Wichtige Oscars gehen in diesem Jahr an zwei begnadete Schauspieler. Von der Fachwelt unerwartet vergab die Jury den Preis für den besten Nebendarsteller an Volodomir Selenskyj. Die Auszeichnung für bestes Drehbuch und Regie erhält Donald Trump. Wie stets sind die Verleihungen politisch wie fachlich umstritten. Ihr Film „The Good and the Ugly“ zeige die Protagonisten auf dem Höhepunkt ihres mimischen Könnens und spiegele die kulturellen Debatten unserer Zeit eindrucksvoll wider, betonte die Jury. Zugleich wurde Kritik laut. Ein Hang zu Slapstick und Comedy sei nicht zu übersehen, zudem spielten wieder einmal Männer die Hauptrolle, hieß es vor allem im europäischen Feuilleton.
Die Geschichte des Films ist schnell erzählt. Zwei vor Ego strotzende Männer treffen als „Präsidenten“ im Weißen Haus aufeinander, der eine am Ende einer eindrucksvollen Karriere, der andere auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der eine, von realitätsblinden Fanatikern angespornt, will seinen Niedergang nicht akzeptieren. Der andere macht ein gönnerhaftes Angebot, das an Mario Adorfs legendäres „Ich scheiße dich zu mit meinem Geld“ erinnert. Die Dramaturgie ist gekonnt.
Über lange Zeit können die ZuschauerInnen eine fast freundliche Diskussion verfolgen. Nur unmerklich eskaliert die Situation. Der Loser beschwert sich, daß ihn der Gegenspieler nicht ausreichend in einem Bandenkrieg unterstützt, von dem wir nur andeutungsweise erfahren, wie hier die Rollen verteilt sind. Der Mann mit dem Geld reagiert zunehmend aufgebracht und bedeutet ihm, wie viele Maschinengewehre und Betonmischgeräte er ihm bereits geliefert habe. Er rette ihm den Arsch, erhalte aber keinen Dank dafür. Zudem sei die von Selenskyj gespielte Figur nicht fähig, ausreichend Mitglieder für seine Gang zu rekrutieren, erklärt der von Regisseur Trump verkörperte Antipode. An dieser Stelle sind filmische Anleihen von Francis Ford Coppolas „Paten“ unverkennbar, wenn Trump auch nicht annähernd die Souveränität und Ausdrucksstärke Marlon Brandos erreicht.
Das Gespräch wird immer lauter und spitzt sich schlußendlich zu, als der stellvertretende Clan-Chef seinem Boss zur Seite springt. Nun gibt es kein Halten mehr bei den gegenseitigen Vorwürfen. Schließlich wird es vom „Paten“ abgebrochen, sein Widersacher zieht gedemütigt davon. Eine schöne Show für das Fernsehpublikum sei es gewesen, resümiert der obsiegende Macho.
Bereits der Anklang im Titel an Sergio Leones Film von 1966* „The Good, the Bad and the Ugly“ (deutsch „Zwei glorreiche Halunken“) läßt erkennen, daß hier das Drama von illusionslosen, amoralischen Desperados verhandelt wird. Traditionelle Werte verlieren ihre Gültigkeit, es zählen Geld und Skrupellosigkeit. In heutiger Zeit kommen Einschaltquoten und Likes dazu. Der Film spielt gekonnt mit der Infragestellung gelernter Klischees. Das (vermeintliche) Opfer des Bandenkrieges wird von seinen Ratgebern immer tiefer in eine nicht zu gewinnende Konfrontation getrieben. Er ist es, der auf keinen Fall auch nur eine Verhandlung des Konflikts ermöglichen will und seine Überlebenschancen stetig verschlechtert. Dagegen steht der (vermeintlich) Friedensliebende, der kühl rechnend ein verlorenes Investment beenden will und auf die Macht des strategisch klüger eingesetzten Geldes vertraut.
Bezeichnenderweise fehlt in dem neuen Streifen die Figur des „Guten“, bei Leone noch von Clint Eastwood verkörpert. Dazu paßt, daß die in den Kategorien „Bestes Kostümdesign“ und „Bestes Make-up und beste Frisuren“ nominierten Ursula von der Leyen und Annalena Baerbock leer ausgingen. Auf ihr monumentales Kriegsepos „Die Draußenministerin. The feminist on the tank“ hatte man in Deutschland große Hoffnungen gesetzt. Ein kleiner Trost für die Freunde des Wertekinos bleibt der Oscar für Joe Biden, seinem Lebenswerk gewidmet. Getrübt wird die Freude dadurch, daß auch Vladimir Putin ein Ehren-Oscar zugesprochen wurde.
* Danke für den Hinweis auf das richtige Jahr und den Titel!
«Sergio Leones Film von 1986» => «… 1966».
Einen Minioscar für die beste Nebenrolle hätte Scholz verdient gehabt. Sein Gesichtsausdruck als ihm der Lebenswerk-Oscarträger die Piplinesprengung ankündigt, muss ihm erstmal wer nachmachen!
Vllt. sehen wir Merz nächstes Jahr als Empfänger für den besten ausländischen Film. Was die Bestech… äh Investitionssummen angeht sind «wir» gut unterwegs (200 Mrd. Nein! 500. Och Nöö: 700!)
@Weltexperiment…: Danke, korrigiert!
«The Bad and the Ugly» – Auf dem Filmplakat steht «The Good and the Ugly». Verleihtitel geändert?
…und wer bekommt nun die goldene Himbeere? Ist es einer der beiden von dem Seltsamen Paar oder gar Gargamel der Gegenspieler dieser Schlümpfe?
😎
Walter aka Der Ösi
Nachtrag: Falls nicht bekannt, hier die Infos zur "Goldenen Himbeere": https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Himbeere
Viele Grüße
Walter aka Der Ösi
«Bezeichnenderweise fehlt in dem neuen Streifen die Figur des „Guten“, bei Leone noch von Clint Eastwood verkörpert.» – Im eiförmigen Büro waren es doch drei! Und kommt der Vance nicht irgendwie flachkarrenostholzmässig rüber?
Das im Oval Office war doch die Folge "Vance II" nach "Vance I" bei der SiKo im Februar.
Shit Show für die Massen. Und nun muss der gedemütigte "freie Westen" zusammenrücken und richtig ordentlich kriegstüchtig werden. Und die zuschauende Bevölkerung findet das jetzt auch notwendig und richtig und schnallt die Hosen enger.
Selenskyi hat einfach noch nicht verstanden, wer der Herr, und wer der Hund ist.
Anders als der deutsche Bundeskanzler Scholz, der daneben steht, und debil grinst, wenn der Potus andeutet, dass er deutsche Infrastruktur in die Luft sprengen wird. Oder der deutsche Wirtschaftsminister Habeck, der nach einer Gehirnwäsche durch amerkanische Beamte vor die Kameras tritt und erzählt, Deutschland müsse "dienend führen".
So gehöhrt sich das. Kläff, kläff, hechel, hechel, wuff, wuff. Dann klappts auch mit dem Potus.
Der gespielte Skandal
Sogar die Gesichtsausdrücke passen zum Inhalt. Sowas kriegen nur geübte Schauspieler hin. Doch daß Selenskyj ausgedient hat, spricht sich auch ohne dieses ganze Theater rum. Denn auch hier wiederholt sich nur Geschichte.
Selenskyj will mehr Waffen um den Krieg zu seinem Sieg zu führen. Trump will dort endlich Frieden, um an die Bodenschätze zur Begleichung seiner Kosten zu kommen.
Das ist natürlich Quatsch aber eben das was die Propaganda verkündet. Und genauso wie es ankommen soll kommt es beim Publikum an. Jedoch ist Trump weder ein Friedensengel noch brauchen seine Auftraggeber Frieden um an die Ressourcen der Ukraine zu kommen. Nur einen Selenskyj, den brauchen die nicht mehr, der kann weg. Besser gesagt: Der muß weg. Das System jedoch muß bleiben, nur halt ohne Selenskyj.
http://blog.rolfrost.de/vance.html
https://www.ratical.org/ratville/CAH/warisaracket.html