Wo sind all die Stäbchen hin?

Manchmal fra­ge ich mich, wer, zum Teufel, sich noch Teststäbchen in Mund und Nase ein­führt. Es gibt einen aka­de­misch gebil­de­ten Teil der Verwandschaft, eine gan­ze Familie, "durch­ge­impft" und vor Weihnachten wie­der flach­ge­legt. Sonst ken­ne ich nie­man­den. Aus dem "Neuen Deutschland" erfah­re ich mehr.

nd​-aktu​ell​.de (12.1.24)

Die Rezension des Bildbandes beginnt so:

»Heute haben wir einen Coronatest bei den Kindern gemacht, da Kind Nummer 2 etwas fie­ber­te und sich unwohl fühl­te. Gleichzeitig sieht man im Winter 2023/​24 wie­der Menschen mit Mundschutz in der U‑Bahn und hört von Krankenhäusern, die ihren Besuchern Maskenpflicht ver­ord­nen, um die Patienten, also die vul­ner­ablen Gruppen, vor Ansteckung mit dem immer noch oder schon wie­der umge­hen­den Virus zu schützen.«

Sie endet mit:

»Dank des von dem Kölner Fotografen, Galeristen und Lehrer Wolfgang Zurborn kura­tier­ten Bandes kön­nen wir uns nun woh­lig zurück­leh­nen und die jüng­ste Vergangenheit Revue pas­sie­ren las­sen. Vergangenheit? Der Coronatest des Jüngsten jeden­falls war positiv.«

Zuvor benennt der Autor eini­ge Begleitumstände der "Maßnahmen", nicht ohne sie zugleich zu entschuldigen:

»Die aus Hilflosigkeit gebo­re­nen Absurditäten die­ser Zeit haben sich allen Zeitgenossen ein­ge­brannt: wochen­lan­ge Schul- und Kitaschließungen, abge­sperr­te Spielplätze, Alte, die wegen der Kontaktverbote ein­sam in den Pflegeheimen lit­ten und star­ben, ohne ihre Angehörigen noch ein­mal sehen zu dür­fen. Nicht zu ver­ges­sen eine gespal­te­ne Gesellschaft, die in ver­schie­de­ne Lager zerfiel.«

Wer war noch mal Christian Drosten? Lockdown als wertvolle Phase

Anscheinend wer­den die Lager gekenn­zeich­net durch zwei Namen:

»Wer weiß schon noch genau, wer Attila Hildmann oder Christian Drosten sind bzw. wel­che Rolle sie spielten?«

Der anti­se­mi­ti­sche Spinner soll für die Kritik an Lockdown und "Impf"-Pflicht ste­hen, der sym­pa­thi­sche Virologe, über des­sen Rolle wir offen­bar nichts wis­sen wol­len, für die Vernünftigen.

Gewiß, erzählt Herr Schirrmeister, war nicht alles schön, als der Staat die "Notbremse" zie­hen mußte:

»Gerade war man noch mit der rasen­den Hektik des Alltags und der Bewältigung sei­nes Pensums beschäf­tigt, als die Behörden die Notbremse zogen – und von einem Moment auf den ande­ren waren die Menschen auf sich allein gestellt, ruh­te der Betrieb, war es gar ver­bo­ten, sich mit ande­ren als den näch­sten Angehörigen zu tref­fen. Für vie­le Menschen begann eine Zeit des stil­len Leids und der sozia­len Isolation.«

Andererseits war es in sei­ner Beobachtung vie­len Familien mög­lich, "die Phase des Stillstands als eine wert­vol­le zu begrei­fen, bot sie doch die unver­hoff­te Chance, sich um das hei­mi­sche Lagerfeuer zu ver­sam­meln". Und schließ­lich: "Der Lockdown setz­te unge­ahn­te Kreativität bei vie­len Leuten frei, die sich irgend­wie beschäf­ti­gen muss­ten, woll­ten sie nicht vor dem Fernseher verblöden".

Im "Neuen Deutschland" wird so etwas der­ar­tig verbrämt:

»… Damit wir wei­ter­hin Journalismus mit dem Anspruch machen kön­nen, mar­gi­na­li­sier­te Stimmen zu Wort kom­men zu las­sen, Themen zu recher­chie­ren, die in den gro­ßen bür­ger­li­chen Medien nicht vor- oder zu kurz kom­men, und aktu­el­le Themen aus lin­ker Perspektive zu beleuch­ten, brau­chen wir eure Unterstützung…«

Eine Antwort auf „Wo sind all die Stäbchen hin?“

  1. Danke für die­se Einsichten in die Psyche der Schreiberlings- und Leserlings des ND (einer "lin­ken" Zeitung). 

    Vermutlich nie wer­den sie fähig wer­den, ihr Tun und Lassen wirk­lich zu reflektieren.
    Begönnen sie damit, wäre der Schmerz zu groß, der damit ein­her gin­ge, sich ein­ge­ste­hen zu müs­sen, dass man genau so tickt wie jede klei­ne wider­li­che Faschistin und jeder klei­ne wider­li­che Faschist oder auch nur deren MitläuferInnen.
    (Ich begrei­fe seit 2020 mei­ne Großeltern, die lan­ge tot sind, von Tag zu Tag bes­ser. Und immer kla­rer wird mir [nicht nur] ihre Tragik bewusst. Nie aber wer­de ich ihr Tun und vor allem ihr Lassen akzeptieren.)

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