Der "FAZ"-Redakteur freut sich halb tot, daß die Bundeswehr in Kürze über die "gemeinste Waffe auf dem Schlachtfeld" verfügen wird, führt diesen Vorgang aber nicht zu Ende.

»Die Bundeswehr wird Hunderte bewaffnete Drohnen anschaffen und sich Produktionskapazitäten für Tausende solcher Fluggeräte sichern. Das hat das Verteidigungsministerium vorige Woche bekannt gemacht. Die Militärs wollen damit eine Bewaffnungslücke schließen, die seit Jahren klafft…
Die Bundeswehr ist seit Jahren im Hintertreffen, weil die Politik, insbesondere die SPD, ihr Kampfdrohnen verweigert hat.«
Für diesen Vaterlandsverrat wird namentlich eine Person verantwortlich gemacht:
»Niemand hat deren Anschaffung mehr bekämpft als der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich. Über Jahre hat der bekennende Pazifist Drohnen-Befürworter in der eigenen Partei niedergehalten und vier Verteidigungsminister von Ursula von der Leyen (CDU) bis Boris Pistorius (SPD) mit immer neuen Einwänden, Arbeitsgruppen und angeblichem Diskussionsbedarf ausgebremst…
Es ist vielleicht kein Zufall, dass die Entscheidung zur sofortigen Anschaffung bewaffneter Drohnen jetzt fällt, drei Wochen nachdem Mützenich sein Amt verloren hat…
Als dann 2021 der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Fritz Felgentreu, alle Voraussetzungen erfüllt sah, intervenierten Mützenich und der Parteichef Norbert Walter-Borjans. Felgentreu trat zurück. Die CDU sprach von „Verrat an unserer Truppe“, unternahm aber auch nichts weiter. Dabei galt längst, was deutsche Generäle nun erstmals laut sagen: „Es handelt sich um ein Mengenverbrauchsgut mit hoher Innovationsgeschwindigkeit.“…«
Der so spricht, hat nicht "gedient", sondern "den Zivildienst an einer Schule für Körperbehinderte" absolviert (faz.net). Offensichtlich ist er dennoch gänzlich unempfänglich für das unermeßliche Leid, das durch Drohnen auch für die Zivilbevölkerung entsteht. Das gilt gleichermaßen für russische wie für ukranische ("Allein die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Kampf gegen Russland mehr als eine Million kleine und große Drohnen produziert. Mehr als 10.000 Drohnen würden pro Monat eingesetzt, hieß es schon 2023"). Es gilt für die permanent im Gazastreifen eingesetzten Fluggeräte wie für die US-Drohnen, mit denen auch von demokratischen Präsidenten gezielte Morde an islamistischen Funktionären, aber auch TeilnehmerInnen von Hochzeitsgesellschaften begangen wurden. Julian Assange wurde für den Beweis dieser Verbrechen jahrelang verfolgt und psychisch gefoltert. Edward Snowden erging es kaum besser. Nachdem westliche Länder, auch die BRD, seine Asylanträge abgelehnt hatten, blieb ihm nur das Exil ausgerechnet in Rußland.
Davon will Carstens nichts wissen. Ihn freut vielmehr:
»Immerhin haben Generalinspekteur Carsten Breuer und der geschäftsführende Verteidigungsminister Pistorius nun endlich einen Weg eröffnet, damit die Soldaten der Bundeswehr sich der inzwischen gemeinsten Waffe auf dem Schlachtfeld bedienen und erwehren können.«
Der Schatten von Weimar
Im Juni 1922 wurde der damalige liberal-konservative Außenminister Walther Rathenau von Rechtsradikalen ermordet, übrigens wenige Kilometer von unserer Wohnung entfernt. Vorausgegangen war dem eine beispiel- und gnadenlose Hetzkampagne gegen den "Erfüllungspolitiker". Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg, an dem der Aufsichtsratsvorsitzende der AEG mit ihrer Rüstungsproduktion führend beteiligt war, setzte er alles daran, die Reparationsleistungen Deutschlands zu minimieren. Bei den Westmächten biss er auf Granit, lediglich mit der jungen Sowjetunion gelang ihm ein Sonderabkommen. Das war das Schlimmste, was er aus reaktionärer Sicht überhaupt tun konnte. Nicht nur, daß es zähneknirschend die Niederlage akzeptierte, wurde ihm zum Verhängnis. Vor allem die im wohlverstandenen Interesse der deutschen Industrie liegende Kooperation mit den russischen und ukraninischen Bolschewiken wurde ihm zum Verhängnis.
Natürlich ist Berlin nicht Weimar. Politische Morde wurden in den letzten Jahren von der extremen Rechten verübt, aber vom bürgerlichen Mainstream nicht goutiert. Niemand, auch Carstens nicht, fordert die physische Kaltstellung Mützenichs. Besorgniserregend in einer zunehmend militaristisch aufgeheizten Stimmung ist allerdings, daß recht ähnlich wie vor 100 Jahren Menschen als "Lumpenpazifisten" denunziert werden oder wie Mützenich in einen Zusammenhang zum "Verrat an unserer Truppe" gebracht werden. Dabei ist nichts falscher, als den SPD-Funktionär des Pazifismus zu bezichtigen. Wenn er mitunter auch etwas unmilitaristisch geblinkt hat, so war er einer derjenigen, die die "Zeitenwende" mitgetragen und popularisiert haben. So wenig wie Rathenau ist Mützenich ein Friedenskämpfer. Wieder aber reicht es, die Russen nicht permanent zu dämonisieren, um ins konservative Visier zu geraten. Doch wie in den 20-er Jahren und davor hindert das die SPD nicht, mit jenen ins Regierungsbett zu steigen, die ihre eigenen Funktionäre diffamieren.
Deutschland hat die Zahlung von Reparationen einfach eingestellt und damit die Besetzung von Saarland und Rheinland durch französische Truppen provoziert, die da bis 1930 blieben. Griechenland wartet bis heute auf die Zahlung von Reparationen.
Was Rathenau betrifft: Im 1922 abgeschlossenen Rapallo-Vertrag ging es um weit mehr als nur um einen gegenseitigen Verzicht auf Reparationszahlungen. Hauptsächlich ging es der SPD-geführten Reaktion um die Beseitigung der Weimarer Republik. Nachdem 1920 der Kapp-Putsch infolge eines Generalstreiks scheiterte, war klar daß die Errichtung einer faschistischen Diktatur nur mit finanzieller und industrieller Unterstützung seitens der USA erfolgreich sein kann. Und diese Unterstützung kam 1924 in Gestalt des Dawesplan. Mit Millionen dieser FED-Anleihe und aus den Fonds von General Motors die ebenfalls um diese Zeit nach Deutschland kamen, wurde schließlich der deutsche Faschismus finanziert. Hitler schrieb "Mein Kampf" um von alldem abzulenken und erklärte gar das Deutsche Volk für kreditunwürdig.
Rathenau war nicht der Einzige. Tausende Widerstandskämpfer wurden in den "Goldenen Zwanzigern" ermordet.
Und wenn sie Sozialdemokraten irgendwann wieder im KZ sitzen, stilisieren sie sich zu Freiheitskämpfern, und jammern bittere Tränen über die Faschisten, denen sie mit ihrer Anbiederung an konservative Politik den Weg zur Macht geebnet haben.
@isnixgut
Genau! Und Millionen Menschen glauben bis heute, daß Sozialdemokraten was mit Sozial und Demokratie zu tun haben.
Es fällt öfters die Aussage, dass früher alles besser war. Das stimmt leider so nicht. Dies beruht auf einem subjektiven Empfinden und bezieht sich meist auf die eigene Kindheit. In dieser Zeit war man "unschuldig" und weitgehend frei von Sorgen zumindest die die Erwachsenen plagten. In der Tat war früher einiges besser, aber anderes war auch deutlich schlechter. Den besten Zeitraum gibt es schlichtweg nicht…
Die Menschheit ist in den letzten Jahrhunderten auch nicht intelligenter geworden – zumindest nicht hinsichtlich der empathischen Intelligenz…
Viele Grüße
Walter aka Der Ösi
Warten wir noch einige Jahre, dann sind auch die letzten Zeugen /Kriegskinder weggestorben. Dann können sie auch nicht, wie heute in der DLF Lebenszeit, mit 91 Jahren zum Hörer greifen und an die Kriegsjahre erinnern und das heutige Kriegsgeschrei beklagen.
ab min. 1.01. Leider https://www.deutschlandfunk.de/laermverschmutzung-wo-finden-wir-stille-100.html (Logischerweise?) geht die Moderatorin nicht auf das Gesagte ein. Husch husch…über Maschinengewehr und Bombenlärm, oder auch nur der Lärm der Kampfjets, Hubschrauber etc. soll es nicht gehen. Das muß halt sein. Krieg muß geübt werden. Mal abgesehen davon, daß nur der Tod die Stille bringt.
Pace
@theotherphilipp
Apr 10
Die ersten Autos, die VW in Serie baute, waren Kübelwagen für den Krieg
und falls Potz-Fritz und seine Rasselbande von Bürokraten ihr Koalitionsgeschwurbel ernst meinen,
wird es denn auch das Letzte sein, was da vom Band rollt.
https://nitter.net/pic/media%2FGoK1ObuWEAAF4ZY.jpg%3Fname%3Dsmall%26format%3Dwebp
Apr 10, 2025 · 11:23 AM UTC
https://nitter.net/theotherphilipp/status/1910292630426026280#m