Wie Corona trifft die Wirtschaftskrise alle gleichermaßen…

Konkret sieht das so aus:

tages​schau​.de (27.11.24)

Schaeffler: Insgesamt wer­den 4.700 Stellen gestri­chen, davon 2.800 in Deutschland. Der Geschäftsbericht 2023 weist einen Umsatz von 16,3 Milliarden Euro und einen "Cash Flow aus lau­fen­der Geschäftstätigkeit" in Höhe vom 1,3 Milliarden aus. Am 5.11.24 ver­kün­de­te das Unternehemen "Schaeffler im Übergangsjahr 2024 wei­ter auf Kurs" und ver­zeich­ne­te ins­be­son­de­re bei der E‑Mobilität zwei­stel­li­ge Wachstumsraten. Der Konzern ist im Besitz von Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg Friedrich Wilhelm.

Die Familie gehört zu den reich­sten Deutschen, wenn sie auch nicht an die Quandts, Boehringers und Plattners her­an­rei­chen, über deren inni­ge Verbindungen zu Politik und Hochschulen hier mehr­fach berich­tet wur­de (s. auch de​.wiki​pe​dia​.org und han​dels​blatt​.com). Welchen Dreck aus der Nazivergangenheit die Schaefflers (wie fast alle Superreichen in der BRD) am Stecken haben, ist hier nachzulesen.

Continental: "Nach Angaben des Konzerns hat Continental seit Mitte 2023 schon 5.000 Stellen in Entwicklung Produktion und Verwaltung gestri­chen. Bis 2028 sol­len es in dem Unternehmen ins­ge­samt 7.150 Stellen weni­ger sein. Mehr als ein Drittel der weg­fal­len­den Arbeitsplätze befin­den sich in Deutschland". Der Autozulieferer gehört zur Schaeffler-Gruppe. Für 2023 wies er ein Ergebis nach Steuer in Höhe von 1,2 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 41,4 Milliarden aus. Es wur­den 300 Millionen an Dividenden aus­ge­schüt­tet (finan​zen​.net).

Volkswagen: "Drei VW-Werke ste­hen laut Betriebsrat der­zeit auf der Kippe, Zehntausende Jobs könn­ten gestri­chen wer­den". Das benennt die Verlierer. Auf der ande­ren Seite steht: "Am 4. Juni 2024 schüt­te­te die Volkswagen AG für das Geschäftsjahr 2023 ins­ge­samt 4.5 Mrd. Euro an sei­ne Aktionäre aus" (volks​wa​gen​-group​.com). Der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume erhielt im Jahr 2023 für sei­ne Tätigkeiten bei VW und Porsche eine "Gesamtvergütung ein­schließ­lich Versorgungsaufwendungen" in Höhe von 9.711.477,98 Euro (geschaefts​be​rich​t2023​.volks​wa​gen​-group​.com). Die Einkünfte der ande­ren Vorstandsmitglieder betra­gen bis zu 6,2 Millionen Euro. 2022 hat­te Blume "nur" 7,4 Millionen erhal­ten (geschaefts​be​rich​t2022​.volks​wa​gen​ag​.com).

Bosch: Hier sol­len bis zu 5.500 Beschäftigte ihre Arbeit ver­lie­ren, davon 3.800 in Deutschland. 2023 erar­bei­te­te die Belegschaft einen Umsatz von 91,6 Milliarden Euro bei einem Ergebnis nach Steuern von 2,6 Milliarden (gegen­über 1,8 Milliarden 2022, assets​.bosch​.com).

Zu den wei­te­ren genann­ten Firmen habe ich nicht näher recher­chiert, es dürf­te dort ähn­lich aussehen.

ZF Friedrichshafen: "Der Autozulieferer ZF will in den kom­men­den Jahren bis zu 14.000 der 54.000 Stellen in Deutschland strei­chen…".

Ford: "Der US-Automobilkonzern Ford will bis Ende 2027 in Deutschland 2.900 Stellen strei­chen , die mei­sten davon im Kölner Werk. Über die Details gibt es Gespräche mit den Arbeitnehmer­vertretern. Insgesamt sol­len in Europa bis Ende 2027 etwa 4.000 Jobs weg­fal­len…".

Thyssenkrupp: "Deutschlands größ­ter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel setzt eben­falls den Rotstift an: Die Zahl der Arbeitsplätze soll inner­halb von sechs Jahren um 11.000 schrump­fen, wie das Unternehmen jüngst mit­teil­te. Von der­zeit 27.000 Stellen soll dann noch 16.000 übrig sein [sic]".

BASF: Bis Ende 2024 sol­len welt­weit knapp 3.300 Stellen gestri­chen wer­den, gut 2.500 davon in Ludwigshafen.


Die Gewinne der Unternehmen von heu­te sei­en die Arbeitsplätze von mor­gen, so lau­tet eine Parole des Kapitalismus-Narrativs. Vom unter­neh­me­ri­schen Risiko ist immer wie­der zu hören. Die har­te Realität sieht für die Beschäftigten anders aus. Vielleicht haben die Schaefflers tat­säch­lich die eine oder ande­re Milliarde ver­lo­ren bei ihren Geschäften, die stets den Profit im Blick haben. Dabei sind sie nie in Gefahr gewe­sen, auf Hartz‑V ("Bürgergeld") zu fal­len. Anders als die künf­ti­gen Arbeitslosen wer­den sie nicht grü­beln müs­sen, wie sie ihre Eigenheime abbe­zah­len sol­len oder ihren Kindern eine gute Ausbildung ermög­li­chen kön­nen. Sie müs­sen kei­nen Gedanken ver­schwen­den an Altersarmut oder dar­an, wer sie irgend­wann pfle­gen wird und wie sie dies finan­zie­ren können.

Sie sind dabei kei­nes­wegs Opfer von poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Entwicklungen. Dazu sind sie viel zu eng mit der poli­ti­schen Führung ver­bun­den. Als sich die damals 82-jäh­ri­ge Maria-Elisabeth Schaeffler aus dem Aufsichtsrat zurück­zog, folg­te ihr Katherina Reiche (schaeff​ler​.de). Reiche ist Vorsitzende des Vorstands der Westenergie AG, die zum EON-Konzern gehört. Sie saß von 1998 bis 2015 im Deutschen Bundestag, von 2005 bis 2009 als eine der stell­ver­tre­ten­den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Von 2009 bis 2013 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt- und von 2013 bis 2015 im Verkehrsministerium. Zudem ist sie Mitglied des "Nationalen Wasserstoffrats" der Bundesregierung (was​ser​stoffrat​.de).

4 Antworten auf „Wie Corona trifft die Wirtschaftskrise alle gleichermaßen…“

  1. Macht doch nichts. 

    Wozu brau­chen wir gro­ße Konzerne in Deutschland? Oder deren Zulieferer im Mittelstand, die klei­nen, die wahr­schein­lich längst toten oder Habeck-insol­ven­ten Zulieferer? Brauchen wir die? Autos brau­chen wir nicht, wir kön­nen ja Rad fah­ren oder lau­fen. Metall in jeder Form brau­chen wir auch nicht, wir kön­nen es ja aus China, Südafrika oder Russland lie­fern las­sen. Lebensmittel auf eige­nen Feldern? Brauchen wir auch nicht, kön­nen wir impor­tie­ren aus USA. Kühe, Schafe, Schweine dür­fen wir bald nicht mehr essen, weil es bestimm­te Religionen in Deutschland ver­bie­ten, Schweinefleisch zu ver­zeh­ren, Schweine brau­chen wir also auch nicht im Stall oder auf der Wiese zu halten. 

    Musik und Kunst? Können wir von woan­ders impor­tie­ren, strea­men, wir haben ja alle Internet. Eine eige­ne Meinung zu dem gan­zen Unsinn? Brauchen wir auch nicht, wir kön­nen ja die Meinung aller andern äußern, beson­ders derer, die gera­de zufäl­lig regie­ren, dann wer­den wir nicht ver­folgt. Selbstdenken? Brauchen wir auch nicht mehr. Das war ja über­haupt das Anstrengendste in den letz­ten vier bis fünf Jahren. Das ist überflüssig. 

    Was brau­chen wir also hier in Deutschland über­haupt noch? Geld für Beamtenpensionen? Für Richter, Politiker, Staatsanwälte und Polizisten, die uns sagen, was wir rich­tig fin­den sollen? 

    Heute Demos gegen RÄÄÄCHHHTSSS, mor­gen Gewerkschafts-Demos gegen die Geschäftsführung von VW, wow! Streiks!, oder von Schaeffler, über­mor­gen Demos gegen LIIIIIINKS, danach Demos gegen ALLES!! Und wehe, Du mar­schierst nicht mit. Dann brau­chen wir auch dich nicht mehr, Bruder (wahl­wei­se Schwester). 

    Brüder zur Sonne, zur Freiheit!

    https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCder,_zur_Sonne,_zur_Freiheit

    1. @Diogenesia: Wut tut gut, oft ist sie berech­tigt. Wirkungsvoll wird sie, wenn sie mit Überlegung gepaart wird. Die Eingangsfrage ist berech­tigt. Wozu brau­chen wir Konzerne, die ihre Zulieferer kne­beln und oft zugrun­de rich­ten? Schaeffler ist ein aus­ge­zeich­ne­tes Beispiel dafür. Habeck ist da nicht unschul­dig, nur wirk­lich nicht der Erste, der Wirtschaftspolitik an den Interessen der Großunternehmen ausrichtet. 

      "Autos brau­chen wir nicht, wir kön­nen ja Rad fah­ren oder lau­fen". In bestimm­ten Regionen und für eini­ge Zwecke wird man ohne Autos zur Zeit nicht aus­kom­men. In der Masse ste­hen sie aller­dings mei­stens rum oder im Stau, fres­sen öffent­li­chen Raum und ver­sie­geln ihn. Rad fah­ren und lau­fen sind kei­ne schlech­ten Ideen in Adipositas-Ländern und alle­mal sinn­vol­ler als "Abnehmspritzen". Wie vie­le Kinder wer­den in Großstädten in Pkws zur Kita und Schule gekarrt? 

      Metalle und Erze sind halt oft­mals in ande­ren Ländern zu fin­den. Da ist es ange­ra­ten, gute Beziehungen mit ihnen zu pfle­gen, anstatt die Welt mit grö­ßen­wahn­sin­ni­gen Sanktionen zu belegen.

      Die "eige­nen Felder" gehö­ren lei­der oft­mals Agrarkonzernen, die mit unse­ren eige­nen Geldern hoch­sub­ven­tio­niert wer­den. Die eige­ne Regierung, egal wel­cher Couleur, sorgt dafür, daß sie wei­ter­hin umwelt­schäd­lich bewirt­schaf­tet wer­den kön­nen und for­ciert auch hier den Konzentrationsprozeß.

      Und Gottchen, wer ver­bie­tet ("bestimm­te Religionen in Deutschland" ??), Schweinefleisch zu essen? Die Supermärkte sind voll mit Angeboten von Folterfleisch (Haltungsstufe 1 oder 2).

      Auch das mit Demos ist so eine Sache. Sie kön­nen instru­men­ta­li­siert wer­den und wer­den es von allen mög­li­chen Seiten. Sie in einem Aufwasch nie­der­zu­ma­chen, führt zur eige­nen Entwaffnung. Welche Möglichkeiten haben die VW-Beschäftigten und die der ande­ren von Kahlschlag bedroh­ten Unternehmen? Streiks ("wow!") sind ihr wich­tig­stes Kampfmittel. Man soll­te sie dabei unterstützen.

  2. Einkaufen in der Innenstadt ist betrüb­lich. Das Schuhgeschäft schließt, der Drogeriemarkt ver­kauft aus und zieht zu abgel­ge­nen Aldi und Lidl, nun gibt es kei­nen Drogeriemarkt mehr. Viele Geschäfte ste­hen schon län­ger leer. Es gab vor 10 Jahren noch 3 ver­schie­de­ne. Das muss so. Das ist Marktwirtschaft.

  3. Die betrof­fe­nen Arbeitnehmer könn­ten sich ver­ei­nen und Teile der betrof­fe­nen Unternehmen über­neh­men bzw. eige­ne Unternehmen als Konkurrenz grün­den. Arbeitnehmer als Gesellschafter nennt sich das, wobei man dar­auf ach­ten muss, dass alle Arbeitnehmer Gesellschafter wer­den kön­nen und kei­ne Dritte ins Boot kom­men. Das wird nicht immer und über­all für alle Betroffenen mög­lich sein. Es gibt aller­dings posi­ti­ve Beispiele.

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