"Die Russen haben das Recht abgetreten, zu definieren, was gute Russen sind – und zwar an uns Ukrainer"

Die "Zeit" gibt dem ukrai­ni­schen Botschafter Makejew am 16.11.24 die Gelegenheit zu einem Gastbeitrag. Er zeigt das Ausmaß der aus­weg­lo­sen Verranntheit der ukrai­ni­schen Führung. Makejew kri­ti­siert eine geplan­te Demonstration von aus­ge­wie­se­nen Kreml-GegnerInnen wie Julija Nawalnaja:

»Am Sonntag will sich die rus­si­sche Opposition in Berlin zu einer Antikriegsdemo ver­sam­meln. Könnte man von die­ser Demo irgend­et­was erwar­ten, dann wür­den jetzt schon Mobilisierungsvideos durchs Netz gehen, in denen Sätze wie die­se zu hören wären:

"Waffenlieferungen an die Ukraine sind die ein­zi­ge Möglichkeit." Oder: "Das ist nicht nur Putins Krieg, wir alle tra­gen dafür die Verantwortung." Vielleicht gar: "Unser rus­si­sches Volk ist zu einer amor­phen Masse vor dem Fernseher gewor­den. Millionen klei­ne Menschen, die die Verbitterung über ihr tri­stes Leben durch impe­ria­li­sti­sche Großmachtphantasien kompensieren."

So oder ähn­lich. Doch vie­les spricht dafür, dass der Aufzug, den Julija Nawalnaja, Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa orga­ni­siert haben, eher ein wür­de- wie fol­gen­lo­ser Novemberspaziergang wird…

Das ist nicht unser Krieg, sagen sie, und auf die Frage nach der kol­lek­ti­ven Verantwortung greift Kara-Mursa wütend den Westen an, der Putin so lan­ge tole­riert habe. So schließt sich der Kreis. "Der Westen ist schuld an Russlands Krieg." Sagt Putin. Sagt Kara-Mursa…

So ist Russland. An die Stelle der kri­ti­schen Selbstbefragung tritt im rus­si­schen Bewusstsein die per­ma­nen­te impe­ria­li­sti­sche Selbstbeschäftigung. Die Ukraine und der Krieg, das ist Nebensache im Leben der rus­si­schen Antikrieger.

Russische Oppositionelle, das bleibt ein Widerspruch in sich

Aber die Russen haben das Recht abge­tre­ten, zu defi­nie­ren, was gute Russen sind – und zwar an uns Ukrainer. Mit jeder Bombe, die nicht von Putin per­sön­lich auf Mariupol gewor­fen wur­de. Mit jeder Ukrainerin, die nicht von Putin per­sön­lich in Butscha und anders­wo ver­ge­wal­tigt wurde… 

Nur wir Ukrainer haben hier etwas zu fordern

Unsere Forderungen – und nur wir Ukrainer haben hier etwas zu for­dern – an die Russen sind ein­fach: Anerkennung der Verantwortung, Scham und Entschuldigung. Unterstützung der ter­ri­to­ria­len Integrität und Souveränität der Ukraine. Unterstützung von Waffenlieferungen an die Ukraine zur Selbstverteidigung. Unterstützung von Sanktionen – per­sön­li­chen und sektoralen…

Russische Oppositionelle, das bleibt ein Widerspruch in sich. Mit ihrem PR-Kampf gegen "Putins Krieg", den es nie gege­ben hat, sind die drei Exilanten eher Putins Oppositionelle. Der Deutsche, der jeden Tag allein vor dem Russischen Haus in der Friedrichstraße steht und for­dert, dass die­se Filiale der Rossotrudnitschestwo end­lich die Sanktionen bekommt, die sie ver­dient – er hat so viel mehr Anstand bewie­sen als die­se drei…«

Das Bildungsbürgertum, so man es in Gestalt der Kommentierenden begrei­fen will, ist begeistert.

Es gibt aber auch diese:

Eine Antwort auf „"Die Russen haben das Recht abgetreten, zu definieren, was gute Russen sind – und zwar an uns Ukrainer"“

  1. Das Deutsche Volk ist nicht das Hitlervolk! (Stalin 1945)

    Moralisch hät­te die Sowjetarmee das Recht gehabt, ganz Deutschland zu beset­zen! (Abusch, Gossweiler, ich u.a.)

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