"Kunst ist frei, Kabarett darf polarisieren" – aber…

kul​tur​haus​-caser​ne​.de

Da tritt ein Kabarettist in Friedrichshafen auf. Wie es sich gehört, ist er "ein­sei­tig", "umstrit­ten" und nennt sich auch noch Querdenker. Was bei der "Schwäbischen Zeitung" zwangs­läu­fig mit einem Bericht enden muß, der mit "'Querdenker'-Kabarettist. Umstritten und flach: Uli Masuth auf der Bühne des 'Culturvereins Caserne'" über­schrie­ben ist. Am 6.5.24 ist dort zu lesen:

»Scharfzüngig in immer die glei­che Richtung: Uli Masuth sorg­te nicht erst am Sonntag auf der Bühne in der Caserne, son­dern schon im Vorfeld für Kopfschütteln und Ärger.

Masuth trat im Atrium des Kulturhauses auf, gebucht vom „Culturverein Caserne“. Die „Kulturhaus Caserne gGmbH“, Hausherrin der Einrichutng, hat­te sich im Vorfeld von die­sem Auftritt distan­ziert, weil der Kabarettist Dauergast auf Internetseiten von Querdenkern und Verschwörungstheoretikern ist und als Kandidat der Partei „Die Basis“ auf­ge­tre­ten war…

Beifall bekam er, schließ­lich war der Saal, für den bis Freitag nur 14 Karten ver­kauft wor­den waren, nach dem Bekanntwerden der Distanzierung des Hausherrn ausverkauft…«
schwae​bi​sche​.de (6.5.24)

Da ist die Kampagne des Ralf Schäfer also nach hin­ten los­ge­gan­gen. Noch am 4.5.24 hat­te er einen gro­ßen Artikel unter dem Titel "'Querdenker'. Umstrittener Kabarettist sorgt für Ärger im Kulturhaus Caserne" ver­öf­fent­licht. Darin erklärt er einen "sku­ri­len Konflikt in der Caserne":

»… [Masuth] gilt als Vertreter der Thüringer "Querdenker" und ist regel­mä­ßig auf Internetseiten zu Gast, die auch Verschwörungstheorien ver­brei­ten. 2021 kan­di­dier­te Masuth bei der Bundestagswahl für „Die Basis“, die als Partei der "Querdenkerszene" gilt…«

Deshalb hat­te sich die "Kulturhaus Caserne gGmbH" von der Veranstaltung des "Culturvereins Caserne" distanziert:

»„Als Einrichtung, die Vielfalt, Toleranz und kul­tu­rel­len Austausch för­dert, distan­zie­ren wir uns klar von den Werten und Normen, die von Uli Masuth und sei­ner Bewegung trans­por­tiert wer­den“, heißt es in einer Presseerklärung der gGmbH.«

Man dür­fe natür­lich kri­ti­sie­ren, aber doch bit­te nicht "mit dem Gedanken der 'Querdenker'". Die Versuche, den Auftritt zu ver­hin­dern, schei­ter­ten aber am Votum des "Culturvereins Caserne". Er hat­te zusätz­lich zum Programm eine Diskussionsveranstaltung im Anschluß orga­ni­siert. Die paß­te Herrn Schäfer aller­dings auch nicht. Denn es ging…

»nicht um die Frage, ob man sol­che ein­sei­ti­gen Auftritte aus der Querdenkerszene statt­fin­den las­sen sol­le oder nicht… 

Es ging viel mehr um die Wirksamkeit von Masken, die Coronapolitik und die der­zei­ti­ge Debatte um angeb­li­che Kriegstreiberei in der Bundesrepublik, die sich laut Masuth gegen Russland rich­te…«

Wie sehr er das Prinzip des poli­ti­schen Kabaretts miß­ver­steht, mach­te er in einem zusätz­li­chen Kommentar mit der Überschrift "Thema ver­fehlt: Die Debatte über Masuth bleibt aus" deut­lich:

»Kunst ist frei, Kabarett darf pola­ri­sie­ren. Wenn aber nur in immer die glei­che Richtung aus­ge­teilt wird und zugleich AfD und Querdenker geschont wer­den, dann wirkt ein Auftritt wie der von Uli Masuth am Sonntag nicht wie Kunst, son­dern wie ein Versuch von poli­ti­scher Manipulation.

Kein Wort zu Potsdam, kein Wort zu den Verbindungen der AfD nach China und Russland. Kann man natür­lich machen, dann muss man sich nur nicht wun­dern, wenn sich wirk­lich kri­tisch den­ken­de Menschen abwen­den und Einladungen besten­falls nicht aus­ge­spro­chen werden.

Das ist hier nicht gesche­hen und die geplan­te Diskussion über den Auftritt fand auch nicht in der Art statt, wie sie sinn­voll gewe­sen wäre. Es ging nicht um die Frage, was Kunst darf und was nicht, oder ob es Grenzen für poli­ti­sches Kabarett gibt. Schade, denn dann hät­te sich der Besuch im Atrium viel­leicht gelohnt. Dem „Culturverein Caserne“ sei emp­foh­len, der­art Geschwurbel nicht mehr auf den Programmzettel zu heben.«
schwae​bi​sche​.de (6.5.24)

Daß sich der Veranstalter sou­ve­rän gegen die Zensurbestrebungen behaup­tet hat, ist vor dem Hintergrund beacht­lich, daß er eine gewis­se Abhängigkeit vom Lokalblatt berück­sich­ti­gen muß. Auf der Seite kul​tur​haus​-caser​ne​.de prangt nämlich:

2 Antworten auf „"Kunst ist frei, Kabarett darf polarisieren" – aber…“

  1. Hab mich damit beschäf­tigt und dann gefragt 'plötz­lich': was 'soll' eigent­lich Kabarett kön­nen und den Wiki Artikel dazu gele­sen. Also beim Wilhelm bis der erste Weltkrieg ver­lo­ren war, im '3. Reich', in der DDR hat­te Kabarett kei­ne guten Zeiten in DE liesst man, war das Kabarett in der BRD bes­ser oder kritischer? 

    Es gehe auf das Cabaret 'Le Chat Noir' in Paris zurück, zum Glück…ob es jemals wie­der erreicht wurde? 

    Hier mei­ne aktu­el­len Satie Lieblingsstücke, aller­dings datie­ren die­se aus 1913, nach der Zeit des 'Le Chat Noir'. Die sind viel­leicht etwas trocken… 

    …am wit­zig­sten fin­de ich immer das Ende der No. 1… 

    …No. 2 sei dem deut­schen Cabaret-Kabarett zu Zeiten des Krieges gewid­met hier…die Corona Zeiten waren doch ein Krieg 'offi­zi­ell', oder? Haben wir eigent­lich aktu­ell auch Krieg? Satie wür­de ange­ben hier eine berühm­te Mazurka von Schubert zu zitieren…es ist aber ein Deutscher Tanz von Schoppä…komponiert als er gera­de nicht in Stimmung für eine Schubertiate war… 

    …No. 3 Zugabe. Soweit zu Seegurken und Meereskrustentieren auf dem Trockenen…das geht nicht…darauf ein Glas Wein… 

    Link: https://m.youtube.com/watch?v=7GByASI2mlw

    Varsano's Aufnahme erhielt einen Grand Prix du dis­que. Wie Thierry Le Luton war er noch jung gestor­ben. Ob letz­te­rer auch als Kabarettist gel­ten wür­de, das weiss ich nicht zu sagen; er immi­tier­te vie­le Grössen der fran­zö­si­schen Gesellschaft die mir alle nicht ver­traut genug sind, als dass mir dies etwas sagen würde…aber es zeigt wie kul­tur- und zeit­ge­bun­den Kabarett ist… 

    …und ich wüss­te nicht das es eine Mazurka von Schubert geben würde…

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