Rache für Stalingrad

faz​.net (8.5.25)

»Es ist rich­tig, dass der Bundespräsident die Verdrehung der Tatsachen durch den Kreml in sei­ner Rede so klar benannt hat. Steinmeiers Deutlichkeit rich­tet sich aber nicht nur nach Moskau…

Es war das erste Mal, dass an einem 8. Mai eine der Siegermächte aus Deutschland offi­zi­ell kri­ti­siert und aus­ge­la­den wur­de. Russland hat sich die­se Isolation selbst zuzu­schrei­ben, mit der in der Erinnerungskultur pas­siert, was sich schon poli­tisch lan­ge voll­zo­gen hatte…

Steinmeiers Deutlichkeit rich­tet sich nicht nur an die rus­si­sche Adresse. Geschichtslügen aus dem Kreml wer­den hier­zu­lan­de ger­ne auf­ge­grif­fen, um mit Angst, Duckmäusertum und vor­aus­ei­len­dem Gehorsam das eige­ne Gewissen zu beruhigen…«


deutsch​land​funk​.de (25.9.21)

„Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“

»Die berühm­ten Schlusssätze von Bertolt Brechts offe­nem Brief „an die deut­schen Künstler und Schriftsteller.“ Die Botschaft ist über­deut­lich: Einen drit­ten Weltkrieg wird Deutschland nach der gera­de voll­zo­ge­nen Teilung nicht über­ste­hen. Die DDR-Tageszeitung „Neues Deutschland“ druckt Bertolt Brechts „offe­nen Brief“ auf der ersten Seite ab. Und er wird in tau­sen­den Exemplaren als Flugschrift ver­teilt – mit dem Aufdruck: „Senden Sie die­sen Brief an Ihre Bekannten in Westdeutschland.“ „Die Wirkung war unge­heu­er“, so Werner Mittenzwei in sei­ner 1986 in Ost-Berlin erschie­ne­nen Brecht-Biografie:

„Die Schlusssätze sag­ten sich die Leute auf der Straße. Die Reden, die in den fol­gen­den Wochen gehal­ten wur­den, ende­ten mit dem Zitieren der Brechtschen Sätze von dem gro­ßen Karthago, das drei Kriege führte.“

Reaktion auf bundesdeutsche Wiederbewaffnung

„Werden wir Krieg haben?“, fragt Brecht und lie­fert gleich die Antwort: „Wenn wir zum Krieg rüsten, wer­den wir Krieg haben. Werden Deutsche auf Deutsche schie­ßen? Die Antwort: Wenn sie nicht mit­ein­an­der spre­chen, wer­den sie auf­ein­an­der schießen.“

Anlass für Brechts Worte sind die ersten Anzeichen für eine Remilitarisierung der jun­gen Bundesrepublik. Vor ihr hat DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl in einer Regierungserklärung mit einem Appell an den Bundestag in Bonn gewarnt, gesamt­deut­sche Beratungen auf­zu­neh­men. Grotewohls Ziel: „die Vereinigung des Landes (…) ein demo­kra­ti­sches und fried­lie­ben­des Deutschland.“…

Und natür­lich reagiert auch die Westpresse auf den am 27. September 1951 ver­öf­fent­lich­ten „offe­nen Brief an die deut­schen Künstler und Schriftsteller“. Zustimmende Reaktionen kom­men vom Verleger Ernst Rowohlt und aus dem Lager der Pazifisten. Die zum Axel-Springer-Verlag gehö­ren­de Tageszeitung „Die Welt“ kon­tert mit dem Schriftsteller Stefan Andres. Er nennt Bertolt Brechts Forderungen „gut sti­li­sier­te, aber doch empö­rend über­flüs­si­ge Ermahnungen“…«

11 Antworten auf „Rache für Stalingrad“

  1. Der BRD-Staat hat das Ende des Hitlerkrieges noch nie gefei­ert. Was der Staat in die­sen Tagen ver­an­stal­tet ist an Zynismus nicht zu top­pen. Jeder der noch eini­ger­ma­ßen bei Verstand ist, soll­te die­se Propaganda-Staats-Veranstaltungen mei­den. Ich für mei­nen Teil kann da auf eine Einladung ger­ne verzichten!

  2. Welcher gei­sti­gen, psy­chi­schen, mate­ri­el­len Anstrengungen bedarf es, um die­sen kriegs­tüch­ti­gen zei­ten­ge­wen­de­ten Willen in der Gesellschaft zu besei­ti­gen ? Wahrscheinlich ist der Rahmen des Vorstellbaren nicht hinreichend.
    Einmal unter­stellt, dass die drei wesent­lich­sten Elemente eines fik­ti­ven deut­schen Nationalcharakters Feigheit, Brutalität und bedin­gungs­lo­se Unterwürfigkeit – von denen immer zwei domi­nant sind- hei­ßen, so sind die Aussichten fürchterlich.

  3. Russlands "Isolation", die sich das Land "selbst zuzu­schrei­ben" habe? "Geschichtslügen aus dem Kreml "?

    Offenbar hat der Qualitätsjournalist der faz nichts von der Veranstaltung in Kasan im Oktober 2024 mitbekommen.

    PS: Steinmeier ist noch nicht ein­mal vom deut­schen Volk gewählt wor­den (und die ober­ste poli­ti­sche Kommissarin der EU auch nicht), ganz im Gegensatz zu Präsident Putin.

    1. @Peter Pan, lei­der hat die dama­li­ge Führung der UdSSR, die KPdSU, den Untergang der­sel­bi­gen selbst zu verantworten.

  4. Hoffentlich geht kei­ner hin und ver­rät Steinmeiers Baraterteam, daß der zwei­te Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen begann …

    - Verstanden? -

  5. Wahrlich Gruseliges ist von der "frü­he­ren NATO Strategin" Stefanie Babst (im Text steh Ex Analystin!) heu­te mor­gen im DLF zu hören gewe­sen: https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​i​n​t​e​r​v​i​e​w​-​m​i​t​-​s​t​e​f​a​n​i​e​-​b​a​b​s​t​-​e​x​-​n​a​t​o​-​a​n​a​l​y​s​t​i​n​-​z​u​r​-​m​e​r​z​-​a​u​s​s​e​n​p​o​l​i​t​i​k​-​1​0​0​.​h​tml

    Seltsam ver­dreht kom­men mir auch die Worte in die­sem Beitrag vor. https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​w​i​e​-​u​m​g​e​h​e​n​-​m​i​t​-​w​e​l​t​k​r​i​e​g​s​g​e​d​e​n​k​e​n​-​i​n​t​e​r​v​i​e​w​-​m​i​t​-​i​r​i​n​a​-​s​c​h​e​r​b​a​k​o​w​a​-​m​e​m​o​r​i​a​l​-​1​0​0​.​h​tml
    Ich bin wahr­lich kein Fan von Militärparaden, geschwei­ge denn von Bombardierungen (egal wo sie statt­fin­den), und unter­stel­le Putin eben­falls impe­ria­li­sti­sche Motive, doch die Geschichtsvergessenheit fin­de ich beäng­sti­gend. Da wird ver­gli­chen, was nicht ver­gli­chen wer­den kann. Auch scheint die Menschenrechlerin, die per­sön­li­che Geschichte Putins zu vergessen.
    Was die FR aller­dings aus die­ser Geschichte strickt kommt mir ziem­lich hane­bü­chen vor:
    https://​www​.fr​.de/​k​u​l​t​u​r​/​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​f​t​/​p​u​t​i​n​-​a​u​s​-​p​s​y​c​h​o​a​n​a​l​y​t​i​s​c​h​e​r​-​p​e​r​s​p​e​k​t​i​v​e​-​d​e​r​-​l​a​n​g​e​-​s​c​h​a​t​t​e​n​-​v​o​n​-​l​e​n​i​n​g​r​a​d​-​9​1​5​8​4​2​3​1​.​h​tml

  6. Da hat es Steinmeier dem Iwan (neu­deutsch: Putin) mal so rich­tig gege­ben. Ganz gro­ßes Kino. 

    Glaubt Steinmeier das Gerede, das er von sich gibt, selbst? Ausschließen soll­te man die­se Möglichkeit nicht. Immerhin sol­len schon Pferde vor der Apotheke gekotzt haben. Mit dem Rezept im Maul.

  7. 13.05.2025, 13:06 Uhr – Presse- und Informationsamt des Landes Berlin
    Berlin erleich­tert Vorhaben der Landes- und Bündnisverteidigung ein­schließ­lich der zivi­len Verteidigung bei denk­mal­ge­schütz­ten Objekten

    Aus der Sitzung des Senats am 13. Mai 2025:

    Der Senat hat auf Vorlage des Senators für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Christian Gaebler, und der Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger, beschlos­sen, dass Bauvorhaben an denk­mal­ge­schütz­ten Gebäuden im Land Berlin, die der Landes- und Bündnisverteidigung sowie der zivi­len Verteidigung die­nen, von über­ra­gen­dem öffent­li­chem Interesse sind.

    Der rus­si­sche Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die sicher­heits­po­li­ti­sche Lage in Europa stark ver­än­dert. Um eine effek­ti­ve Gesamtverteidigung Deutschlands sicher­zu­stel­len, sind neben mili­tä­ri­schen Anpassungen auch Maßnahmen zur Stärkung der zivi­len Verteidigung in Bund und Ländern von ent­schei­den­der Bedeutung. Dies gilt für das Land Berlin als Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland in beson­de­rem Maße. Aus die­sem Grund müs­sen sowohl mili­tä­ri­sche Einrichtungen als auch die zivi­len Infrastrukturen auf den neue­sten Stand gebracht werden.

    Um die Einsatzbereitschaft zur Landes- und Bündnisverteidigung zu ver­bes­sern, sind bau­li­che Maßnahmen an Bundeswehrstandorten und ande­ren sicher­heits­re­le­van­ten Infrastrukturen erfor­der­lich. Die zustän­di­ge Denkmalbehörde berück­sich­tigt daher bei den erfor­der­li­chen Abwägungen im Rahmen der Genehmigung, dass Maßnahmen, die der Landes- und Bündnisverteidigung die­nen, ein über­ra­gen­des öffent­li­ches Interesse dar­stel­len und not­wen­di­ge Anpassungen Vorrang vor den denk­mal­schutz­recht­li­chen Anforderungen haben können.

    Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: „Bei allem Bewusstsein für den Schutz des kul­tu­rel­len Erbes ist es vor­ran­gi­ge Aufgabe, die not­wen­di­gen Anpassungen für die Sicherheit und Verteidigungsbereitschaft des Landes zu ermög­li­chen. Damit soll sicher­ge­stellt wer­den, dass Berlin als Bundeshauptstadt und auf­grund der geo­po­li­ti­schen Lage auf künf­ti­ge Herausforderungen gut vor­be­rei­tet ist.“

    Iris Spranger, Senatorin für Inneres und Sport: „Berlin muss vor dem Hintergrund der ver­än­der­ten Sicherheitslage durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine alle not­wen­di­gen Maßnahmen ergrei­fen, um die zivil-mili­tä­ri­sche Zusammenarbeit zu inten­si­vie­ren und die Voraussetzungen für eine umfas­sen­de Verteidigungsfähigkeit des Landes zu schaffen.

    Die Stärkung der mili­tä­ri­schen und zivi­len Infrastruktur ist dabei ein wich­ti­ger Baustein. Dieser Senatsbeschluss ver­ein­facht die Durchführung not­wen­di­ger Infrastrukturmaßnahmen, die der Landes- und Bündnisverteidigung dienen.“

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