Relotius für Habeck? Reichelt für Gotthardt?

Etwas vage wird am 21.11.24 in der "Berliner Zeitung" über die Agentur berich­tet, die Robert Habecks Wahlkampf mana­gen soll. Dort ist zu lesen:

»… Inszeniert wird die­se Show von der Werbeagentur Jung von Matt, die auch schon Angela Merkel im Wahlkampf ver­tre­ten hat. Vor ein paar Tagen habe ich gele­sen, dass die Agentur seit zwei Jahren einen neu­en Mitarbeiter hat. Er heißt Claas Relotius und hat für den Spiegel Texte erfun­den, in der die Welt so beschrie­ben wird, wie Menschen sie sehen wol­len. Nicht, wie sie ist.«

Im Januar 2023 wur­de auf hori​zont​.net berichtet:

»Sein Name steht für einen der größ­ten Medienskandale in Deutschland: Claas Relotius. Als Reporter für den Spiegel hat­te er Inhalte sei­ner Geschichten und Aussagen von Gesprächs­partnern frei erfun­den. Jetzt hat er einen neu­en Job – in der Werbung. Der 37-Jährige hat bei der Agentur Jung von Matt ange­heu­ert. Darüber berich­te­te zuerst "Bild". Jung von Matt will sich nicht zum Thema äußern. Nach Informationen von HORIZONT stimmt die Personalmeldung aber.

Für wel­che JvM-Agentur Relotius arbei­tet, ist nicht bekannt. Auch nicht, wel­che Aufgaben er im Einzelnen über­neh­men oder wel­che Kunden er betreu­en soll. Es ist aber davon aus­zu­ge­hen, dass er als Copywriter tätig wird.…«

Auch focus​.de berich­te­te unter Bezug auf "Bild" am 15.1.23 wie ande­re Medien kurz darüber.


Was hat es mit Reichelt und Gotthardt auf sich? Frank Gotthardt ist nicht nur Medienunternehmer, son­dern auch Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender des Software-Unternehmens CompuGroup Medical SE & Co KGaA (CGM). Das "welt­weit füh­ren­de E‑Health-Unternehmen" läßt wissen:

»Die CGM in Deutschland ist Teil der CompuGroup Medical SE & Co. KGaA, einem welt­weit füh­ren­den E‑Health-Unternehmen. Der größ­te Anteil der Ärzte und Zahnärzte arbei­tet bereits täg­lich mit einem der markt­füh­ren­den Arzt- und Zahnarztinformations­systemen. Die CGM bie­tet in Deutschland aber auch für die Bereiche Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren, Soziale Einrichtungen, Labore sowie Fach- und Rehakliniken per­fek­te Lösungen für effi­zi­en­tes und siche­res E‑Health-Management. Für Apotheken stellt CGM LAUER moder­ne, ver­netz­te Software bereit, die die Beratungsrolle des Apothekers stär­ken, die Patientensicherheit ver­bes­sern und gleich­zei­tig hel­fen, Zeit und Kosten einzusparen.

Mit CLICKDOC wird eine digi­ta­le Kommunikationsplattform zur Verfügung gestellt, mit der eine neu­ar­ti­ge Kommunikation zwi­schen Gesundheitsprofis und Patient inter­sek­to­ral ermög­licht wird…«
cgm​.com

Das Unternehmen gibt an, mehr als 8.700 MitarbeiterInnen zu haben und in 60 Ländern aktiv zu sein (cgm​.com). Im Juli 2024 freu­te man sich: "100 Mio. E‑Rezepte in Praxissoftware von CGM aus­ge­stellt", 2020 schrieb das "Handelsblatt":

»Vom Einmannunternehmen hat er die CGM im ver­gan­ge­nen Jahr auf einen Umsatz von 746 Millionen gebracht. Das „Manager Magazin“ taxiert das Vermögen sei­ner Familie auf 1,4 Milliarden Euro…

Während der Coronakrise muss Gotthardt auf eins sei­ner lieb­sten Hobbys ver­zich­ten: Eishockey. Gotthardt ließ sich in der Vergangenheit gern im Stadion der Kölner Haie blicken, nach­dem er die­se 2010 vor der Insolvenz geret­tet hat­te. Bis heu­te hält er 96 Prozent an dem Verein.

Doch einen so schlech­ten Einfluss wie auf sein Sportteam hat das Coronavirus dafür auf sein eigent­li­ches Geschäft nicht. Gesundheits-IT boomt in der Krise, allein die Nutzerzahlen der Videosprechstunden-Software von CGM hat sich in der Krise auf 80.000 Nutzer ver­hun­dert­facht..

Auf apo​the​ke​-adhoc​.de ist am 14.11.24 zu lesen:

»Berlin – Im Bereich der IT-Systeme für Arztpraxen, Kliniken und Apotheken ist CompuGroup Medical (CGM) hier­zu­lan­de Marktführer. Nebenbei mischt Firmengründer und Großaktionär Frank Gotthardt als Medienunternehmer mit: Zu sei­nem Portfolio gehö­ren die Kanäle „Nius“ und „Achtung Reichelt!“, die in der rechts­po­pu­li­sti­schen Ecke ange­ord­net sind…

100 Prozent der Stimmen
Zwar steht Reichelt an der Spitze des Konglomerats, doch der eigent­li­che Strippenzieher im Hintergrund ist Gotthardt. Dem IT-Milliardär gehö­ren nicht nur knapp 90 Prozent der Aktien an „Vius“, er hat sich dank der Unternehmensform auch das allei­ni­ge Stimmrecht gesi­chert – jeden­falls solan­ge er und sei­ne Familie mehr als 10 Prozent kontrollieren…

Einen grö­ße­ren zwei­stel­li­gen Millionenbetrag soll Gotthardt bei „Vius“ inve­stiert haben; soll­te es jemals Gewinne geben, bekommt er das Geld zual­ler­erst zurück. Ohne die finan­zi­el­le Unterstützung hät­ten es bei­de Kanäle wohl schwer, sich über Wasser zu halten…«

medi​en​in​si​der​.com wer­te­te am 3.7.23:

»Nach mona­te­lan­ger Vorbereitung steht ein neu­es Newsportal vor dem Launch, das aus den bis­he­ri­gen Aktivitäten rund um den geschass­ten Bild-Chefredakteur Julian Reichelt her­vor­geht. Während die Macher von Nius ver­spre­chen, die „Stimme der Mehrheit“ zu sein, hat die Mehrheit hin­ter den Kulissen nur eine Stimme – und das ist nicht die von Reichelt. Ausgerechnet er spielt eine auf­fäl­lig zurück­hal­ten­de Rolle.«

Und am 13.2.24 hieß es dort:

»Julian Reichelt ist laut Angaben im Handelsregister nun auch „geschäfts­füh­ren­der Direktor“ bei der Vius Management SE, dem geschäfts­füh­ren­den Unternehmen hin­ter der Vius SE & Co KGaA, die hin­ter der um Reichelt her­um ent­stan­de­nen Plattform Nius…«

5 Antworten auf „Relotius für Habeck? Reichelt für Gotthardt?“

  1. "… Er heißt Claas Relotius und hat für den Spiegel Texte erfun­den, in der die Welt so beschrie­ben wird, wie Menschen sie sehen wol­len. Nicht, wie sie ist. …"

    … scheint mir genau das zu sein was Herr Habeck dem­nächst am nötig­sten haben könn­te. [Konjunktiv!]

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