Eigentlich war die Idee brillant. Wenn die Bevölkerung in allen Lebensbereichen "kriegstüchtig" geschrieben werden soll, dann gehört der Krieg im Inneren zwingend dazu. Die Konstruktion einer Putinschen 5. Kolonne war nicht wirklich erfolgreich, die geriatrisch rezipierte Reichsbürgertruppe, die angeblich Lauterbach entführen wollte, noch weniger. Erfolgversprechender erschien der Rückgriff auf den zuverlässigen Originalfeind von Recht und Ordnung, die Err-A-Äff.
Die PR-Aktion startete gar nicht so schlecht. Etwas störend wirkte der Umstand, daß man 30 Jahre nach ihren vermeintlichen Taten de facto nach harmlos wirkenden Omas und Opas gegen Rechts mit Hund und Fernsehcouch fahnden mußte. Der in Coronazeiten reanimierte Denunziationswille des Spießertums konnte gleichwohl mobilisiert werden.
Allerdings und dankenswerterweise waren die Folgen verheerend. Denn wir haben es zu tun mit den Spießern intellektuell ebenbürtigen Verfolgungsbehörden.
Nach dem ersten Erfolg der jahrzehntelangen Fahndung, der Festnahme "der Ex-Terroristin Daniela Klette", fabrizierte das federführende LKA Niedersachsen einen Flop nach dem anderen. Ein zeitgleich mit großem Getöse Festgenommener entpuppte sich schnell als unschuldig ("Weitere gefasste Person ist kein RAF-Terrorist", tagesschau.de, 28.2.24). Ein folgender stundenlanger Großeinsatz auf einem linken Bauwagengelände, bei dem es zum Einsatz von Schußwaffen durch die "Sicherheitskräfte" kam, erbrachte als Beute einen Wohnwagen, der zur Beweissicherung von Berlin nach Niedersachsen überführt wurde. In dem Wohnwagen soll einer der Gesuchten gelebt haben; wann das war, konnte das LKA nicht sagen. Deshalb wurden sicherheitshalber zwei weitere Wohnungen gestürmt und durchsucht. Auch hier soll der Verdächtige "mit hoher Wahrscheinlichkeit" gelebt haben (zdf.de, 3.3.24). Und auch hier wieder Fehlanzeige (deutschlandfunk.de).
Exzellente Fahndungsfotos und übersehene Kriegswaffen
Die flatschneuen Fahndungsfotos sind unglaublich schlecht erstellt worden. Ob da der Neffe des Staatsanwalts sich an KI versucht hat oder eine aufstrebende Polizeischülerin den Grundkurs Photoshop bemühte, muß offen bleiben (tagesspiegel.de, 4.3.24). An einen Erfolg glaubt wohl selbst die Behörde nicht: "Ermittler fordern Garweg zur Aufgabe auf. Der Druck auf den flüchtigen 55-Jährigen steige, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Das sei ein guter Zeitpunkt, sich zu stellen, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden. Ein solcher Schritt würde sich auch strafmildernd auswirken." (deutschlandfunk.de, 4.3.24)
Daß es um mehr als das beliebte Spiel "Pleiten, Pech und Pannen" deutscher Behörden geht, macht diese Nachricht deutlich, die eher keinen angemessenen Platz im Mainstream gefunden hat:
Hinter der Bezahlschranke ist zu lesen, mit welcher Plumpheit die Ermittler auf Methoden zurückgriffen, mit der bereits vor fünfzig Jahren "Beweise" vorgestellt wurden. Direkt nach der Festnahme Klettes am Montag, dem 26.2., durchsuchten BKA-Beamte ihre Wohnung. Sie fanden dort, wie es noch am Nachmittag des 27.2. hieß, "Munition, aber keine Waffe".
Inzwischen waren "zwischen 15 und 25 Sicherheitsbeamte aus drei Behörden", BKA, LKA Berlin und Niedersachsen, zugange. All diesen "Spurensicherungsexperten" gelang es, in der "weniger als 40 Quadratmeter" großen Wohnung ("nicht übermäßig geputzt, aber okay", tagesspiegel.de, 4.3.24), einen "unverschlossenen Schrank" zu übersehen.
Zum Glück mußte es jemanden gegeben haben – inzwischen war es Mittwoch –, der sich nicht wie Scholz von Putin hinters Licht führen läßt. Nachgerade vergleichbar mit den mutigen drei Beamten, die ganz auf sich allein gestellt dem Reichstagstreppensturm der Corona-Leugner trotzten. ließ sich jemand auch hier nicht einschüchtern und beschloß: Den schaue ich mir aber mal an, den Schrank. Und siehe da, wie bei einer Art Sesam-öffne-dich, fanden sich nun Kriegswaffen die Hülle und Fülle. Weshalb alle BewohnerInnen des Hauses zu ihrem eigenen Schutz (wovor??) stundenlang ihre Wohnungen verlassen mußten. Mehr als vierzig Stunden nach Beginn der Durchsuchung konnte das LKA NS am 29.2. umd 16 Uhr diesen Erfolg berichten.
Laut "Tagesspiegel" wird die Echtheit einer Panzerfaust noch untersucht. Es wird sich nicht um Kinderspielzeug handeln. Ob die Waffen aus dem 3D-Drucker eines Freundes der Tochter eines LKA-Beamten kommen, wird am zuverlässigsten vermutlich RT mitteilen können.