Keine Diskussion. "Grüner Wasserstoff" darf auch schwarz sein

Ökologie war für Robert Habeck gestern. Heute geht es um den "Wirtschaftsstandort Deutschland" und Konzerngewinne mit grün gewa­sche­ner Energie. Kaum bes­ser kann die grü­ne Kehrtwende beschrie­ben wer­den als mit die­ser Meldung vom 16.9.24 auf han​dels​blatt​.com:

Über einem Foto eines Habeck-Kopfes, bedeckt von einem Helm des Evonik-Konzerns, ist zu lesen:

»Herne. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will bei der Produktion des für die Energiewende zen­tra­len Wasserstoffs Klimaschutzvorgaben der EU aus dem Weg räu­men. „Die euro­päi­schen Rahmenbedingungen für zusätz­li­chen grü­nen Wasserstoff und den Strom für den Wasserstoff sind noch zu kom­pli­ziert“, sag­te der Grünen-Politiker am Montag bei einem Besuch eines Werks des Spezialchemiekonzerns Evonik in Essen. „Ich wer­de mich dafür ein­set­zen, ein­fach die büro­kra­ti­schen Regelungen um ein paar Jahre zu ver­schie­ben“, sag­te er.

Es dür­fe kei­ne lan­gen Diskussionen geben. Wasserstoff – und auch grü­ner Wasserstoff – wer­de drin­gend benö­tigt. Dieser müs­se nun pro­du­ziert wer­den. Dies dür­fe nicht ver­hin­dert wer­den durch zusätz­li­che büro­kra­ti­sche Kriterien. Evonik-Chef Christian Kullmann begrüß­te die Aussagen. Es gehe nun dar­um, die Wasserstoff-Produktion hochzufahren.

Hintergrund sind euro­päi­sche Vorgaben, wonach grü­ner Wasserstoff – also mit Wind- oder Sonnenstrom pro­du­zier­ter – nur mit zusätz­li­chen Wind- oder Solarkraftwerken erzeugt wer­den muss. Nur dann kann er staat­lich geför­dert wer­den…«

Während es für Bürgergeld-Abhängige nicht genug Bürokratie und Gängelei geben kann, sol­len hier die "büro­kra­ti­schen Regeln" der EU "bis 2035 aus­ge­setzt wer­den". Die angeb­li­che Energiewende geht ohne­hin ein­her damit, daß in der EU mehr Erdgas aus Rußland impor­tiert wird als zuvor (deutsch​land​funk​.de, 11.9.24). Dazu kom­men immense Ölimporte in die BRD auf dem Weg über Indien (tages​schau​.de, 12.9.23), ganz zu schwei­gen von den sünd­haft teu­ren Frackingprodukten, die als LNG ver­klei­det wer­den ("Bundesregierung: LNG-Gas aus Frackingförderung ähn­lich kli­ma­schäd­lich wie Kohle" – das war am 11.10.20, rnd​.de). Die "Zeitenwende", ger­ne ver­bun­den mit der Mär vom rus­si­schen Stop der Gaslieferungen, for­dert nicht nur hier ihre Tribute.

Das ist gera­de ein­mal ein hal­bes Jahr her:

n‑tv.de (15.2.24)

»… Bund und Länder plan­ten, die 24 Projekte nun mit 4,6 Milliarden Euro zu för­dern. Da die Unternehmen selbst auch 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung stell­ten, stün­den so 8 Milliarden Euro zur Verfügung. Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem Meilenstein für den Hochlauf der Wasserwirtschaft [sic]

Aus Deutschland betei­ligt sich etwa der Energiekonzern RWE…«

Die "Energiewende" ist so grün wie die "Impfung" neben­wir­kungs­frei. Nur eines ist sicher: Die Steuergelder lan­den in den Kassen der Konzerne. Diese grund­le­gen­de Konstellation wird oft und bis­wei­len bewußt aus­ge­blen­det bei denen, die von Ökodiktaten spre­chen und das Hohelied der frei­en Wahl von Verbrennermotoren sin­gen. Ob Windrad, Braunkohle oder Atommeiler, Verbrenner oder E‑Autos – solan­ge in Konzernetagen und von ihnen beauf­trag­ten Kabinetten dar­über ent­schie­den wird, was unter wel­chen Bedingungen pro­du­ziert wird, wird das Profitprinzip das aus­schlag­ge­ben­de Kriterium sein. Mit die­ser Frage will sich in der Parteienlandschaft, mag sie sich noch so alter­na­tiv oder system­fern gerie­ren, kaum jemand beschäftigen.

9 Antworten auf „Keine Diskussion. "Grüner Wasserstoff" darf auch schwarz sein“

  1. Klingt para­dox, ist aber so: Je grö­ßer die Verluste (*) desto höher die Profite.

    *) Verluste auf­grund Energieumwandlung

    Beispiel:
    Gas->Strom->Elektrolyse/Wasserstoff->Strom

    Wirkungsgrad unter 20%

  2. "Ökologie war für Robert Habeck gestern."

    Wenn die ent­schei­den­den Stellen im soge­nann­ten Wirtschafts- und Klimaministerium mit Bütteln der Profiteure die­ser Veranstaltung besetzt wer­den, dann ist das Ergebnis klar. Ökonomisches und volks­wirt­schaft­li­ches Basiswissen eines Auszubildenden ist bei Habeck dann doch umstrit­ten, wenn man die ver­ba­len Absonderungen von ihm hört und mit einem Hauch Logik einem Realitätstest unterzieht. 

    Wasserstoff ist ein enorm res­sour­cen­ver­brau­chen­des Produkt. Angefangen vom rei­nen Wasser, das nicht mehr für Menschen zur Verfügung steht, über (nicht vor­han­de­ne) Energie bis hin zu den ver­wen­de­ten Metallen zur Synthese (die für den benö­tig­ten Umfang wohl kaum aus­rei­chen). Daneben hat Wasserstoff eine sehr gerin­ge Energieeffizienz. Aber unter ideo­lo­gi­schen, nicht logi­schen, Gesichtspunkten, ist dies alles ok. Und vor allem, wenn die Anteilseigner der ent­spre­chen­den Konzerne und ihre Büttel ordent­lich dar­an ver­die­nen. Die Kosten sind die Gewinne der Profiteure der Veranstaltung.

    1. Vor Allem kann man mit Wasserstoff kei­nen Stahl her­stel­len. Weil man zur Stahlherstellung Koks baucht, weil Stahl eine Legierung von Eisen mit Kohlenstoff ist.

      Im Übrigen wer­den fos­si­le Brennstoffe wei­ter­hin gefördert.

  3. Politisch gese­hen ist gruen ja auch schwarz und schwarz auch gruen. Ei-Ei-Einerlei!

    [Ohne Englisch geht's ja auch und not­falls behel­fe ich mir halt mit ame­ri­ka­nisch aus – was solls]

    hel­lu­va­fuck­in­bitch!

  4. Der Spezialchemiekonzern Evonik dürf­te schon mit der Produktion der Nanolipide für die BNT Impfstoffe, die in Windeseile errich­tet wur­de, ein gutes Geschäft gemacht haben.

  5. Wirtschaft und Habeck pas­sen nicht zusammen:

    Café Habeck`s
    Wegen LNG – Café auf Insel Rügen will nicht wie Grünen–Minister heißen
    https://​www​.nord​ku​rier​.de/​r​e​g​i​o​n​a​l​/​r​u​e​g​e​n​/​w​e​g​e​n​-​l​n​g​-​t​e​r​m​i​n​a​l​-​c​a​f​-​a​u​f​-​i​n​s​e​l​-​r​u​e​g​e​n​-​w​i​l​l​-​n​i​c​h​t​-​w​i​e​-​g​r​u​e​n​e​n​-​m​i​n​i​s​t​e​r​-​h​e​i​s​s​e​n​-​1​8​4​0​490

    🙂

    Wasserstoff ist nicht gut geeig­net zur Energieversorgung. Die Verluste bei Transport und Lagerung sind hoch, die Kosten für die Infrastruktur sind exor­bi­tant hoch. Die Verbrennung von Wasserstoff berei­tet auf­grund der hohen Temperaturen vie­le Probleme für die Motoren, Brennstoffzellen erfor­dern einen gro­ßen Aufwand an Wartung. Wenn über­haupt, ist Wasserstoff nur für ver­ein­zel­te Anwendungen geeig­net, wie bei­spiels­wei­se bei der Eisenbahn, aber selbst dort kommt die Revolution mit Wasserstoff nicht so recht vor­wärts. Nebenbei bemerkt erzeugt die Verbrennung von Wasserstoff in Verbrennungsmotoren nicht nur Wasser, son­dern auch vie­le unge­sun­de Abgase. Und die Motoren sind natür­lich wie alle Verbrennungsmotoren laut.

    Ich hal­te es für unrea­li­stisch, dass der Transport von Wasserstoff aus den Kolonien im Süden in die euro­päi­schen Länder unter Feudalherrschaft in abseh­ba­rer Zeit Wirklichkeit wird. Es gab bereits einen Versuch, elek­tri­schen Strom aus der Sahara in die EU zu trans­por­tie­ren. Für die Stromgewinnung gab es ein Konsortium. An dem Transport woll­te sich nie­mand betei­li­gen. Zu groß waren die Risiken, dass die Führernation des Wertewestens mal wie­der einen Krieg in der Region anzet­telt. Die Sorge erwies sich Jahre spä­ter als berech­tigt. Der Führer hat­te die Sprengung von Nord Stream 1 und 2 ange­kün­digt, wäh­rend der deut­sche unschul­di­ge Schoßhund dane­ben stand. Und so kam es auch.

    Interessant wäre Wasserstoff viel­leicht auf­grund sei­ner che­mi­schen Eigenschaften für die Stahl- und Zementgewinnung als Ersatz für Kohlenwasserstoffe.

    Kohlenwasserstoffe als Rohstoffe für ande­re Produkte sind viel zu wert­voll zum Verbrennen.

    Das Geschrei um die wei­te­re Verwendung von Verbrennungsmotoren hal­te ich für einen Versuch, die "Investitionen" in die­se Industrie noch mög­lichst lan­ge zugun­sten eini­ger "Investoren" aus­zu­beu­ten. Unternehmen und Länder, die in die­se Technologie nichts oder nur wenig inve­stier­ten, haben über­haupt kein Problem mit Elektromotoren.

    Was ich in all der Diskussion ver­mis­se, ist die Reduzierung der Leistung von Automotoren, syste­ma­ti­sche Verringerung der Größe und Masse von Autos, alter­na­ti­ve Wegesysteme (vor allem unter­ir­disch) usw. Seit Jahrzehnten haben Konzerne einen Schwachsinn nach dem ande­ren pro­du­ziert und angeb­lich "wol­len es die Leute".

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