Von Putin installiert? Radikaler Flüchtlingsversteher in der "FAZ"

Ungeniert wird der Konsens der Parteien von grün bis blau gebro­chen und die Bevölkerung ver­un­si­chert. Die Bezahlkarte für Flüchtlinge soll­te doch ein Probelauf für vor­bild­li­che Digitalisierung und Kontrolle auch der Inländer sein.

faz​.net (7.12.24)

»… Auf der Suche nach soge­nann­ten Pull-Effekten, denen nach­ge­sagt wird, Zuwan­derer nach Deutschland zu zie­hen, fand sich ein neu­es Thema: Asyl­bewerber, die in Deutschland Geld vom Staat bezie­hen, schick­ten angeb­lich vie­les davon zu ihren Verwandten in die Heimat. Ein Fass ohne Boden für den deut­schen Steuerzahler, und ein Grund, war­um so vie­le nach Deutschland wol­len statt in ande­re Länder?

Plötzlich herrsch­te unter Poli­tikern gro­ße Einigkeit, dass man sich die­ses Themas anneh­men müs­se. Die Bezahlkarte war das Ergebnis. Dann ging alles ganz schnell. Im Mai trat die ent­spre­chen­de Gesetzesänderung in Kraft, beschlos­sen vom Bund und allen 16 Landes­regierungen. Asylbewerber erhal­ten in Zukunft kein Geld mehr aus­ge­zahlt, son­dern sie bekom­men eine Debitkarte mit Guthaben. Maximal 50 Euro Bargeld sol­len sie im Monat noch abhe­ben kön­nen. Nach ersten Pilotprojekten wird die Karte nun nach und nach flä­chen­deckend ein­ge­führt, in Hessen gibt es sie seit der ver­gan­ge­nen Woche.

Für Auslandsüberweisungen fehlen Daten

Dumm nur, dass sich das Phänomen der Auslandsüberweisungen im Nachhinein als Luftnummer ent­puppt. Die Wissenschaftler des sozio­öko­no­mi­schen Panels, das die Haushalte in Deutschland nach ih­rem wirt­schaft­li­chen Verhalten befragt, haben sich ange­se­hen, wie vie­le Menschen regel­mä­ßig Geld ins Ausland über­wei­sen. Unter Geflüchteten waren es im Jahr 2021 nur sie­ben Prozent, die das über­haupt taten – Tendenz fal­lend, und das lan­ge vor der Einführung der Bezahlkarte. Genaue Summen haben die Forscher nicht erho­ben, viel dürf­te bei 460 Euro Regelsatz im Monat aber kaum übrig bleiben.

Da hat­te sich also eine Erzählung über Flüchtlinge in die Welt gesetzt, und das gesam­te demo­kra­ti­sche Spektrum lief ihr hin­ter­her, ein­schließ­lich der Grünen, die eigent­lich dage­gen waren, aber als Teil der Ampelkoalition die Änderungen mit durch­wink­ten. Als Resultat wer­den nun die Freiheit und Selbstbestimmung Hunderttausender Menschen in Deutschland stark ein­ge­schränkt, die sich nichts zu schul­den haben kom­men las­sen. Und alles wegen ei­nes Phänomens, dass es in der Rea­lität kaum gibt…«

10 Antworten auf „Von Putin installiert? Radikaler Flüchtlingsversteher in der "FAZ"“

  1. "Dumm nur, dass sich das Phänomen der Auslandsüberweisungen im Nachhinein als Luftnummer ent­puppt. Die Wissenschaftler des sozio­öko­no­mi­schen Panels, das die Haushalte in Deutschland nach ihrem wirt­schaft­li­chen Verhalten befragt, haben sich ange­se­hen, wie vie­le Menschen regel­mä­ßig Geld ins Ausland über­wei­sen. Unter Geflüchteten waren es im Jahr 2021 nur sie­ben Prozent, die das über­haupt taten."

    Nach mei­nem Kenntnisstand wur­den die Beschränkungen via Bezahlkarte haut­psäch­lich auf­grund des stark erhöh­ten Flüchtlingsaufkommens aus der Ukraine umge­setzt, wel­che also folg­lich in den benann­ten Erhebungen aus dem Jahr 2021 noch gar nicht ent­hal­ten sein kön­nen. Eine Übertragbarkeit auf die heu­ti­gen Gegebenheiten erscheint mir daher auch sehr frag­wür­dig zu sein, wobei aktu­el­le Befragungen auf­grund der zu erwar­ten­den bzw. bereits erlas­se­nen Einschränkungen mit Sicherheit nicht (mehr) zur Verlautbarung von in der Masse wahr­heits­ge­treu­en Angaben bei­tra­gen würde.

    Bei der Bewertung bzw. Einordnung der Daten soll­te außer­dem dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass "SOEP" seit Anfang 2003 als „Serviceeinrichtung“ zu zwei Dritteln vom Bund (Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF) und zu einem Drittel vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung) finan­ziert wird. Es han­delt sich also hier­bei nicht um eine unab­hän­gi­ge Forschungseinrichtung.

    1. @André B.: Wie begrün­det sich die Vermutung, es sei bei der Maßnahme um ukrai­ni­sche Geflüchtete gegan­gen? Und was sagt es uns, wenn selbst eine von Regierungsgeldern abhän­gi­ge Institution zu sol­chen Zahlen kommt?

  2. @aa

    "Wie begrün­det sich die Vermutung, es sei bei der Maßnahme um ukrai­ni­sche Geflüchtete gegangen? "

    Die Einführung der soge­nann­ten Bezahlkarten erfolg­te nun ein­mal erst in zeit­li­cher Korrelation zum stark erhöh­ten Flüchtlingsaufkommen aus der Ukraine. Außerdem ist es für ukra­ni­sche Staatsbürger deut­lich leich­ter (näm­li­che ohne Asylantrag), einen dau­er­haf­ten Aufenhaltstitel inklu­si­ve aller Sozialleistungen zu erhal­ten (1), als dies für Flüchtlinge (Asylbewerber) aus ande­ren Ländern der Fall ist. (2) Im übri­gen exi­stie­ren auch in ande­ren euro­päi­schen Ländern bereits ganz ähn­li­che Modelle. (3,4) Zusammenfassend sind also viel­leicht eben genau jene mas­si­ve Zugangserleichterungen auch der Grund für z.B. auch die Bezahlkarten.

    Bzg Referenz (1):

    Kann ich (als Ukrainer) in Deutschland Sozialleistungen erhalten?:

    "Voraussetzung für Bürgergeld und Sozialhilfe ist u.a., dass Sie eine Aufenthaltserlaubnis (nach § 24 des Aufenthaltsgesetzes) oder eine ent­spre­chen­de „Fiktionsbescheinigung“ von der Ausländerbehörde erhal­ten. Die ört­li­chen Jobcenter oder das ört­li­che Sozialamt bera­ten Sie dazu."

    Bzg. Referenz (2) – Wer erhält in der EU als Kriegsflüchtiger Schutz:

    "Folgenden Personengruppen, die seit dem 24. Februar 2022 als Folge der mili­tä­ri­schen Invasion Russlands aus der Ukraine ver­trie­ben wor­den sind, haben nach Artikel 2 Absatz 1 des Durchführungsbeschlusses zwin­gend Anspruch auf die Gewährung vor­über­ge­hen­den Schutzes nach § 24 AufenthG:

    - Ukrainische Staatsangehörige, die vor dem 24. Februar 2022 ihren Aufenthalt in der Ukraine hatten,

    - Staatenlose und Staatsangehörige ande­rer Drittländer als der Ukraine, die vor dem 24. Februar 2022 in der Ukraine inter­na­tio­na­len Schutz oder einen gleich­wer­ti­gen natio­na­len Schutz genos­sen haben und

    - Familienangehörige der ersten bei­den genann­ten Personengruppen (d.h. Ehegatten, unver­hei­ra­te­te Lebenspartner, min­der­jäh­ri­ge ledi­ge Kinder und enge Verwandte unter wei­te­ren Voraussetzungen), auch wenn sie nicht ukrai­ni­sche Staatsangehörige sind" (3)

    "Und was sagt es uns, wenn selbst eine von Regierungsgeldern abhän­gi­ge Institution zu sol­chen Zahlen kommt?"

    Bezugnehmend auf die momen­ta­nen Gegebenheiten sagt uns eine Untersuchung, deren Inhalte sich auf Daten aus den Jahren vor 2021 stüt­zen, über­haupt nichts und ist daher auch für die Beurteilung der gegen­wär­ti­gen Umstände schlicht unge­eig­net! Es ist mit­un­ter anzu­neh­men, dass den dafür ver­ant­wort­li­chen Stellen auch erst im Jahr 2023 ent­spre­chen­de Informationen vor­la­gen, die even­tu­ell ein sol­ches Handeln begrün­den wür­den. Ob und in wel­chem Umfang ent­zieht sich aller­dings mei­ner Information. Weiterführende aktu­el­le Studien zu die­ser Thematik wären jedoch auf­grund der von ALLEN Seiten (eine leid­li­che rechts/​links Diskussion leh­ne ich grund­le­gend ab) lei­der zuneh­mend sehr instru­men­ta­li­sier­ten Sachdebate wohl nur noch schwer umzu­set­zen bzw. folg­lich als wenig aus­sa­ge­kräf­tig anzusehen.

    (1) Kann ich in Deutschland Sozialleistungen erhal­ten >>> https://​www​.ger​many​4ukrai​ne​.de/​h​i​l​f​e​p​o​r​t​a​l​-​d​e​/​a​r​b​e​i​t​-​u​n​d​-​s​o​z​i​a​l​e​s​/​u​k​r​a​i​n​e​r​-​s​o​z​i​a​l​l​e​i​s​t​u​n​gen

    (2) Wer erhält in der EU als Kriegsflüchtiger Schutz >>> https://​www​.ger​many​4ukrai​ne​.de/​h​i​l​f​e​p​o​r​t​a​l​-​d​e​/​e​i​n​r​e​i​s​e​-​a​u​f​e​n​t​h​a​l​t​-​u​n​d​-​r​u​e​c​k​k​e​h​r​/​u​k​r​a​i​n​e​-​a​u​f​e​n​t​h​a​l​t​s​e​r​l​a​u​b​nis

    (3) Bezahlkarte kommt: So spen­da­bel sind unse­re Nachbarn bei Geflüchteten >>> https://​www​.focus​.de/​p​o​l​i​t​i​k​/​a​u​s​l​a​n​d​/​s​a​c​h​-​u​n​d​-​g​e​l​d​l​e​i​s​t​u​n​g​e​n​-​f​u​e​r​-​a​s​y​l​b​e​w​e​r​b​e​r​-​b​e​z​a​h​l​k​a​r​t​e​-​k​o​m​m​t​-​s​o​-​s​p​e​n​d​a​b​e​l​-​s​i​n​d​-​u​n​s​e​r​e​-​n​a​c​h​b​a​r​n​-​m​i​t​-​g​e​f​l​u​e​c​h​t​e​t​e​n​_​i​d​_​2​1​8​7​4​2​0​2​5​.​h​tml

    (4) Geflüchtete: So unter­schied­lich viel Geld bekom­men Ukrainer in EU-Ländern >>> https://​www1​.wdr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​u​k​r​a​i​n​e​r​-​n​r​w​-​b​u​e​r​g​e​r​g​e​l​d​-​a​r​b​e​i​t​-​1​0​0​.​h​tml

      1. @aa

        Zitat:

        "Sie bele­gen mit Ihren Ausführungen selbst, daß der Zusammenhang mit der Bezahlkarte nicht gege­ben ist. Sie betrifft näm­lich Geflüchtete nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dazu gehö­ren Menschen nicht, die aus der Ukraine fliehen"

        Jener Sachverhalt (wer genau betrof­fen ist) wur­de in den vor mir dazu gele­se­nen bzw. ange­bo­te­nen Informationen nicht ange­spro­chen und war mir daher unbe­kannt. Danke für Ihre Ergänzung!

        Zitat:

        "Im übri­gen bräuch­te ich kei­ne Studien, um die­se Maßnahme für unter­träg­lich zu halten"

        Diese Maßnahme gilt bekannt­lich vor allem für Personen, die ein Asylgesuch gestellt haben, aber über deren Anträge noch nicht ent­schie­den wur­de, sowie Personen, deren Asylanträge abge­lehnt wur­den und die sich gedul­det bzw. latent oder voll­zieh­bar aus­rei­se­pfli­chig in Deutschland auf­al­ten (§ 1 AsylbLG). Hierbei han­delt es sich um cir­ca 486.000 Personen (etwa 22 % aller in Deutschland befind­li­chen Geflüchteten).

        Ich möch­te beto­nen, dass mei­ne Ansichten dies­be­züg­lich völ­lig werungs­frei sind, da mir schlicht auch die not­wen­di­gen Informationen feh­len, um die­ses Thema betref­fend zu einer fun­dier­te­ren Einschätzung zu gelangen.

        Da mir jedoch weder die von der einen wie auch ande­ren Seite unter­stell­ten Vorteile oder Nachteile der Bezahlkarte wirk­lich plau­si­bel (basie­rend auf Evidenz was die Notwendigkeit und Wirkung anbe­trifft) erschei­nen wol­len bzw. eine Gesamtbewertung des­sen erleich­tern, so wür­de mich inter­es­sie­ren, war­um Sie sich denn ganz grund­le­gend und wehe­ment dage­gen auspre­chen würden?

        MIt freund­li­chen Grüßen

        1. @André B.: Danke, spon­tan nur ein paar Aspekte: Eine ver­pflich­ten­de Bezahlkarte ver­schärft das, was bei elek­tro­ni­scher Zahlung ohne­hin greift. Mein Ausgabe‑, Konsum- und letzt­lich Lebensverhalten wird doku­men­tiert für Institutionen, die es nichts angeht. Welche Zeitschrift und wel­ches Buch ich bei­spiels­wei­se kau­fe, möch­te ich weder von einer Bank noch einer Behörde nach­voll­zo­gen wis­sen. Immerhin kann ich als Besitzer einer EC- oder Kreditkarte noch selbst ent­schei­den, was ich mit ihr und was ich bar bezah­le. Die digi­ta­le Karte kann mir theo­re­tisch jeder­zeit ent­zo­gen wer­den; das hal­te ich nach allem, was wir in den letz­ten Jahren erlebt haben, nicht nur für ein Gedankenspiel. Daneben sind die kon­kre­ten Probleme von heu­te fast nach­ran­gig, etwa daß längst nicht über­all Bezahlkarten akzep­tiert wer­den. Beim Kauf mei­ner Brötchen will ich auch lie­ber mein Portemonnaie zücken.

  3. Gut zu wis­sen, daß mitt­ler­wei­le jede Überweisung bis zur Größenordnung 'eini­ge 10EUR' run­ter mit dem Absender incl. sei­ner Nationalität (und wel­chen son­sti­gen Daten?) gerichts­fest erfaßt wird. Hoffentlich auch bei Western Union&Co!

    Da kann es ja nicht mehr lan­ge dau­ern, bis auch die Schuld oder Unschuld von O. Scholz in der CumEx-Affäre hieb- und stich­fest geklärt ist. Außer im Fall, daß Western Union das Bankgeheimnis noch wah­ren konnte.

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