Brandstiftermauer steht

Der Union und der AfD ging der Zynismus nicht weit genug. Im Ziel war man sich mit der Ampel einig. Nutzlose Ausländer haben zu ver­schwin­den. Wo das nicht so ein­fach gelingt, wer­den AsylbewerberInnen noch län­ger unter dem Existenzminimum gehalten.

bun​des​tag​.de (17.1.24)

"… Zum Kern des Gesetzentwurfes zäh­len unter ande­rem erwei­ter­te Durchsuchungsmöglichkeiten und eine Ausdehnung des Ausreisegewahrsams. Die Fortdauer und die Anordnung von Abschiebungshaft soll künf­tig unab­hän­gig von etwa­igen Asylantragstellungen mög­lich sein, auch bei Folgeanträgen. Verstöße gegen Einreise- und Aufenthaltsverbote wer­den laut Vorlage als eigen­stän­di­ger Haftgrund außer­halb der Fluchtgefahr im Rahmen der Sicherungshaft gere­gelt; zudem ist ein behörd­li­ches Beschwerderecht für den Fall der Ablehnung des Abschiebungshaftantrags vor­ge­se­hen."

Übersetzt: Die Dauer des Aufenthalts im Abschiebeknast wird von 10 auf 28 Tage ver­län­gert. Die für StaatsbürgerInnen gel­ten­den Kriterien für Untersuchungshaft (mit Ausnahmen wie bei Ballweg) haben für die Betroffenen kei­ne Bedeutung. Wer die Residenzpflicht umgeht – die­se Einschränkung der Freizügigkeit gibt es EU-weit nur in Deutschland, sie gilt nicht für UkrainerInnen –, erzeugt damit einen Haftgrund.

Die gar nicht gehei­me Staatspolizei kann gan­ze Unterkünfte fil­zen auf der Suche nach ver­däch­ti­gen AsylbewerberInnen. Das geht sogar ohne Staatsanwalt oder gar Gerichte:

»Beim Ausreisegewahrsam sieht der Gesetzentwurf vor, des­sen Höchstdauer von der­zeit zehn auf 28 Tage zu ver­län­gern, um effek­ti­ver als bis­her ein Untertauchen des Abzuschiebenden zu ver­hin­dern. Reduziert wer­den sol­len die Fälle, in denen Staatsanwaltschaften bei Abschiebungen aus der Haft zu betei­li­gen sind. Auch sol­len Abschiebungen nicht mehr ange­kün­digt wer­den müs­sen, sofern nicht Familien mit Kindern unter zwölf Jahren betrof­fen sind.

Die Suche nach Daten und Dokumenten zur Identitätsklärung soll erleich­tert wer­den, eben­so das Auffinden abzu­schie­ben­der Personen. Dazu sol­len die Behörden auch ande­re Räumlichkeiten als das Zimmer des abzu­schie­ben­den Ausländers in einer Gemeinschaftsunterkunft betre­ten kön­nen. Vorgesehen ist fer­ner, dass Widerspruch und Klage gegen Einreise- und Aufenthaltsverbote kei­ne auf­schie­ben­de Wirkung mehr haben…«

Auch Minderjährige kön­nen künf­tig abge­scho­ben werden:

»Mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/​Die Grünen und FDP ver­ab­schie­de­te der Ausschuss einen Änderungsantrag der drei Koalitionsfraktionen, wonach Minderjährige und Familien mit Minderjährigen „grund­sätz­lich nicht in Abschiebehaft genom­men“ wer­den sol­len. Ausnahmen soll es der Begründung zufol­ge etwa bei min­der­jäh­ri­gen Gefährdern oder Jugendstraftätern geben können…

Zur Bekämpfung der Schleusungskriminalität ist eine Verschärfung der bis­he­ri­gen Strafandrohungen für ent­spre­chen­de Delikte vorgesehen…

Asylbewerber sol­len der Vorlage zufol­ge künf­tig drei Jahre statt 18 Monate lang die nied­ri­ge­ren Asylbewerberleistungen erhalten…«


Flucht, Fluchthilfe und Freikauf

Unter die­sem Titel infor­miert die "Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" dar­über, daß kom­mer­zi­el­le Fluchthilfe für die Brüder und Schwestern hin­ter Mauer und Stacheldraht durch­aus erwünscht war:

»Flüchtlinge such­ten nach immer neu­en Wegen und beka­men dabei Unterstützung von Fluchthelfern aus dem Westen. Auch die Fluchthilfe ent­wickel­te sich: Waren die ersten Hilfsaktionen oft soli­da­ri­sche Handlungen von West-Berliner Studenten, die Familienmitgliedern und Angehörigen hel­fen woll­ten, boten spä­ter Fluchthelfergruppen Hilfe gegen Bezahlung an…

Umso ris­kan­ter die Fluchten wur­den, desto höher waren auch der Aufwand und die Kosten. Neben jene Fluchthelfer, die sich aus Solidarität und auf pri­va­ter Basis orga­ni­siert hat­ten und in der Öffentlichkeit eine mora­li­sche Zustimmung erfuh­ren, rück­ten seit 1962 neue Gruppen, die kom­mer­zi­ell arbei­te­ten. 1964/​65 zahl­ten eini­ge Fluchtwillige zwi­schen 3.000 und 7.000 DM pro Person, um 1967 stieg der Preis auf bis zu 15.000 DM an…«

stsg​.de

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