Die RKI-Papers sorgen für vorhersehbare Reaktionen. Wie stets machen die Medien alles noch schlimmer.
twitter.com (25.3.24)
Nach der Einnahme der erlaubten Jahresration Cannabis?
»Der geschwärzte Mitarbeiter ist ein Mitarbeiter des RKI«
sueddeutsche.de (25.3.24)
Im ZDF-Mittagsmagazin vom 25.3.24 galten die Sprachregelungen noch nicht völlig. FDP-Ullmann eiert, der Grüne Dahmen deliriert, der Journalist kennt offenbar nicht die Rolle seines Magazins in der Corona-Zeit:
»Der… Grünen-Politiker Dahmen sagte: "Mir scheint, dass die virulente Verbreitung solcher wahrheitswidriger Gerüchte auch Ergebnis der Einflussnahme ausländischer Nachrichtendienste ist, um unsere Gesellschaft vor dem Hintergrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine weiter zu spalten und Politik handlungsunfähig zu machen."«
t‑online.de (25.3.24)
Ein Prozent Steigerung: explosiv hochgegangen
"ARD-faktenfinder" Pascal Siggelkow (Näheres zu ihm hier), führt in Die RKI-Files und der Skandal, der keiner ist am 25.3.24 wahrhaft unabhängige Expertenmeinungen an. Ihn fuchst, daß das Thema "von einigen seriösen Medien aufgegriffen und multipliziert" wurde.
»"Nicht nur aus einer kleinen, verengten deutschen Sicht, sondern auch aus einer weltweiten Sicht muss man ganz klar sagen, dass die Zahlen explosiv hochgegangen sind", sagt Zeeb. Zwar wurde ab Mitte März auch mehr getestet, jedoch stieg auch die Positivrate in Deutschland innerhalb von einer Woche um gut einen Prozentpunkt an. "So ein Anstieg innerhalb so kurzer Zeit ist substanziell, auch wenn es nicht nach viel klingt", sagt Zeeb...
"Es gibt auch andersherum die Diskussion, dass diese Hochstufung eigentlich schon Ende Januar, Anfang Februar hätte erfolgen sollen", so Zeeb. "Es ist doch ein bisschen verwunderlich, nach einem sehr großen pandemischen Geschehen mit vielen Millionen Todesfällen daran zu zweifeln, ob die Risikoeinschätzung damals falsch war."«
Hajo Zeeb, Epidemiologe aus Bremen, ist ein wahrer Fachmann. Im September 2021 erklärte er unter der Überschrift Das Corona-Rätsel von Bremen: Trotz höchster Impfquote liegt Inzidenz über 100 (das waren noch Zeiten!): "Das Bundesland liegt an einem Hafen". Er wußte auch: "Eine allgemeine Impfpflicht könne dazu führen, dass uns eine fünfte oder gar sechste Welle erspart bleibe". Mehr zu Zeeb inkl. Quellen in Dunkle Wolken über Lissabon. Hajo Zeeb kennt die Lösung.
Zu Masken kann Zeeb ebenfalls Profundes beitragen:
»Dass beispielsweise in einem Protokoll vom 30. Oktober 2020 vermerkt wird, dass es "keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes" gibt, hieße nicht, dass die Masken deshalb nutzlos gewesen seien."
Bis von einer wissenschaftlichen Evidenz ausgegangen werden kann, vergeht viel Zeit", sagt Zeeb. "Es hätte der Bevölkerung mit Sicherheit nicht geholfen, erst einmal keinerlei Maßnahmen zu treffen und auf Studienergebnisse zu warten." Denn für das neuartige Coronavirus habe es zu dem Zeitpunkt noch keine Studien gegeben, die den hohen Ansprüchen genügten, um den Nutzen von Masken mit Blick auf Covid-19 zu belegen.
Ohnehin sei es schwierig, den Nutzen von FFP2-Masken in Studien einwandfrei nachzuweisen, sagt auch Wyler. "Selbst wenn man zwei Vergleichsgruppen hat, kann es theoretisch ja auch sein, dass die Menschen mit FFP2-Maske sich einfach auch vorsichtiger verhalten haben und deshalb seltener angesteckt worden sind."…
"Es gibt immer noch nicht so richtig viele große Studien zu dem Thema, aber die Studien, die es gibt, sind doch relativ klar", sagt Zeeb.«
Emanuel Wyler, ein besonders beschränkter Vakzinist, darf bei Siggelkow nicht fehlen: »"Es gab damals erste Anzeichen für ein klassisches exponentielles Wachstum auch in Deutschland", sagt Emanuel Wyler, Molekularbiologe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC).«
RKI-Protokolle: Wie Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden
Den Vogel schießen bislang unter dieser Überschrift je zwei Fähen und Füchse ab, die br.de am 26.3.24 ins Rennen schickte. "Was steckt hinter dem Blog 'Multipolar'?", fragen sie und wissen eine überraschende Antwort. "'Multipolar' wird von einigen Beobachtern als verschwörungstheoretisches Blog eingeordnet, wie zum Beispiel in dieser Forschungsarbeit erläutert wird." Zudem finden sich dort Links zu Verschwörern.
»Im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, veröffentlichte Wolfgang Wodarg einen Artikel bei "Multipolar", der mit Falschinformation zu dem damals neuartigen Virus auffiel. Wodarg zählte zum Netzwerk der "Querdenken"-Bewegung.
Zahlreiche Artikel auf "Multipolar" aus jenem Jahr verzerren Fakten, knüpfen an Verschwörungstheorien an und nutzen Quellen, die ebenfalls im verschwörungstheoretischen Bereich angesiedelt sind, wie den Blog "Swiss Policy Research".
Einer der "Multipolar"-Herausgeber verbreitete die Verschwörungstheorie, dass die Pandemie angeblich geplant gewesen sei. Ein Gerücht, das häufig kursierte, wie "Correctiv" berichtete.«
Einen halben Punkt können die Füchse machen, denn die folgende Aussage wurde in der Rezeption tatsächlich oft verkürzt dargestellt:
»Fehlender Kontext: Lockdown-Aussage bezieht sich auf Afrika
Denn in dem Abschnitt des Protokolls geht es explizit um den "Verlauf der Pandemie in Afrika". Dort komme es – so schreibt das RKI in diesem Teil der Protokolle – aufgrund von Lockdowns zu "Lücken bei der Behandlung von Tuberkulose", außerdem könnten Routineimpfungen nicht durchgeführt werden. Dadurch sei eine "steigende Kindersterblichkeit zu erwarten". Daran schließt sich die Feststellung an, dass die Konsequenzen des Lockdowns zum Teil schlimmer sein könnten als die von Covid-19 selbst – in Bezug auf Afrika.
Auch wenn es hierzulande ebenfalls verschobene OPs, verschleppte Vorsorgeuntersuchungen oder Arztbesuche während der Pandemie gab: Die Gesundheitssituation und ‑versorgung in vielen afrikanischen Ländern ist mit der in Deutschland nicht vergleichbar, insbesondere was die Ausbreitung der schweren Lungenkrankheit Tuberkulose oder Impfquoten von Kindern gegen Masern oder Polio angeht.
Durch das Weglassen des Kontextes, nämlich dass es sich um den afrikanischen Kontinent und dortige Lockdown-bedingte Probleme mit der Gesundheitsversorgung handelt, führt dieser Satz in die Irre.«
Tut er das wirklich? Ganz ähnlich, in diesem Fall zusätzlich dreist falsch informierend, argumentiert der BR hier:
»Grippewelle und Corona-Pandemie: Debatte um Todeszahlen
Noch ein weiterer Satz aus den Protokollen sorgt für Gerüchte und Mutmaßungen. Er steht im Protokoll einer Sitzung des Krisenstabs am 19. März 2021: "COVID-19 sollte nicht mit Influenza verglichen werden, bei normaler Influenzawelle versterben mehr Leute, jedoch ist COVID-19 aus anderen Gründen bedenklich(er)."
Die "Bild" zitierte nur einen Teil dieses Satzes in dem bereits erwähnten Artikel, nämlich dass Corona nicht mit der Grippe verglichen werden solle. Und führt aus: "Wer das neue Virus mit der Grippe verglich, wurde geradezu als Corona-Leugner gegeißelt. Doch im internen Papier halten die Experten fest: Bei einer normalen Grippewelle 'versterben mehr Leute'." Auch der bekannte Corona-Skeptiker Stefan Homburg zitiert den Satz in einem Post auf X, der über 180.000 Menschen angezeigt wurde. Dazu schreibt er: "Das RKI wusste immer, dass Corona keine besondere Gefahr bedeutet."
In beiden Fällen fehlt wichtiger Kontext: Denn der Satz endet an dieser Stelle eben nicht. Im Protokoll heißt es weiter: "jedoch ist COVID-19 aus anderen Gründen bedenklich(er)".«
Richtig ist, daß "Bild" verkürzt. Gelogen ist, daß Homburg den Satz unvollständig zitiert. Das trifft zwar für obiges "Afrika"-Zitat zu, und auch an anderen Stellen ist Homburg ungenau und fragwürdig (wie immer mal wieder in der Vergangenheit). Hier aber ist die Aussage des BR falsch, siehe twitter.com. Die Stelle aus dem RKI-Protokoll ist allerdings noch wesentlich brisanter, als die Scheindebatte des BR nahelegt:
Wiederkehrende falsche Behauptung zum Nutzen von FFP2-Masken
Wieder wird auf "Bild" rekurriert, wo nicht vollständig zitiert wurde. Auch hier ist es hilfreich, sich das RKI-Dokument anzusehen:
Es wäre interessant zu erfahren, welche Aussagen hier geschwärzt wurden. Es handelt sich jedenfalls nicht um schützenswerte Namen. Nachgerade lächerlich ist, was der BR daraus macht:
»Es lag also an den Trägern und nicht an den FFP2-Masken, dass Studien keine Evidenz, also keinen Beweis für deren Wirksamkeit gegen die Verbreitung von Atemwegserkrankungen im Alltag liefern konnten.
Ein fehlender Beweis ist aber kein Gegenbeweis, wie die Forscher-Weisheit sagt: "absence of evidence is not evidence of absence", also etwa: Wenn es für etwas Bestimmtes keinen Beweis gibt, ist das kein Beweis dafür, dass es dieses Bestimmte nicht gibt. Die Aufregung erinnert hier an diejenige um die vermeintlich spektakulären Ergebnisse einer Meta-Studie des Cochrane-Instituts 2023. Sie sollte angeblich belegen, Gesichtsmasken seien wirkungslos. In Wirklichkeit zeigte sie aber nur, dass es für sichere Schlussfolgerungen nicht genug Daten gibt.«
(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)