Da meutern die ranghöchsten Militärs der Luftwaffe offen gegen eine Position der Bundesregierung, die die Frage von Krieg und Frieden betrifft. Das Entsetzen ist unverkennbar, wenn auch die größte Empörung sich darauf richtet, daß russische Medien an geheime Militärgespräche kamen. Gewiß ist das überaus peinlich, erst recht nach den Fiaskos um die Fregatte "Hessen", deren friendly fire nur deshalb keinen Schaden anrichtete, weil sie nicht traf. Daß die "Hessen" losgeschickt wurde im Wissen darum, daß es keine weitere Munition für sie gibt, paßt zu den vollmundigen Versprechen der BRD und allgemein von NATO und EU, der Ukraine riesige Mengen an Munition zukommen zu lassen, die ebenfalls erst in Jahren verfügbar sein werden.
Das ließe sich abtun als Großmäuligkeit und, wieder einmal, Realitätsverweigerung. Wäre correctiv ein Rechercheinstitut und nicht ein Propagandinstrument, läge hier ein Geschenk des Himmels für kritischen Journalismus vor. Die Frage, was wissen die Russen noch alles, ist fast so interessant wie die, was hohe Militärs noch alles zu ignorieren gedenken von dem, was erklärtermaßen Politik dieses Landes ist. Aufschlußreich, daß der zuständige Minister schweigt und lieber ein Bierfest für Kriegspropaganda nutzt:
»Boris Pistorius spart auf Salvatorabend nicht mit Lob und Tadel
Mit Boris Pistorius hatte die Oldenburger Salvatorgemeinschaft den richtigen Gast zur richtigen Zeit…
Neues verbreitet Pistorius an diesem Abend, an dem das mutmaßlich von Russland abgehörte Gespräch von Luftwaffen-Offizieren über Unterstützung für die Ukraine noch nicht öffentlich bekannt war, nicht. Der Minister wiederholt vielmehr seine wesentlichen Standpunkte: Er lobt Truppe und Ministerium, die in seiner 13-monatigen Amtszeit bereits jede Menge geschafft hätten…
Er kritisiert Medien, Parlamentarier und selbsternannten Experten, die militärische Details öffentlich machen. Er beklagte, dass mögliche Fehler ohne das nötige Hintergrundwissen öffentlich breit getreten werden…«
nwzonline.de (2.3.24)
Die Brigade in Litauen, von der kein Mensch weiß, wann sie einsatzfähig sein wird und wo Pistorius das Personal her bekommen soll, ist ihm ein "Leuchtturmprojekt der Zeitenwende". Ach ja, "kriegstüchtig" müssen wir werden. Sollte zutreffen, daß der Minister von dem verschämt und verfälschend "Gespräch über Unterstützung für die Ukraine" nichts wußte und erst über RT davon erfahren hat, dann wäre in einem demokratischen Staatswesen schon deshalb seine Entlassung ebenso unabdingbar wie wegen der Tatsache, daß er staatsgefährdendes Verhalten im Militär verantwortet.