Das Protokoll des RKI-Krisenstabs vom 6.4.20 glänzt mit umfangreichen Schwärzungen bei den TOPs "1 Aktuelle Lage" (wozu "Erkenntntnisse zu asymptomatischen Infektionsgeschehen" gehören), "3 Aktuelle Risikobewertung" und vielen anderen Punkten. Dennoch sind interessante Erkennisse zu gewinnen bzw. Fragen zu stellen. Etwa die nach Inhalt und Schicksal der hier genannten Deeskalationsstrategie:
Stabilere Datenlage würde weniger dramatisch wirken
Auf die Strategie kommen wir gleich zurück. Zunächst folgen weitere Schnipsel aus diesem Protokoll. Unter dem gleichen TOP 5 finden wir Aussagen zur Modellierung der Fallzahlen. Die genannte Unsicherheit wurde vorsichtshalber öffentlich verschwiegen:
Nowcasting blieb bis zuletzt die vom RKI verwandte Technik zur, sagen wir: Ermittlung, der "Fallzahlen". Vorerst wurde festgelegt: "Die Entscheidung über die Weiterleitung der NowCasting Ergebnisse nach extern wird vertagt."
"Zunahme der Testungen kann einen künstlichen Anstieg erzeugen"
Diese jahrelang als Verschwörerthese gegeißelte Vermutung hatte das RKI schon zu diesem Zeitpunkt:
Zu Obduktionen ist zu lesen: "Obduktion (siehe E‑Mail Hr. Wieler, Fr 03.04.202200 18:366)) -> Anpassung Dokument?". Es folgen drei geschwärzte Spiegelstriche.
Deeskalationsstrategie. "Eine akute respiratorische Erkrankung kann auf Dauer nicht aufgehalten werden"
Erstmals erscheint der Begriff im Protokoll vom 30.3.20. Das Wesentliche wird auch hier in den vier geschwärzten Spiegelstrichen stehen.
Am 1.4.20 wird es inhaltlich. Zunächst werden vier Szenarien aufgefüht:
Die nachfolgende Diskussion fand natürlich keine Widerspiegelung in der öffentlichen Kommunikation:
Update: "KoNa" dürfte für Kontaktnachverfolgung stehen, "ITS" oben für Intensivstationen.
Am gleichen Tag, an dem der Krisenstab dies diskutierte, wurden die Ausgangssperren verlängert. "Ansammlungen von mehr als zwei Personen" blieben untersagt, Schulen und Kitas geschlossen. Im Beitrag von tagesschau.de vom 1.4.20 wird Winfried Kretschmann so zitiert:
»"Wir opfern keine Freiheitsrechte – die Freiheitsrechte sind nur zeitweise beschränkt", sagte Kretschmann. In einer Katastrophensituation sei dies allerdings notwendig, um Leben zu retten. "Die Bevölkerung kann sicher sein, dass mit dem Ende dieser Krise die Freiheitsrechte radikal wieder hergestellt werden, so wie es vorher war."«
Die Deeskalation des RKI sah so aus:
Wieler hintertreibt Deeskalation erfolgreich
Noch zwei Mal taucht der Begriff "Deeskalationsstrategie" in den Protokollen auf. Eher nichtssagend auf die Situation in Frankreich bezogen am 5.5.20. Und noch einmal am 24.8.20. An diesem Tag lesen wir, daß Lothar Wieler ("Präs") erfolgreich jede mögliche Deeskalation verhindern konnte:
Stattdessen werden die "Impfungen" in den Fokus genommen:
Von wessen Wunsch die Rede ist, wäre so interessant zu erfahren wie die Gründe für die Gewißheit, daß die "Impfstoffe" Ende des Jahres zugelassen würden. Daß Sicherheit und Wirksamkeit untersucht würden, war bestenfalls ein frommer Wunsch.
Update:
Deeskalation kann auch Reeskalation bedeuten
Bekanntlich setzte sich diese Lesart durch.
Gibt es ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen? ITS heißt vermutlich Intensivstationen. Aber KoNa? GA (Generalanwalt wohl eher nicht) und DEMIS (Deutscher Mist?…)
Danke für die Aufbereitung.
@ohne Welt: KoNa steht wohl für Kontaktnachverfolgung. Habe das nachgetragen, danke!
GA könnte für Gesundheitsamt stehen.
@AA schön, dass Sie wieder öfters zu lesen sind. Ich hoffe, es gibt keinen Stress mit Ihrer besseren Hälfte 🙂
@Pusteblume: Danke! Noch geht es…