Unter dieser Überschrift ist auf berliner-zeitung.de am 6.4.24 ein Interview zu lesen, das sich mit dem "Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland" beschäftigt. Stefan Raue, Intendant des Deutschlandfunks, gibt sich darin verständnisvoll, hat aber eigentlich alles richtig gemacht:
»…Gerade jetzt ist ein Manifest herausgekommen, wo zahlreiche Mitarbeiter, darunter auch Mitarbeiter des Deutschlandradios, einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk fordern. Wie bewerten Sie das Manifest?
Wenn ich mir anschaue, wer da unterschrieben hat – Luc Jochimsen, Gabriele Gysi, Jürgen Fliege –, alles respektable Persönlichkeiten. Das sind nicht Menschen, die in den letzten Jahren verschwiegen oder unterdrückt wurden. Deswegen ist dieser Vorwurf der Zensur oder des Einschränkens da nicht so konkret fassbar. Ich habe mir das Papier mehrfach durchgelesen, aber so richtig bin ich der Sache nicht auf die Spur gekommen.
Ich kann nur sagen, dass Themen wie Corona oder Ukraine und Russland bei uns im Haus sehr intensiv und vielschichtig diskutiert werden. Es wird sehr offen diskutiert, da haben auch diejenigen mitdiskutiert, die da unterschrieben haben. Ich kann viele Sätze nachvollziehen, die da stehen. Mit der generellen Stoßrichtung – im Öffentlich-Rechtlichen werden Themen ausgeblendet oder nicht gehört oder gesendet – kann ich wenig anfangen. Das ist in unserem Haus eine ganz andere Praxis…
Den Vorwurf, dass man etwas zu viel betont und etwas anderes zu wenig, den hat es immer schon gegeben, das ist nicht neu. Aber das Gefühl, dass nicht die ganze Wahrheit ans Licht kommt, das ist schon bei vielen Menschen durchaus verbreitet…
Einer der Punkte in dem Manifest ist, dass sich in den Medien eine gewisse Herablassung im Umgang mit Kritikern eingestellt hat – Begriffe wie „Schwurbler“, „Verschwörungstheoretiker“, „Putin-Versteher“ und ähnliche werden eher inflationär verwendet. Ein Sender wie Deutschlandradio könnte hier doch stilprägend sein und einfach sagen, wir verzichten auf diese Attribute?
Ja, aber man muss auch beharrlich bleiben in der eigenen Formulierung, in dem, was man als anständig und integer bezeichnet. Man darf sich auf manchen Tonfall in der digitalen Welt nicht einlassen…«
Hier wäre die Frage angebracht: Hört er manchmal seinen eigenen Sender?
»… Da sind bestimmt Fehler gemacht worden, aber die sind ohne Vorsatz gemacht worden. Bei uns im Haus hatten wir das Privileg, auf eine gestandene Wissenschaftsredaktion zurückgreifen zu können, die bestmöglich die weiteren Entwicklungen der Pandemie journalistisch begleitet hat…«
Keiner will es gewesen sein. Ein paar Erinnerungsstützen:
Als die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland im Mai 2020 die Öffnung von Kitas forderten, stellte der Deutschlandfunk klar:
Deutschlandfunk gibt studentischer Denunziantin ein Forum
Wer es sich antun mag, findet noch Dutzende weitere Darstellungen unter https://www.corodok.de/?s=deutschlandfunk. Wer fleißig sucht, gelangt auch zu sehr seltenen kritischen Berichten.
Da muss ich dem Funktionär wiederprechen. Der Deutschlandfunk und sein Schwesterprogramm Deutschlandradio Kultur, sind mit Ausnahme weniger, dezenter Feigenblätter, grundsätzlich auf Linie der politisch vorherrschenden Meinung, und das nicht erst seit Corona. Erbauungsfunk und auditorische Schlaftablette.
Interessant auch, wie er das Framing rechtfertigt:
"Man muss auch beharrlich bleiben, … in dem, was man als anständig und integer bezeichnet."
Anstand und Integrität – oder was man dafür hält. Die öffentlich-rechtlichen Sender als Erziehungsanstalt und moralische Instanz. Mit dieser Charakterstärke könnte man auch ein Konzentrationslager betreiben.
Eines der Glaubensbekenntnisse kommt gleich vor den "Fehlern ohne Vorsatz":
"Wir alle waren in der ersten Phase durch die zerstörerische Kraft dieser Krankheit überfordert. Das betraf Politik, Medien, Ärzte, Pfleger. Ich habe mit vielen Menschen im medizinischen Bereich geredet, und sie haben mir alle gesagt, sie haben noch nichts Vergleichbares erlebt – überfüllte Intensivstationen, Menschen, die auf den Gängen gestorben sind, das sind Dimensionen, die alle überfordert haben."
Dem mit der (selbst-?)"zerstörerischen Kraft" kann man durchaus zustimmen, wobei noch ungeklärt ist, ob es dann nicht eher "Medien" und "Politik" waren, die diese anwandten? Und ob "diese Krankheit" nicht hauptsächlich in den Köpfen jener "wütete", die dann die Alternativlosigkeit der "Maßnahmen" behaupteten.
Falls es aber tatsächlich "Ärzte, Pfleger" (die wiederum auch "Medien" konsumierten) gewesen sein sollten:
1. hat nicht JEDE Krankheit, die auf einer Intensivstation behandelt wird, eine "zerstörerische Kraft"?
2. sind "überfüllte Intensivstationen" und "Menschen, die auf den Gängen sterben" nicht immer wieder (lokal und/oder saisonal) aufgetreten?
3. hätten die "Medien" nicht auch genügend "Menschen im medizinischen Bereich" finden können, die genau das (1. und 2.) wissen (vielleicht haben sie ja auch, aber mit Suggestivfragen an medial "vorgeimpfte" Jung-Ärztinnen, wie: "haben Sie so etwas schon mal SELBST erlebt?" erhält man fast immer "passende" Antworten)?
4. hätten die "Medien" nicht, ex post, feststellen können, ob die Anzahl der (2020+) "überfüllten Intensivstationen" (welche?) sich tatsächlich von der aus anderen Jahren unterschied?
(wenn man allerdings auf "Faktenfüchse" wie diesen
https://www.br.de/nachrichten/wissen/krankenhaus-zahlen-sind-die-jahre-2020-und-2019-vergleichbar,SQaPwhQ zurückgreift, so liegt die Chance, dass DLF et al jemals vom rechten Glauben abfallen könnten nahe NULL)
Die Fortsetzung liest sich für mich wie das Schuldeingeständnis eines ertappten Grundschülers:
"Ich habe manches nicht verstanden, weil ich es so nicht gekannt habe: dass wir alle mit Masken herumlaufen mussten, dass wir sogar in der Familie Abstand halten mussten, damit wir den Großvater nicht gefährden, das sind Dinge, die wir so nicht kannten."
und das, obwohl er "im Haus (…) das Privileg [hatte], auf eine gestandene Wissenschaftsredaktion zurückgreifen zu können" – der es seltsamerweise nicht seltsam vorkam, dass SÄMTLICHE "Maßnahmen" für deren Nutzen es bis einschließlich 2019 geringe bis gar keine Evidenz gab, plötzlich sakrosankt waren – sei es weil ein dubioser, medial hochgepu(ts)chter Dr.osten "rechtzeitig" eine E‑Mail aus Chicago bekam, oder weil sie in den meisten anderen Industrieländern ja ebenfalls eingeführt worden waren.
Nun denn: auch ohne "gestandene Wissenschaftsredaktion" hätte man auf die Idee kommen können, dass "wir alle" deswegen "mit Masken herumlaufen mussten", um "uns" visuell immer an eine "Pandemie" zu erinnern, die wir ohne dieses Zeux (und weitere mediale Berieselung) niemals bemerkt hätten – und "uns" (auch um die Dinger endlich loszuwerden) vor allem darauf vorzubereiten, ein neuartiges medizinisches Produkt herbeizusehnen.
(Ich geb's zu: letzteres war sogar meine Hoffnung – bis weit in die erste "Impfkampagne" hinein; und endgültig erst beendet, als das Versprechen von der Aufhebung sämtlicher "Maßnahmen" – nachdem jeder ein "Impfangebot" erhalten habe – nicht nur eingestampft wurde, sondern zusätzlicher [Psycho-]Terror folgte).
Die "gestandene Wissenschaftsredaktion" wäre natürlich unter (old-)normalen Umständen durchaus in der Lage gewesen, ein weiteres Glaubensbekenntnis ("Impfen" hilft immer) zumindest kritisch zu "begleiten" und damit vielleicht Einfluss auf das propagandistische Vokabular zu nehmen:
– erfüllt die neuartige "Schutzimpfung" die IfSG(§2)-Definition? ("Die Gabe eines Impfstoffes mit dem Ziel, vor einer übertragbaren Krankheit zu schützen.")?
– ist/war es angebracht, bei "Geimpften" von einer "Immunisierung" zu sprechen?
– wurde eine Nutzen/Risikoanalyse für alle Altersgruppen durchgeführt?
Nachtrag:
"Chicago" kommt in der Mutter aller Quellen zwar nicht vor, aber "deutschstämmig" (plus "Kaiser") erhöht natürlich Relevanz und Glaubwürdigkeit enorm:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript124.pdf
"Es gibt eine Kollegin aus den USA, die ist deutschstämmig,
Anna Kaiser. Die hat mir gestern Abend einen sehr wertvollen wissenschaftlichen Artikel zugeschickt, den ich nicht kannte. Da geht es um die Spanische Grippe und um eine Analyse von Maßnahmen nicht-pharmazeutischer Art in 43 amerikanischen Städten. Das ist eine Literaturauswertung".
(dass er den "sehr wertvollen wissenschaftlichen Artikel" vorher noch nicht kannte, soll wohl Lernfähigkeit und Bescheidenheit des Adressaten verdeutlichen)
Aufarbeitung auch in der Schweiz.
"Ein ganzes Wochenende: «Corona – Fakes und Fakten»
Bei einem vom Thuner Hausarzt Daniel Beutler organisierten Symposium versuchten Referenten aus Politik, Medizin, Wissenschaft, Recht, Gesellschaft, Medien und Kirche eine Faktengrundlage für eine Aufarbeitung zu schaffen. In den Leitmedien dominiert heute bereits ein negatives Framing.
7. April 2024 von DF. "
https://transition-news.org/ein-ganzes-wochenende-corona-fakes-und-fakten
Zum Programm
"Corona ‑Fakes und Fakten
1. CH-Symposium zum gesundheitspolitischen Rückblick und Ausblick 2024"
https://www.symposium-2024.ch/#Symposium
Der Stein des Antstoßes
Alt-Bundesrat Ueli Maurer
"Kontrafunk Spezial: Ueli Maurer – Für eine vollständige Aufarbeitung
vor 2 Stunden"
https://www.youtube.com/watch?v=g9YnJ3Fd_Fc
"09.04.2024
Spannende Vorträge vom Kongress gefilmt verfügbar"
https://www.aletheia-scimed.ch/de/spannende-vortraege-vom-kongress-gefilmt-verfuegbar/
An der Universität Luzern gab es unlängst eine nicht minder interessante
"Vorlesungsreihe Aufarbeitung der Pandemiepolitik"
https://corona-elefant.ch/vorlesungsreihe-aufarbeitung-der-pandemiepolitik/
"Still und leise:
die Schweizer Protokolle der Task Force Covid-19
des BAG sind online und öffentlich einsehbar"
https://abfschweiz.ch/wp-content/uploads/Task-Force-Protokolle-11.04.24.pdf
"Am 4. April 2024 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Protokolle der «Task Force COVOD-19 des BAG» von Januar 2020 bis April 2022 auf seiner Website veröffentlicht. Offensichtlich freiwillig, denn von einer Klage zur Herausgabe, wie es bei den RKI-Protokollen in Deutschland der Fall war, ist nichts bekannt. Und es geschah offenbar unbemerkt von der Öffentlichkeit. Bislang auch unbeachtet von den grossen Schweizer Medienmachern, obwohl das doch ein gefundenes Fressen für jeden jungen Investigativ-Journalisten wäre. Deshalb hat ABF Schweiz die Protokolle quergelesen und macht einen ersten Aufschlag. Als Appetithäppchen sozusagen."
"Die Protokolle sind mit Schwärzungen versehen und nur in deut-
scher Sprache verfügbar."
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/coronavirus/covid-19/bisherige-materialien/taskforce-protokolle.html
@Benjamin: Danke, jetzt mit einem Beitrag dazu.
https://www.deutschlandfunk.de/streitgespraech-zum-manifest-fuer-einen-neuen-oeffentlich-rechtlichen-rundfunk-dlf-43684342–100.html
Streitgespräch zum „Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk“
Heinemann, Christoph | 08. April 2024, 08:10 Uhr
So ganz ignorieren läßt die Kritik wohl nicht. Das läßt doch hoffen.
Hier noch ein Überblick zur aktuellen Situation.
"„Manifest“: Kein Interesse an den Kritikern von DLF, ARD und ZDF
08. April 2024; Tobias Riegel "
https://www.nachdenkseiten.de/?p=113537