Bundesligaminister im "Zentrum der Rechenzentrumsbranche"

Angeblich hat die­sen Artikel ein Mensch geschrie­ben, Inga Janović, die sogar an der Goethe-Uni ein Studium abge­schlos­sen hat.

faz​.net (3.7.25)

Kann das sein? Wir lesen:

»… Wie sehr die Wirtschaft bereit ist, am neu­en Tempo für Deutschland mit­zu­wir­ken, zei­gen ihre Vertreter an die­sem Donnerstag: Alle spre­chen enorm schnell, um dem Gast in zwei Stunden Ministerbesuch all die Anliegen mit auf den Weg zu geben, für die sie sich Unterstützung erhof­fen. Wildberger lässt sich von der Eile nicht drän­gen, hört kon­zen­triert zu, wirkt ziem­lich ernst. Er spricht eher lei­se, stellt Rückfragen und scheint die zügi­ge, kla­re Art, mit der ihm zunächst Vertreter der Datacenterbranche ihre Themen vor­tra­gen, zu schätzen.

Und er erin­nert dar­an, dass er gar kein rich­ti­ger Gast ist: Der frü­he­re Manager, zuletzt bei der Media-Saturn-Holding, ist in Gießen gebo­ren und auf­ge­wach­sen. Man könn­te sagen, Deutschland hat nun zwei hes­si­sche Digitalminister…«

Die enorm schnell reden­de Datacenterbranche trifft auf den ziem­lich ern­sten Großunternehmer aus Gießen, der in der Hauptstadt der Bitbewegung des­halb gar kein rich­ti­ger Gast ist. Mit dem zwei­ten hes­si­schen Digitalminister ist die Unternehmerin Kristina Sinemus gemeint. Das Mitglied des Rats für Digitalethik freu­te sich, 2020 als Ministerin neue Mitglieder des­sel­ben begrü­ßen zu dür­fen, dar­un­ter Dr. Mai Thi Nguyen-Kim und Carsten Knop, Herausgeber der FAZ.

»In der Welthauptstadt des Internets
Seine Amts- und Parteikollegin Kristina Sinemus will Wildberger an die­sem Donnerstagvormittag drei Themen prä­sen­tie­ren: Frankfurt als digi­ta­le Welthauptstadt und Zentrum der Rechenzentrumsbranche, das Land Hessen als Förderer digi­ta­ler Start-ups und die stol­ze Eintracht, die außer mit Fußball auch mit Software und digi­ta­len Services erfolg­reich Geschäfte macht…«

Die Geheiminformation, daß FfM die Welthauptstadt des Internets ist, erklärt "Ivo Ivanov, Geschäftsführer des welt­weit daten­stärk­sten Internetaustauschknotens De-Cix":

»Nirgendwo sonst ver­bin­den sich so vie­le Netzwerke. „Das kom­plet­te Who is who der Weltwirtschaft“, fasst Ivanov die rund 4000 Kunden zusam­men, die ihre Daten am Frankfurter Knoten tau­schen.«

Damit das so bleibt für die Datendealer, weiß die Vorsitzende der German Datacenter Association, muß Wildberger "ein ent­schei­den­des Problem in den Griff krie­gen: Ein flä­chen­decken­des Stromnetz sei für die Branche sehr, sehr rele­vant, sagt Klaft". Klar, ohne Strom kein Thron, ohne Moos nix los. Nur: Haben die wirk­lich so wenig Strom in Frankfurt?

»Der Strompreis müss­te um wenig­stens 20 Prozent sin­ken, um auf dem Niveau ande­rer EU-Länder zu lie­gen, mahnt Volker Ludwig, Geschäftsführer des Datacenter-Betreibers Digital Realty, der im Frankfurter Osten elf neue Rechenzentren baut…«

Ganz zu schwei­gen von den Gehältern, die sich doch an denen in Rumänien ori­en­tie­ren könnten.

»Die Branche brau­che kein Geld, „aber Unterstützung, um ihr Geschäft bes­ser und ein­fa­cher betrei­ben zu kön­nen“, sagt Ludwig. Deshalb soll­ten Auflagen für Rechenzentren aus dem Energieeffizienzgesetz wie­der gestri­chen werden…«

Dieser gan­ze regu­la­to­ri­sche Firlefanz, bloß weil etwa die Industrie die Flüsse auf­heizt, ist natür­lich ein "Wettbewerbsnachteil".

»Wildberger deu­tet Zustimmung an: Die Politik kön­ne wohl kei­ne eier­le­gen­den Wollmilchsäue erwar­ten, sagt er. Auf mehr legt er sich nicht fest, betont aber, dass er „zuge­hört und mit­ge­schrie­ben“ habe. Das Thema Strompreis wer­de er mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) diskutieren.«

Von wem die Politik sol­che Fabelwesen erwar­tet, bleibt offen. Sicher nicht von der Branche, die "mehr als zehn Milliarden Euro zum Bundesinlandsprodukt" bei­trägt. Da ist der Koalitionsausschuß vor. Und der FAZ-Herausgeber im Rat für Digitalethik.

Unter dem Artikel gibt es die­ses Angebot:


Wie aus ande­ren Branchen des Ethikbetriebs bekannt, han­tiert man auch hier mit Studien:

faz​.net (27.6.25)

Und wie bei der Konkurrenz wer­den die Studien von den Herstellern in Auftrag gege­ben. In dem Fall vom genann­ten welt­weit daten­stärk­sten Internetaustauschknotens De-Cix, "aus Anlass sei­ner Gründung vor 30 Jahren". Einen Link zur Studie des Beratungsunternehmens Dstream erspart sich Frau Janović.

Angetan ist sie von einem kürz­li­chen Urteil, das der Stadt Frankfurt unter­sagt, sich an Gewinnen der Branche zu betei­li­gen. Das ste­he nur Privatunternehmen zu:

faz​.net (3.6.25, Bezahlschranke)

»… Sie tre­te als Betreiber von Rechenzentren in einem Geschäftsfeld auf, das pri­vat­wirt­schaft­lich gut abge­deckt ist. Das unter­sagt die Hessische Gemeindeordnung ausdrücklich…

Offen ist, was die Stadt Frankfurt bezie­hungs­wei­se die Mainova tun wer­den, um wie­der geset­zes­kon­form zu han­deln. Aktuell gehö­ren 50,1 Prozent der Anteile dem Investmentfonds Blackrock…«

Diesen Artikel zum glei­chen Unternehmen moch­te ich nicht mehr lesen:

faz​.net (30.4.25)

(Hervorhebungen in blau nicht im Original.)

6 Antworten auf „Bundesligaminister im "Zentrum der Rechenzentrumsbranche"“

      1. @aa, die Janovicova kann uns viel erzäh­len. Interessanter ist, was sie nicht erzählt. Und was noch­mal macht ein Unternehmer mit sei­nen Kosten? Richtig: Er legt sie um 😉

      2. Die Angestellten auf Three Mile Island könn­ten sich eine sol­che Brille auf­set­zen und ein paar Tabletten schlucken. Das wür­de den Abgeordneten im deut­schen Bundestag eben­falls gut ste­hen; eini­ge von denen brau­chen nur noch die Brille.

  1. Ja, wie­viel wer­den wohl die Internet Service Provider an die Datacenter zah­len ? Und woher kommt nur der Zaster der Internet Provider bzw. der Netzbetreiber? Wie gut, dass es ordent­lich Subventionen gibt. Und wie gut, dass die Preise der Internet Service Provider grund­sätz­lich wegen gestie­ge­ner Kosten immer nach oben ange­passt werden. 

    Der prä­zi­se Punkt lau­tet: Eine Reduktion der Energiekosten bei min­de­stens glei­chen (unver­schäm­ten) Erlösen ist erfor­der­lich, um die von (Finanz)Investoren gefor­der­te Rendite zu erreichen.

    1. O'Mikron, die Energiepreise dik­tie­ren die Konzerne. Und die wie­der­um bedie­nen sich der Organe eines Staates der ihre Interessen ver­tritt. Z.B. in Form von Durchführungsbestimmungen (Gesetzgebung ) die vor­geb­lich der Staat ver­fasst in Wirklichkeit jedoch nur Diktate der Konzerne sind. Letztendlich sorgt die­ser Staat Kraft sei­ner Finanzen (Kapitalanteile in Unternehmen, Steuern, Zölle usw.) dafür daß klei­ne Unternehmen völ­lig ande­re Energiepreise zah­len als gro­ße Unternehmen. Was natür­lich die Monopolisierung wei­ter vor­an­treibt, wenn klei­ne Unternehmen zu Subunternehmen der gro­ßen Konzerne wer­den oder mit die­sen Fusionieren. Dann sind Anleihen, Aktien, Kapitalanteile und son­sti­ge Wertpapiere die­ser klei­nen Unternehmen plötz­lich nichts mehr wert wäh­rend das Stammkapital der Konzerne auf wun­der­sa­me Art und Weise wächst.

      Das ist alles was dahin­ter­steckt wenn die FAZ von irgend­wel­chen geset­zes­kon­for­men Handeln der öffent­li­chen Hand faselt und dabei so tut, als wür­de der Staat Steuern ver­schwen­den. Von Wegen!

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