Der Chefredakteur des "Redaktionsnetzswerks Deutschland", dessen größter Anteilseigner die SPD ist (s. hier), greift persönlich zur Tastatur, um am 23.5.24 einen Kommentar mit dem Titel "Der falsche Mann im höchsten Amt" zu schreiben. Anlaß ist Steinmeiers Rede zum 75. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes. Es ist zu lesen:
»… Steinmeier beschwört in seiner Rede, dass es zum Schutz der Demokratie „Bürgerinnen und Bürger“ brauche, die „ihre Meinung sagen“. Logisch. Das Problem ist nur: Viele Menschen haben während der Pandemie das Gegenteil erlebt. Sie haben den Entzug von Freiheitsrechten befolgt, auf Demonstrationen oder Versammlungen aber ihre Gegenargumente formuliert. Ist das Ausmaß der Beschränkung der Freiheitsrechte wirklich gerechtfertigt? Ziehen wir als Gesellschaft gerade die falschen Schlüsse aus der Bedrohungslage?
Auch dieser Diskurs wurde zum Teil von Rechtsradikalen missbraucht. Ein großer, vielleicht sogar der überwiegende Teil der Menschen wollte aber einfach sein Recht auf freie Meinungsäußerung geltend machen. Und empfand die pauschale Stigmatisierung als Systemfeinde als verbale Gewalt. Wie Steinmeier in seiner Rede am Donnerstag richtig sagte: „Gewalt zerstört Demokratie.“…«
Man möchte fast dankbar sein, aus der zerschundenen Medienwelt solche zaghaft kritische Stimmen des Mainstreams zu vernehmen. Und dennoch regt sich bei mir Widerstand. Zum einen frage ich mich, ob es nicht recht billig ist, so über "vergossene Milch" zu urteilen und allein einen farblosen Bundespräsidenten in Haftung zu nehmen, dessen Haltbarkeit ohnehin im nächsten Februar abläuft. Die Frage nach der eigenen Rolle bei der Ausübung "verbaler Gewalt" wird gar nicht erst gestellt. Dazu gleich mehr.
Stutzig macht mich das Wort "auch" im letzten zitierten Absatz. Clausen hatte zuvor "zwei Fehler der jüngeren Vergangenheit " benannt. Der erste ist für ihn dieser:
»Sehr lange wurden Hinweise auf die Mängel bei der Integration von Flüchtlingen als rechtsextremes Gedankengut etikettiert. Das stimmte auch in Teilen und da war jede Gegenwehr nötig. Aber: Sehr früh haben auch integrationsengagierte Politikerinnen und Politiker und engagierte Bürger in den Kommunen und Gemeinden auf die drohende Überlastung hingewiesen. Und wurden im Gegenzug stigmatisiert.«
Wenn er von Demonstrationen oder Versammlungen spricht, setzt er Demos gegen Zwangsimpfungen gleich mit denen des Pegida-Mobs – ja, den gibt es noch, wenn er sich heute auch "Freie Sachsen" oder "Dritter Weg" oder "Identitäre" nennt. Anders als die SpaziergängerInnen gegen die Corona-Maßnahmen sind sie eher selten stigmatisiert worden; mir ist in den Medien ihr Anliegen meist als das "besorgter Bürger" begegnet, das ernst zu nehmen sei. Erst so konnten die rechten Parolen populär werden.
"Mängel bei der Integration" klingt zynisch angesichts des Zusammenstreichens von Mitteln dafür bei den Kommunen. Ausgespart wird, daß Geflüchtete, wenn sie nicht aus der Ukraine kommen, oft in Sammelunterkünften untergebracht werden, die gerne in ohnehin benachteiligten Regionen und überwiegend im Osten errichtet wurden. Die drohende Überlastung ist vergleichbar mit der des Gesundheitswesens in Coronazeiten. Sie hat die gleiche Ursache, das bewußte Kaputtsparen der Kommunen, ihrer Schulen und Kitas wie der medizinischen Versorgung und der Verkehrsinfrastruktur.
Clausen erteilt der Fremdenfeindlichkeit, die mit der faktischen Abschaffung des Asylrechts auf dem Gebiet der EU und der geplanten Errichtung von Lagern in korrupt geführten Staaten ihren vorläufigen Höhepunkt findet, ein demokratisches Gütesiegel. Das korrespondiert mit inhaltsleeren Bekenntnissen "gegen Rechts" und "für unsere Demokratie" in Reden und auf Demonstrationen. Es ist die Fortsetzung der gedankenlosen Empörung über "Remigrationspläne" der AfD (die teilnehmenden CDU-Mitglieder beim ominösen Potsdamer "Geheimtreffen" waren ohnehin schnell ausgeblendet) bei gleichzeitiger Forcierung realer Remigration. Der Unterschied besteht lediglich darin, den Gedankenspielen von Martin Sellner nicht zu folgen, auch deutsche StaatsbürgerInnen auszuweisen. Vorerst ist man nur dabei, neue Staatsbürgerschaften an das Auswendiglernen deutscher Staatsräson zu knüpfen.
Wie billig das sehr späte Eingeständnis zur Coronazeit ist, bei dem überdies für die Stigmatisierungen keine Verantwortlichen benannt werden, zeigt ein kleiner Rückblick auf Publikationen des RND. Noch wor kurzem war zu einem schnell zurückgenommen Vorstoß von Berlins Ex‑Regierungschef Müller zu lesen:
Weitere Highlights:
Keine direkte Diffamierung, aber das treue Festhalten am zugrunde liegenden Narrativ, bezeugen solche Beiträge:
Die Auflistung ist bei weitem nicht vollständig.
Wer braucht da noch politisches Kabarett:
"Bildungsministerin macht zunehmende Dummheit der Bevölkerung für „Wissenschaftsskepsis“ verantwortlich
24. 05. 2024 | Bei der Jahrestagung des Großkonzernelobby Weltwirtschaftsforum in Davos diskutierte Bundesbildungs- und Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) mit dem Chef der führenden globalen PR-Agentur Edelmann wie sich das Vertrauen in die Wissenschaft wiederherstellen ließe. Ihre Diagnose und Therapie zeugen von Arroganz und totalitärer Ambition."
https://norberthaering.de/propaganda-zensur/stark-watzinger-wef/
"Survivorship Bias (deutsch: Überlebenden-Verzerrung oder Überlebenden-Irrtum) bezeichnet eine kognitive Verzerrung. Nach dem Survivorship Bias werden Wahrscheinlichkeiten eines Erfolgs systematisch überschätzt, da erfolgreiche Personen oder Zustände stärker sichtbar sind als nicht erfolgreiche."
https://de.wikipedia.org/wiki/Survivorship_Bias
Nun könnte doch auch das deutsche PEI nachziehen:
"Wir hatten Recht – schreiben die Wissenschaftler Norman Fenton, Martin Neil, Clare Craig und vier andere. Das britische Statistikamt (ONS) gibt nun zu, dass die Todesfälle unter den Geimpften im Jahr 2021 fälschlich als ungeimpft eingestuft wurden. Das ONS leugnete es damals, gibt es aber jetzt zu.
Als das britische ONS (Office for National Statistics) im Jahr 2021 begann, seine Berichte über die Sterblichkeit nach Impfstoffen zu veröffentlichen, stellten Fenton und Neil fest, dass es bei den Todesfällen unter den „Ungeimpften“ große Ausschläge gab. Diese Spitzen in der Sterblichkeit fielen mit der ersten großen Einführung des Impfstoffs zusammen, und zwar für jede Altersgruppe (siehe z. B. diesen Bericht), schreiben die Wissenschaftler in einem Blogbeitrag.
Der Betrug fußt darauf, dass man Geimpfte erst nach Erhalt von mehreren Spritzen und nach Ablauf von bis zu fünf Wochen als Geimpfte bezeichnete und davor als ungeimpft. Mit diesem Trick kann man die Wirksamkeit einer Impfung Salzlösung gegen beliebige Krankheit nachweisen, wie Norman Fenton schon im Frühjahr 2023 mathematisch exakt bewiesen hat.
Die Methode verfälscht Ergebnisse schon deshalb ganz grob, weil es nach den Impfungen und insbesondere in der Grippesaison, wenn die Atemwegserkrankungen häufig sind, bei den Geimpften zu einer signifikanten Erhöhung von Infektionen kam. Es wurde erstmals gezeigt in einer dänischen Studie Anfang März 2021, dass bei etwa 39.000 Pflegeheimbewohnern nach der Impfung die Infektionshäufigkeiten um 40% und bei 330.000 Gesundheitsdienstmitarbeiter um 104% erhöht waren, jeweils gegenüber den Ungeimpften. Das erhellt, warum bei Covid-19-Impfstoffstudien keine Statistiken für die ersten 14 Tage erstellt wurden."
"Wir sehen, dass es eine starke Zunahme der Todesfälle bei den angeblich „Ungeimpften“ just unmittelbar nach dem Beginn der massiven Impfkampagne gab, während die Mortalität bei den offiziell Geimpften gleich blieb. Die Diagramme für die anderen Altersgruppen sahen fast genauso aus.
Fenton und Co haben erklärt, dass diese offensichtlichen Anomalien auf das Standardverfahren des ONS zurückzuführen sind, bei dem alle Personen, die innerhalb von 20 Tagen nach ihrer ersten Impfung verstorben sind, als „ungeimpft“ eingestuft werden. Das ONS behauptete jedoch, dass diese Methode zwar für ihre Wirksamkeitsberechnungen, nicht aber für die Sterblichkeitsrate verwendet wurde. Was allerdings zeigt, dass die Wirksamkeitsberechnungen ebenso falsch waren und weiter sind. Sie sagten eindeutig, dass eine Person, die zu einem beliebigen Zeitpunkt nach der Impfung stirbt, in den regelmäßig veröffentlichten Mortalitätsdaten, die die Grundlage für eine massive öffentliche Kommunikationskampagne zur Förderung der Impfung bilden, korrekt als geimpfter Todesfall eingestuft worden seien."
"Die forensische Pathologin Craig hatte einen Antrag auf Zugang zu den Daten beim ONS gestellt, die eindeutig die Richtigkeit der Erklärung der Autoren bestätigt hat.
For years now @profnfenton @MartinNeil9 @LawHealthTech @RealJoelSmalley @jengleruk and others have been calling out this problem of misclassification.https://t.co/2sI4BLJmLh pic.twitter.com/8Hzl9Ihkw4
—Dr Clare Craig (@ClareCraigPath) May 23, 2024
Craig hat in diesem Twitter/X‑Thread eine interne ONS-E-Mail gepostet, die bestätigt, dass die NIMS-Datenbank der geimpften Personen, auf die sich das ONS stützt, die Personen ausgeschlossen hat, die gestorben sind, bevor die Impfdaten an das zentrale System zurückgeschickt wurden.
Warum ist das so wichtig? Weil die ONS-Daten – möglicherweise mehr als jede andere Datenquelle auf der Welt – verwendet wurden, um die Behauptung zu untermauern, die Impfstoffe seien hochwirksam und sicher.
Wie also jetzt feststeht, waren alle Behauptungen über Wirksamkeit und Sicherheit, die auf diesen Daten beruhten, völlig illusorisch und unterlagen dem billigen Trick der Fehlkategorisierung, wodurch sogar ein Placebo – oder etwas noch Schlimmeres – als sicher und wirksam „gezeigt“ werden konnte.
Sie haben also gelogen und absichtlich Fehlinformationen geschaffen und verbreitet. Die seriösen Wissenschaftler wurden des Verschwörungsdenkens bezichtigt und ihr Ruf wurde dadurch beschädigt."
https://tkp.at/2024/05/24/geimpfte-als-ungeimpfte-eingeordnet-so-wurden-studien-und-statistiken-gefaelscht/
@Das PEInliche…: Da ist wieder einmal so viel Bullshit von Mayer zu lesen, daß man kaum nachkommt. Nehmen wir die genannte dänische Studie, zu der man erst gelangt, wenn man sich durch verschiedene Beiträge von ihm durchgeklickt hat. Wie immer man den Wert des Preprints von 2021 einschätzt, in dem BewohnerInnen von Altenheimen mit einem Median von 84 Jahren beobachtet wurden, die Behauptungen Mayers finden sich dort so nicht.
Das gilt auch für die Aussage "Der Betrug fußt darauf, dass man Geimpfte erst nach Erhalt von mehreren Spritzen und nach Ablauf von bis zu fünf Wochen als Geimpfte bezeichnete und davor als ungeimpft."
Selbst der Bezug auf eine angebliche Mail der britischen Statistikbehörde ist irreführend: "Craig hat in diesem Twitter/X‑Thread eine interne ONS-E-Mail gepostet, die bestätigt, dass die NIMS-Datenbank der geimpften Personen, auf die sich das ONS stützt, die Personen ausgeschlossen hat, die gestorben sind, bevor die Impfdaten an das zentrale System zurückgeschickt wurden." Sie bezieht sich lediglich auf "Impfungen" vor April 2021. Es geht aus der Mail, in der die Hälfte geschwärzt ist, nicht hervor, was behauptet wird: "Das britische Statistikamt (ONS) gibt nun zu, dass die Todesfälle unter den Geimpften im Jahr 2021 fälschlich als ungeimpft eingestuft wurden".
So schlägt die Einschätzung von Mayer auf ihn zurück: "Sie haben also gelogen und absichtlich Fehlinformationen geschaffen und verbreitet."
AFD dankt! (vermutlich) Wer jahrelang auf Demokraten eindrischt und sie als Rechtsradikale beschimpft muss sich nicht wundern, wenn zumindest einige davon, sich denken "leck mich doch am Arm, dann wähle ich halt .…. etc.". Sehr schlau Herr Steinemeier!
Ist es Politikern/Parteien, nicht im Voraus bewusst. Das wäre simpelstes politisches Handwerk. Das wäre zu erwarten. Für wen macht die SPD an dieser Stelle also Wahlkampf? Sind es Profis, oder sind sie es etwa nicht.
" Wenn man die Logik konsequent verfolgt, steht man am Ende vor der Wahrheit, auch wenn es nicht glaubhaft klingt"
Zitat in Etwa n. Sir Arthur Connan-Doyle (Sherlock Holmes können sie keine Konten sperrren 😀 )
@VitaminC…: Die irre Logik lautet, wir müssen uns möglichst rechts positionieren, damit rechte WählerInnen uns und nicht die AfD wählen. Das hat so ähnlich lange bei der CSU geklappt, weil es daneben noch große Kräfte links von ihr gab. Heute sehen wir überall, daß eher Rechte die Originale wählen und eher Linke gar nicht mehr zur Wahl gehen. Mit Ausnahme der Union marginalisieren sich die Parteien so immer mehr, was noch nicht ganz so weit geht wie in Frankreich oder Italien, aber absehbar ist.
Bemerkenswert ist, wann das Argument gilt, man müsse doch den Sorgen der Leute Rechnung tragen, und wann nicht. Bei den (selbst geschürten) Migrationsängsten schon, bei der Kritik an Coronamaßnahmen niemals und erst recht nicht bei sozialen Auseinandersetzungen. Hartz IV mußte durchgesetzt werden (unpopulär, aber "alternativlos"), Streiks sind eine Bedrohung für "unsere" Wirtschaft, Bedenken gegen den Kriegskurs und die sozialen Schäden der Hochrüstung werden weiter diffamiert und weggewischt.
@aa: Ich beschränke die Erwiderung darauf, dass ich meine es war absehbar. Ich würde mich sogar noch einen Schritt weiter wagen. Daraus geschlussfolgert war es so beabsichtigt – weil absehbar! Sie glauben noch stark an die "Oberfläche", zumindest scheint das so. Das so genannte Narrativ, unausgesprochen. Die Zuwanderungspolitik birgt z.B. generell grundlegende Fehler. Gravierend fallen dabei die Besonderheiten der Merkelschen Millioneneinwandererschaften, im gleichzeitigen Zusammenhang mit dem "Sozialaspekt". Das heisst dass die Zuwanderung nicht nur aus Sozialfällen besteht – aber nur das wird debattiert. Sehr Merkwürdig! Zudem sind sich die "großen Parteien" einig. Der Streit ist Theater. Vermutlich zum Abgrenzen.
Des Weiteren fallen die direkten politischen Unwahrheiten, im Einvernehmen mit Zensur und Nachrichtensperren, ferner die direkte Propaganda auf. Die schrittweisen Entfernungen des Rechtsschutzes, bzw. des Rechtsstaates haben sich auch bereits breit ins Bewusstsein Vieler gerückt. Positiv: Mehr Leute als wenige Jahre zuvor nehmen es wahr. Zu Wenige, noch.
Zum Thema Identitätspolitik :
Friedrich Boettiger | Identität, Ethnopluralismus und linke Irrwege (12.11.2023)
https://www.youtube.com/watch?v=5bEaLfKmWj8
@Info: "Missglückte Kritik des identitätslinken Selbstverständnisses" (https://hpd.de/artikel/missglueckte-kritik-des-identitaetslinken-selbstverstaendnisses-20639)
"Auch dieser Diskurs wurde zum Teil von Rechtsradikalen missbraucht. "
Mag sein.
Mag auch sein, dass die Rechtsradikalen in der Hinsicht ganz normal sind: Dass sie die "Maßnahmen" ablehnen, nur in der Begründung warum nach rechts tendieren.
Jedenfalls wurde die Teilnahme von Rechten weit mehr missbraucht zur Diskreditierung der Proteste, als diese dem Anliegen als solchem schaden konnte.