GAVI und WHO sichern Gewinne von Bavarian Nordic

Am 18.9.24 mel­det dpa:

»Einigung über Lieferung von 500.000 Mpox-Dosen

Die Stiftung Gavi hat beim deutsch-däni­schen Unternehmen Bavarian Nordic eine hal­be Million Impfdosen gegen Mpox bestellt. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef soll sie noch in die­sem Jahr betrof­fe­nen Ländern in Afrika aus­lie­fern, teil­te Gavi in Genf mit.

Die von Regierungen, Stiftungen und Privatpersonen finan­zier­te Impfallianz kämpft welt­weit für eine gerech­te­re Verteilung von Impfstoffen. Gavi ist die Abkürzung von Global Alliance for Vaccines and Immunisation…

Zur Finanzierung nutzt die Stiftung erst­mals einen Noteinsatzfonds, der erst im Juni auf­ge­legt wor­den war. Pharmafirmen brau­chen feste Bestellungen, bevor sie die Produktion hoch­fah­ren, um nicht auf Verdacht zu pro­du­zie­ren und spä­ter auf Produkten sit­zen­zu­blei­ben…«

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Was den Unternehmen nutzt, nutzt auch den Arbeitnehmern

Dieser wirt­schaft­li­che Leitsatz fast aller deut­schen Parteien, der ger­ne mit Milliardensubventionen für die Eigner ver­knüpft wird, kann gut durch eine Auswahl von Artikeln auf han​dels​blatt​.com beglei­tet werden:

320 Millionen Euro Kaufpreis

Das Beispiel Leoni ist dies­be­züg­lich beson­ders inter­es­sant. Es ist nicht gera­de ein Mittelstandsunternehmen:

Über die Firma aus Nürnberg, bei deren Verkauf an den chi­ne­si­schen Apple-Zulieferer Luxshare 320 Millionen Euro über den Tisch gin­gen, berich­tet das "Handelsblatt":

»Nach dem geplatz­ten Verkauf der Kabel-Sparte kurz vor dem Jahresende 2022 hat­te sich die hoch ver­schul­de­te Leoni in ein vor­insol­venz­li­ches Sanierungsverfahren geflüch­tet. In dem Zug war Pierer zum allei­ni­gen Eigentümer aufgestiegen.«

Der Multifunktionär Stefan Pierer ist u.a. Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich sowie Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility AG (vor­mals KTM). 2017 war er mit 436.563 Euro einer der Großspender der ÖVP. Die Forderung der Gewerkschaften nach Arbeitszeitverkürzung nann­te er "sinn­be­freit" und "eine Beleidigung für mei­ne tüch­ti­gen Mitarbeiter" (klei​ne​zei​tung​.at). Sein Verband hält hin­ge­gen eine 41-Stunden-Arbeitswoche für "alter­na­tiv­los", bei glei­cher Bezahlung. "Es muss auf­hö­ren, dass wir in Europa per Gesetz immer weni­ger arbei­ten, wäh­rend die gan­ze Welt immer mehr arbei­tet" (noen​.at).

Im Januar 2022, kurz bevor Pierer größ­ter Anteilseigner von Leoni wur­de (die​pres​se​.com), fan­den spek­ta­ku­lä­re Hausdurchsuchungen bei der Firma statt. "Kartellamt ermit­telt gegen Kabel-Kartell", war damals auf faz​.net zu lesen. Über den Ausgang habe ich nichts gefunden.

2020 nutz­te das Unternehmen den Lockdown, stopp­te die Produktion in meh­re­ren Werken und bean­trag­te Kurzarbeit. Der "Spiegel" schrieb:

»Leoni hat­te sich mit sei­ner Expansion ver­ho­ben und hat­te im ver­gan­ge­nen Jahr hohe Verluste gemacht. Bei einem Umsatzrückgang um sechs Prozent auf 4,8 Milliarden Euro schrieb der Konzern ope­ra­tiv 384 Millionen Euro Verlust.«
spie​gel​.de (20.4.24)

Der Artikel stand unter der Überschrift:

»Die Bundesregierung und die Länder Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bür­gen für einen 330 Millionen Euro schwe­ren Notkredit, wie Leoni mitteilte.«

Es scheint, als sei das Geld futsch. Womöglich erfah­ren wir aber dem­nächst über­ra­schend, daß der Kredit von Pierer aus dem nahe­zu gleich hohen Verkaufserlös begli­chen wird. Vielleicht wird es dies­mal sogar aus­nahms­wei­se nicht dazu kom­men, daß die Beschäftigten über Stellenstreichungen und Lohnverzicht die Zeche zah­len müs­sen. Vermutlich müß­ten die neu­en chi­ne­si­schen Eigentümer dann den Aufsichtsrat neu beset­zen, der fest in der Hand von Pierer-Managern ist (leo​ni​.com).

Auf top​-lea​der​.at (wo auch sonst?) wur­de Pierer am 19.1.20 so porträtiert:

Schon 2015 koket­tier­te er mit dem Heuschrecken-Image:

"«Ich war eine klas­si­sche klei­ne Heuschrecke», räum­te Pierer im trend-Interview selbst­kri­tisch – und leicht amü­siert – ein."

2017 bekann­te er:

»STANDARD: Bevor Sie KTM gekauft haben, waren Sie eine "klas­si­sche klei­ne Heuschrecke", wie Sie sagen. Sie haben etwa Eternit und Köflach gekauft, her­ge­rich­tet und wei­ter­ver­kauft. Wie viel Geld haben Sie damit gemacht?

Pierer: Ungefähr das, was ich dann als Teil eines Konsortiums für KTM hin­ge­legt habe: einen zwei­stel­li­gen Schilling-Millionenbetrag. Eigentlich soll­te man das nicht tun, aber: Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. So, wie es heu­te jun­ge Leute mit Start-ups tun.«
der​stan​dard​.at (8.10.17


Die Angaben zu Pierer stam­men aus einem Wikipedia-Artikel. Ich habe sie nur nachrecherchiert.