Seit Wochen pflegt Geiler ein neues Feindbild. Waren es jahrelang die "Corona-Leugner", später die "Putin-Knechte", so sind es nun "pro-palästinensische Studierende" und der Antisemitismus, was nicht nur für ihn umstandslos das Gleiche ist. In seinem Artikel "Präsidentin als 'Zionistin' beschimpft: Palästina-Protest an der HU Berlin aufgelöst – 37 Ermittlungsverfahren" verfährt er wie stets:
»Die Polizei hat einen unangemeldeten Palästina-Protest an der Humboldt-Universität zu Berlin am Freitagnachmittag beendet. Etwa 150 pro-palästinensische Studierende hatten sich auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes der Universität in Berlin-Mitte versammelt und teilweise strafbare Parolen skandiert.
Im Verlauf der Räumung sei es wegen Volksverhetzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und tätlichen Angriffs zu mehreren Festnahmen im unteren zweistelligen Bereich gekommen, sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Von 40 Menschen wurden die Personalien aufgenommen, insgesamt wurden 37 Strafermittlungsverfahren eingeleitet…«
Unangemeldet wie die Corona-Spaziergänge, da wallt bereits das Blut des moralisch stets auf der richtigen Seite (der von Lauterbach und Faeser) stehenden Reporters. "Pro-palästinensische Sprechchöre" macht er aus, was ihm ähnlich verwerflich erscheinen mag wie "ungeimpfte Terroristen". Seine Bezugspunkte sind die Stellungnahmen der Polizei und der Hochschulleitung. Deren Aussagen sind nie zu hinterfragen, so wie die der Uni in Frankfurt und von Frau Ciesek. Sie hatten bekanntlich schon lange klargestellt, die Drosten-Dissertation sei zwar 17 Jahre lang irgendwie verschollen gewesen, aber zweifellos rechtmäßig.
Weitere zitierenswerte Stimmen sind für Geiler der Regierende Bürgermeister (CDU) und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten. Der fordert: "Die Demonstrierenden müssten mit der 'vollen Härte des Rechtsstaats' konfrontiert werden". Der RCDS wie Geiler verweisen auf "die aktuellen Studenten-Proteste in den USA". Dort verteidigt die Biden-Administration, sekundiert von der Trump-Opposition, die demokratischen Werte mittels der Festnahme von inzwischen mehr als 2.000 von Bidens potentiellen WählerInnen. Anders als in der BRD melden sich in den USA dutzende Kongreßabgeordnete der Regierungspartei mit kritischen Positionen zu Waffenlieferungen an Israel zu Wort. Hierzulande gilt schon das als antisemitisch.
Im Vergleich mit den USA und Berlin, wo ein Viertel der DemonstrantInnen belangt wurden, nehmen sich die Ereignisse in Georgien recht harmlos aus. Nicht von Geiler, aber auch vom Tagesspiegel, kam am 1.5.24 diese Meldung:

Sehen wir ab von der albernen Frage, ob "Georgien nach Europa" geht, und halten fest: Das Parlament des EU-Beitrittskandidaten hat mit 83 zu 23 Stimmen ein Gesetz beschlossen. Dagegen hat eine "Zehntausende Menschen zählende Menge" protestiert. Da es sich um "proeuropäische Demonstranten" handelte, ist jedenfalls für den "Tagesspiegel" klar, daß gewalttätige Auseinandersetzungen von der Polizei ausgingen. Trotz allem fällt auf, daß die Quote der belangten DemoteilnehmerInnen extrem viel kleiner ist als die in Berlin. Deshalb ist dieser Tweet des EU-Außenbeauftragten auch eine Fälschung:

Der richtige Tweet lautet so:

An diesem ersten Mai hatte Geiler enttäuscht feststellen müssen, daß die sehnsüchtig erwartete Randale ausgeblieben war. Er resümiert traurig:

Die Meldung davor im "Tagesspiegel"-Liveblog lautete:
»Am Abend relativierte die Polizei ihre eigene Meldung, nach der Beamte am Nachmittag in Neukölln entlang der Route der Abenddemonstration nach Anwohnerhinweisen einzelne Depots mit Steinen und Dachziegeln auch auf Dächern gefunden hatten. „Wir klären, ob es sich dabei auch um Baustellen handelt, die uns vorher nicht bekannt waren“, sagte ein Sprecher. „Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass sie in allen Fällen der Vorbereitung auf die Demonstration dienten.“«
Die Falschmeldung der Polizei war da seit 13:38 im Netz.
Über die "Berichterstattung" von Julius Geiler zu den Corona-Protesten siehe https://www.corodok.de/?s=geiler.