"Kann man zu viel impfen?", wird gefragt auf sueddeutsche.de am 5.2.24. Das Blatt bleibt seinem Ruf als Speerspitze des Vakzinismus treu und startet den Artikel so:
»Wenn die kugelförmigen Bakterien sich erst einmal in den Kinderkörpern ausbreiten, kann innerhalb von Stunden ein Leben ausgelöscht oder für immer verändert werden. Etwa acht Prozent der Menschen, die sich eine invasive Infektion mit Meningokokken B zuziehen, sterben – darunter überproportional viele kleine Kinder. Andere tragen bleibende Folgen wie amputierte Gliedmaßen, Taubheit oder kognitive Einschränkungen davon. Die Krankheit ist selten, aber grausam. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nun die Immunisierung gegen die Meningokokken B. Das Vakzin schützt etwa 70 bis 80 Prozent besser vor der Erkrankung als ein Placebo.«
Gegen eine extrem seltene Krankheit soll mit einem Mittel, das einen extrem niedrigen Wirkungsgrad hat, laut Stiko jeder Säugling geimpft werden.
»Eine 14. Krankheit, gegen die allein in den ersten 15 Lebensmonaten geimpft wird. Und es gibt Eltern, die fragen: Ist das nicht irgendwann zu viel?«
Stiko-Mitglied Rüdiger von Kries hat geforscht und die Lösung gefunden: "Vier‑, Fünf- und Sechsfach-Immunisierungen". "Es zeigte sich: Je mehr Vakzine in einer Spritze kombiniert worden [sic], desto höher stieg die Zahl der vollständig geimpften Kinder".
»Im Falle der neuen Meningokokken-B-Impfung muss zwar eine eigene Spritze gegeben werden. Die Stiko rät aber, sie mit anderen Impfungen zusammenzulegen – um zumindest die Zahl der Arzttermine nicht steigen zu lassen. Weil es besonders durch die Kombination mit anderen Vakzinen zu stärkeren Impfreaktionen wie Schmerzen oder Fieber kommen kann, sollte den Kindern vorsorglich Paracetamol gegeben werden. Schwere Nebenwirkungen träten dagegen sehr selten auf, betont das Robert-Koch-Institut. Millionen Kinder wurden bereits geimpft…«
Es wird eine mehr als 20 Jahre alte Arbeit des "US-Impfexperte[n] Paul Offit und Kollegen" angeführt und so argumentiert: In heutigen Impfstoffen seien nur "ungefähr 160 verschiedene Proteine und Vielfachzucker" enthalten. Und:
»Diese Zahl ist verschwindend gering, wenn man nur die enorme Menge an Bakterien betrachtet, die den Babykörper nach der Geburt besiedeln. Es sind Billionen Bakterien – jedes mit mehreren Tausend Antigenen. Und doch kann das Immunsystem gesunder Kinder dies spielend bewältigen. "Eine Wunde am Knie ist eine größere Herausforderung für das Immunsystem als Impfungen", sagt Offit in einem jüngeren Video…«
Zu Offit siehe den vorhergehenden Beitrag.
"Impfung für Kleinkinder ist vertretbar"
Diese verblüffende Begründung für eine Empfehlung der Stiko gibt das oben genannte Mitglied Rüdiger von Kries in einem weiteren Artikel auf sueddeutsche.de vom 19.1.24. Wir erfahren:
»Säuglinge sollen der aktuellen Empfehlung zufolge drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten erhalten. Für Kleinkinder sieht die Empfehlung bis zum fünften Geburtstag eine Nachholimpfung vor…
"Die Benefits der Impfung sind da, aber sie sind quantitativ eher gering", sagt von Kries. "Es war deshalb eine mühsame Diskussion innerhalb der Stiko – auch weil die Impfung nicht zu 100 Prozent vor der Erkrankung schützt und auch keinen Herdenschutz aufbaut, also andere, ungeimpfte Kinder schützt."
Tatsächlich müssten Zehntausende Kinder geimpft werden, um einen einzigen schwer verlaufenden Meningokokken-B-Fall zu verhindern. Die aktuellsten Zahlen liegen für das Jahr 2020 vor, damals wurden deutschlandweit 138 Infektionen nachgewiesen, die meisten davon in der Gruppe B. 16 Fälle endeten tödlich, die meisten davon Kinder. Im Vorjahr gab es noch 29 Todesfälle…«
Beim RKI sind die üblichen Textbausteine zu lesen: Der Impfstoff "ist sehr wirksam und bietet einen guten individuellen Schutz". Es ist aber "möglich, dass auch bei geimpften Kindern weiterhin invasive MenB-Erkrankungen auftreten". Der Impfstoff ist "sicher", "jedoch sehr reaktogen".
Über den empfohlenen rDNA-Stoff von GlaxoSmithKline informiert die "Rote Liste" auf patienteninfo-service.de. Neben "Fieber (≥ 38 °C)" treten verschiedene Nebenwirkungen bei " 1 von 10 Geimpften" auf. Das Fieber kann "gelegentlich", daß heißt bei "1 von 100 Geimpften" auf "≥ 40 °C" ansteigen.
»Selten (können bis zu 1 von 1.000 Geimpften betreffen)
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- Kawasaki-Syndrom mit Symptomen wie Fieber über einen Zeitraum von mehr als fünf Tagen, verbunden mit einem Hautausschlag am Rumpf, manchmal gefolgt von einer Schuppung der Haut an Händen und Fingern, vergrößerte Lymphknoten am Hals, Rötung der Augen, der Lippen, des Rachens und der Zunge
- Juckender Hautausschlag, Hautausschlag«
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(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)