"Schiffe versenken" kann starten


Im Kaiser-Wilhelm-Kanal unter der Levensauer Hochbrücke, cir­ca 1925–1934 (de​.wiki​pe​dia​.org)

Die Fregatte "Hessen", die die Huthis das Fürchten leh­ren soll, hat­te eine Vorläuferin in der deut­schen Kaiserlichen Marine. Auf ihr lag kein guter Stern.

»Während der Herbstmanöver 1911 ramm­te und ver­senk­te sie den däni­schen Frachter Askesund nahe Bülk, und bei der Sommerreise 1912 ramm­te sie das Torpedoboot G 110 in der Ostsee, wobei drei Mann der Bootsbesatzung ums Leben kamen.«

Bei "Ausbruch" des Ersten Weltkriegs, wie Wikipedia vor­nehm fälscht, galt das Schiff schon nicht mehr als kriegs­taug­lich bzw. ver­al­tet. 1916 stell­ten die "Hessen" und ihre Schwestern in der Skagerrakschlacht eher einen Klotz am Bein dar:

»Die Schiffe hat­ten Mühe, die Geschwindigkeit des Verbandes der Hochseeflotte zu hal­ten, und waren bei Gefechtsbeginn zurück­ge­fal­len. Die vom Flottenchef Reinhard Scheer befoh­le­ne erste Gefechtskehrtwendung, bei der alle Schiffe gleich­zei­tig um 180° wen­de­ten, soll­te auch sicher­stel­len, dass die alten Schiffe nicht zurück­blie­ben. Tatsächlich gerie­ten sie dann im wei­te­ren Verlauf der Schlacht mehr in die Mitte der deut­schen Schlachtreihe.«

Schwester "Pommern" wur­de von einem Torpedo getrof­fen und ging unter, die gesam­te Besatzung ver­reck­te für Kaiser und Kapital. Die "Hessen" kam glimpf­lich davon. 1917 wur­de sie aus­ge­mu­stert. Im Zuge der Remilitarisierung Deutschlands nach dem ver­lo­re­nen Krieg wur­de sie 1924 über­holt und im Folgejahr wie­der in Dienst gestellt. 1937 kam sie end­lich aufs Altenteil und dien­te nun­mehr als "Zielschiff". Klugerweise mit der Bestimmung, daß die "80-köp­fi­ge Besatzung… beim fern­ge­lenk­ten Betrieb nicht an Bord war".


Wäre die heu­ti­ge Besatzung klug, wür­de sie sich einen ähn­li­chen Dienst eher wün­schen als einen, der sie selbst zum Ziel des Beschusses macht.

Bleiben wir ein wenig beim Historischen.

Vom Welteroberungsspiel "Risiko" habe ich mich als Jugendlicher eher fern­ge­hal­ten. Zu offen trat des­sen mili­ta­ri­sti­scher Charakter zu Tage. Bevor es auf den Index gelan­gen soll­te, wur­de es Anfang der 80-er sprach­lich abge­rü­stet. Vieles erin­nert an heu­ti­ge grün-sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Euphemismen. Es wur­de nicht mehr erobert, son­dern befreit, der Gegner nicht ver­nich­tet, son­dern sei­ne Armeen aufgelöst.

Harmloser wirk­te "Schiffe ver­sen­ken". Das Spiel mit Papier und Bleistift mach­te man­che öde Geografiestunde (lin­ke Nebenflüsse und Talsperren im nie­der­rhei­ni­schen Schiefergebirge) erträg­li­cher. Sowohl auf den geroll­ten Landkarten, die der Kartenwart her­bei­ho­len durf­te, wie in den brau­nen Schulatlanten war Deutschland in den Grenzen von 1939 ein­ge­zeich­net. Die "Ostgebiete" stan­den dem­nach unter pol­ni­scher bzw. sowje­ti­scher Verwaltung. Die "SBZ" war farb­lich kaum zu unter­schei­den vom eigent­li­chen Deutschland.

Die Karten sind seit den 70-er Jahren kom­ple­xer gewor­den, die Allmachtsphantasien (nicht nur) des west­li­chen Imperialismus aggres­siv geblie­ben, wer­den inzwi­schen unge­schminkt vor­ge­tra­gen und zugleich immer absurder.


Goldstandard "Hessen"

Während wir zu Hause Gebliebenen ent­spannt auf Papier ein Torpedo auf "G‑7" oder "C‑9" rich­ten und sehen kön­nen, was bei der Meldung "Treffer!" von der Fregatte über­bleibt, müs­sen sich die 27 Frauen und 213 Männer der Besatzung, etwa­ige ande­re Geschlechter blei­ben uner­wähnt, auf eine Seebestattung ein­rich­ten. Dabei ver­rät Kommandant Kübsch: "Seit zwei Jahren üben, üben, üben wir für den Ernstfall" (tages​schau​.de, 20.2.24). Seien wir groß­zü­gig und unter­stel­len, das "Üben, Üben, Üben" sei eine Reaktion auf den völ­ker­rechts­wid­ri­gen unbe­dingt so zu nen­nen­den rus­si­schen Angriffskrieg. Denn das käme zeit­lich hin und die kei­nes­falls so zu nen­nen­den völ­ker­rechts­wid­ri­gen Luftschläge Israels, der USA und Großbritanniens gegen Ziele im Irak, Syrien, Libanon und dem Jemen kom­men nicht in Frage. Dennoch bleibt eine gewis­se Irritation bei die­ser Angabe. Wie auch bei die­ser: »Die Fregatte ist der gan­ze Stolz der Marine – "unser Goldstandard", wie Boris Pistorius spä­ter beto­nen wird.« 

Es kann mir als Antimilitaristen schnup­pe sein, wie leicht­fer­tig mit dem Goldboot ver­fah­ren wird. Was weg ist, ist weg. Jede Waffe, die nicht zum Einsatz kommt, ist fast über­all auf der Welt mora­lisch Gold wert. Nicht egal ist mir die Kaltschnäuzigkeit, mit der auch hier das Grundgesetz mit Füßen getre­ten wird. Ebenso wenig die Verlogenheit der Begründung für den Kriegseinsatz:

»"Es geht um Sicherheit und Stabilität in die­ser Region. Wir dür­fen nicht zulas­sen, dass sich Terrorismus im Nahen und Mittleren Osten wei­ter aus­brei­tet", sagt Pistorius. "Denn zwi­schen dem Terrorismus der Hamas und ihren abscheu­li­chen Angriffen auf Zivilisten und den Angriffen der Huthi auf Handelsschiffe besteht eine Verbindung. Das dür­fen wir bei all dem, was wir hier tun, nie ver­ges­sen."«

Kein Zusammenhang besteht zu die­ser Meldung über die Ausbreitung des west­li­chen Terrorismus:

deutsch​land​funk​.de (19.2.24)

Wehe, jemand wider­setzt sich den israe­li­schen Rechtsradikalen und deut­schen KriegstreiberInnen in den Regierungen. Das ist bekannt­lich "anti­se­mi­tisch" und "ter­ro­ri­stisch" und wird durch die "inter­na­tio­na­le Gemeinschaft" bestraft. Die hat­te aller­dings gegen die Stimmen der BRD und des frei­en Westens die­se Untersuchung durchgesetzt:

deutsch​land​funk​.de (19.2.24)

Und wer ist schon die Afrikanische Union? Jede Wette, daß so gut wie nie­mand die­se Nachricht mit­be­kom­men hat:

»17.02.2024 • 14:30 Uhr
Afrikanische Union ver­ur­teilt israe­li­schen Militäreinsatz
Die Afrikanische Union hat auf ihrem Gipfel in Addis Abeba das Vorgehen Israels im Krieg im Gazastreifen scharf kri­ti­siert. "Seien Sie ver­si­chert, dass wir die­se Angriffe, die in der Geschichte der Menschheit bei­spiel­los sind, auf das Schärfste ver­ur­tei­len", sag­te der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki, im Beisein des palä­sti­nen­si­schen Premierministers Mohammed Shtayyeh. Israel rot­te die Bewohner des Gazastreifens aus, so Faki.

Der Präsident der Komoren, der schei­den­de AU-Vorsitzende Azali Assoumani, warf Israel vor, es bege­he unter "unse­ren Augen in Palästina Völkermord". Er lob­te die Klage Südafrikas, das Israel vor dem Internationalen Gerichtshof Völkermord an den Palästinensern vor­wirft und eine einst­wei­li­ge Verfügung bean­tragt hat­te, die den Einsatz stop­pen soll­te, mit dem Israel auf den Terrorangriff vom 7. Oktober reagiert hat. "Die inter­na­tio­na­le Gemeinschaft kann ihre Augen nicht vor den Gräueltaten ver­schlie­ßen, die nicht nur in Palästina Chaos ver­ur­sacht haben, son­dern auch in der übri­gen Welt kata­stro­pha­le Folgen zeig­ten", sag­te Assoumani.«
tages​schau​.de (17.2.24)


Eine Weiterentwicklung von "Schiffe ver­sen­ken" für Android-Geräte bie­tet rea­li­täts­na­he Features an:

play​.goog​le​.com

Die Bundeswehr schwärmt von ihrem Fregattentyp F124, so einer ist die "Hessen":

»So kann eine ein­zel­ne 124er-Fregatte etwa die gesam­te Nordsee zwi­schen Großbritannien und Dänemark kon­trol­lie­ren. Und die Schiffe sol­len sogar in der Lage sein, zum Beispiel die Internationale Raumstation in ihrem Orbit zu tracken.«

Nicht leist­bar war dage­gen die recht über­sicht­li­che Aufgabe her­aus­zu­fin­den, ob North Stream von der Ukraine allei­ne oder mit US-Unterstützung gesprengt wurde.

Hier wird eine ande­re Weiterentwicklung greif­bar. Wir hat­ten als Kinder harm­lo­se Autoquartetts, die ganz ähn­lich aussahen:

Noch bes­ser sind nur die flatsch­neu­en F125.

» Wichtigstes tak­ti­sches und all­täg­li­ches Werkzeug der neu­en Fregatten vom Typ 125 sind nicht mehr ihre Bordhubschrauber, Torpedos und Flugkörper – son­dern ihre Buster-Speedboote und Marineinfanteristen.«

Es heißt Buster, nicht Booster. Nur die neue­sten Fregatten ver­fü­gen über einen Elektromotor. Der drecki­ge Krieg wird vor­erst mit drecki­gen Antrieben geführt.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

2 Antworten auf „"Schiffe versenken" kann starten“

  1. Hübschen sie wie­der ihr SEO-Ranking mit­hil­fe der NATO-Nazipresse auf, Arschmoneit? Und immer schön den Völkerrechtsbruch der Russerei erwäh­nen, sie schmie­ri­ges Stück Scheiße!

    1. @ZPTGG: Werter Zapata-Gag! Nachdem Sie wegen der­ar­ti­ger Kommentare schon auf coro­dok einer von zwei Menschen waren, die gesperrt wur­den, soll die­se schö­ne Tradition auch hier fort­ge­setzt wer­den. Mit freund­li­chem Gruß AA

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert