"Ablage P" des RKI (3). "Wir haben sehr dubiose Konstellationen". "Verschärft die Richtlinien"

Am 12.2.21 fin­det sich im Leak ("Gerne zu die­sem Punkt bei­le­gen AW Bitten aus dem ÖGD RKI Empfehlungen all­ge­mein verschärfen.msg") eine inter­es­san­te Mail-Korrespondenz. Maria an der Heiden vom RKI infor­miert ver­schie­de­ne Gesundheitsämter dar­über, daß sie die Kontaktverfolgung von Flugreisenden wie­der­auf­neh­men müs­sen. Der Kollege aus Düsseldorf ist wenig begei­stert und hält das für "nicht sehr effi­zi­ent inve­stier­te Zeit". Er beschreibt den so ver­zwei­fel­ten wie ver­geb­li­chen, sinn­lo­sen und fast schon komi­schen Kampf gegen die Mutante:

»… Unter deren B.1.1.7‑Kontaktpersonen der Kategorie 1 liegt die Positivenquote bei uns bei nahe­zu 100%. In Reihentestungen haben wir fest­ge­stellt, dass auch sehr vie­le KP2 betrof­fen sind. Wir haben sehr dubio­se Konstellationen (dop­pelt FFP2, Plexiglaswand, offe­nes Fenster und 2m Abstand), die zu Transmissionen geführt haben.

Alle Gesundheitsämter im Umkreis lösen sich jetzt nach und nach von den RKI-Empfehlungen, weil wir sonst kei­ne Chance mehr sehen, die VoC auf­zu­hal­ten. Wir haben aber das Problem, dass eure Empfehlungen als Sachverständigen-Gutachten zäh­len und daher für uns de fac­to bin­dend sind. Sobald jemand Klage ein­reicht sehen wir alt aus.

Daher die drin­gen­de Bitte: Verschärft die Richtlinien für das Kontaktpersonenmanagement!

Anbei unser tem­po­rä­res Schema, wel­ches für alle Fälle und Kontaktpersonen (unge­ach­tet etwa­iger VoC-Nachweise gilt):

Klassifizierung von Kontaktpersonen der Kategorie 1:

*Kontakt von >5 min unter 1,5m, ohne dass Quellfall und Kontaktpersonen einen medi­zi­ni­schen MNS (chir­ur­gi­schen MNS, FFP2/​3) getra­gen haben. 
*Aufenthalt von >15 min im sel­ben Raum ohne kon­stan­te Querlüftung. 
*Im Zweifel: Quarantäne!…

Einige Gesundheitsämter gehen sogar noch über unse­re Maßnahmen hin­aus (> 1 min Kontakt = KP1). Sobald das RKI eine Verschärfung der Maßnahmen publi­ziert sprin­gen wir und die ande­ren Kommunen natür­lich wie­der auf…«

Ute Rexroth lei­tet die Mail an den Krisenstab wei­ter und schreibt:

»Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben schon mehr­fach im Krisenstab dar­über dis­ku­tiert, ob ange­sichts der VOC-Verbreitung die Maßnahmen ver­schärft wer­den sollten.

Aus ver­schie­de­nen Bundesländern (Berlin, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, NRW, Baden-Württemberg, Niedersachsen…) sind dies­be­züg­lich Bitten und Vorschläge an uns her­an­ge­tra­gen worden…

Nun lie­gen uns ja nur die anek­do­ti­schen Berichte und kei­ne har­ten Daten vor und wir haben das Beispiel von UK, die ihre Empfehlungen nicht ange­passt haben.

Vielleicht könn­ten wir noch ein­mal im Krisenstab dazu bera­ten, zumin­dest dar­über, wie wir an die nöti­gen Daten kom­men, damit wir mit eini­ger Sicherheit sagen kön­nen, dass unse­re Empfehlungen noch pas­sen, oder aber sie evi­denz­ba­siert anpas­sen kön­nen… «

Warum soll­te man das tun? Klappt doch!

Das gele­ak­te Dokument gibt es hier.

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

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