Flaggenverbot und tausende Blumen am sowjetischen Ehrenmal

In den Berliner Medien waren die "etwa zehn Personen" (Tagesspiegel) breit ver­tre­ten, die mit rie­si­gen ukrai­ni­schen Fahnen "rund 1.200 Menschen einer pro­rus­si­schen Demonstration" gegen­über­stan­den. Wenig bis kei­ne Aufmerksamkeit fand der Strom Tausender zum sowje­ti­schen Ehrenmal in Treptow, des­sen Grabstätten blu­men­über­sät waren.

Mit einer Allgemeinverfügung hat­te die Berliner Polizei das Zeigen "pro­rus­si­scher Flaggen und Symbole" an den Mahnstätten ver­bo­ten. Ukrainische und NATO-Fahnen waren erlaubt. Selbst Zeitungen, die Bilder des Sieges über die Nazis zeig­ten, wur­den konfisziert.

Nehmen wir ein­mal die Argumentation ernst, das Zeigen der Fahne der Sowjetunion, deren Völker die Befreiung vom deut­schen Faschismus mit 20 Millionen Menschenleben errin­gen muß­ten, kom­me heu­te einer Befürwortung des rus­si­schen Krieges gegen die Ukraine gleich. Mit wel­chem Recht sind dann die drei ande­ren Fahnen sakrosankt?

Wurde der Union Jack ein­ge­zo­gen als die bri­ti­sche Luftwaffe gemein­sam mit einer "Koalition der Willigen" Libyen in Schutt und Asche leg­te? Gab es Verbote der Trikolore, als die fran­zö­si­sche Regierung einen blu­ti­gen Krieg in ihrer alge­ri­schen Kolonie (und nicht nur dort) führ­te? Wurde das Star-Spangled Banner auf den Index gesetzt, als die USA einen Völkermord in Indochina exerzierten?

Dies sind nur drei Beispiele einer ver­bre­che­ri­schen Politik der NATO-Staaten, die durch die Bank die Zustimmung der Bundesregierungen fand. Dazu kommt die jahr­zehn­te­lan­ge poli­ti­sche, mili­tä­ri­sche und wirt­schaft­li­che Unterstützung des süd­afri­ka­ni­schen Apartheidsregimes, der Militärdiktaturen in Spanien, Portugal und Griechenland, in Chile und der Türkei und in nahe­zu allen Weltgegenden, in denen sich Widerstand gegen die Herrschaft des west­li­chen Imperialismus formierte.

Die UdSSR stand dage­gen – nicht ohne geo­stra­te­gi­sche Überlegungen, aber eben­so nicht ohne prin­zi­pi­el­le Erwägungen – an der Seite der Befreiungsbewegungen. Es ist die­ser Gegensatz und nicht nur die offen­bar immer noch nicht ver­wun­de­ne Niederlage im Angriffskrieg gegen die Völker Europas und der gan­zen Welt, die den Versuch erfor­der­lich machen, die­se histo­ri­sche Erfahrung aus dem Bewußtsein der Deutschen zu til­gen. Die letz­ten Tage haben gezeigt, daß dies nur unzu­rei­chend gelingt.

5 Antworten auf „Flaggenverbot und tausende Blumen am sowjetischen Ehrenmal“

  1. Den Friedensvertrag haben die­je­ni­gen ver­hin­dert deren Enkel die Gedenkstätten über die Feiertage besetz­ten um ihre eige­ne wider­li­che Show da abzuziehen.

  2. Herzlichen Dank! Die Unterstützung der Sowjetunion für anti­ko­lo­nia­li­sti­sche Bewegungen wird zu sel­ten erwähnt. 

    Ich hof­fe, der letz­te Satz trifft zu. Dann ist bis zum näch­sten Krieg zumin­dest noch ein wenig Arbeit vonnöten…

    Aber die Absicht, einen Mentalitätswandel in Richtung Kriegstüchtigkeit her­bei­zu­füh­ren, wur­de ja schon ofi­zi­ell verkündet.

  3. Der erste und wich­tig­ste Schritt zur Herstellung der Kriegswilligkeit ist die Verarmung der Massen. Wenn mit pro­duk­ti­ver Arbeit der Lebensunterhalt nicht mehr zu bestrei­ten ist, wird auf ein­mal die Mitwirkung in den Streitkräften wie­der attraktiv.

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