RKI-Protokolle, nächste Runde (76): "Atemwegserkrankungen deutlich unter Vorjahresniveau mit sinkendem Trend"

Was die inter­na­tio­na­le Lage angeht, ist der Bericht am 18.11.20 wenig ergie­big. Bezüglich der medi­al kol­por­tier­ten expo­nen­ti­el­len Entwicklung in D wird für die "Inzidenz" berich­tet: "Abflachung ist wei­ter sicht­bar", kein Wunder: "4‑Tage‑R=0,88;7‑Tage‑R=0,95". Allerdings steigt die Zahl der an und mit Corona behan­del­ten IntensivpatientInnen.

In bester Tradition der Paradoxie liest man unge­schwärzt in TOP 1:

Der letz­te Punkt ist sicher der bedeutsamere.

Das Dokument gibt es hier. Gelbe Hervorhebungen stam­men von mir. Hier geht es nur um die bis­lang geschwärz­ten und gera­de frei­ge­ge­be­nen Stellen der Protokolle des Krisenstabs. Die Auswertungen der "1. Staffel" gibt es nach­zu­le­sen über die Kategorie _​Zu den RKI-Papers (Krisenstab-Protokolle) _​.

Dabei war der Ungehorsam in der Bevölkerung wohl eher aus dem berüch­tig­ten Bauchgefühl ent­stan­den. Solche Informationen dürf­ten sie nicht erreicht haben:

"Kein Anstieg", aber "deutlich erhöhtes Niveau"

Das weiß man über die Krankenhäuser:

Auch hier geht es, wie gehabt, um Fälle an und mit. Blöd für die dis­ku­tier­ten "Maßnahmen an Schulen" ist auch:

Das war bis­her schon les­bar. Geschwärzt war (war­um?) die­se Stelle in TOP 5 "Kommunikation":

"ECDC berechnet 7‑Tagesinzidenz selbst nach einem anderen Algorithmus als RKI,"

Wiederum frei les­bar war die Information in TOP 12 "Surveillance" über Manipulationen der ECDC, die bereits zuvor Thema waren:

Und wie­der stellt sich die Frage: Warum soll­te man den Daten über ande­re Länder Glauben schen­ken? (Also mir stellt sie sich, nicht dem RKI.) Zur zeit­li­chen Einordnung fin­det sich im glei­chen TOP der Hinweis: "Morgen tritt 3. 'Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epi­de­mi­schen Lage von natio­na­ler Tragweite' in Kraft.".

An die­sem 18.11.20 hat­te der Bundestag gegen die Stimmen von FDP, Linken und AfD sowie einer grü­nen Abgeordneten das Gesetz beschlos­sen. In nie dage­we­se­ner Weise stimm­te der Bundesrat am sel­ben Tag zu, wor­auf­hin Steinmeier das Gesetz unter­schrieb, so daß es am 19.11.20 in Kraft trat.

Ohne jeden Grund hat­te die Polizei meh­re­re Wasserwerfer gegen mehr als 10.000 DemonstrantInnen ein­ge­setzt (Videoquelle hier).

Der "Tagesspiegel" ließ es sich nicht neh­men, unter der Überschrift zu berichten:

Dort wur­de auch der Innensenator zitiert:

»Innensenator Andreas Geisel äußert sich zur aktu­el­len Lage

"Die Demonstration war zu Beginn fried­lich; es wur­den aber kei­ne Abstände ein­ge­hal­ten und kein Mund-Nasenschutz getra­gen, im Laufe des Vormittags kamen dann immer mehr Extremisten dazu, die die Demonstration über­nom­men haben.

Es gab mehr­fach Ansagen der Polizei, die Regeln ein­zu­hal­ten. Als dies nicht geschah, hat sie die Auflösung der Veranstaltung ange­kün­digt, dar­auf­hin hat die Veranstalterin die Versammlung von sich aus für been­det erklärt. 

Die Teilnehmer woll­ten sich aber nicht ent­fer­nen, dar­auf­hin hat die Polizei Wasserwerfer ein­ge­setzt. Bis 15 Uhr gab es 190 Festnahmen, es gab Rauchbomben und hef­ti­ge Auseinandersetzungen. Und auch ver­letz­te Polizisten, denen ich gute Besserung wünsche. 

Erkennbar war das deut­li­che Ziel der Demonstrierenden die Regeln zu bre­chen und zum Reichstag zu kom­men. Die Polizei hat sich kor­rekt ver­hal­ten und alle Aktionen ange­kün­digt. Es muss deut­lich gemacht wer­den, dass sich der Staat das nicht gefal­len lässt. 

Die Polizei setz­te Wasserwerfer ein, aber mit Augenmaß und ver­hält­nis­mä­ßig, es gab kei­nen har­ten Wasserstrahl, son­dern ein Sprühen, um es unge­müt­lich zu machen. Wir stel­len erneut eine aggres­si­ve Stimmung fest, Extremisten haben auch heu­te die Demo über­nom­men und ver­sucht ande­re Versammlungsteilnehmer zu instru­men­ta­li­sie­ren

Wer Gewalt anwen­det und die Regeln des Staates bewusst bricht und zei­gen will, dass der Rechtsstaat ver­meint­lich sei­ne Kraft ver­lo­ren hat, der muss mit den Mitteln des Rechtsstaates in die Schranken gewie­sen werden. 

Ich hät­te den Einsatz von Wasserwerfern ger­ne ver­mie­den, um zu dees­ka­lie­ren, heu­te hat­ten wir aber kei­ne ande­re Wahl als mit die­sen tech­ni­schen Mitteln den Platz vor dem Brandenburger Tor zu räu­men."«

Das Gesetz war durch Straßenproteste nicht auf­zu­hal­ten. Der Mobilisierung zuträg­lich war kaum, daß gera­de das Treffen von Michael Ballweg und ande­ren mit dem "König von Deutschland" bekannt­ge­wor­den war (s. Querdenken711: Schlechtes Timing). Auch, sagen wir, ver­kürz­te Darstellungen der Debatte durch die "Anwälte für Aufklärung" befeu­er­ten die Blase, hal­fen aber kaum, die Proteste brei­ter auf­zu­stel­len (s. hier).

Die gro­tes­ke Rolle, die das Land Thüringen im Bundesrat dabei spiel­te und die sicher ein wesent­li­ches Element für den dra­sti­schen Ansehensschwund der Linkspartei dar­stell­te, ist in einem Video über die Beratung fest­ge­hal­ten, das hier ange­se­hen wer­den kann.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

2 Antworten auf „RKI-Protokolle, nächste Runde (76): "Atemwegserkrankungen deutlich unter Vorjahresniveau mit sinkendem Trend"“

  1. Diesen #Sprühnebel kenn ich auch von S21 … wur­de von Rech so ange­ge­ben und auch das wor­den (die­se wir woll­ten es nicht aber der gemei­ne Demonstrant ist sooooo böse, er hat uns qua­si gezwun­gen … bla­bla) ist identisch …
    Und auch dabei: "wir respek­tie­ren das Demonstrationsrecht, aber .…"

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