Die "4. Sitzung Ressortkrisenstab Corona" am 11.1.22 hätte man sich "mit dem Wissen von heute" sparen können. Das Gesundheitsministerium will einen "Ausbau der PCR-Testkapazitäten" erreichen. Der Corona-Krisenstab des Kanzleramts "stellt die erforderlichen zusätzlichen Anstrengungen dar, um die Verimpfung von 30. Mio. Dosen im Januar 2022 noch zu erreichen".
Am 20.1.22 findet die 5. Sitzung des Bund-Länder-Krisenstabes statt. Es sieht nicht gut aus für die "Impfkampagne":

Die Dokumente sind hier einsehbar. Rote Hervorhebungen stammen von mir.
Das Schrauben an der Testspirale findet seine Grenzen: "Corona-Krisenstab verweist auf die überlasteten Testkapazitäten angesichts der steigenden Fallzahlen". Ob man diese Nachricht aus dem Hause Lauterbach für glaubwürdig hält: "Die PCR-Positivrate beträgt aktuell 25%"?
Selbstabholung aus Quakenbrück. "Anschlussfähige Informationskampagne" in der Finalisierung
Viel Dunkel, wenig Licht zum TOP 3:

Dafür hat man sich weniger als anderthalb Stunden Zeit genommen. Ähnlich kurz verlief die auch diesmal vorgeschaltete und im wesentlichen inhaltsgleiche "5. Sitzung Ressortkrisenstab Corona" am 18.1.22. Man diskutiert "Möglichkeiten einer kurzfristigen Erhöhung von Pflegepersonal" [sic], das Familien- und das Bildungsministerium "führen aus, dass fehlende Testkapazitäten nicht den Zugang zu Kitas einschränken dürfen".
Über einen nahezu toten Gaul, der aber auch in diesem Zustand Gewinne abwirft, wird so berichtet:

Ähnlich viel Schwarz wie im Protokoll des anderen Gremiums findet sich zum "30 Mio. Impf-Ziel, welches bis Ende Januar 2022 ereicht werden sollte". (Wäre ich sprachwissenschaftlich begabt, würde ich gerne die Bedeutung des letzten Wortes untersuchen.)
Was hinter der "Anschlußfähigkeit" steckt
Am 27.1.22, auf der 6. Sitzung des Bund-Länder-Krisenstabes, wird erkennbar, was sich hinter der merkwürdigen Formulierung der Anschlußfähigkeit verbirgt: Offenbar hat die Bundesregierung ihre "Impfkampagne" ohne Abstimmung mit den Ländern in Auftrag gegeben und hofft nun, daß diese sich ihr anschließen:

Bemerkenswert, daß auf der Konferenz mit den Ländern selbigen mitgeteilt wird, daß das Bundespresseamt sich in einem "intensiven Austausch" mit ihnen befände.
Nichtinformation aus dem "Expertenrat"
In "TOP 1 Aktuelles aus dem Expertengremium" berichtet das Bundeskanzleramt in zwei Sätzen über dessen Sitzung vom 26.1.22. Die hat in Wirklichkeit am 25.1.22 stattgefunden; wichtiger als dieser kleine Irrtum ist, was daraus unterschlagen wird. Der "Expertenrat" hatte festgestellt: "In DEU zeigt sich der Krankheitsverlauf deutlich attenuiert, es sind weniger Fälle von schwerem Lungenversagen zu erwarten, die Liegezeiten werden kürzer." Attenuiert bedeutet "abgeschwächt", "verdünnt" oder auch "vermindert". Es hieß dort auch, daß nach einer britischen Studie "auch eine Genesung vor Ansteckung und Hospitalisierung" schütze. (Mehr zu dieser Sitzung siehe hier.)
Das Fiasko bahnt sich an

"best practice"
Eines der genannten "best practice Beispiele" hatte diese Ausprägung:

Am nächsten Tag wurde gemeldet:
»Von der Panne im Impfzentrum am Zoo in Hannover sind weniger Kinder betroffen als zunächst angenommen.
Nach Angaben der Region Hannover vom Dienstag erhielten 21 Jungen und Mädchen am Montag die für Erwachsene vorgesehene höhere Impfstoffkonzentration – das habe eine erneute Überprüfung der Abläufe ergeben, erklärte eine Sprecherin. Tags zuvor war noch von 42 Kindern die Rede gewesen. Als Grund für die Panne nannte die Sprecherin menschliches Versagen.
Für die Kinder war eigentlich die Impfdosis für Fünf- bis Elfjährige vorgesehen gewesen. Nach Einschätzung der leitenden Fachärztin des Gesundheitsamts, Marlene Graf, seien von der höheren Konzentration jedoch keine gravierenden Folgen zu erwarten…«
nordschleswiger.dk (4.1.22)
Auch der NDR hatte über den Vorfall berichtet. Drei Wochen davor war auf t‑online.de zu lesen: "Karl Lauterbach besucht Hannover und impft Kinder am Zoo. Bei seinem Antrittsbesuch als Bundesgesundheitsminister hat Karl Lauterbach selbst zur Spritze gegriffen und zwei Kinder in Hannover geimpft…" Wie diese stammt auch die folgende Meldung vom gleichen Tag von dpa:

Eine weitere genannte Aktion beschreibt die Bundeswehr so:

Über das dritte Beispiel ist auf rlp.de zu erfahren:

»… Die Landesregierung unterstützt das Projekt mit rund 740.000 Euro.
Nach Angaben von Ministerpräsidentin Malu Dreyer geht die Impfkampagne in Rheinland-Pfalz weiterhin gut voran. 82,1 Prozent der Erwachsenen, 57,6 Prozent der Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren und bereits 5,2 Prozent der 5- bis11-Jährigen seien vollständig geimpft. 49 Prozent hätten bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten…
Generalmajor Carsten Breuer begrüßte die Anstrengungen von Rheinland-Pfalz, das Impftempo weiter zu erhöhen. „Das Projekt ist sehr wertvoll, weil es hilft, die Impflücke zu schließen. Die Länder sind eine tragende Säule der Impfstrategie. Ich danke allen, die bisher auf beiden Seiten der Spritze Solidarität gezeigt haben, so der Generalmajor. Kontaktbeschränkungen und Impfen bezeichnete er als Bollwerk gegen die Omikron-Welle…«
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
(wird fortgesetzt)