Das auch noch!

Von die­ser dpa-Meldung stimmt recht wenig. Und hat der Konzern GSK etwas damit zu tun?

aerz​te​blatt​.de (11.12.24)

»Jede Sekunde stecke sich min­de­stens eine Person mit dem Erreger an – das ent­spre­che 42 Millionen Men­schen pro Jahr, heißt es in einer WHO-Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Sexually Transmitted Infec­tions ver­öf­fent­licht wur­de. Die Schätzungen bezie­hen sich auf das Jahr 2020.«

Die Sekundenumrechnung kommt aller­dings in der Studie nicht vor. Zwar mel­det auch dpa: "90 Prozent der Infizierten haben kei­ne oder unauf­fäl­li­ge Symptome" (kommt das bekannt vor?), schiebt aber nach:

»Die Herpesviren blei­ben lebens­lang im Körper und kön­nen immer wie­der zu Ausbrüchen füh­ren. Ernst kön­ne dies für Babys sein, wenn ihre Mutter sich spät in der Schwangerschaft infi­ziert und das Kind wäh­rend der Geburt ansteckt, so die WHO.«

In der Studie, die im übri­gen kei­ne der WHO ist – sie hat sie gemein­sam mit dem "Qatar Research, Development, and Innovation Council", des­sen Chef der Verteidigungsminister ist, bezu­schußt – heißt es, daß dies sel­ten auf­tritt. Andererseits habe ich das Folgende in der Studie nicht fin­den können:

»Genitalherpes ver­ur­sacht dem­nach im Jahr 35 Milliarden Dollar Kosten, etwa durch Behandlungsausgaben und Produktivitätsverluste, wenn Infizierte krank sind.«

Was in der Modellierung, natür­lich han­delt es sich um nichts ande­res, mit dem Titel "Estimated glo­bal and regio­nal inci­dence and pre­va­lence of her­pes sim­plex virus infec­tions and geni­tal ulcer dise­a­se in 2020: mathe­ma­ti­cal model­ling ana­ly­ses" zu fin­den ist, ist eben­so natür­lich dies:

»Es besteht ein Bedarf an pro­phy­lak­ti­schen und the­ra­peu­ti­schen HSV-Impfstoffen als stra­te­gi­scher Ansatz zur Kontrolle der Übertragung und zur Eindämmung der Krankheit und der wirt­schaft­li­chen Belastungen durch die­se Infektionen.«

Wenn man jetzt noch weiß, daß die letzt­ge­nann­te Autorin, Katharine J Looker, bei den "com­pe­ting inte­rests" "über einen Zuschuss von GSK außer­halb der ein­ge­reich­ten Arbeit" berich­tet, dann läßt sich mög­li­cher­wei­se eine selbst­re­dend nicht kau­sa­le Verbindung her­stel­len zu die­ser Nachricht:

finan​zen​.net (11.9.24)

Zuvor war die Fachliteratur voll des Lobes gewe­sen (s. hier, nicht unwe­sent­lich von der Industrie finan­ziert, so wie auch hier, um nur zwei Arbeiten zu nennen).

Die dpa-Meldung reiht sich bestens ein in die (älte­re) Konzern-PR:

de​.gsk​.com (19.8.22)

5 Antworten auf „Das auch noch!“

  1. Herpes. Oh mein Gott, das ist so Achtziger! Müssen wir denn alle ollen Kamellen noch mal lutschen? 

    Der gesun­de, kriegs­be­rei­te Volkskörper darf doch nicht hin­ter­rücks im Schritt so wehr­kraft­zer­setzt werden!

    1. @Birisi:

      Ja, aber die ersten "Achtziger" sind bereits tak­tisch-dement. Also setzt die PR-Pharma natür­lich da an. Weiss doch kei­ner mehr so genau. HUAAAHHH, Herpes – Hiiilfe, da war doch in dunk­len Zeiten schon­mal was! Gespenster gehen um .… usw.

      Die PR lebt halt von guten Einfällen. Der "Verstaerker-Effekt". Alles normal.

  2. Ja genau. Als wären Viren etwas völ­lig Neues und Unerforschtes und Neuerdings eine Gefahr für die gan­ze Menschheit. In Wirklichkeit stecken nur Profitinteressen dahinter.

  3. the­re is a model and its loo­king good!

    Millionen Menschen, hören stünd­lich von Studien, die kein Mensch kennt! Keiner weiss was das Alles kostet. Niemand kann abschät­zen wie­vie­le Studien es gibt, oder schlicht­weg nur erwähnt wer­den. Was wir bräuch­ten wären noch mehr Studien – über Studien!

    Eine wun­der­ba­re Welt von Morgen, stel­le ich mir so vor, daß noch mehr Klarheit zu Studien sel­ber herrscht, und vie­le Modelle ein­fach mal auch ver­öf­fent­licht wer­den, anstatt dar­über zu berich­ten. Und das end­lich mal Exponenten klar benannt wer­den. Da wären ja die doll­sten Dinger denk­bar. HIHI ! Ab wann kor­re­liert das Programm unse­rer Waschmaschine mit dem Sauriergen XXL4711 und Bäckt Butterstreusel im sechs­di­men­sio­na­len Raum?

    Ein Leben vol­ler Kurven. Stell dir mal vor.

  4. Es ist doch selbst­ver­ständ­lich, dass jedes Modell nur so gut sein kann, wie der Input ist und nur das zeigt, was der Modellierer mit dem Modell vom Design her wünscht. Dies ist ein jedem Modell inne­woh­nen­des Charakteristikum. Wenn man also den Einfluss der Sonnenstrahlen auf das Liebesleben der Pflastersteine zei­gen möch­te, dann kann man dies ent­spre­chend model­lie­ren und mit Annahmen ver­se­hen (… die Pflastersteine haben ein Liebesleben).

    Nicht zu ver­ges­sen: Ein Talkshowmoderator wird auch bezich­tigt, für den Ausbruch von Genitalherpes ursäch­lich zu sein (und nicht nur für die Verursachung von Brechreiz).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert