Unter der Überschrift "Nachrüstung. Grüne und FDP für mehr Waffenproduktion in Europa" findet sich am 11.2.24 auf deutschlandfunk.de ein Foto vom ersten Spatenstich für die Rheinmetall-Fabrik für F‑35-Kampfjets in Weeze. Ich habe mir erlaubt, es leicht der Realität anzupassen. Über die Zeremonie hatte zdf.de im August 2023 begeistert berichtet und den Rheinmetall-Chef so zu Wort kommen lassen:
Zu erfahren ist dort: "Deutschland zahlt 8,3 Milliarden Euro für 35 dieser Tarnkappenbomber, die zum Transport von Atombomben zertifiziert und somit Teil der sogenannten nuklearen Teilhabe sind."
Es wäre konsequent, wenn die Organisationen, die landauf-landab zu Demonstrationen "für unsere Demokratie" aufriefen, nach "Verteidigungsminister" Pistorius (s. hier) demnächst auch Herrn Papperger als Hauptredner einlüden. Oder ob sie stolpern werden über den Begriff "Nachrüstung"? Einige der Demonstrierenden werden sich erinnern: Mit diesem Wort wurde 1981 gegen einen breiten Widerstand der Bevölkerung die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen gegen die UdSSR begründet. Was damals glückte, das Totrüsten des Klassengegners, der sich eine "Friedensfähigkeit des Imperialismus" einredete, scheint heute beim kapitalistischen Rivalen zu scheitern.
Im Bericht des Deutschlandfunks heißt es: "Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, Nanni, sagte, Europa müsse unabhängig vom Wahlausgang in den USA für die eigene Sicherheit sorgen können." Die Frau heißt wirklich so. Bereits vor dem Ukrainekrieg, dessen Beginn so oft wie unhistorisch auf den 24.2.22, also das Eindringen russischer Truppen auf ukrainisches Staatsgebiet, datiert wird, hatte Nanni sich als olivgrüne Truppenbegeisterte gezeigt. Am 14.1.22 sprach sie im Bundestag:
»… Wissen Sie, worauf ich mich besonders freue? Wir werden Auslandseinsätze in Zukunft regelmäßig und ressortübergreifend evaluieren.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)
… Das werden wir jetzt auch genauso machen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind wir den Soldatinnen und Soldaten schuldig.
Wir sind es aber auch den Menschen in den Einsatzgebieten schuldig, die Hoffnung in unseren Einsatz, in unser Engagement legen oder gelegt haben – wie unsere Partner/-innen in Afghanistan, die über 20 Jahre an unserer Seite eingestanden sind für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte…
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundeswehr war im letzten und im vorletzten Jahr sehr sichtbar, so sichtbar wie lange nicht, ja, auch wegen der Bilder aus Kabul, aber auch wegen der Bilder vom Hochwasser und aus den Impfzentren. Allen Soldatinnen und Soldaten, die sich deshalb die eine oder andere Extra- oder Nachtschicht um die Ohren gehauen haben, herzlichen Dank!
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
… Was ich in den letzten Wochen durch den Kontakt, den ich zur Truppe gesucht habe, erlebt habe, ist, dass die Angehörigen der Bundeswehr oft am besten wissen: Ohne eine zivile und politische Gesamtstrategie nutzt auch ein guter Fähigkeitslückenschließungsplan herzlich wenig. Ohne eine kohärente Strategie ist alles nichts…«
gruene-bundestag.de (14.1.22)
Am 23.3.22 begrüßte sie im Bundestag die Verschuldung für Kriegsmaterial ("Sondervermögen", wie es im Neusprech heißt, so wie Abschiebelager "Ausreisezentren" genannt werden und die Bombardierung der Zivilbevölkerung "Evakuierung", um nur einige Beispiele zu nennen). Am 18.12.23 jubilierte die warme Kriegerin:
»Historischer Schritt: Roadmap zur Stationierung einer deutschen Brigade in Litauen
Anlässlich der Unterzeichnung der Roadmap für die Stationierung einer deutschen Brigade in Litauen und ihrer viertägigen Reise nach Litauen erklärt Sara Nanni, Sprecherin für Sicherheitspolitik:
Am Montag unterzeichneten Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein litauischer Amtskollege Arvydas Anušauskas in Vilnius die sogenannte Roadmap als Grundlage für die Stationierung einer Brigade der Bundeswehr in Litauen. Damit gehen Deutschland und Litauen einen historischen Schritt und gemeinsam in der NATO voran. Seit 2014 ist Deutschland im Baltikum engagiert. Die Bundeswehr wird nun eine Kampfbrigade in Litauen stationieren. Sie soll bis 2027 voll einsatzfähig sein. Das deutsch-litauische Engagement ist ein eindeutiges Zeichen an Europa und die NATO, dass Deutschland Verantwortung für die Bündnisverteidigung übernimmt und die Zeitenwende umsetzt. Es ist ein ebenso klares Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der nur die Sprache der Macht versteht.
Aber die Unterzeichnung der Roadmap ist eben nicht das Ende einer schwierigen Debatte, sie ist der Anfang einer bilateralen Kraftanstrengung, die beide Seiten auf allen Ebenen fordern wird. Wir sollten es in Deutschland vor allem als Chance verstehen. In Litauen hat niemand Zweifel an der Bedrohung durch Russland. In der Vergangenheit lagen die Litauer*innen öfter richtig als wir. Wir können viel von ihnen lernen.«
gruene-bundestag.de (18.12.23)
Auf natürlichem Wege treffen sich somit Nanni und der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall. Über ihn weiß Wikipedia zu berichten, hier ohne Links zitiert:
»Armin Papperger
… Papperger hat seit 2013 die Internationalisierung des Rheinmetall-Konzerns maßgeblich vorangetrieben. Einer seiner größten unternehmerischen Erfolge ist die strategische Neuausrichtung Rheinmetalls, die im Jahr 2021 verkündet wurde und die Transformation zum integrierten Technologiekonzern zum Inhalt hatte.
Die frühere Trennung in die beiden Unternehmenssparten Automotive und Defence wurde überwunden und der Technologietransfer zwischen den militärisch bzw. zivil ausgerichteten Divisionen weiter ausgebaut. Zukunftsträchtige Entwicklungen werden seitdem konzernübergreifend profitabel und bedarfsgerecht in die verschiedenen Bereiche eingebracht. Die zivilen Aktivitäten des Konzerns (früher in der Automotive-Sparte gebündelt) sind darauf ausgerichtet, die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor zu überwinden und den Fokus auf die Elektrifizierung des Antriebsstrangs von Automobilen zu legen, auf effizientes Thermomanagement und auf erneuerbare Energien, vor allem Wasserstofftechnologie…
Im Jahr 2015 war er Vorsitzender des Kuratoriums des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik EMI in Freiburg… Für die Jahre 2023 und 2024 wurde Papperger als Präsidialmitglied des Bundesverbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI) hinzugewählt…«
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)