Auf faz.net ist heute reichlich Stoff für diese Rubrik zu finden. Der Leiter eines "Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien" weiß in einem Gastbeitrag, wie der Westen doch noch zum Endsieg in der Ukraine gelangt:
»Nach zwei Jahren Ukrainekrieg zeigt sich Moskau selbstbewusst. Doch der Westen könnte diese scheinbare Stärke Russlands leicht brechen – wenn er drei strategischen Leitlinien folgt…
Zentral ist, dass alles, was der Kreml tut, nicht die Basis einer umfassenden Strategie ist.. Zwar hat die russische Führung ihre Hausaufgaben gemacht, die Wirtschaft stabilisiert, Formate zur Umgehung von Sanktionen geschaffen und die Waffenproduktion massiv hochgefahren. Jedoch steht diese Politik auf tönernen Füßen…«
Seine Vorschläge sind sehr originell:
»Erstens sollte die westliche Abschreckung im Rahmen der NATO ausgebaut werden…
Zweitens sollte die Ukraine langfristig mit Waffen und Munition unterstützt… werden… Es gibt keine Alternative zu einem NATO-Beitritt der Ukraine…
Drittens braucht es eine bessere Kommunikationsstrategie gegenüber der eigenen Bevölkerung in Europa und den USA…«
Der Pharmabeauftragte der Redaktion, Joachim Müller-Jung, ist ebenfalls in Kriegslaune. "Diese mRNA-Waffe räumt Tumore aus dem Weg", überschreibt er einen Jubelbericht über Genspielereien an der Goethe-Universität und der Uniklinik in Frankfurt am Main. "Die mRNA als Therapiewerkzeug hat in der Covid-19-Pandemie ihre Feuertaufe glänzend bestanden." Bereits am 17.1.24 hatte er unter dem Titel "Die Corona-Impfung hat Millionen Leben gerettet" verkündet: "Allein in Deutschland sind den WHO-Forschern zufolge etwa 166.000 Todesfälle nicht eingetreten, weil der größte Teil insbesondere der Über-80-Jährigen vollständig geimpft und geboostert war."
Der Glaube versetzt halt Aktienberge.
"Das sind die vielversprechendsten KI-Aktien". Ob dies die minderleistendste Überschrift des Jahres wird, bleibt abzuwarten. Der verfassende Wirtschaftsredakteur wurde 2016 ausgezeichnet, als er "ein Crowdreader-Projekt in Kooperation mit Correctiv" (ja, die) betreute, das als Innovation of the Year galt. Er weiß: "Der KI-Trend ist und bleibt dein Freund, aber es wird Zeit, auf Außenseiter zu setzen" und ahnt wahrscheinlich nicht, daß es auch um seinen Job schlecht bestellt ist: "Als eine Ursache für die Produktivitätsfortschritte gelten selbst lernende Maschinen und Roboter sowie sich selbst kreativ weiterentwickelnde Software." Wichtiger ist ihm diese Aussicht: "Die Analysten von S&P Analytics zumindest sagen der KI-Softwarebranche in den nächsten Jahren ein Wachstum von mehr als 50 Prozent jährlich voraus."
Der Glaube ist halt der vielversprechendste Wachstumsmotor.
»JAHRESTAG DER BOMBARDIERUNG
Tausende protestieren gegen rechtsextremen Aufmarsch in Dresden
… Nach Angaben der Polizei beteiligten sich in strömendem Regen knapp 5000 Menschen am Gegenprotest. Bei der rechtsextremistischen Demonstration zählte die Polizei knapp 1000 Teilnehmer…
[Wie die Polizei] mitteilte, wurden rund 150 Menschen in eine polizeiliche Maßnahme genommen. Es wurden Identitäten festgestellt…
Ein Hubschrauber kreiste über Dresden, auch berittene Polizei war vor Ort…
Bis zum Sonntagnachmittag leitete die Polizei 14 Strafverfahren ein. Davon richteten sich nach Angaben von Sprecher Thomas Geithner fünf gegen das rechte Lager, der Rest gegen Gegendemonstranten. Bei letzteren ging es unter anderem um Vermummungen…
Am eigentlichen Jahrestag der Zerstörung an diesem Dienstag ist nach Angaben der Polizei kein Aufzug aus dem rechten Lager geplant. Es seien 25 Versammlungen und neun Veranstaltungen angemeldet, davon fünf Kundgebungen von rechts und der Querdenker-Szene…«
faz.net (11.2.24)
mdr.de ergänzt: "Die Polizei kesselt rund 150 Demonstrierende aus dem linken Spektrum vorübergehend ein."
Es ist also alles wie immer, trotz schwülstigen Geredes über den "Kampf gegen Rechts". Großaufgebote der Polizei schützen die GeschichtsrevisionistInnen, Gegendemos werden gekesselt und TeilnehmerInnen wegen des Tragens von Masken angezeigt.
»US-VERTEIDIGUNGSWERTE
Rüstungsaktien bleiben im Aufwärtstrend«
Oft sind die Dachzeilen das Originellste an den Meldungen. Wir lesen:
»… Der US-Verteidigungsindex befindet sich seit 2009 in einem ungebrochenen Aufwärtstrend. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Trends dieser Preisklasse fortsetzen, ist markant höher als die für eine Trendwende nach unten…
Wie viel Spielraum besteht noch? Schaut man sich die geostrategische Situation an, wird man zu der Erkenntnis kommen, dass Waffen und alles um sie herum in den kommenden Jahren für uns alle von größtmöglicher Bedeutung sein werden. Die Perspektiven für die Verteidigungsindustrie sollten deshalb gut sein. Auch aus Sicht der technischen Analyse findet sich wenig, das dem widersprechen könnte…«
Der Glaube ließe sich nur erschüttern über eine langsam verdammt nötig werdende Friedensbewegung. Übrigens: Seit 2009 gibt es den ungebrochenen Aufwärtstrend der US-Rüstung? Doch nicht erst nach dem, wie es immer heißt, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins?
»„VIELFALT“-DUDEN:
„Wie gehen wir mit Sprache um, die diskriminierend ist?“«
Über das Sprachregelungswerk wurde vor einem Monat hier informiert. In einem Interview mit dem Herausgeber kommt der reichlich ins Schwimmen:
»… Eine Beiträgerin nennt sich„πnär“, da Pi im binären Zahlensystem so selten sei wie ihr Geschlecht in einem binären Geschlechtersystem. Auch tauchen geschlechtslose Neopronomen wie „xier“ auf: „xier packt xiesen Koffer.“ Droht uns ein neues Babylon, in dem sich jeder seine eigene Sprache zurechtzimmert?
Diese Bewegungsrichtung haben sehr wenige Kapitel. Ich bin männlich und cis-geschlechtlich …
… also im Einklang mit Ihrem Geburtsgeschlecht.
… ich habe keine Neopronomen. Deswegen finde ich es hier – wie bei anderen Kapiteln, wo ich nicht in der Materie stecke – schwierig, das Thema entweder zu erklären oder in irgendeiner Form Kontra zu geben. In dieser Rolle sehe ich mich nicht, sondern auch hier eher als Ally: Wenn es Menschen gibt, die ein Pronomen für sich wünschen, möchte ich nicht sagen, dass das nicht sein darf. Ich sehe auch nicht, dass es in Richtung Babylon geht, aber es tut sich ganz viel in vielen Bereichen. Bleiben wir also neugierig und offen!…«
Das Beste an dem Gespräch über diskriminierende Sprache ist allerdings das Beitragsfoto. Es zeigt den Dumpfbackenspruch "Queer denken statt Querdenken".
Bei den Dommermuthigen wurde wohl wieder etwas bestellt:
https://web.de/magazine/wissen/wissenschaft-technik/deutschlands-groesste-fehler-pandemie-duestere-prognose-39312950
Zusammenfassung einiger Erkenntnisse, die man schon vor 4 Jahren hätte haben können:
– "Fehlende wissenschaftliche Daten" (hatte man nicht über 3 Jahre behauptet, man hätte diese, zumal es sich dabei ja um die Grundlagen für die "Maßnahmen" – und alle diffamierte, die das bezweifelten?)
– "Etliche Fragen, die zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie aufkamen, stehen bis heute in der Diskussion." (äh, was denn jetzt? Folgte man nicht "der Wissenschaft"?)
– die üblichen Verdächtigen hat der "RiffReporter" selbstredend gefunden, sogar einen, der feststellte, dass es "gut gewesen [wäre], wenn das Robert-Koch-Institut (RKI) gleich zu Beginn der Pandemie eigene Untersuchungen zur Fallsterblichkeit gemacht hätte"(!!), dass, "weil solche Daten fehlten, (…) man "anderen das Feld überlassen" hätte und sich nicht entblödet, nachzuschieben, dass es sich bei diesen "anderen" um "dezidierte Impfgegner" und sonstige eh böse Menschen gehandelt hätte (Verschwörungsmythos?) – Äh, waren es (z.B.) nicht der RKI-Chef selbst und dessen jeweilige Chefs, bzw. Hofvirologen, die "ihre persönlichen Ansichten medienwirksam als Fachmeinung verkauft"en und sich wie Popstars verehren ließen??
– gute Pläne "scheiterten an der Politik" (die wiederum behauptete, dass sie "der Wissenschaft" folgte)
– nach einem gerüttelt Maß an Blendgranaten und Nebelkerzen (hätte, könnte, sollte, müsste, nebst Warnungen vor "Spekulationen und Verschwörungen") dann das Grand Finale:
– das PEI kooperiert(e) tatsächlich "mit jenen Unternehmen (…), die die Behörde kontrollieren muss", die – Trommelwirbel – sich verpflichtet hätten, "Studien zur Sicherheit der Impfstoffe bei der Anwendung in der klinischen Routine" durchzuführen. Na klar, wer denn sonst? (hat ja bei Dr. Marlboro und VW-Abgasen auch geklappt?)
So kamen möglicherweise auch "die Ergebnisse weltweit erhobener Daten" zustande (aus Ländern, die vielleicht noch korrupter sind als die BRD?).
Immerhin kann man der Überschrift insofern zustimmen:
"eine düstere Prognose"