SchwarzRock oder BlackRot? Das Gegenprogramm zu China

Der Name ist egal. Fritz und Lars wer­den das Klingbeil an die Reste des Sozialstaats legen. Der Begriff Sch-merz wird für die Armen des Landes eine neue Bedeutung bekom­men. Ob die Covidiotin noch dabei ist, ist bis­lang unklar, doch mit Jens Spahn hat der Vakzinismus eine siche­re Bank bei der Unterstützung des Kriegskabinetts.

Vergleicht man die vor­be­halt­li­che Wundertüte namens Koalitionsvertrag mit den chi­ne­si­schen Plänen, sieht man eine durch­aus ande­re Spielart des Kapitalismus:

Die "Berliner Zeitung" berich­tet am 29.4.25 unter dem Titel "Bericht aus der Volksrepublik ent­schlüs­selt: So pla­nen die Chinesen den Umbau zur Weltmacht" (Bezahlschranke), wie dort mit sozia­len Herausforderungen umge­gan­gen wer­den soll.

»…Der Tätigkeitsbericht von Ministerpräsident Li Qiang, erstat­tet am 5. März vor den Delegierten des Nationalen Volkskongresses, liegt der Berliner Zeitung in offi­zi­el­ler Übersetzung vor (Wortlaut per Link am Textende erreich­bar). Hier ist detail­liert und kon­kret nach­zu­le­sen, was getan wird, was wich­tig ist und was als Nächstes kommt. Von Getreideernte bis Entbürokratisierung, vom Aufbau des Beidou-Satellitennavigationssystems und neu­ar­ti­gen Energiespeichern bis zur Heranbildung von Spitzentalenten, von Artenschutz bis Emissionssenkung – alles kommt zur Sprache.

Aber auch heik­le Themen: Der hei­mi­sche Konsum blieb schwach. Unternehmen bekla­gen Zahlungsverzüge. Beschäftigung und Einkommen wach­sen nicht schnell genug. Lokalregierungen haben finan­zi­el­le Schwierigkeiten. Manchen Behörden man­ge­le es an Dienstleistungsbewusstsein. Kommt einem durch­aus bekannt vor.…

Großreserve Binnenmarkt

So fin­det 2025 die „Sonderaktion zur Konsumbelebung“ statt: „Spezialmaßnahmen“ wer­den auf­ge­führt, wie die Steigerung der Einkünfte von Gering- und Durchschnittsverdienern und die Senkung von deren finan­zi­el­len Belastungen. Sonderstaatsobligationen mit extra­lan­ger Laufzeit im Wert von 36 Milliarden Euro (300 Milliarden Yuan) wer­den auf­ge­legt, um den Umtausch alter Konsumgüter in neue zu unter­stüt­zen – eine Art Abwrackprämie auf Chinesisch. Dienstleistungen in Gesundheitsfürsorge, Seniorenversorgung, Behindertenhilfe, Vorschulkindbetreuung und im Haushaltsbereich sol­len wei­te­re Dynamik erzeugen.

Dann geht es um die Aktion „KI Plus“, „intel­li­gen­te Endgeräte der neu­en Generation“, smar­te und ver­netz­te Elektromobilität, KI-Handys und ‑Computer sowie intel­li­gen­te Roboter. Und um die, die man für all das braucht: gebil­de­te Leute. Also star­tet eine Dreijahresaktion zum Aufbau einer star­ken Bildungsnation.

China hat sich schon um die Jahrtausendwende welt­weit Anerkennung ver­schafft, weil es gemäß der Uno-Ziele 800 Millionen Menschen aus der Armut geführt hat. Die Armutsbekämpfung geht auch 2025 wei­ter – unter dem Motto der „Dreifachen Gewährleistung“ (von Pflichtschulbildung, grund­le­gen­der medi­zi­ni­scher Versorgung und siche­rem Wohnraum)…

Link zum PDF-Download: Tätigkeitsbericht der chi­ne­si­schen Regierung 2025«

Keine Frage: China hat durch sei­ne dra­ko­ni­sche Corona-Politik bei vie­len Menschen ver­ständ­li­che Abneigung her­vor­ge­ru­fen. Die Erfolge der Kommunistischen Partei wur­den mit lan­gen Phasen der Verelendung vor allem der länd­li­chen Bevölkerung in der Zeit der Privatisierungen erkauft. Sie wider­spie­geln in zeit­lich kom­pri­mier­ter Form den Prozeß der "ursprüng­li­chen Akkumulation" des Kapitals, der im west­li­chen Kapitalismus ganz ähn­li­che Erscheinungen her­vor­ge­ru­fen hatte.

Sicherlich spie­len bei den Wohltaten die glei­chen Überlegungen eine Rolle, die in Ländern wie Deutschland (aber längst nicht über­all im Westen) zum Aufbau von Sozial- und Bildungssystemen geführt haben: Eine poten­ti­ell auf­müp­fi­ge Arbeiterklasse soll ruhig­ge­stellt wer­den und zugleich der Bedarf des Kapitals an qua­li­fi­zier­ten Arbeitskräften gedeckt wer­den. Beschleunigt durch den Wegfall der sozia­li­sti­schen Systemkonkurrenz wird in Europa immer mehr auf die­sen kosten­träch­ti­gen Schnickschnack ver­zich­tet. Zu viel Bürokratie erzeu­ge das Durchfüttern der Unproduktiven, mit sozia­ler Härte läßt sich zur Zeit bes­ser regieren.

Noch (?) geht die chi­ne­si­schen Führung die­sen Weg nicht. Ihre Sozialprogramme sind das genaue Gegenteil des gegen­wär­ti­gen und geplan­ten Abbaus in der BRD. Das ändert nicht prin­zi­pi­ell etwas am Kapitalismus, der auch in China auf Ausbeutung und uner­meß­li­chem Reichtum in der Hand eini­ger weni­ger beruht und die Rechte der Beschäftigten und Gewerkschaften beschnei­det. Es aber erkenn­bar, daß es selbst in die­sem System unter­schied­li­che Entwicklungswege gibt, die sich nicht nur in Nuancen auf die Menschen auswirken.

7 Antworten auf „SchwarzRock oder BlackRot? Das Gegenprogramm zu China“

  1. China. – Wenn ich in den letz­ten 5 Jahren was gelernt habe, dann dass man als Nichtkenner des Landes sehr vor­sich­tig sein soll­te mit der Übertragung west­li­cher Kategorien.

    Chinesische Renaissance
    Dr. med. Helmut JÄGER (Medizinisches Coaching, 21.4.25)
    https://​www​.medi​zi​ni​sches​-coa​ching​.net/​k​u​l​t​u​r​/​c​h​i​n​a​/​n​e​o​-​k​o​n​f​u​z​i​a​n​i​s​m​u​s​.​h​tml

    «Eine der vie­len Besonderheiten Chinas ist es, wich­ti­ge Gedanken außer­halb des eige­nen Kulturkreises in die eige­ne Kultur-Suppe ein­zu­rüh­ren. Die schon seit vier­tau­send Jahren köchelt und dampft. Wird fri­sches Gemüse in einen etwas abge­stan­de­nen Eintopf gewor­fen und zusätz­lich noch scharf gewürzt, ent­steht ein voll­kom­men neu­es Gericht.
     Chinas Kultur sog die indi­sche Philosophie des Ghandara-Buddhismus auf, das Nestorianer-Christentum, den Islam und schließ­lich im letz­ten Jahrhundert (auf dem Festland) die Ideen von Marx und Lenin und zeit­gleich (und auf dem Festland zeit­ver­setzt) deren Negation: die kapi­ta­li­sti­sche Wachstum-Ideologie. Immer zer­schlug das Neue die erstarr­ten Strukturen in tau­send Stücke, aus denen wun­der­sa­mer Weise doch wie­der Kunstformen erwuch­sen, die dem Alten gli­chen. Im Westen wur­de das Gestrige ver­nich­tet, ver­brannt, besei­tigt, aus­ra­diert und anschlie­ßend ver­ges­sen. Etwa die Erinnerungen an scha­ma­ni­sti­sche Kompetenz. Dagegen wur­de in China, und den ver­wand­ten asia­ti­schen Kulturen das Alte stets bewahrt. Selbst nach den gro­ßen Bücherverbrennungen unter Qin Shihuangdi (um 200 v.u.Z.) oder Mao Tse Tung 1966.

     […]

     Aus den Trümmern der Kultur ent­stand auf dem Festland ein Zwang zur Selbstbesinnung. Ähnlich in Vietnam, Laos (und viel­leicht auch in Nordkorea). Andere kul­tu­rell ver­wand­te Länder boom­ten auf­grund inten­si­ver Eingliederung in die Strukturen der west­li­chen Globalisierung: Japan, Südkorea, Taiwan. Dafür wur­de in den schein­bar „kom­mu­ni­sti­schen“ Staaten das mili­tä­risch-hier­ar­chisch orga­ni­sier­te Beamtentum gepflegt, das der chi­ne­si­schen Tradition ent­sprach. Das west­li­che Konzept des „Kommunismus“ konn­te pro­blem­los in dem erneu­er­ten Alten auf­ge­hen, ohne dass (wie 1990 im Kollaps der UdSSR) die west­li­che Kapitalismusdynamik den voll­stän­di­gen Sieg erlangte.
     China saug­te, wie ein trocke­ner Schwamm, das ver­füg­ba­re Wissen des Westens auf und kopier­te es. Alles, was so von außen ein­drang, wird bis heu­te in einen rie­si­gen Topf ein­ge­rührt, in dem ste­tig eine uralte Suppe vor sich hin köchelt und einen unver­gäng­lich-wür­zi­gen Bodensatz bildet.
     Im 21. Jahrhundert ent­wickelt sich in die­ser Weise eine gesell­schaft­li­che Dynamik, die dem nack­ten Raubtier-Kapitalismus des Westens über­le­gen sein könnte.
     Eine intel­li­gen­te Antwort Europas und der USA auf die­se Herausforderung wäre der Versuch, das west­li­che Wertesystem zu erneu­ern. Denn der mora­lisch-reli­giö­se Überbau des Kapitalismus im Westen zer­fällt. Eine Gesundung der Religionen, die frü­her ein­mal den Überbau des Feudalismus und Kapitalismus bil­de­ten, ist nicht abzu­se­hen. Und die Hoffnung auf eine zwei­te Renaissance des euro­päi­schen Denkens, u. a. durch Weiterentwicklungen der Gedanken Kants (Universalismus) und Spinozas (Natur), blieb bis­her Wunschdenken.
     Stattdessen wächst die Angst vor dem asia­ti­schen Drachen. Und den Reichen und Mächtigen fällt nichts Besseres ein, als Kriege vorzubereiten.»

    S.a.:

    LAND Rainer. Chinas gelenk­te Marktwirtschaft:
    Hintergründe eines Booms (Promedia 2025)
    https://​media​shop​.at/​b​u​e​c​h​e​r​/​c​h​i​n​a​s​-​g​e​l​e​n​k​t​e​-​m​a​r​k​t​w​i​r​t​s​c​h​a​ft/

    1. @ Weltexperiment…: Immer auch emp­feh­lens­wert das kennt­nis­rei­che Werk von Renate Dillmann (Autorin von Medien. Macht. Meinung. Auf dem Weg in die Kriegstüchtigkeit, Papyrossa, ISBN 978–3‑89438–834‑8):

      China – ein Lehrstück
      über alten und neu­en Imperialismus, einen sozia­li­sti­schen Gegenentwurf und sei­ne Fehler, die Geburt einer kapi­ta­li­sti­schen Gesellschaft
      und den Aufstieg einer neu­en Großmacht

      Die Buchmacherei Berlin, ISBN 978–3‑9822036–7‑6

  2. "Eine poten­ti­ell auf­müp­fi­ge Arbeiterklasse soll ruhig­ge­stellt werden …"

    Vor der AFD hat man anschei­nend weni­ger Angst. Die dürf­te näm­lich in abseh­ba­rer Zeit den Kandesbunzler stel­len, wenn Blackrock und Rüstung den "Schmerz der Armen" in neue Höhen treiben.

  3. Unternehmer kön­nen ich China stein­reich wer­den. Sie dür­fen nur eines nie auch nur in Erwägung zie­hen: Sich ernst­haft in die Politik ein­zu­mi­schen. Dagegen ist das "west­li­che" System der genaue Gegensatz: Die soge­nann­te Politik ist der Ausdruck des Willens des Großkapitals und des­sen Eigentümern.

    Was nun zu bevor­zu­gen ist aus wel­chem Grund, ist eine Frage der Perspektive.

  4. Ich bin kein Freund von Anglizismen, weil die­se im all­täg­li­chen Sprachgebrauch wie Denkbremsen wir­ken. Das gilt auch für eine ver­kork­ste Sprache wie das "Gendern" (das Wort ist selbst ein Anglizismus). Beim Lernen führt ihre Verwendung sogar dazu, dass man sein eige­nes Wissen nicht mehr hin­ter­fragt, weil ein Anglizismus zu ger­ne als Ersatz für ein ver­meint­li­ches Verständnis akzep­tiert wird. Aber in dem Fall möch­te ich eine Ausnahme machen:

    black rot

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