Aktuelles aus den Tollhäusern (10./11.2.24)

Auf faz​.net ist heu­te reich­lich Stoff für die­se Rubrik zu fin­den. Der Leiter eines "Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien" weiß in einem Gastbeitrag, wie der Westen doch noch zum Endsieg in der Ukraine gelangt:

»Nach zwei Jahren Ukrainekrieg zeigt sich Moskau selbst­be­wusst. Doch der Westen könn­te die­se schein­ba­re Stärke Russlands leicht bre­chen – wenn er drei stra­te­gi­schen Leitlinien folgt…

Zentral ist, dass alles, was der Kreml tut, nicht die Basis einer umfas­sen­den Strategie ist.. Zwar hat die rus­si­sche Führung ihre Hausaufgaben gemacht, die Wirtschaft sta­bi­li­siert, Formate zur Umgehung von Sanktionen geschaf­fen und die Waffen­produktion mas­siv hoch­ge­fah­ren. Jedoch steht die­se Politik auf töner­nen Füßen…«

Seine Vorschläge sind sehr originell:

»Erstens soll­te die west­li­che Abschreckung im Rahmen der NATO aus­ge­baut werden…

Zweitens soll­te die Ukraine lang­fri­stig mit Waffen und Munition unter­stützt… wer­den… Es gibt kei­ne Alternative zu einem NATO-Beitritt der Ukraine…

Drittens braucht es eine bes­se­re Kommunikationsstrategie gegen­über der eige­nen Bevölkerung in Europa und den USA…«


Der Pharmabeauftragte der Redaktion, Joachim Müller-Jung, ist eben­falls in Kriegslaune. "Diese mRNA-Waffe räumt Tumore aus dem Weg", über­schreibt er einen Jubelbericht über Genspielereien an der Goethe-Universität und der Uniklinik in Frankfurt am Main. "Die mRNA als Therapiewerkzeug hat in der Covid-19-Pandemie ihre Feuertaufe glän­zend bestan­den." Bereits am 17.1.24 hat­te er unter dem Titel "Die Corona-Impfung hat Millionen Leben geret­tet" ver­kün­det: "Allein in Deutschland sind den WHO-Forschern zufol­ge etwa 166.000 Todesfälle nicht ein­ge­tre­ten, weil der größ­te Teil ins­be­son­de­re der Über-80-Jährigen voll­stän­dig geimpft und geboo­stert war."

Der Glaube ver­setzt halt Aktienberge.


"Das sind die viel­ver­spre­chend­sten KI-Aktien". Ob dies die min­der­leist­end­ste Überschrift des Jahres wird, bleibt abzu­war­ten. Der ver­fas­sen­de Wirtschaftsredakteur wur­de 2016 aus­ge­zeich­net, als er "ein Crowdreader-Projekt in Kooperation mit Correctiv" (ja, die) betreu­te, das als Innovation of the Year galt. Er weiß: "Der KI-Trend ist und bleibt dein Freund, aber es wird Zeit, auf Außenseiter zu set­zen" und ahnt wahr­schein­lich nicht, daß es auch um sei­nen Job schlecht bestellt ist: "Als eine Ursache für die Produktivitätsfortschritte gel­ten selbst ler­nen­de Maschinen und Roboter sowie sich selbst krea­tiv wei­ter­ent­wickeln­de Software." Wichtiger ist ihm die­se Aussicht: "Die Analysten von S&P Analytics zumin­dest sagen der KI-Softwarebranche in den näch­sten Jahren ein Wachstum von mehr als 50 Prozent jähr­lich vor­aus."

Der Glaube ist halt der viel­ver­spre­chend­ste Wachstumsmotor.


»JAHRESTAG DER BOMBARDIERUNG
Tausende pro­te­stie­ren gegen rechts­extre­men Aufmarsch in Dresden

… Nach Angaben der Polizei betei­lig­ten sich in strö­men­dem Regen knapp 5000 Menschen am Gegenprotest. Bei der rechts­extre­mi­sti­schen Demonstration zähl­te die Polizei knapp 1000 Teilnehmer…

[Wie die Polizei] mit­teil­te, wur­den rund 150 Menschen in eine poli­zei­li­che Maßnahme genom­men. Es wur­den Identitäten festgestellt… 

Ein Hubschrauber krei­ste über Dresden, auch berit­te­ne Polizei war vor Ort…

Bis zum Sonntagnachmittag lei­te­te die Polizei 14 Strafverfahren ein. Davon rich­te­ten sich nach Angaben von Sprecher Thomas Geithner fünf gegen das rech­te Lager, der Rest gegen Gegendemonstranten. Bei letz­te­ren ging es unter ande­rem um Vermummungen…

Am eigent­li­chen Jahrestag der Zerstörung an die­sem Dienstag ist nach Angaben der Polizei kein Aufzug aus dem rech­ten Lager geplant. Es sei­en 25 Versammlungen und neun Veranstaltungen ange­mel­det, davon fünf Kundgebungen von rechts und der Querdenker-Szene…«
faz​.net (11.2.24)

mdr​.de ergänzt: "Die Polizei kes­selt rund 150 Demonstrierende aus dem lin­ken Spektrum vor­über­ge­hend ein."

Es ist also alles wie immer, trotz schwül­sti­gen Geredes über den "Kampf gegen Rechts". Großaufgebote der Polizei schüt­zen die GeschichtsrevisionistInnen, Gegendemos wer­den gekes­selt und TeilnehmerInnen wegen des Tragens von Masken angezeigt.


»US-VERTEIDIGUNGSWERTE
Rüstungsaktien blei­ben im Aufwärtstrend«

Oft sind die Dachzeilen das Originellste an den Meldungen. Wir lesen:

»… Der US-Verteidigungsindex befin­det sich seit 2009 in einem unge­bro­che­nen Aufwärtstrend. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Trends die­ser Preisklasse fort­set­zen, ist mar­kant höher als die für eine Trendwende nach unten…

Wie viel Spielraum besteht noch? Schaut man sich die geo­stra­te­gi­sche Situation an, wird man zu der Erkenntnis kom­men, dass Waffen und alles um sie her­um in den kom­men­den Jahren für uns alle von größt­mög­li­cher Bedeutung sein wer­den. Die Perspektiven für die Verteidigungsindustrie soll­ten des­halb gut sein. Auch aus Sicht der tech­ni­schen Analyse fin­det sich wenig, das dem wider­spre­chen könnte…«

Der Glaube lie­ße sich nur erschüt­tern über eine lang­sam ver­dammt nötig wer­den­de Friedensbewegung. Übrigens: Seit 2009 gibt es den unge­bro­che­nen Aufwärtstrend der US-Rüstung? Doch nicht erst nach dem, wie es immer heißt, völ­ker­rechts­wid­ri­gen Angriffskrieg Putins?


»„VIELFALT“-DUDEN:
„Wie gehen wir mit Sprache um, die dis­kri­mi­nie­rend ist?“«

Über das Sprachregelungswerk wur­de vor einem Monat hier infor­miert. In einem Interview mit dem Herausgeber kommt der reich­lich ins Schwimmen:

»… Eine Beiträgerin nennt sich„πnär“, da Pi im binä­ren Zahlensystem so sel­ten sei wie ihr Geschlecht in einem binä­ren Geschlechtersystem. Auch tau­chen geschlechts­lo­se Neopronomen wie „xier“ auf: „xier packt xie­sen Koffer.“ Droht uns ein neu­es Babylon, in dem sich jeder sei­ne eige­ne Sprache zurechtzimmert?

Diese Bewegungsrichtung haben sehr weni­ge Kapitel. Ich bin männ­lich und cis-geschlechtlich …

… also im Einklang mit Ihrem Geburtsgeschlecht.

… ich habe kei­ne Neopronomen. Deswegen fin­de ich es hier – wie bei ande­ren Kapiteln, wo ich nicht in der Materie stecke – schwie­rig, das Thema ent­we­der zu erklä­ren oder in irgend­ei­ner Form Kontra zu geben. In die­ser Rolle sehe ich mich nicht, son­dern auch hier eher als Ally: Wenn es Menschen gibt, die ein Pronomen für sich wün­schen, möch­te ich nicht sagen, dass das nicht sein darf. Ich sehe auch nicht, dass es in Richtung Babylon geht, aber es tut sich ganz viel in vie­len Bereichen. Bleiben wir also neu­gie­rig und offen!…«

Das Beste an dem Gespräch über dis­kri­mi­nie­ren­de Sprache ist aller­dings das Beitragsfoto. Es zeigt den Dumpfbackenspruch "Queer den­ken statt Querdenken".

Eine Antwort auf „Aktuelles aus den Tollhäusern (10./11.2.24)“

  1. Bei den Dommermuthigen wur­de wohl wie­der etwas bestellt:
    https://​web​.de/​m​a​g​a​z​i​n​e​/​w​i​s​s​e​n​/​w​i​s​s​e​n​s​c​h​a​f​t​-​t​e​c​h​n​i​k​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​s​-​g​r​o​e​s​s​t​e​-​f​e​h​l​e​r​-​p​a​n​d​e​m​i​e​-​d​u​e​s​t​e​r​e​-​p​r​o​g​n​o​s​e​-​3​9​3​1​2​950

    Zusammenfassung eini­ger Erkenntnisse, die man schon vor 4 Jahren hät­te haben können:
    – "Fehlende wis­sen­schaft­li­che Daten" (hat­te man nicht über 3 Jahre behaup­tet, man hät­te die­se, zumal es sich dabei ja um die Grundlagen für die "Maßnahmen" – und alle dif­fa­mier­te, die das bezweifelten?)
    – "Etliche Fragen, die zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie auf­ka­men, ste­hen bis heu­te in der Diskussion." (äh, was denn jetzt? Folgte man nicht "der Wissenschaft"?)
    – die übli­chen Verdächtigen hat der "RiffReporter" selbst­re­dend gefun­den, sogar einen, der fest­stell­te, dass es "gut gewe­sen [wäre], wenn das Robert-Koch-Institut (RKI) gleich zu Beginn der Pandemie eige­ne Untersuchungen zur Fallsterblichkeit gemacht hät­te"(!!), dass, "weil sol­che Daten fehl­ten, (…) man "ande­ren das Feld über­las­sen" hät­te und sich nicht ent­blö­det, nach­zu­schie­ben, dass es sich bei die­sen "ande­ren" um "dezi­dier­te Impfgegner" und son­sti­ge eh böse Menschen gehan­delt hät­te (Verschwörungsmythos?) – Äh, waren es (z.B.) nicht der RKI-Chef selbst und des­sen jewei­li­ge Chefs, bzw. Hofvirologen, die "ihre per­sön­li­chen Ansichten medi­en­wirk­sam als Fachmeinung verkauft"en und sich wie Popstars ver­eh­ren ließen??
    – gute Pläne "schei­ter­ten an der Politik" (die wie­der­um behaup­te­te, dass sie "der Wissenschaft" folgte)
    – nach einem gerüt­telt Maß an Blendgranaten und Nebelkerzen (hät­te, könn­te, soll­te, müss­te, nebst Warnungen vor "Spekulationen und Verschwörungen") dann das Grand Finale:
    – das PEI kooperiert(e) tat­säch­lich "mit jenen Unternehmen (…), die die Behörde kon­trol­lie­ren muss", die – Trommelwirbel – sich ver­pflich­tet hät­ten, "Studien zur Sicherheit der Impfstoffe bei der Anwendung in der kli­ni­schen Routine" durch­zu­füh­ren. Na klar, wer denn sonst? (hat ja bei Dr. Marlboro und VW-Abgasen auch geklappt?)
    So kamen mög­li­cher­wei­se auch "die Ergebnisse welt­weit erho­be­ner Daten" zustan­de (aus Ländern, die viel­leicht noch kor­rup­ter sind als die BRD?).
    Immerhin kann man der Überschrift inso­fern zustimmen:
    "eine düste­re Prognose"

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