NATO offen­bar im Zivilleben wenig Unheil anrich­ten (natio­nal sah das schon anders aus). Andererseits ent­fal­te­te die anhal­ten­de Beschäftigung mit nutz­lo­sen Planungen eine gewis­se frie­dens­er­hal­ten­de Wirkung, waren damit doch Kapazitäten zur Kriegsplanung gebun­den. Was blieb, war die Propagandaschlacht, die aber kaum bes­ser ausfiel:

Die feindselige Propaganda aus Russland

»6 Der rus­si­schen Propaganda ent­ge­gen­tre­ten
Der all­ge­mei­ne Mangel an Vertrauen wur­de durch die feind­se­li­ge Propaganda aus Russland noch ver­schlim­mert, das die Gesundheitskrise durch eine aggres­si­ve stra­te­gi­sche Kommunikationskampagne skru­pel­los ausnutzte.

Im NATO-Hauptquartier woll­te man die­ser Kampagne schnellst­mög­lich etwas ent­ge­gen­set­zen, damit das Image der NATO nicht nach­hal­tig beschä­digt wür­de. Und so began­nen die Public Diplomacy Division und ande­re Kommunikationsabteilungen der Allianz, ihre Antwort auf die rus­si­sche und chi­ne­si­sche Propaganda zu koor­di­nie­ren. Die ver­ba­len Botschaften wur­den mit Bildern kon­kre­ter Aktionen der NATO illu­striert. So zeig­te man der Welt, dass die Organisation nicht taten­los her­um­sitzt, auch wenn die Bekämpfung einer Pandemie nicht das Kerngeschäft der NATO war…

Was nicht so ein­hel­lig unter­stützt wur­de, war die media­le Berichterstattung über die Anstrengungen ein­zel­ner Alliierter. Die Botschaft aus dem NATO-Hauptquartier war, dass jede Unterstützung, die natio­na­le NATO-Streitkräfte in ihrem eige­nen Land lei­sten, als eine NATO-Aktivität ange­se­hen wer­den soll­te. Entsprechend wur­de erheb­li­cher Druck auf die Mitgliedstaaten aus­ge­übt, Zahlen, Filmmaterial und Bilder ihrer Truppen bereit­zu­stel­len, die zei­gen, wie sie die gesamt­staat­li­chen Hilfsmaßnahmen unter­stüt­zen. Das traf nicht über­all auf Zustimmung. Zu Beginn ver­tra­ten eini­ge Mitgliedstaaten die Auffassung, dass es sich dabei um natio­na­le oder bila­te­ra­le Maßnahmen han­de­le, die nicht von der NATO als Organisation beschlos­sen oder umge­setzt wür­den. Diese Länder erkann­ten nicht, dass es unbe­dingt not­wen­dig war, der feind­se­li­gen Propaganda mit kon­kre­ten Beispielen ent­ge­gen­zu­tre­ten«

Während für die Behauptung einer Pandemie wenig­stens eini­ge win­di­ge Beweise vor­ge­legt wur­den, ent­fiel dies völ­lig für die "feind­se­li­ge Propaganda aus Russland". Sie stellt für einen NATO-Oberen offen­bar so etwas wie eine natür­li­che Grundkonstante dar, die nicht zu hin­ter­fra­gen ist. Angenommen, der Russe hät­te im Rahmen einer "aggres­si­ven stra­te­gi­schen Kommunikationskampagne" tat­säch­lich auf die Unfähigkeit der NATO hin­ge­wie­sen, wäre das eine hin­ter­li­sti­ge Erfindung gewe­sen? Woher hät­ten, trotz "erheb­li­chen Drucks auf die Mitgliedstaaten", die Bilder kom­men sol­len, die der Welt zeig­ten, "dass die Organisation nicht taten­los her­um­sitzt"?

Offizielle Bestätigung dafür, dass die NATO eine Rolle gespielt hatte

Doch nun tre­ten Heiko Maas und KollegInnen auf den Plan. Sie bestä­ti­gen offi­zi­ell, "dass die NATO eine Rolle gespielt hat­te und dies in Zukunft auch wei­ter­hin tun müs­se":

»7 Die COVID-Taskforce der NATO
Am 2. April 2020 wie­sen die Außenminister der Verbündeten SHAPE an, offi­zi­ell eine COVID-19-Task Force ein­zu­set­zen, die das Vorgehen der Alliierten koor­di­nie­ren soll­te. Dies war die offi­zi­el­le Bestätigung dafür, dass die NATO eine Rolle gespielt hat­te und dies in Zukunft auch wei­ter­hin tun müs­se. Als gro­ße Mengen an Versorgungsgütern ein­zu­tref­fen began­nen, hat­ten die Mitgliedstaaten einen bes­se­ren Überblick über die ver­füg­ba­ren Ressourcen, und SHAPE konn­te fest­stel­len, wo nach wie vor Versorgungsengpässe bestan­den und über­schüs­si­ge Ressourcen ent­spre­chend umleiten.

Die NATO als Organisation bewäl­tig­te die erste COVID-Welle so gut sie es konn­te und so gut wie es alle Mitgliedstaaten taten. Sie hat viel dazu­ge­lernt, und die gewon­ne­nen Erkenntnisse wer­den jetzt in den Allied Hand-Einsatzplan ein­ge­ar­bei­tet, der von der COVID-Task Force erstellt wor­den ist. Zweck des Planes ist es, SHAPE einen Überblick über alle ver­füg­ba­ren Ressourcen in sämt­li­chen Bündnisländern im gesam­ten Zuständigkeitsbereich zu ver­schaf­fen. Dieser wür­de dann als Grundlage für logi­sti­sche Operationen die­nen, soll­te eine Hilfsanfrage von einem bestimm­ten Bündnispartner ein­ge­hen… Zusätzlich zu dem Plan erklär­ten sich die Mitgliedstaaten bereit, einen NATO-Vorrat an medi­zi­ni­scher Ausrüstung anzu­le­gen, der im Notfall genutzt wer­den soll­te. Auf die­se Weise soll der erste Höhepunkt einer poten­zi­el­len Krise über­stan­den wer­den.«

So weit ich es habe ver­fol­gen kön­nen, gehör­ten auch die­se Institutionen und Maßnahmen eher zu denen, "die für Außenstehende nicht sicht­bar waren".

Neue Domänen der Kriegsführung

»8 Was bringt die Zukunft?
Jenseits des spe­zi­fi­schen Plans zur Bekämpfung von COVID-19 wird die SHAPE-Planungsabteilung einen umfas­sen­de­ren Plan zur Pandemiebekämpfung erar­bei­ten, der sich nicht aus­schließ­lich auf die gegen­wär­ti­ge Notlage kon­zen­triert, son­dern sämt­li­che Bedrohungen berück­sich­tigt, die in der Zukunft auf­tre­ten könn­ten. Tatsächlich hat die­se Krise gezeigt, dass die Allianz in uner­war­te­ten Bereichen ein­satz­fä­hig sein muss: Neben den tra­di­tio­nel­len Arenen hat die NATO unlängst auch den Cyberspace und den Weltraum zu neu­en Domänen der Kriegsführung erklärt. Auch Pandemien wer­den mög­li­cher­wei­se zu einem Anliegen für die Allianz und ihre Mitglieder. Viele vor­han­de­ne Strukturen oder Mechanismen müss­ten ange­passt zu wer­den, damit sie bes­ser in der Lage sind, auf­kom­men­de neue Typen von Bedrohungen zu bewältigen…«

Auch wenn es schwer­fällt, dies nach dem bis­her Dargelegten ernst­zu­neh­men, soll­te der feste Wille der NATO nicht unter­schätzt wer­den, auch die "Pandemiebekämpfung" in die "neu­en Domänen der Kriegsführung" auf­zu­neh­men. Sie mag ihre Macht aktu­ell über­dehnt haben, die Bereitschaft, damit die Kriegsführung nach innen in ihre Gesellschaften zu tra­gen, bleibt aber bedroh­lich. Noch sind die Versuche eher lächer­lich, aus einem Loch im Maschendrahtzahn einer Kaserne eine ter­ro­ri­sti­sche Gefahr her­bei­zu­phan­ta­sie­ren. Der "Kampf gegen den Terror", der sich schon nach 9/​11 zuneh­mend nach innen gerich­tet hat­te, wird wie­der erschreckend oft im Munde geführt. Des Terrors ver­däch­tigt wur­den "Impfverweigerer" wie "Klimakleber". Wie schnell media­le Panikmache auch zu Todesopfern füh­ren kann, zeigt der gest­ri­ge Fall einer 31-jäh­ri­gen Frau, die von vier Polizisten in München nach einem angeb­li­chen Angriff "mit einem klei­ne­ren Küchenmesser" nur zur Strecke gebracht wer­den, konn­te, indem zwei Beamte vier Schüsse auf sie abga­ben, wor­auf­hin die Frau ver­starb (mer​kur​.de, 20.8.24).

Die gegnerische Propaganda scheint weniger aktiv zu sein

Doch zurück zur NATO. Wieder beschäf­tigt sich der General mit Themen, die ihn recht eigent­lich nichts angehen:

»9 Was ändert die zwei­te Welle?
Der COVID-19-Ausbruch hat alle Staaten über­rascht, und die NATO als Organisation stell­te kei­ne Ausnahme dar. Die rasche Ausbreitung des Virus teste­te die Resilienz jedes ein­zel­nen Bündnislandes und deck­te eine Reihe von Defiziten in unse­rer Notfallvorsorge auf, die unse­re Bevölkerungen wohl kaum ein­fach hin­neh­men wer­den. Die COVID-19-Krise brach­te auch die Fragilität der medi­zi­ni­schen Versorgung inner­halb der Allianz ans Licht. Diese Strukturen wür­den bei Ausbruch eines gro­ßen Konflikts in Europa extrem bela­stet. Die Mitgliedstaaten haben der Einrichtung eines Treuhandfonds und dem Plan einer zen­tra­len Versorgungsagentur zuge­stimmt; der anfäng­li­che Mangel an medi­zi­ni­schen Gütern wur­de mitt­ler­wei­le beho­ben, aber die Vorräte müs­sen auf­recht­erhal­ten wer­den. Wir alle erken­nen, dass uns die zwei­te Welle mit uner­war­te­ter Wucht und Schnelligkeit trifft, bezie­hungs­wei­se dass es zwi­schen der Frühlings- und der Herbstwelle im Grunde kei­ne Pause gab… Die geg­ne­ri­sche Propaganda scheint weni­ger aktiv zu sein oder zumin­dest ihren Fokus von den angeb­li­chen Defiziten bei der Krisenbewältigung auf die Frage ver­la­gert zu haben, wer in der kür­ze­sten Zeit den besten Impfstoff ent­wickelt. Aber dar­auf hat die NATO kei­nen Einfluss und kann nicht für irgend­wel­che Unzulänglichkeiten ver­ant­wort­lich gemacht werden.«

Vielleicht nicht die NATO, aber ande­re Teile der "Wertegemeinschaft" hat­ten schon Einluß dar­auf, wel­cher Impfstoff als der beste gehypt wur­de. Russische, chi­ne­si­sche und kuba­ni­sche Produkte kamen erst gar nicht auf den Markt, AstraZeneca als Nicht-mRNA-Stoff wur­de ver­drängt, als er sei­ne Überbrückungsrolle gespielt hat­te. Hier kommt dann doch wie­der die Rolle der NATO ins Spiel. Sie soll nicht nur "unse­re" Rohstoffe und "unse­re" Handelswege sichern, son­der sie tut das, um die Interessen "unse­rer" Großkonzerne zu schüt­zen. Da mögen sich hin und wie­der die Prioritäten der Branchen ver­schie­ben (Pharma scheint fürs erste mit Maximalsubventionen hin­rei­chend ver­sorgt, so daß die Energie- und IT-indu­strie den Fokus erhal­ten), stets aber bleibt die Aufgabe der NATO, die "Marktwirtschaft" aka den Kapitalismus zu sichern, nach innen wie nach außen.

Wie wäre es mit einer VT?

»10 Wie sähe das schlimm­ste Szenario aus?
Es wird viel über den Ursprung des COVID-19-Virus spe­ku­liert: Ist es ein natür­li­cher Erreger? Wurde es im Labor künst­lich erschaf­fen? Und falls ja: Wurde es ver­se­hent­lich oder absicht­lich frei­ge­setzt? Wir wer­den die Antwort auf die­se Frage ver­mut­lich nie wis­sen. Aber wir kön­nen uns ja ein­mal ein Szenario aus­ma­len, auch wenn es rei­ne „stra­te­gi­sche Fiktion“ ist. Was ist, wenn COVID-19 eine Art Probelauf für einen zukünf­ti­gen Angriff wäre? Was ist, wenn es frei­ge­setzt wor­den wäre, um unse­re Reaktionen zu ana­ly­sie­ren, unser System einem Belastungstest zu unter­zie­hen, um her­aus­zu­fin­den, wo Schwachstellen exi­stie­ren, die gezielt ange­grif­fen wer­den könn­ten? Auch hier gilt: Nichts sagt uns, dass dies der Fall war, aber wir wol­len ein­fach ein­mal für kur­ze Zeit unse­rer Phantasie frei­en Lauf las­sen. Welche Erkenntnisse hät­te ein poten­zi­el­ler Aggressor, der die Allianz schwä­chen oder ihr viel­leicht sogar eine Niederlage bei­brin­gen will, aus der COVID-19-Krise gewin­nen können?

Er hät­te her­aus­ge­fun­den, dass in allen NATO-Staaten das Gesundheitssystem erstaun­lich fra­gil ist…

Er hät­te eine Allianz und eine Europäische Union gese­hen, die zen­tra­le Stufen der Industrieproduktion nicht län­ger kon­trol­lie­ren und die eine Vielzahl von Gütern von aus­län­di­schen Produzenten bezie­hen – von Medikamenten bis zu Ersatzteilen, von Mundschutz bis zu elek­tro­ni­schen Bauteilen – und wo kei­ne Notfallreserven vor­ge­hal­ten wur­den, weil die­se mit der Entwicklung glo­ba­ler Logistik-Netzwerke über­flüs­sig gewor­den zu sein schie­nen. Ganz zu schwei­gen von der star­ken Abhängigkeit vom Ausland bei der Energieversorgung.

Er hät­te auch gese­hen, dass das „Gravitationszentrum“ gefähr­det war. Tatsächlich scha­de­ten die Spannungen auf­grund des anfäng­li­chen Mangels an medi­zi­ni­schen Bedarfsgütern der Solidarität zwi­schen den Bündnispartnern, die als das Gravitationszentrum der Allianz ange­se­hen wird… Der Westen moch­te zwar noch immer auf­grund sei­nes Technologievorsprungs – zumin­dest eine Zeitlang – mili­tä­risch über­le­gen sein, aber wenn das sozia­le Gewebe der west­li­chen Länder zu so gerin­gen Kosten beschä­digt wer­den kann, was nützt dann die­ser Technologievorsprung? …

Tatsächlich hät­te die­ser poten­zi­el­le Aggressor auch gese­hen, dass er mit einem sol­chen Angriff unge­straft davon­ge­kom­men wäre, soll­te er einen sol­chen durch­füh­ren wol­len… Eine Pandemie ist noch heim­tücki­scher als ein Cyberangriff, den Spezialisten über kurz oder lang einem kon­kre­ten Akteur zuschrei­ben kön­nen. Hier stel­len wir uns ein Virus vor, das absicht­lich in Umlauf gebracht wor­den ist… Wer käme dann auf die Idee, dies wäre mit Absicht gesche­hen? Gewiss nicht unse­re Demokratien, die sich ein solch skru­pel­lo­ses und zyni­sches Szenario nicht aus­ma­len wol­len. Aber was wäre mit einem tota­li­tä­ren Regime, das sei­ne Bevölkerung streng kon­trol­liert und bereit ist, eini­ge sei­ner Bürger zu opfern, um die Spuren zu ver­wi­schen? Wäre das ein rea­li­sti­sches Szenario?

Wenn das der Fall ist, was bräuch­ten wir, um einen sol­chen Angriff zu kon­tern, der umso kom­ple­xer wäre, wenn er mit einem Cyberangriff ein­her­gin­ge? Welche kon­kre­ten Maßnahmen soll­ten die NATO und die EU ergrei­fen, um nicht noch ein­mal wie 2020, aber in einer viel bedroh­li­che­ren Weise, mit dem Rücken zur Wand zu stehen?

Zuallererst müs­sen unse­re Länder sämt­li­che Mittel kon­trol­lie­ren, die es ihnen ermög­li­chen, die Symptome des Angriffs zu behan­deln und mit dem Virus fer­tig­zu­wer­den… Wenn man die Herstellung nicht mehr selbst kon­trol­liert, kann man die Produktion nicht mehr zu einem belie­bi­gen Zeitpunkt hoch­fah­ren oder selbst­stän­dig ent­schei­den, wer Priorität erhält. Medizinische Bedarfsartikel erwie­sen sich als min­de­stens genau­so stra­te­gisch rele­vant wie eini­ge der Güter in unse­ren Verteidigungsarsenalen. Aus die­sem Grund müs­sen Fertigungsstätten, die die­se stra­te­gi­schen Güter pro­du­zie­ren, wie­der zurück­ver­la­gert werden…

Auch unse­re Gesellschaften müs­sen die­se Widerstandsfähigkeit ent­wickeln. Könnten wir es uns lei­sten, jedes Jahr eine ähn­li­che Krise durch­zu­ma­chen, die das sozia­le Gefüge unse­rer Länder zer­stört? Denn es wür­de nicht ein­mal eines mas­si­ven bio­lo­gi­schen Angriffs bedür­fen, um uns eine Niederlage bei­zu­brin­gen: Eine Abfolge begrenz­ter Pandemien wie der­je­ni­gen, die wir gera­de erle­ben, wür­de schon aus­rei­chen, uns in die Knie zu zwin­gen… 

Dies scheint die Herausforderung zu sein, auf die unse­re Regierungen in den kom­men­den Jahrzehnten eine Antwort fin­den müs­sen – neben dem Terrorismus und einer jeder­zeit mög­li­chen kon­ven­tio­nel­len Krise. Als eine mili­tä­ri­sche Organisation, die – insti­tu­tio­nell und per­so­nell – dar­auf vor­be­rei­tet ist, unter Druck effek­ti­ve Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ergrei­fen, kann die NATO ange­mes­sen auf Letztere reagie­ren, indem sie eine effek­ti­ve Abschreckung und Verteidigung sicher­stellt und dafür sorgt, dass eine Krise, deren Urheber nicht ein­deu­tig iden­ti­fi­ziert wer­den kann, nicht zu einer aus­ge­mach­ten offe­nen Sicherheitskrise wird. Aber was das Übrige anlangt, bedarf es zeit­lich abge­stimm­ter, koor­di­nier­ter und gemein­sa­mer Anstrengungen aller NATO- und/​oder EU-Mitgliedstaaten, um Lehren zu zie­hen und schwie­ri­ge Entscheidungen zu tref­fen, damit sie das näch­ste Mal nicht über­rum­pelt wer­den.«

Warum soll­te sich nicht auch ein NATO-General Verschwörungstheorien hin­ge­ben? Wenn vie­les sich hier so liest wie bei Drosten und man sich an man­chen Stellen vor Lachen rol­len mag, dür­fen bei­de Autoren nicht unter­schätzt werden.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

7 Antworten auf „COVID-19: NATO in der "Schlacht auf dem Feld der strategischen Kommunikation"“

  1. "Die geg­ne­ri­sche Propaganda scheint weni­ger aktiv zu sein oder zumin­dest ihren Fokus von den angeb­li­chen Defiziten bei der Krisenbewältigung auf die Frage ver­la­gert zu haben, wer in der kür­ze­sten Zeit den besten Impfstoff entwickelt." 

    … den besten Impfstoff gegen Corona hat am schnell­sten Prof. Winfried Stöcker entwickelt: 

    "Stöcker forsch­te an einem COVID-19-Impfstoff. Laut Presseberichten inji­zier­te sich Stöcker im März 2020 drei­mal ein von ihm selbst ent­wickel­tes Antigen des SARS-CoV‑2. Sein Immunsystem habe dar­auf­hin Antikörper entwickelt.[19][20][21] […] Laut Angaben des Magazins Der Spiegel erga­ben Neutralisationstests der Virologen Christian Drosten und Hendrik Streeck ein posi­ti­ves Ergebnis. Sie sol­len laut Streeck recht hohe IgG/IgA-Antworten und eine uner­war­tet star­ke Reduktion im Plaque-Assay gezeigt haben."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Winfried_Stöcker

    1. @Stresstest: Weiterlesen wäre nicht falsch. Auch der "Spoegel"-Artikel ist inter­es­sant: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/coronavirus-der-corona-tueftler-und-sein-impfstoff-im-marmeladenglas-a-00000000–0002-0001–0000-000175196801?context=issue. Was ist der Unterschied, wenn der stein­rei­che Gates "Impfungen" als den Weg aus der Krise preist und dar­in inve­stiert, und wenn ein nicht ganz so stein­rei­cher Stöcker Ähnliches tut?

      1. "Was ist der Unterschied, wenn der stein­rei­che Gates "Impfungen" als den Weg aus der Krise preist und dar­in inve­stiert, und wenn ein nicht ganz so stein­rei­cher Stöcker Ähnliches tut?"

        … @aa, viel­leicht die­ser, dass der stein­rei­che Gates im Gegensatz zu Prof. Stöcker nie imstan­de wäre einen Impfstoff selb­stän­dig zu ent­wickeln und her­zu­stel­len? Und hat Prof. Stöcker sei­nen Impfstoff nicht frei zur Verfügung gestellt?

  2. "Aus die­sem Grund müs­sen Fertigungsstätten, die die­se stra­te­gi­schen Güter pro­du­zie­ren, wie­der zurück­ver­la­gert werden…"

    Globalisierung been­det

    "Auch unse­re Gesellschaften müs­sen die­se Widerstandsfähigkeit entwickeln"

    Bringt den Völkern bei, daß sie zu spu­ren haben

    "…und einer jeder­zeit mög­li­chen kon­ven­tio­nel­len Krise

    Pandemien, Klimawandel, Finanzkrisen, …
    Auf alles muss­te vor­be­rei­tet sein

    … kann die NATO ange­mes­sen auf Letztere reagie­ren, indem sie eine effek­ti­ve Abschreckung und Verteidigung sicherstellt ..

    es wird teuer

    "…dass eine Krise, deren Urheber nicht ein­deu­tig iden­ti­fi­ziert wer­den kann

    Jetzt weiß­te noch nicht mal, von wem die Bedrohung kommt…
    Waren das noch Zeiten, in denen man noch wußte:
    "Das kann nur der Russe gewe­sen sein"
    Jetzt kann's jeder sein – wie beim Krimi-Dinner

    …offe­nen Sicherheitskrise …

    Ausnahmezustand

    …bedarf es zeit­lich abge­stimm­ter, koor­di­nier­ter und gemein­sa­mer Anstrengungen aller NATO- und/​oder EU-Mitgliedstaaten, 

    Kein Alleingang ein­zel­ner Staaten/​Länder

    .."und schwie­ri­ge Entscheidungen zu treffen…"

    Für die Völker wird es unan­ge­nehm Richtung Diktatur

    …" neben dem Terrorismus "

    https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​o​g​0​i​M​C​Y​r​c​2​k​&​p​p​=​y​g​U​S​Z​G​V​1​d​H​N​j​a​G​V​y​I​G​N​v​b​W​V​k​a​WFu

    (ziem­lich zum Schluss, so ab Min. 3.25)

  3. Zu 7 Absatz 1: die NATO konn­te Resourcenüberschüsse umver­tei­len schliess­lich? Von der Spahn'schen Maskenüberbeschaffung aber 0.nix…

    Zu 7 Absatz 2: Die NATO will einen Vorrat medi­zi­ni­scher Ausrüstung anle­gen? Also was z.B. auch Bayern machen möch­te, plus ggf. der Bund? Plus EU? 

    Also das wäre doch was: Spahn wird ober­ster NATO Medizinbedarfseinkäufer und Lauterbach bei der EU, oder anders­her­um. Wieviel Schaden darf es denn sein? In DE allei­ne für Maskenüberbeschaffung waren es 10 Mrd. Euro. 

    In der Schweiz hat man mit Hilfe des Bundes und eines Kantons zwei Maskenproduktionsmaschinen gekauft, wel­che dann von einer Firma über­nom­men wur­den. Weil man zu Schweizer Lohnkosten schwer kon­kur­rie­ren kann hat man sich dann auf trans­pa­ren­te Masken ver­legt, wel­che die Mundbewegung beim Sprechen sicht­bar las­sen. Kapazitäten kann man an den Bedarf anpas­sen und sind im eige­nen Land. Auch dar­auf war man in CH gekom­men, nicht in DE, wohl nicht bei der NATO…
    https://​www​.srf​.ch/​n​e​w​s​/​s​c​h​w​e​i​z​/​w​e​g​f​a​l​l​-​d​e​r​-​m​a​s​k​e​n​p​f​l​i​c​h​t​-​s​c​h​w​e​i​z​e​r​-​m​a​s​k​e​n​h​e​r​s​t​e​l​l​e​r​-​m​u​e​s​s​e​n​-​i​h​r​e​-​p​r​o​d​u​k​t​i​o​n​-​s​t​a​r​k​-​d​r​o​s​s​eln

    Wie kann denn die all­seits behaup­te­te Knappheit begrün­det wer­den, wenn Spahn hun­der­te von Millionen Masken über­zäh­lig ein­kau­fen konnte? 

    Abgesehen davon wur­de ja die Knappheit und wei­te­re genann­ten Probleme bei Corona durch die unsin­ni­gen Massnahmen ver­ur­sacht, nicht durch ein Virus. 

    Das Problem war im Kopf…da muss die NATO auf­pas­sen, wenn das Problem vor dem Computer sitzt. 

    Wer hat denn die News von der Hilfestellung Russlands in Italien ver­brei­tet? Das waren doch die west­li­chen Massenmedien, die nach Bergamo auf LKW-Kollonen-Bilder geil waren. Jeder woll­te ja das Narrativ einer gefähr­li­chen – selbst mili­tä­risch zu bekämp­fen­den – Pandemie bedienen.

  4. https://​www​.nato​.int/​c​p​s​/​e​n​/​n​a​t​o​h​q​/​n​e​w​s​_​1​6​1​4​5​1​.​htm

    "Security and Resilience for Emerging Synthetic Biology and Biotechnology Threats

    07 Jul. 2019 – 10 Jul. 2019
    |
    Last updated: 31 Jan. 2019 17:19

    Title
    Security and Resilience for Emerging Synthetic Biology and Biotechnology Threats
    Mechanism
    Advanced Research Workshop (ARW)
    Dates
    07 – 10 Jul 2019
    Location
    Lausanne, Switzerland
    Description
    This work­shops aims to bring tog­e­ther sci­en­tists and experts in the field of syn­the­tic bio­lo­gy and bio­tech­no­lo­gy, risk assess­ment, manage­ment and com­mu­ni­ca­ti­on to dis­cuss poten­ti­al bio­se­cu­ri­ty gover­ning stra­te­gies and offer per­spec­ti­ves for col­la­bo­ra­ti­on in over­sight and future regu­la­to­ry gui­dance. The work­shop will pro­vi­de a plat­form for experts to share case stu­dies and les­sons-lear­ned with respect to emer­ging syn­the­tic bio­lo­gy mate­ri­als and technologies."

    Der General tut so, als wenn sich die NATO 2020 das erste mal mit Gesundheitsthemen befasste.

    Stoltenberg und AKK lie­ßen bereits im Frühjahr 2020 verkünden, 

    https://​www​.bmvg​.de/​d​e​/​a​k​t​u​e​l​l​e​s​/​n​a​t​o​-​v​e​r​t​e​i​d​i​g​u​n​g​s​m​i​n​i​s​t​e​r​-​g​e​m​e​i​n​s​a​m​-​s​t​a​r​k​-​d​u​r​c​h​-​k​r​i​s​e​-​c​o​r​o​n​a​-​2​4​9​870

    "Gemeinsam stark durch die Krise".

    Wenn es nötig ist, kann die NATONorth Atlantic Treaty Organization Streitkräfte ein­set­zen und auf jede Bedrohung und Herausforderung reagie­ren, auch mit­ten in der Coronavirus-Krise. 

    NATO North Atlantic Treaty Organization-Generalsekretär Jens Stoltenberg

    Enge Kooperation in der Krise

    Doch natür­lich steht auch die Bekämpfung der Corona-Pandemie auf der Agenda des Bündnisses. Die Streitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedsstaaten „flo­gen bis­her mehr als 100 Missionen, um medi­zi­ni­sches Personal, kri­ti­sche Güter und Behandlungsmöglichkeiten zu trans­por­tie­ren“, zog Stoltenberg eine erste Zwischenbilanz. Zudem hät­ten sie den Bau von 25 Feldkrankenhäusern ermög­licht, mehr als 25.000 Behandlungsbetten bereit­ge­stellt und mehr als 4.000 Militärmediziner zur Unterstützung der zivi­len Kräfte eingesetzt.

    Dabei arbei­ten die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten eng zusam­men: „In die­ser Situation soll­te nie­mand für sich allein­ste­hen, daher ste­hen wir unse­ren Freunden bei“, erklär­te Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und sicher­te die grund­sätz­li­che Bereitschaft Deutschlands zur wei­te­ren Hilfe zu. „Heute haben wir zudem in Sachsen-Anhalt 60 Beatmungsgeräte als Nothilfe an unse­ren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner Großbritannien übergeben.“

    Alle NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner sind laut AKK von der Pandemie betrof­fen – aber nicht „auf die glei­che Weise und zur glei­chen Zeit“. Somit unter­stütz­ten sich die Mitgliedstaaten am effek­tiv­sten, wenn ihre Ressourcen koor­di­niert ein­ge­setzt würden.

    Desinformation und Fake News entgegenwirken

    Eine zusätz­li­che Herausforderung in der Corona-Krise sind laut Generalsekretär Stoltenberg Desinformationen und Fake News von staat­li­chen und nicht­staat­li­chen Akteuren. Deren Ziel sei es, die Demokratien der Mitgliedstaaten zu unter­gra­ben. Die Verteidigungsminister einig­ten sich dar­auf, fal­schen Meldungen wei­ter­hin mit Fakten und kon­kre­ten Handlungen ent­ge­gen­zu­wir­ken. „Wir arbei­ten nun noch enger mit den Bündnispartnern und der Europäischen Union zusam­men“, so der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Generalsekretär. Ziel sei es, „Desinformationen zu über­wa­chen, auf­zu­decken und ent­spre­chend zu reagieren“."

    Insbesondere den letz­ten Punkt erwähnt der General nicht. 

    Kanzlerin Merkel unk­te damals "Deutschland käme gestärkt aus der Krise". Die Opfer wür­den sich dann ja auszahlen. 

    Mich wür­de mal inter­es­sie­ren inwie­weit die psy­chi­schen Erkrankungen zuge­nom­men, bzw. ver­stärkt wur­den. Darunter ins­be­son­de­re die Zwangserkrankungen wie Keimphobie. Diese wur­de ja gera­de­zu den BürgerInnen aufgezwungen.

    Das alles jetzt noch mal zu lesen…es ist irgend­wie noch kras­ser als vor ein paar Jahren.

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