Leopoldina und gemeinnützige Stiftung der Pharmaindustrie symposieren

"Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband der­zeit 48 for­schen­de Pharma-Unternehmen ver­tritt."

Doch nicht nur über die Leopoldina erfolgt die Beeinflussung der Wissenschaft durch die Konzerne. Prof. Dr. Sebastian M. Meyhöfer, Vorstandsmitglied der Stiftung, Vizepräsident von Novo Nordisk, ist zugleich Direktor eines Instituts der Universität zu Lübeck und läng­jäh­ri­ger Chefarzt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Ebenfalls am UKSH seit 13 Jahren als Professorin tätig ist die Sanofi-Managerin Prof. Dr. med Bianca Wittig. Im letz­ten Jahr fun­gier­te Dr. Daniel Kalanovic, Medizinischer Direktor bei Pfizer, als Sprecher des Stiftungsvorstands.

Gemeinnützig. Über den Herrn Martini

Ich habe die fol­gen­den Angaben zum Namensgeber der Stiftung auf Wikipedia nicht über­prüft (hier ohne Links und Verweise zitiert). Es ist also nicht aus­zu­schlie­ßen, daß er doch ein ehren­wer­ter Mediziner war.

»Nach dem Studium der Medizin in München und Kiel wur­de Martini 1917 pro­mo­viert. Seit 1908 war er Mitglied der katho­li­schen Studentenverbindung KDStV Aenania München. Später wur­de er noch Mitglied der KDStV Bavaria Bonn und der KDStV Trifels München. Er war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg und anschlie­ßend auch Mitglied im Freikorps Epp. Er habi­li­tier­te nach einer län­ge­ren Zeit als Assistent, dann Oberarzt an der II. Medizinischen Klinik der Universität München bei Friedrich von Müller. Zum außer­or­dent­li­chen Professor wur­de er 1926 ernannt und konn­te 1927 als Chefarzt an das St.-Hedwig-Krankenhaus in Berlin wechseln.

In der Berliner Zeit ent­stan­den wich­ti­ge Arbeiten zur the­ra­peu­ti­schen Urteilsbildung und 1932 sein Buch „Methodenlehre der Therapeutischen Untersuchung“. In vie­len Schriften wird sei­ne Unzufriedenheit über die Mechanismen der the­ra­peu­ti­schen Urteilsbildung der dama­li­gen Zeit ersicht­lich. Im Jahr 1932 wur­de er auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Bonn beru­fen und setz­te dort sei­ne the­ra­peu­ti­schen Studien fort. Auch im Zweiten Weltkrieg wur­de er ein­ge­zo­gen und mit EK II und KVK II deko­riert. Durch die Zeit des Nationalsozialismus ging der Katholik, wenn auch nicht ohne anti­se­mi­ti­sche Vorbehalte, so doch ohne schuld­haf­te Verstrickung, wes­halb er 1948 erster Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) nach dem Krieg wur­de und den ersten Internistenkongress (in Wiesbaden) lei­te­te. In Bonn war er 1953/​54 Rektor der Universität und wur­de 1959 emeritiert.

Martini war nach 1949 auch als Arzt für Konrad Adenauer und ande­re Bonner Politiker tätig. Adenauers Kalender führt über 60 Begegnungen zwi­schen 1949 und 1962 mit Martini auf, der bald auch als Adenauers poli­ti­scher Ratgeber beson­ders in der Wissenschaftspolitik fun­gier­te.«

Das Freikorps war eine faschi­sti­sche Mörderbande, der u.a. auch Rudolf Heß ange­hör­te. Es gilt als eine Geburtszelle der natio­nal­so­zia­li­sti­schen Bewegung. Anders als die Einträge zu Martini kann ich die in Wikipedia zum Freikorps Epp aus eige­nem Wissen bestätigen.

Eine Biografie der unan­ge­neh­men Gestalt gibt es auf rhei​ni​sche​-geschich​te​.lvr​.de.


Im letz­ten Jahr tra­ten auf dem Symposium "Prävention und Therapie von COVID-19: Updates und Learnings" unter ande­rem die­se unab­hän­gi­gen ExpertInnen auf:

Hier erweist sich die Charité als wich­ti­ger Knotenpunkt im Netz der Konzerne. Sie steu­ert mit Sander, Drosten und Scheibenbogen den als Wissenschaft dar­ge­stell­ten Beitrag bei, Kroemer (Vorstandsvorsitzender) und Suttorp (Ärztlicher Leiter Infektiologie) den eher administrativen.

Über den Auftritt von Sandra Ciesek dort siehe:

(Ja, das Wort "sym­po­sie­ren" exi­stiert nicht…)


(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

Eine Antwort auf „Leopoldina und gemeinnützige Stiftung der Pharmaindustrie symposieren“

  1. >> "Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband der­zeit 48 for­schen­de Pharma-Unternehmen vertritt."

    Das sind alle­samt Privatunternehmen. Von wegen gemeinnützig!

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