Etwas konfus wirkt diese Nachricht auf sr.de am 21.2.24:
»Gates-Stiftung fördert HIPS-Forschung
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) erhält 3,1 Mio.Euro von der Gates-Stiftung für seine Forschung. Es geht um neue Medikamente gegen Tuberkulose und Malaria. Das HIPS hat nach eigenen Angaben wirksame Substanzen gefunden. Diese würden nun weiterentwickelt. Die meisten großen Pharmaunternehmen entwickelten aus Kostengründen keine neuen Antibiotika. Immer mehr Krankheitserreger seien aber gegen Antibiotika resistent. In Europa seien es bereits 20% der Tuberkuloseerreger. An der Krankheit sterben jedes Jahr weltweit rund 1,3 Mio.Menschen. SAARTEXT vom 21.02.2024«
Helfen mag ein Blick auf die langjährige Förderung des HIPS und vor allem der Firma Evotec durch die Gutmenschen der Gates-Stiftung.
Ein etwas ausführlicherer Artikel auf sr.de, ebenfalls vom 21.2.24, informiert immerhin: "Gemeinsam mit dem Biotech-Unternehmen Evotec wollen die Forscher am Saarbrücker HIPS nun mögliche neue Wirkstoffe weiterentwickeln, um die Krankheiten auch in Zukunft behandeln zu können."
"Nun"? Der Beitrag "Beschwerden nach der Impfung sind ein gutes Zeichen" beschäftigte sich am 13.2.21 auf corodok.de zunächst mit der Verharmlosung von Impfschäden durch Carlos Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie und Angewandte Mikrobiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Das geförderte HIPS ist eine von dessen Außenstellen. In dem Beitrag wurde zitiert aus einer Mitteilung von Evotec vom 9.12.19.
»… Forscher des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und seines Saarbrücker Standortes Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) [suchen] zusammen mit Evotec, einem führenden Wirkstoffforschungs- und Entwicklungsunternehmen, nun gezielt nach neuen effektiven Wirkstoffen zur Behandlung von Tuberkulose (TB) und Malaria…
Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI, begrüßt die Förderung der Bill & Melinda Gates Stiftung. „Die Entwicklung neuer Wirkstoffe und schneller wirkender Therapien im Vergleich zu den bestehenden Behandlungen ist für die Patienten dringend notwendig. Vor allem die Überwindung der drohenden Gefahr von Resistenzen der Erreger erfordert schnelles Handeln. Dazu koppeln unsere Forscher am HZI und besonders am HIPS ihre Expertisen auf dem Gebiet der Wirkstoffforschung mit der klinischen Erfahrung unseres starken Partners Evotec SE in der Antibiotikaentwicklung, um innovative Kandidaten für die medizinische Anwendung weiterzuentwickeln.“
Prof. Rolf Müller, wissenschaftlicher Projektleiter und Leiter der Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ am HIPS, hebt die Bedeutung solcher Public Private Partnerships, also der vertraglich geregelten Zusammenarbeit von öffentlich finanzierter Forschung und der Industrie, hervor: „Durch die Fortsetzung der bereits bewährten Kooperation des HZI und des HIPS mit Evotec sind wir dazu in der Lage, einen großen Teil der präklinischen Wirkstoffentwicklung abzudecken. Unsere Kompetenzen in den Bereichen der Naturstoffforschung und der frühen Wirkstoffentwicklung werden hierbei optimal durch die Erfahrungen von Evotec in der pharmazeutischen Entwicklung von Wirkstoffkandidaten ergänzt. Mit Blick auf die rückläufigen Forschungsaktivitäten der pharmazeutischen Industrie im Bereich der Antibiotikaentwicklung ist dies ein ermutigender Schritt hin zu neuen Medikamenten, der durch die Förderung der BMGF ermöglicht wird.“…«
Mit der gleichen Begründung wie 2024 wurde viereinhalb Jahre zuvor agiert. Eine vorerst kommerziell nicht lohnende Forschung, es geht vornehmlich um Erkrankungen in der "Dritten Welt", wird durch die öffentliche Hand und "Philanthropen" übernommen. Nicht erst bei den Corona-"Impfstoffen" haben wir erlebt, daß die Forschungsergebnisse privatisiert werden, sobald der Zeitpunkt günstig und das Ergebnis profitabel erscheint. Ähnlich wie bei Corona lohnt sich für die Hersteller und die Gates ein langer Atem. Im zweiten SR-Artikel wird auf eine weitere Parallele hingewiesen:
»Das HIPS [ist] in den "Tuberculosis Drug Accelerator" aufgenommen worden. Darin sind laut HIPS Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammengeschlossen, die an Mittel gegen Tuberkulose forschen.
"Die Aufnahme als Mitglied in den Tuberculosis Drug Accelerator bietet uns zudem direkten Zugang zu führenden Experten und Technologien, die auf diesem Weg von unschätzbarem Wert sein werden", sagt Rolf Müller, Geschäftsführender Direktor des HIPS.«
Das HZI ergänzt stolz:
»Hierbei handelt es sich um einen ebenfalls durch die Stiftung koordinierten Zusammenschluss führender Forschungseinrichtungen und pharmazeutischer Unternehmen, die neue Strategien und Wirkstoffe gegen Tuberkulose entwickeln.«
helmholtz-hzi.de (21.2.24)
Dieser von der BMGF koordinierten Einrichtung der Organisierten Kompetenz gehört so ziemlich alles an, was in dem Bereich Interesse an Gewinnen auf Kosten von PatientInnen und der Gesellschaft hat, von der Harvard T.H. Chan School of Public Health, für die Lauterbach tätig ist (s. hier) über Institute wie Calibr, die seit Jahren von Gates und Wellcome Trust abhängig sind und auch bei Corona mitmischten, bis zu den wesentlichen Herstellern:
VertreterInnnen dieser Firmen und Institute haben 2021 eine Arbeit unter dem Titel "The TB Drug Accelerator at Year Ten: What Have We Learned?" vorgelegt. Man lobhudelte, was das Zeug hielt und sprang auf den mit Corona erfolgreich gestarteten Zug nach dem Motto "Ware reift beim Kunden" auf:
»… Sachspenden von Pharmaunternehmen, Zuschüsse für Wissenschaftler und die Beauftragung von Auftragsforschungsinstituten setzen Spitzentechnologien in die Praxis um, oft noch während sie entwickelt werden… Der Ansatz der TBDA ergänzt die weitaus größeren und umfassenderen Investitionen der US National Institutes of Health und des Europäischen Forschungsrats, die ein breiteres und längeres Verfahren zur Prüfung von Vorschlägen vorsehen.«
Da doch allgemein bekannt ist, daß nicht zuletzt in der Gesundheitsforschung bürokratische Verfahren wie Studien und Langzeitbeobachtungen unnötige Kosten verursachen, und man sich nicht wundern darf, daß das scheue Kapital sich deshalb eher robusten Investitionen im Rüstungsbereich zuwendet, haben Gates et al. Wege gefunden, die Verfahren zu "ergänzen".
»Für Pharmaunternehmen ist das TBDA-Modell attraktiv, weil es ihnen die Möglichkeit bietet, Know-how und Ressourcen in ein Programm zur Erforschung von Arzneimitteln für die globale Gesundheit einzubringen. In den wenigen Fällen, in denen die Unternehmen über interne TB-Programme verfügen, können sie auf führendes akademisches Fachwissen zurückgreifen und Kosten für die Entwicklung von Arzneimitteln sparen, die eine schlechte Kapitalrendite erwarten lassen. Zu den Vorteilen eines erfolgreichen Projekts gehören die Schaffung von Wohlwollen in wichtigen Schwellenländern, die Verbesserung der Sicherheit von Mitarbeitern in endemischen Gebieten und die Befriedigung des Altruismus von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Unternehmensleitern.
In ähnlicher Weise sind Wissenschaftler erfreut, wenn sie sich mit wichtigen ungelösten medizinischen Problemen befassen. Sie haben das Privileg, ihre Ideen in realen translationalen und klinischen Umgebungen testen zu können und von einem frühen Zugang zu Wirkstoffen zu profitieren. Sie freuen sich über schnelle, realistische Finanzierungsentscheidungen. Ihre gegenseitigen Fortschritte werden dadurch beschleunigt, dass sie zusammenarbeiten, anstatt isoliert zu arbeiten, und dass sie frühzeitig von den neuesten Fortschritten der anderen erfahren.«
Es werden auch einige negative Aspekte genannt. Unter anderem, daß man "mit 6 Partnern aus der Pharmaindustrie" gestartet war, seitdem 4 dazugekommen und 4 abgesprungen sind, "wobei 3 der ursprünglichen Partner auf der Strecke geblieben sind". Insgesamt ist es aber natürlich so, "dass die Vorteile des TBDA-Modells der sektorübergreifenden, mehrseitigen und multidisziplinären Zusammenarbeit seine Nachteile bei weitem überwiegen".
Übrigens ist das Helmholtz-Zentrum Stammkunde bei Bill und Melinda (s. hier). Ihm entsprangen die #NoCovid-ExtremistInnnen Melanie Brinkmann und Michael Meyer-Hermann (s. Was macht Ihr Helmholtz-Zentrum mit 3,7 Millionen Dollar von der Gates-Stiftung, Herr Meyer-Hermann?). Sollte Herr Ramelow sich demnächst fragen, warum er abgewählt wurde, sollte man ihn daran erinnern, wie er diesen Gesalbten auf den Leim gegangen war (s. Ramelow: Wählt CDU!). Welch unglaublichen Unsinn die HZI-Bestallten öffentlich zu sagen wagten, wird beispielsweise erkennbar am Beitrag Der Hirntod schreibt mit.
Es gab aus dem Zentrum hin und wieder kritische und nachgerade wissenschaftliche Stimmen wie die des Epidemiologen Prof. Dr. Gérard Krause (siehe u.a. hier, hier und im Überblick hier). Sie fallen in das Kapitel "Nichts wird verschwiegen, solange es keine Wirkung entfalten kann" des Lehrbuchs über Meinungsfreiheit im Kapitalismus. Im Februar 2023 wurde Krause zur WHO weggelobt.
Über das besondere Verhältnis der Stiftung zur Firma Evotec und einige Hintergründe der Helmholtz-Gemeinschaft war bereits im Juni 2020 auf corodok zu lesen in Der Höhenflug von EVOTEC (mit Hilfe der BMGS).
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
Die Bekämpfung der Tuberkulose war eines der wichtigsten Programme des Gesundheitswesen der DDR unmittelbar nach deren Gründung im Jahr 1949. Nach der Enteignung des Preußischen Staatsadels konnten zahlreiche Kliniken, Sanatorien und Kureinrichtungen zu diesem Zwecke eingerichtet und genutzt werden. Der bedeutendste Bau jedoch entstand auf der Hardt über Bad Barka und wurde 1954 (!) fertiggestellt: Die Lungenheilstätte. Nur wenige Jahre später galt die Tuberkulose in der DDR als ausgerottet und die Lungenheilstätte hieß fortan Zentralklinik Bad Berka. Nicht weniger als 1000 (tausend!) Mitarbeiter, Ärzte, Krankeschwestern und Pfleger sowie Techniker hatten bis 1989 einen sicheren Arbeitsplatz in der Zentralklinik Bad Berka!