Von dieser dpa-Meldung stimmt recht wenig. Und hat der Konzern GSK etwas damit zu tun?
»Jede Sekunde stecke sich mindestens eine Person mit dem Erreger an – das entspreche 42 Millionen Menschen pro Jahr, heißt es in einer WHO-Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Sexually Transmitted Infections veröffentlicht wurde. Die Schätzungen beziehen sich auf das Jahr 2020.«
Die Sekundenumrechnung kommt allerdings in der Studie nicht vor. Zwar meldet auch dpa: "90 Prozent der Infizierten haben keine oder unauffällige Symptome" (kommt das bekannt vor?), schiebt aber nach:
»Die Herpesviren bleiben lebenslang im Körper und können immer wieder zu Ausbrüchen führen. Ernst könne dies für Babys sein, wenn ihre Mutter sich spät in der Schwangerschaft infiziert und das Kind während der Geburt ansteckt, so die WHO.«
In der Studie, die im übrigen keine der WHO ist – sie hat sie gemeinsam mit dem "Qatar Research, Development, and Innovation Council", dessen Chef der Verteidigungsminister ist, bezuschußt – heißt es, daß dies selten auftritt. Andererseits habe ich das Folgende in der Studie nicht finden können:
»Genitalherpes verursacht demnach im Jahr 35 Milliarden Dollar Kosten, etwa durch Behandlungsausgaben und Produktivitätsverluste, wenn Infizierte krank sind.«
Was in der Modellierung, natürlich handelt es sich um nichts anderes, mit dem Titel "Estimated global and regional incidence and prevalence of herpes simplex virus infections and genital ulcer disease in 2020: mathematical modelling analyses" zu finden ist, ist ebenso natürlich dies:
»Es besteht ein Bedarf an prophylaktischen und therapeutischen HSV-Impfstoffen als strategischer Ansatz zur Kontrolle der Übertragung und zur Eindämmung der Krankheit und der wirtschaftlichen Belastungen durch diese Infektionen.«
Wenn man jetzt noch weiß, daß die letztgenannte Autorin, Katharine J Looker, bei den "competing interests" "über einen Zuschuss von GSK außerhalb der eingereichten Arbeit" berichtet, dann läßt sich möglicherweise eine selbstredend nicht kausale Verbindung herstellen zu dieser Nachricht:
Zuvor war die Fachliteratur voll des Lobes gewesen (s. hier, nicht unwesentlich von der Industrie finanziert, so wie auch hier, um nur zwei Arbeiten zu nennen).
Die dpa-Meldung reiht sich bestens ein in die (ältere) Konzern-PR:
Herpes. Oh mein Gott, das ist so Achtziger! Müssen wir denn alle ollen Kamellen noch mal lutschen?
Der gesunde, kriegsbereite Volkskörper darf doch nicht hinterrücks im Schritt so wehrkraftzersetzt werden!
@Birisi:
Ja, aber die ersten "Achtziger" sind bereits taktisch-dement. Also setzt die PR-Pharma natürlich da an. Weiss doch keiner mehr so genau. HUAAAHHH, Herpes – Hiiilfe, da war doch in dunklen Zeiten schonmal was! Gespenster gehen um .… usw.
Die PR lebt halt von guten Einfällen. Der "Verstaerker-Effekt". Alles normal.
Ja genau. Als wären Viren etwas völlig Neues und Unerforschtes und Neuerdings eine Gefahr für die ganze Menschheit. In Wirklichkeit stecken nur Profitinteressen dahinter.
there is a model and its looking good!
Millionen Menschen, hören stündlich von Studien, die kein Mensch kennt! Keiner weiss was das Alles kostet. Niemand kann abschätzen wieviele Studien es gibt, oder schlichtweg nur erwähnt werden. Was wir bräuchten wären noch mehr Studien – über Studien!
Eine wunderbare Welt von Morgen, stelle ich mir so vor, daß noch mehr Klarheit zu Studien selber herrscht, und viele Modelle einfach mal auch veröffentlicht werden, anstatt darüber zu berichten. Und das endlich mal Exponenten klar benannt werden. Da wären ja die dollsten Dinger denkbar. HIHI ! Ab wann korreliert das Programm unserer Waschmaschine mit dem Sauriergen XXL4711 und Bäckt Butterstreusel im sechsdimensionalen Raum?
Ein Leben voller Kurven. Stell dir mal vor.
Es ist doch selbstverständlich, dass jedes Modell nur so gut sein kann, wie der Input ist und nur das zeigt, was der Modellierer mit dem Modell vom Design her wünscht. Dies ist ein jedem Modell innewohnendes Charakteristikum. Wenn man also den Einfluss der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine zeigen möchte, dann kann man dies entsprechend modellieren und mit Annahmen versehen (… die Pflastersteine haben ein Liebesleben).
Nicht zu vergessen: Ein Talkshowmoderator wird auch bezichtigt, für den Ausbruch von Genitalherpes ursächlich zu sein (und nicht nur für die Verursachung von Brechreiz).