Am 22.11.22 fehlen nur zwei der neunzehn Mitglieder. Dafür sind gleich acht VertreterInnen der Exekutive als Gäste anwesend sowie ein weiterer Gast, dessen Name verheimlicht wird. Im "TOP 2‑Aktuelle Lage" wird erkennbar, daß COVID-19 in den Krankenhäusern kaum eine Rolle spielt. Kinderkliniken sind chronisch überlastet, weil Influenza und RSV – anscheinend überraschend im Winter – verstärkt auftreten. Nach fast drei Jahren der "Pandemiebekämpfung" kommt die Idee auf: "Zahlen zu betreibbaren Betten (auch auf Normalstaion [sic]) sind dringend notwendig".
Natürlich wird weiter modelliert, allerdings: "Modellierungen sind derzeit durch eine technische Umstellung bei den RKI-Grafiken erschwert, Daten können seit kurzem nicht mehr extrahiert werden". Man ist sich dennoch sicher:
»Abh. von der jeweiligen Inzidenz dürfte bei Vorausberechnungen ein Wegfall der Maskenpflicht zu einer ca. 20% höheren Welle führen. Zu berücksichtigen ist bei der Diskussion um eine Abschaffung der Isolationspflicht oder der Aufhebung der Maskenpflicht im ÖPNV das Risiko an Long-COVID zu erkranken.«
Besser als diese Worte aus Drst 47,11 paßt hier: "Lk 24,11 Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht."
Die Dokumente sind hier einsehbar. Rote Hervorhebungen im Folgenden stammen von mir.
Long-COVID: "auch Folgen der Intensivbehandlung darunter"
Es wird fabuliert von "Immunität in Bezug auf schwere Erkrankung" und, um irgendwie die Fallzahlen steigen zu lassen, vorgeschlagen, PCR-Tests durch Schnelltests zu ersetzen. Antikörpertests hingegen "werden in der Breite wegen schlechter Operationalisierbarkeit der Grenzwerte abgelehnt":
Obwohl ein "anschließendes Mittagessen" angekündigt war, finden sich nur 12 der 19 Mitglieder zur 31. Sitzung am 12.12.22 im Schweriner Schloß ein. Fünf weitere werden digital zugeschaltet. Überraschend fehlt diesmal Karl Lauterbach.
Erste endemische Welle
Varianten-Diskussion, zaghafte Modellierungen und immerhin die Erwähnung, daß "die saisonale Winterwelle somit Eigenschaften einer ersten endemischen Welle" aufweist, stehen zu Beginn an. Ungewollt mißverständlich ist die Bemerkung, daß "schwere respiratorische Erkrankungen aufgrund der Impfungen deutlich zurückgegangen" seien.
Was das Krankenhauspersonal angeht, verstärkt sich die Erkenntnis, wie kontraproduktiv die gegenwärtigen Maßnahmen sind:
»Die kommunikative Herausforderung besteht darin, die Pflicht zur Isolation abzuschaffen, und gleichzeitig die Notwendigkeit eigenverantwortlichen Handelns, sprich Isolation bei positivem Selbsttest/Symptomen, insbesondere gegenüber vulnerablen Gruppen zu unterstreichen.«
Die Lösung geht in die hilflose Richtung "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß".
Match mich, ich bin die Impfung
Nach all den Spritzen, die doch eigentlich gegen so ziemlich alles helfen sollten, ist die Zahl der Arztbesuche aufgrund von Atemwegserkrankungen höher als in der Grippewelle 2017/18. Die Antwort darauf ist originell:
»Im Vergleich zur diesjährigen Grippewelle lag in der Grippewelle 2017/18 die Zahl der Arztkonsultationen niedriger. Die Influenza-Impfung ist in dieser Saison ein guter Match und sollte daher aktiv beworben werden…
Eine verstärkte Impfkampagne für diesen Winter wäre wünschenswert, da die adaptierten Impfstoffe auch einen gewissen Infektionsschutz bieten.«
Ganz tief in die Schwurbelkiste greift man mit dieser Erklärung:
»Ein Faktor für das hohe Krankheitsaufkommen durch Influenza und RSV bei Kindern könnte (auf Basis einer relativ kleinen dänischen Kohortenstudie) sein, dass SARS-CoV‑2 das kindliche Immunsystem über die akute Infektion hinaus belastet.«
Dabei weiß man doch: "Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Nachholeffekt aufgrund der in den vergangenen Wintersaisons ausgefallenen respiratorischen Virusinfektionen mit entsprechend fehlender Immunitätsentwicklung".
Aus der "70. Welle der COSMO-Befragung" ergibt sich eine verstetigte Unfolgsamkeit in der Bevölkerung. Dagegen sollen die Schnelltests in Stellung gebracht werden: "Das individuelle Vorsichtsverhalten würde sich jedoch mit einem positiven Schnelltestergebnis (anstatt lediglich wahrgenommener Symptomatik) erhöhen".
Chaos, Systembruch und schwer kontrollierbares Gewaltpotential
Da fast niemals genannt wird, wer zu welchen "Erkenntnissen" beigetragen hat, kann hier nur spekulativ Frau Priesemann als Urheberin vermutet werden:
Nun ist es 12 Uhr, das Mittagessen wartet.
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)
(wird fortgesetzt)
Nach langem Grübeln über die Eigendynamik in dieser beratungsresistenten (Think-)"Selbsthilfegruppe" kam ich auf eine gewisse Analogie mit dieser:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Knopf_und_Lukas_der_Lokomotivf%C3%BChrer#Die_Wilde_13
Neben (mehreren) Denkfehlern, die (nur?) von Kindern mühelos identifiziert werden :
"Charakteristisch für sie ist eine spezielle Schreibtechnik: Jeder von ihnen beherrscht nur einen einzigen Buchstaben. Wenn sie etwas aufschreiben wollen, stellen sie sich zusammen auf, das Wort wird vom Anführer laut und langsam vorgesagt, und wenn einer der Brüder „seinen“ Buchstaben erkennt, tritt er vor und schreibt ihn hin."
Die Professur der Priesefrau
https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=6823
und die Terminologie der "Schwurbelei" (obwohl ich zugeben muss, dass ich mir ihre öffentlich-rechtlichen "Beiträge" seit 2021 nicht mehr angetan habe) lässt auch mich vermuten, dass sie bei "TOP 5" federführend tätig war.
Vom Fach ist allerdings eher der da:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ralph_Hertwig
"Antisystemische" waren unter den "Expertinnen" wohl nicht vertreten – auch wenn Dr.osten seinen Kollegen Streeck mal als so etwas ähnliches bezeichnet hatte;
Dieser "mit dem Wissen von heute" besonders drostige "Beitrag"
https://uebermedien.de/57343/hendrik-streeck-der-mann-der-dauernd-falsch-liegt-aber-immer-wieder-als-corona-experte-gebucht-wird/
verdeutlicht nochmals die Ketzer-Messlatte der Rechtgläubigen (Liste unvollständig):
– "follow Dr.osten" (auch wenn die im "Beitrag" skizzierte Kritik ‑nicht nur retrospektiv- auf diesen viel eher zuträfe als auf Streeck) und
– eine maßlos (um mindestens Faktor 3–4) überschätzte Infektionssterblichkeitsrate (auch wenn dies zum Zeitpunkt der Publikation des "Beitrags" – Februar 2021 – diesen bereits bekannt gewesen sein müsste: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33716331/)
sowie
– die (eher dummdreiste) Behauptung, dass "ein Kurs, den (…) so ähnlich auch Donald Trump, Boris Johnson und Jair Bolsonaro" irgendwann vertraten (allein deswegen?) "grundfalsch" sei (und außer acht lässt, dass "unsere" AfD ja ebenfalls mal "grundfalsch" lag, als sie von der Regierung "Maßnahmen" forderte, die diese dann später umsetzte – worauf die AfD umschwenkte)
Der oberste Expertisen-Sowjet wurde ohnehin durch den gemeinsamen Glauben an eine Verschwörungstheorie zusammengehalten: wer-nicht-für-uns-ist-ist-gegen-uns und dass man deswegen das staatliche "Gewaltpotential" voll ausnutzen müsse (auch mittels propagandistischer Hetze gegen Sündenböcke um zusätzlich einen unkontrollierbaren Mob gegen diese anzustacheln).