Truppenpsychologen helfen im Auslandseinsatz

Unter die­ser Überschrift mel­det dpa am 30.11.24 anlaß‑, aber sicher nicht grundlos:

"Rund 100 soge­nann­te Truppenpsychologen küm­mern sich bei der Bundeswehr um das see­li­sche Wohl von deut­schen Soldatinnen und Soldaten. Sechs von ihnen gibt es bei­spiels­wei­se in der Marine, die an meh­re­ren inter­na­tio­na­len Missionen betei­ligt ist.

«Vor dem Hintergrund der beson­de­ren Belastungen, die mit Auslandseinsätzen und ande­ren mili­tä­ri­schen Verpflichtungen ver­bun­den sind, kommt der trup­pen­psy­cho­lo­gi­schen Begleitung eine beson­de­re Bedeutung zu», sag­te der stell­ver­tre­ten­de Kommandeur der Einsatzflottille 1 in Kiel, Kapitän zur See Sascha Zarthe, der Deutschen Presse-Agentur…"

Was machen die eigent­lich so? Oberregierungsrätin Katja K. ("Name zum Schutz der Person abge­kürzt") erklärt es.

»… „Das Spektrum ist wirk­lich sehr groß“, sagt Katja K.*. Sie ist seit 2014 als Truppenpsychologin bei der Bundeswehr tätig. „Was vie­le über­rascht: Der Kern unse­rer Arbeit ist Führungsberatung. Wir über­le­gen zusam­men mit Vorgesetzten, wie ein Mitarbeitender ein­ge­setzt wer­den kann oder wie mit Konflikten im Team umzu­ge­hen ist.“…«

Frau K. dürf­te wohl wenig­stens 70.000 Euro im Jahr ver­die­nen. Nicht alle TruppenpsychologInnen sind ver­be­am­tet wie sie, den­noch liegt die Gesamtsumme für die 100 Fachkräfte im Millionenbereich. Der Wirkungskreis der syste­mi­schen Psychotherapeutin befin­det sich nicht im Ausland. Sie ist tätig an der Heimatfront beim Territorialen Führungskommando der Bundeswehr in Berlin. Der rich­tig har­te Job wird hier beschrieben:

»… B.E.S.S.E.R steht für Binden – Einstehen – Sprechen – Stabilisieren – Engagieren – Rückführen und wur­de ent­wickelt, um die Handlungsfähigkeit der Einsatzkräfte in Gefechtssituationen sicher­zu­stel­len. Der Hintergrund: Stress ist ein kon­stan­ter Begleiter der Einsatzsoldatinnen und ‑sol­da­ten. Nimmt er deut­lich über­hand, führt er zu einer aku­ten Belastungsreaktion. Betroffene Soldatinnen und Soldaten erstar­ren, sind nicht ansprech­bar, kön­nen nicht ange­mes­sen reagie­ren. Dies kann die Auftragserfüllung und im schlimm­sten Fall auch das Leben der Soldatinnen und Soldaten gefähr­den…«

Das Vorbild ist Israel:

"Unter Beschuss eingefrorene Einsatzkräfte in Sicherheit bringen"

Der Oberfeldarzt erklärt Techniken von "BESSER":

»... Zum Beispiel: Erst wird nach Namen und Dienstgrad gefragt, dann nach dem Brotaufstrich beim Frühstück und schließ­lich nach dem Geburtstag der Schwiegermutter. Danach wird der Betroffene auf­ge­for­dert, den Auftrag wie­der­zu­ge­ben und Routinetätigkeiten durch­zu­füh­ren, bei­spiels­wei­se die Sicherheitsüberprüfung der eige­nen Waffe. Zuletzt wird die Rollenfunktion wie­der­her­ge­stellt. Das heißt, der Soldat kann sei­ne Aufgabe im Team wie­der über­neh­men. Er ist wie­der ein­satz- und gefechts­be­reit, sodass der gemein­sa­me Auftrag fort­ge­setzt wer­den kann.

Das klingt auf­wen­dig. Ist BESSER in einer Gefechtssituation über­haupt rea­li­stisch anwendbar?

BESSER ist sogar dar­auf aus­ge­legt, unter Beschuss ange­wen­det zu wer­den, um die Zeit außer Deckung zu ver­min­dern und ein­ge­fro­re­ne Einsatzkräfte in Sicherheit zu brin­gen. Die gesam­te Intervention dau­ert nur zwei bis fünf Minuten. Zudem ist B.E.S.S.E.R eine Jedermanns-Kompetenz: schnell zu erler­nen, ein­fach umsetz­bar, mit sehr hohem Wirkungsgrad. Die über­wie­gen­de Mehrheit der Schockreaktionen in Gefechtssituationen las­sen sich durch psy­cho­lo­gi­sche Kameradenhilfe auf­lö­sen. Das zei­gen die Erfahrungen der israe­li­schen Streitkräfte…

Warum beschäf­tigt sich die Bundeswehr erst jetzt mit psy­cho­lo­gi­scher Kameradenhilfe?

Ideen zur psy­cho­lo­gi­schen Kameradenhilfe gibt es bereits seit rund 20 Jahren in der Bundeswehr. Aber damals waren psy­chi­sche Einsatzbelastungen ein­fach noch kein Thema. Das hat sich gewan­delt. Zudem haben Selbst- und Kameradenhilfe in der Landes- und Bündnisverteidigung einen ande­ren Stellenwert als im inter­na­tio­na­len Konflikt- und Krisenmanagement. Wenn Gefechte in Brigadestärke geführt wer­den, steigt ent­spre­chend auch die Zahl der Betroffenen. Schnelle Hilfe ist dann wesent­lich – für den Einzelnen und die Einsatzbereitschaft…«

Siehe auch:

Ist das die glei­che Frau (in jün­ge­ren Jahren), die auf etsy​.com Werbung für Brillen macht?

Die ist es jeden­falls nicht:

Teil 2: "Wir sehen aber, dass die Zahl der Kriegsdienstverweigerer zuge­nom­men hat".

2 Antworten auf „Truppenpsychologen helfen im Auslandseinsatz“

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