Die Fregatte "Hessen", die die Huthis das Fürchten lehren soll, hatte eine Vorläuferin in der deutschen Kaiserlichen Marine. Auf ihr lag kein guter Stern.
»Während der Herbstmanöver 1911 rammte und versenkte sie den dänischen Frachter Askesund nahe Bülk, und bei der Sommerreise 1912 rammte sie das Torpedoboot G 110 in der Ostsee, wobei drei Mann der Bootsbesatzung ums Leben kamen.«
Bei "Ausbruch" des Ersten Weltkriegs, wie Wikipedia vornehm fälscht, galt das Schiff schon nicht mehr als kriegstauglich bzw. veraltet. 1916 stellten die "Hessen" und ihre Schwestern in der Skagerrakschlacht eher einen Klotz am Bein dar:
»Die Schiffe hatten Mühe, die Geschwindigkeit des Verbandes der Hochseeflotte zu halten, und waren bei Gefechtsbeginn zurückgefallen. Die vom Flottenchef Reinhard Scheer befohlene erste Gefechtskehrtwendung, bei der alle Schiffe gleichzeitig um 180° wendeten, sollte auch sicherstellen, dass die alten Schiffe nicht zurückblieben. Tatsächlich gerieten sie dann im weiteren Verlauf der Schlacht mehr in die Mitte der deutschen Schlachtreihe.«
Schwester "Pommern" wurde von einem Torpedo getroffen und ging unter, die gesamte Besatzung verreckte für Kaiser und Kapital. Die "Hessen" kam glimpflich davon. 1917 wurde sie ausgemustert. Im Zuge der Remilitarisierung Deutschlands nach dem verlorenen Krieg wurde sie 1924 überholt und im Folgejahr wieder in Dienst gestellt. 1937 kam sie endlich aufs Altenteil und diente nunmehr als "Zielschiff". Klugerweise mit der Bestimmung, daß die "80-köpfige Besatzung… beim ferngelenkten Betrieb nicht an Bord war".
Wäre die heutige Besatzung klug, würde sie sich einen ähnlichen Dienst eher wünschen als einen, der sie selbst zum Ziel des Beschusses macht.
Bleiben wir ein wenig beim Historischen.
Vom Welteroberungsspiel "Risiko" habe ich mich als Jugendlicher eher ferngehalten. Zu offen trat dessen militaristischer Charakter zu Tage. Bevor es auf den Index gelangen sollte, wurde es Anfang der 80-er sprachlich abgerüstet. Vieles erinnert an heutige grün-sozialdemokratische Euphemismen. Es wurde nicht mehr erobert, sondern befreit, der Gegner nicht vernichtet, sondern seine Armeen aufgelöst.
Harmloser wirkte "Schiffe versenken". Das Spiel mit Papier und Bleistift machte manche öde Geografiestunde (linke Nebenflüsse und Talsperren im niederrheinischen Schiefergebirge) erträglicher. Sowohl auf den gerollten Landkarten, die der Kartenwart herbeiholen durfte, wie in den braunen Schulatlanten war Deutschland in den Grenzen von 1939 eingezeichnet. Die "Ostgebiete" standen demnach unter polnischer bzw. sowjetischer Verwaltung. Die "SBZ" war farblich kaum zu unterscheiden vom eigentlichen Deutschland.
Die Karten sind seit den 70-er Jahren komplexer geworden, die Allmachtsphantasien (nicht nur) des westlichen Imperialismus aggressiv geblieben, werden inzwischen ungeschminkt vorgetragen und zugleich immer absurder.
Goldstandard "Hessen"
Während wir zu Hause Gebliebenen entspannt auf Papier ein Torpedo auf "G‑7" oder "C‑9" richten und sehen können, was bei der Meldung "Treffer!" von der Fregatte überbleibt, müssen sich die 27 Frauen und 213 Männer der Besatzung, etwaige andere Geschlechter bleiben unerwähnt, auf eine Seebestattung einrichten. Dabei verrät Kommandant Kübsch: "Seit zwei Jahren üben, üben, üben wir für den Ernstfall" (tagesschau.de, 20.2.24). Seien wir großzügig und unterstellen, das "Üben, Üben, Üben" sei eine Reaktion auf den völkerrechtswidrigen unbedingt so zu nennenden russischen Angriffskrieg. Denn das käme zeitlich hin und die keinesfalls so zu nennenden völkerrechtswidrigen Luftschläge Israels, der USA und Großbritanniens gegen Ziele im Irak, Syrien, Libanon und dem Jemen kommen nicht in Frage. Dennoch bleibt eine gewisse Irritation bei dieser Angabe. Wie auch bei dieser: »Die Fregatte ist der ganze Stolz der Marine – "unser Goldstandard", wie Boris Pistorius später betonen wird.«
Es kann mir als Antimilitaristen schnuppe sein, wie leichtfertig mit dem Goldboot verfahren wird. Was weg ist, ist weg. Jede Waffe, die nicht zum Einsatz kommt, ist fast überall auf der Welt moralisch Gold wert. Nicht egal ist mir die Kaltschnäuzigkeit, mit der auch hier das Grundgesetz mit Füßen getreten wird. Ebenso wenig die Verlogenheit der Begründung für den Kriegseinsatz:
»"Es geht um Sicherheit und Stabilität in dieser Region. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Terrorismus im Nahen und Mittleren Osten weiter ausbreitet", sagt Pistorius. "Denn zwischen dem Terrorismus der Hamas und ihren abscheulichen Angriffen auf Zivilisten und den Angriffen der Huthi auf Handelsschiffe besteht eine Verbindung. Das dürfen wir bei all dem, was wir hier tun, nie vergessen."«
Kein Zusammenhang besteht zu dieser Meldung über die Ausbreitung des westlichen Terrorismus:
Wehe, jemand widersetzt sich den israelischen Rechtsradikalen und deutschen KriegstreiberInnen in den Regierungen. Das ist bekanntlich "antisemitisch" und "terroristisch" und wird durch die "internationale Gemeinschaft" bestraft. Die hatte allerdings gegen die Stimmen der BRD und des freien Westens diese Untersuchung durchgesetzt:
Und wer ist schon die Afrikanische Union? Jede Wette, daß so gut wie niemand diese Nachricht mitbekommen hat:
»17.02.2024 • 14:30 Uhr
Afrikanische Union verurteilt israelischen Militäreinsatz
Die Afrikanische Union hat auf ihrem Gipfel in Addis Abeba das Vorgehen Israels im Krieg im Gazastreifen scharf kritisiert. "Seien Sie versichert, dass wir diese Angriffe, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos sind, auf das Schärfste verurteilen", sagte der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki, im Beisein des palästinensischen Premierministers Mohammed Shtayyeh. Israel rotte die Bewohner des Gazastreifens aus, so Faki.
Der Präsident der Komoren, der scheidende AU-Vorsitzende Azali Assoumani, warf Israel vor, es begehe unter "unseren Augen in Palästina Völkermord". Er lobte die Klage Südafrikas, das Israel vor dem Internationalen Gerichtshof Völkermord an den Palästinensern vorwirft und eine einstweilige Verfügung beantragt hatte, die den Einsatz stoppen sollte, mit dem Israel auf den Terrorangriff vom 7. Oktober reagiert hat. "Die internationale Gemeinschaft kann ihre Augen nicht vor den Gräueltaten verschließen, die nicht nur in Palästina Chaos verursacht haben, sondern auch in der übrigen Welt katastrophale Folgen zeigten", sagte Assoumani.«
tagesschau.de (17.2.24)
Eine Weiterentwicklung von "Schiffe versenken" für Android-Geräte bietet realitätsnahe Features an:
Die Bundeswehr schwärmt von ihrem Fregattentyp F124, so einer ist die "Hessen":
»So kann eine einzelne 124er-Fregatte etwa die gesamte Nordsee zwischen Großbritannien und Dänemark kontrollieren. Und die Schiffe sollen sogar in der Lage sein, zum Beispiel die Internationale Raumstation in ihrem Orbit zu tracken.«
Nicht leistbar war dagegen die recht übersichtliche Aufgabe herauszufinden, ob North Stream von der Ukraine alleine oder mit US-Unterstützung gesprengt wurde.
Hier wird eine andere Weiterentwicklung greifbar. Wir hatten als Kinder harmlose Autoquartetts, die ganz ähnlich aussahen:
Noch besser sind nur die flatschneuen F125.
» Wichtigstes taktisches und alltägliches Werkzeug der neuen Fregatten vom Typ 125 sind nicht mehr ihre Bordhubschrauber, Torpedos und Flugkörper – sondern ihre Buster-Speedboote und Marineinfanteristen.«
Es heißt Buster, nicht Booster. Nur die neuesten Fregatten verfügen über einen Elektromotor. Der dreckige Krieg wird vorerst mit dreckigen Antrieben geführt.
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
Hübschen sie wieder ihr SEO-Ranking mithilfe der NATO-Nazipresse auf, Arschmoneit? Und immer schön den Völkerrechtsbruch der Russerei erwähnen, sie schmieriges Stück Scheiße!
@ZPTGG: Werter Zapata-Gag! Nachdem Sie wegen derartiger Kommentare schon auf corodok einer von zwei Menschen waren, die gesperrt wurden, soll diese schöne Tradition auch hier fortgesetzt werden. Mit freundlichem Gruß AA