RKI-Protokolle, After-Leak (20): "Frage, was wird konkret an Verschärfung benötigt?"

Das hat­te ich glatt ver­ges­sen aus der letz­ten Sitzung am 19.3.21: "VPräs: gro­ßes Lob von Lauterbach an RKI!". Am 22.3.21 wird zur "7‑Tage-Inzidenz" gemel­det: "Leichte Anstiege in vie­len BL". In TOP 4 "Aktuelle Risikobewertung" wird das RKI von sei­ner Teststrategie ein­ge­holt und kalt erwischt. Die Landrätin im thü­rin­gi­schen Landkreis Greiz treibt es auf die Spitze; die dar­aus ent­ste­hen­de Unglaubwürdigkeit weckt Besorgnis bei Wieler. Ursprünglich kom­plett geschwärzt heißt es dort:

Das teil­ent­schwärz­te Dokument gibt es hier, das gele­ak­te Dokument hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Rot Gerahmtes war geschwärzt, blau wer­den Ergänzungen aus dem Leak gekennzeichnet. 

Es wird auf ein Interview mit der Landrätin im "Tagesspiegel" vom 19.3.21 ver­wie­sen. Darin erklärt sie anschau­lich, wie die seit Wochen hohen "Inzidenzen" in den ost­deut­schen Ländern ent­ste­hen, über die sich das RKI stets besorgt gibt:

»Der Landkreis Greiz in Thüringen ver­zeich­ne­te am Donnerstag eine Inzidenz von 551 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohner in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen. Das ist der mit Abstand höch­ste Wert in Deutschland. Martina Schweinsburg ist Landrätin im Landkreis Greiz, der der­zeit etwas weni­ger als 100.000 Einwohner zählt. Mit ihr haben wir über die Gründe für die hohen Infektionszahlen gesprochen.

Frau Schweinsburg, wor­auf füh­ren Sie die deutsch­land­weit mit Abstand höch­ste Inzidenz in Greiz zurück?
Auf die Mehrzahl an Tests. Wir sind einer der ersten Landkreise, der eine Ausnahme von den Regeln des Robert Koch-Instituts (RKI) macht und auch alle Kontaktpersonen ersten Grades einer infi­zier­ten Person testet, die kei­ne Symptome haben. Seit Dienstag sind unse­re Schnelltestbusse unterwegs…

Können Sie sich vor­stel­len, dass die Öffnungen, die am 8. März für Städte und Landkreise mit einer Inzidenz unter 100 beschlos­sen wur­den, zum Infektionsgeschehen bei­getra­gen haben?
Nein, das kann ich mir nicht vor­stel­len. Es gibt ja Studien, die klar zei­gen, dass die Öffnung des Einzelhandels und der Gastronomie bei­spiels­wei­se kei­nen gro­ßen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben. Der stei­le Anstieg ist statt­des­sen zeit­lich recht klar auf die Zunahme der Testkapazitäten zurück­zu­füh­ren. Und die Zahlen wer­den noch wei­ter stei­gen: Denn wer sucht, der wird auch fin­den.«

Bei all dem weiß auch Schweinsburg:

»… Allerdings gibt es der­zeit nur weni­ge Patienten auf der Intensivstation. Wir sind, was unse­re Kapazitäten angeht, auch noch längst nicht am Limit. Wir kön­nen die Anzahl der Intensivbetten jeder­zeit hochfahren.

Wie ist dann zu ver­ste­hen, dass die Landesregierung eine Allgemeinverfügung, und damit unter ande­rem Ausgangsbeschränkungen, wie­der ein­ge­führt hat?
Ich den­ke, dass in Deutschland zu viel Angst herrscht, zu wenig zu tun…«
tages​spie​gel​.de (19.3.21)

Das Protokoll fährt fort:

Hinter der ersten Schwärzung ver­steckt sich laut Leak der "Seuchen­re­fe­rent von Thüringen", die ande­ren Namen sind eher unerheblich.

"Warum wird angenommen, dass Untererfassung ansteigt und nicht dank Testoffensive kleiner wird?"

Wie schon am 10.3.21 (s. hier, lesens­wert!) ist es laut Leak Dr. Mirjam Jenny, die erneut beweist, daß jede Wahrsagerin auf einem belie­bi­gen Jahrmarkt (gibt es das noch?) näher an der Wirklichkeit agiert als das RKI. In TOP 5 "Kommunikation" lesen wir:

Frau Jenny ist inzwi­schen "wis­sen­schaft­li­che Geschäftsführerin des Institute for Planetary Health Behaviour". Über sie wird auf der Seite der Universität Erfurt informiert:

»Dr. Mirjam Jenny

"Mein Ziel ist es, an der Schnittstelle zwi­schen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Einzelpersonen und Organisationen dar­in zu stär­ken, evi­denz­ba­sier­te, risi­ko­kom­pe­ten­te und nach­hal­ti­ge Entscheidungen zu fäl­len und die­se wirk­sam zu kommunizieren."

Mirjam Jenny ist Entscheidungsforscherin, Wissenschaftskommunikatorin und Netzwerkerin. Ihr Ziel ist es, an der Schnittstelle zwi­schen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik Einzelpersonen und Organisationen dar­in zu stär­ken, evi­denz­ba­sier­te, risi­ko­kom­pe­ten­te und nach­hal­ti­ge Entscheidungen zu fäl­len und die­se wirk­sam zu kom­mu­ni­zie­ren. Dabei liegt ihr Fokus auf den Themen Klima- und Gesundheitsschutz, öffent­li­che und pla­ne­ta­re Gesundheit und Wissenschaftskommunikation.

Mirjam Jenny baut an der Universität Erfurt als wis­sen­schaft­li­che Geschäftsführerin des Institute for Planetary Health Behaviour und Mitarbeiterin der Professur für Gesundheitskommunikation den Bereich »Science2Society« auf. Sie grün­de­te und führ­te zuletzt die Projektgruppe Wissenschaftskommunikation im Robert Koch-Institut und unter­stütz­te die Kommunikation des WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence in Berlin. Außerdem berät sie ver­schie­de­ne Regierungs- und zivil­ge­sell­schaft­li­che Organisationen. Über ihre Arbeit wur­de in natio­na­len und inter­na­tio­na­len Medien berich­tet. Ihre Forschung wur­de u.a. mit der Otto Hahn Medaille der Max-Planck-Gesellschaft aus­ge­zeich­net.«
uni​-erfurt​.de

Kein Wunder, daß es dem Planeten schlecht geht bei sol­cher Beratung.


"Frage, was wird konkret an Verschärfung benötigt?"

In TOP 5 "RKI-Strategie Fragen", laut Leak ein­ge­bracht von Frau Rexroth, fin­den wir wie­der ein Musterbeispiel der Handlungsmaxime des RKI. Nicht sein Wissen (um das, wie wir sehen, es ohne­hin schlecht bestellt ist), son­dern poli­ti­sche Vorgaben ste­hen im Vordergrund. Ungeschwärzt heißt es dort über "Attak-Raten" in Kategorien:

Es wird hin und her über­legt, wie man den evi­denz­lo­sen Anforderungen gerecht wer­den könn­te. Das kommt heraus:

"Ziel: soweit wie möglich verschärfen ohne Praktikabilität zu gefährden" [sic]

Wer da geschwärzt unter­stüt­zen will, ent­hüllt das Leak. Es ist "Fr. Jenny", die sich mit "Hr. Haas" koor­di­nie­ren soll für die Osterbotschaft. Sie wird die Dauerschleife schon brei­ter fas­sen. Auf der näch­sten Sitzung soll nichts wich­ti­ger sein als die von der Politik ver­lang­te Verschärfung.

Sinusvenenthrombose: "Tritt am häufigsten bei Frauen zwischen 30–50 Jahre auf, Kofaktoren Pille, Schwangerschaft"

Diesmal stellt sogar Lothar Wieler gute Fragen in TOP 10 "Surveillance":

Wir erfah­ren: Die Zahl der Thrombosen ist vor der "Impfung" "eher zurück­ge­gan­gen", in den Niederlanden sind Frauen mit nicht unge­wöhn­li­chen "Kofaktoren" beson­ders betrof­fen. Wie ist die Reaktion? Man model­liert und läßt den Drahtzieher Ole Wichmann, der sich laut Leak hin­ter der ersten Schwärzung ver­birgt, auf die Klärung los. Ob mit der "Gruppe in Greifswald" das dort ansäs­si­ge Friedrich-Löffler-Institut gemeint ist? (Dazu mehr hier und hier.) Über die Vertuschung der Fälle und die Weiterempfehlung von AstraZeneca wur­de zuletzt hier berich­tet. Noch drei Wochen zuvor war der Stiko-Chef Thomas Mertens so zu vernehmen:

»Schwangere Frauen wür­den der­zeit nicht geimpft, weil es noch nicht genug Daten gebe, aus denen man eine Empfehlung ablei­ten kön­ne, sag­te Mertens. Wenn zufäl­lig doch geimpft wor­den sei, weil die Frau noch nicht wuss­te, dass sie schwan­ger ist, sei dies kein Grund zur Beunruhigung, sag­te Mertens. Bisher habe man kei­ne nega­ti­ven Auswirkungen fest­ge­stellt.«

Quellen und mehr in Impfung hat kei­ne Auswirkung auf Fruchtbarkeit.

Besondere Verdienste dabei, schwan­ge­re Frauen an die Nadel zu brin­gen, hat­te Sandra Ciesek. Im NDR-Podacast vom 4.11.20 behaup­te­te sie:

»In den USA kam eine Studie her­aus. Die haben wirk­lich über vie­le, vie­le Monate das sich ange­schaut bei 400.000 Frauen. Davon waren 23.000 unge­fähr schwan­ger. Sie haben gese­hen, dass bei Schwangeren das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt, für einen Aufenthalt auf Intensivstationen, höher ist als in der glei­chen Altersgruppe von Frauen, die nicht schwan­ger sind… Schwangere [haben] in der glei­chen Altersklasse ein höhe­res Risiko als Nicht-Schwangere. Und das liegt so um den Faktor zwei bis drei unge­fähr.«

Mehr in Korinna und Sandra plau­dern im Corona-Podcast. Auch wenn es hier nicht um AstraZeneca geht, son­dern um das Produkt der Firma Pfizer (von der Ciesek Beratungshonorare erhielt, s. hier), ist empfehlenswert:

Wichmann, über den hier mehr zu lesen ist, wur­de zuvor im glei­chen Punkt so erwähnt (im Leak "Hr. Wiechmann"):

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

2 Antworten auf „RKI-Protokolle, After-Leak (20): "Frage, was wird konkret an Verschärfung benötigt?"“

  1. "Die Zahl der Thrombosen ist vor der "Impfung" "eher zurückgegangen""

    … und Herzbeschwerden nach der Impfung gestiegen:

    "Corona-Impfung: Risiko von Herzmuskelentzündung höher als bis­her angenommen"
    https://​www​.fr​.de/​w​i​s​s​e​n​/​c​o​r​o​n​a​-​i​m​p​f​u​n​g​-​h​e​r​z​m​u​s​k​e​l​e​n​t​z​u​e​n​d​u​n​g​-​r​i​s​i​k​o​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​-​n​e​b​e​n​w​i​r​k​u​n​g​e​n​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​-​r​a​t​g​e​b​e​r​-​l​t​-​9​1​0​4​5​6​4​6​.​h​tml

    Deswegen eine kla­re Kampfansage gegen mRNA-Myokarditis & Co.:

    "Zu gerin­ge Reanimations-Quote in Deutschland – Marburger Bund für Wiederbelebungsunterricht an Schulen
    Aus der Ärztegewerkschaft Marburger Bund kommt der Vorschlag, deutsch­land­weit schon in der Schule die Wiederbelebung von Menschen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu vermitteln.
    08.08.2024"
    https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​z​u​-​g​e​r​i​n​g​e​-​r​e​a​n​i​m​a​t​i​o​n​s​-​q​u​o​t​e​-​i​n​-​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​-​m​a​r​b​u​r​g​e​r​-​b​u​n​d​-​f​u​e​r​-​w​i​e​d​e​r​b​e​l​e​b​u​n​g​s​u​n​t​e​r​r​i​c​h​t​-​a​n​-​s​c​h​u​l​e​-​1​0​2​.​h​tml

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