"Ablage P" des RKI (17). Verräterisches aus dem Nähkästchen

Eigentlich soll­te dem Krisenstab am 1.9.21 demon­striert wer­den, wie hoch der Anteil "Ungeimpfter" an hos­pi­ta­li­sier­ten PatientInnen sei. Dafür wur­de ein Foliensatz gewählt, der im Leak als "Diff_Inzidenz_Impfstatus.pptx" vorliegt.

Einige der Limitationen wer­den im Protokoll genannt, es sind längst nicht alle:

Das gele­ak­te Dokument gibt es hier.

Die letz­te Berechnung ist falsch. Wenn von 26.055 hos­pi­ta­li­sier­ten COVID-19-Fällen der "Impfstatus" bei ledig­lich 15.715 Fällen bekannt ist, dann sind dies gera­de ein­mal 60 %.

Der Anteil der sym­pto­ma­ti­schen Fälle beträgt 72 %. Über 7.000 PatientInnen, die als COVID-19-Fälle ange­se­hen wur­den, wie­sen kei­ner­lei Symptome in Richtung Corona auf. Das RKI benennt in sei­nem Wochenbericht vom 26.8.21, (des­sen Zahlen in die­sem Punkt übri­gens nicht uner­heb­lich abwei­chen von obi­ger Darstellung) die Symptome so: "Fieber, respi­ra­to­ri­sche Symptome, Geruchs- oder Geschmacksverlust".

Jeder vier­te Corona-Fall in den Krankenhäusern wies neben einem posi­ti­ven Tests also noch nicht ein­mal eine lau­fen­de Nase auf.

Nach dem Ausblenden von über einem Drittel der Fälle ohne Symptome und "Impfangaben" setzt Frau Schönfeld die "986 voll­stän­dig geimpf­ten" Personen und die "14.729 unge­impf­ten" in ein Verhältnis zu den "Impfquoten" und ermit­telt damit "Inzidenzen" die hier der Dramatik wegen als "Fälle pro 1 Mio Einw." dar­ge­stellt werden:

107 Mio. BundesbürgerInnen?

Betrachten wir noch ein­mal, wie die "voll­stän­dig Geimpften" defi­niert werden:

Problematisch ist hier nicht nur, daß man in der Summe auf 107 Mio. BundesbürgerInnen kommt. Mehr als vier Millionen nicht "voll­stän­dig Geimpfter" laut genann­tem Wochenbericht wer­den der Gruppe der "Ungeimpften" zuge­schla­gen. Dazu kommt die unge­nann­te Zahl "voll­stän­dig Geimpfter", deren letz­te Spritze weni­ger als 14 Tage vor der Hospitalisierung ver­ab­reicht wurde.

Da sämt­li­che Daten auf fal­schen oder unvoll­stän­di­gen Angaben beru­hen und dies dem RKI sehr wohl bekannt ist, muß in Bezug auf die öffent­li­che Kommunikation von Manipulation gespro­chen wer­den. Die in den Folien wenig­stens ansatz­wei­se noch vor­ge­nom­me­ne Differenzierung zwi­schen sym­pto­ma­ti­schen und ledig­lich PCR-gete­ste­ten Fällen fin­det weder zu die­sem Zeitpunkt noch spä­ter einen Niederschlag in der media­len und poli­ti­schen Diskussion.

Viktoria Schönfeld, von der die Folien stam­men, erklärt in einem am 22.2.24 erschie­ne­nen Artikel, den sie mit Nita Perumal und Ole Wichmann, zwei wei­te­ren RKI-Funktionären, ver­faß­te, wie man dabei vorging:

»Mit dem Auftreten der Omikron-Variante nahm der Schweregrad des COVID-19-Krankheitsverlaufs sowohl bei geimpf­ten als auch bei unge­impf­ten Personen ab. Infolgedessen wur­den SARS-CoV-2-posi­ti­ve Patienten, die in ein Krankenhaus ein­ge­lie­fert wur­den, häu­fig nicht wegen Komplikationen auf­grund von COVID-19, son­dern zuneh­mend wegen ande­rer Krankheiten ein­ge­lie­fert, wäh­rend sie nur leich­te COVID-19-Symptome auf­wie­sen. Aufgrund des rou­ti­ne­mä­ßi­gen Screenings auf COVID-19 vor allen Krankenhauseinweisungen wur­den die­se Patienten jedoch wei­ter­hin in erster Linie als hos­pi­ta­li­sier­te COVID-19-Fälle gemel­det. Die Verwendung des Endpunkts „Hospitalisierung mit COVID-19“ für unse­re Analysen führ­te zu einer Unterschätzung der VE, wie dies auch bei VE-Zahlen aus England zu beob­ach­ten ist, die mit einer ande­ren Methodik geschätzt wur­den. Aus die­sem Grund haben wir rück­wir­kend die Falldefinition für Krankenhausaufenthalte und ICU-Aufnahmen ein­ge­grenzt und nur Fälle in unse­re Analysen ein­be­zo­gen, die „auf­grund von COVID19“ auf­ge­nom­men wur­den, wie es die WHO empfiehlt.«

Fußnoten des Artikels "Application of the scree­ning method for esti­mat­ing COVID-19 vac­ci­ne effec­ti­ve­ness using rou­ti­ne sur­veil­lan­ce data: Germany’s expe­ri­ence during the COVID-19 pan­de­mic, July 2021 to March 2023" wur­den hier weg­ge­las­sen. Für die Arbeit wur­den "rück­wir­kend" die Fälle "mit Corona" aus der Analyse aus­ge­nom­men. Sie ver­fälsch­ten näm­lich die "vac­ci­ne effec­ti­ve­ness" (VE). Die Verfälschung der gesam­ten Hospitalisierungsdarstellung wur­de nicht korrigiert.

Schönfeld ist sich auch an ande­rer Stelle der Irreführung bewußt:

»Zweitens lern­ten wir auch, dass das Testverhalten mit dem Impfstatus zusam­men­hängt. Geimpfte Personen lie­ßen sich mit grö­ße­rer Wahrscheinlichkeit selbst testen (zu Hause oder in Testzentren) als unge­impf­te. Als die obli­ga­to­ri­schen Tests (die bei­spiels­wei­se für den Zugang zu Schulen, Arbeitsplätzen, Restaurants und kul­tu­rel­len Veranstaltungen erfor­der­lich sind) im Sommer 2022 für den Großteil der Bevölkerung abge­schafft wur­den, erhöh­te sich das Potenzial für Störfaktoren, da geimpf­te Personen sich wei­ter­hin häu­fi­ger testen lie­ßen als unge­impf­te Personen, was zu einem star­ken Rückgang der VE für sym­pto­ma­ti­sche Erkrankungen führ­te. Da jedoch jeder Patient bei der Krankenhausaufnahme rou­ti­ne­mä­ßig gete­stet wur­de und dies auch heu­te noch der Fall ist, waren wir zuver­sicht­lich, dass sich die­ser Selektionsfehler nicht auf Fälle mit schwe­re­ren kli­ni­schen Symptomen aus­wirk­te. Daher haben wir beschlos­sen, uns auf die VE bei schwe­ren Erkrankungen zu kon­zen­trie­ren und die Wiederholung der VE-Schätzungen für (leich­te) sym­pto­ma­ti­sche Erkrankungen einzustellen.«

Ein wei­te­res Problem wird wie­der nur gese­hen in Bezug auf die "vac­ci­ne effec­ti­ve­ness":

»Drittens ist es bei der Anwendung der Screening-Methode zwin­gend erfor­der­lich, Störfaktoren aus­zu­schlie­ßen, bei­spiels­wei­se durch Stratifizierung der Daten. Da die Impfdaten in Deutschland größ­ten­teils agg­re­giert waren und kei­ne oder nur weni­ge Informationen zu Komorbiditäten, Geschlecht, Impfstoffprodukt oder enge­ren Altersgruppen erho­ben wur­den, konn­ten wir unse­re Analysen nur für brei­te Altersgruppen und Kalenderwochen stra­ti­fi­zie­ren. Bei den Falldaten waren Informationen über frü­he­re Infektionen mit SARS-CoV‑2 oder mit Einzelheiten über die SARS-CoV-2-Variante weit­ge­hend nicht ver­füg­bar. Daher konn­ten wir eine gewis­se Verzerrung unse­rer Ergebnisse fest­stel­len und waren nicht in der Lage, die VE nach spe­zi­fi­schen und enge­ren Kategorien zu berech­nen. Bevölkerungsgruppen mit einem höhe­ren Risiko für schwe­re COVID-19-Erkrankungen wie­sen auch eine höhe­re Durchimpfungsrate auf. Da wir nicht in der Lage waren, medi­zi­ni­sche Risikofaktoren zu berück­sich­ti­gen, konn­ten wir nicht aus­schlie­ßen, dass die VE in bestimm­ten Fällen unter­schätzt wurde…

Fünftens: Da die Daten nicht zum Zweck der VE-Schätzung erho­ben wur­den, könn­te ein hoher Anteil feh­len­der Werte für den Impfstatus unter den hos­pi­ta­li­sier­ten Fällen zu einer nicht reprä­sen­ta­ti­ven Stichprobe geführt haben, obwohl wir kei­nen Hinweis dar­auf haben, dass die Fallmeldung in unse­ren Daten mit dem Impfstatus in Zusammenhang steht. Dennoch könn­ten unzu­rei­chen­de Angaben, unvoll­stän­di­ge Daten, eine fal­sche Klassifizierung des Impfstatus oder des kli­ni­schen Ergebnisses, ins­be­son­de­re in Zeiten mit hoher Inzidenz, unse­re VE-Schätzungen beein­flusst haben…«

Alle die­se "Störfaktoren" hat­ten erheb­li­che Auswirkungen auf die Coronapolitik. Sie wur­den eli­mi­niert, wenn sie der Erzählung von einer hohen Effektivität der "Impfstoffe" im Wege stan­den. Beibehalten wur­den sie für die Aufrechterhaltung einer Stimmung, die den Absatz genau die­ser Stoffe sicher­stel­len sollte.

2 Antworten auf „"Ablage P" des RKI (17). Verräterisches aus dem Nähkästchen“

  1. Das war doch in dem Monat wo in Wiesbaden eine Intensivstation gebrannt hat. Wo ein Patient sich eine Zigarette anbren­nen woll­te und ver­ges­sen hat­te, sei­ne Sauerstoffmaske abzusetzen.

  2. "Als die obli­ga­to­ri­schen Tests (…) im Sommer 2022 für den Großteil der Bevölkerung abge­schafft wur­den, erhöh­te sich das Potenzial für Störfaktoren, da geimpf­te Personen sich wei­ter­hin häu­fi­ger testen lie­ßen als unge­impf­te Personen …"

    Gestern am Kneipentisch Thema. Da die Kneipe eine lin­ke, ist sie nach wie vor voll mit Überzeugten. Einer ließ sich + Familie vor zwei Wochen erst vor­sorg­lich testen, um nicht auf einem Festival zur Gefahr zu werden.

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