Frieden rechnet sich nicht

»Wirtschaftsexperten: Militärhilfe-Stopp kostet Deutschland mehr als Fortführung
Ein Stopp der Militärhilfe für die Ukraine kostet Deutschland laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) „viel mehr“ als die Fortführung. Zwischen dem Beginn des rus­si­schen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 und August des lau­fen­den Jahres sei­en Militärhilfen in Höhe von 10,6 Milliarden Euro geflos­sen, teil­te das IfW mit. Das ent­spre­che im Schnitt rund 4 Milliarden Euro jähr­lich bzw. etwa 0,1 Prozent des deut­schen Bruttoinlandprodukts. Ein aktu­el­ler Kiel Policy Brief kom­me zu dem Schluss, dass ein Stopp die­ser Hilfen und ein dar­aus resul­tie­ren­der rus­si­scher Sieg jedes Jahr das 10- bis 20-Fache kosten könn­ten, hieß es.

Die Studie nennt vor allem drei Gründe, die für hohe zusätz­li­che Kosten sor­gen wür­den. So müss­te Deutschland erstens einen Zustrom zusätz­li­cher Geflüchteter bewäl­ti­gen und damit wei­te­re Kosten für Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung stem­men. Zweitens müss­te die Bundesrepublik ihre Beiträge zur Sicherheit Europas erheb­lich stei­gern. Drittens wäre sie mit Kosten durch Handelsunterbrechungen und den Verlust von Direktinvestitionen in der Ukraine kon­fron­tiert. Dazu kämen indi­rek­te Belastungen aus dem Wegfall der west­li­chen Abschreckung, was die Wahrscheinlichkeit künf­ti­ger Konflikte erhö­he, und die Verluste durch ent­gan­ge­ne Handels- und Wachstumsmöglichkeiten.«
tages​schau​.de (2.11.24)

Sprachlich ver­quirlt, aber poli­tisch klar, setzt das Institut auf Krieg:

zeit​.de (2.11.24)

»Moritz Schularick ist Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Sciences Po in Paris. Er beschäf­tigt sich mit den Kosten von Kriegen – und der Verteidigung. Er for­dert einen höhe­ren Etat für die Bundeswehr und eine ent­schie­de­ne­re Hilfe für die Ukraine…

Schularick: Was uns aktu­ell am mei­sten fehlt, noch mehr als das Geld, ist eine ande­re inne­re Haltung und Einstellung ange­sichts der ver­än­der­ten Sicherheitslage. In Asien gibt es das Sprichwort, dass einem das, was man nicht ver­tei­di­gen kann, auch nicht gehört. In Deutschland kön­nen damit nur sehr weni­ge etwas anfangen…

Die Allianz ist von innen bedroht durch Donald Trump, aber auch von der feh­len­den Entschlossenheit eini­ger Mitglieder im Umgang mit Autokraten…

ZEIT ONLINE: Wie vie­le Milliarden Euro mehr braucht Deutschland, um zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Verteidigungsausgaben zu erreichen?

b: Wir geben momen­tan 52 Milliarden Euro für die Verteidigung aus. Diese Summe muss sich ver­mut­lich per­spek­ti­visch min­de­stens verdoppeln.

ZEIT ONLINE: Woher soll das Geld kom­men?«

Steuererhöhungen gehen nicht, "das wür­de die Wirtschaft bela­sten". Das Sozialsystem zu "refor­mie­ren", wäre kom­plex und "wür­de die Gesellschaft wei­ter pola­ri­sie­ren". Bleibt die Schuldenbremse:

»Auch wenn man Dieselprivilegien oder ande­re Subventionen streicht und das Bürgergeld kürzt, kommt man da nicht hin. Außerdem ist die Schuldenbremse kein Selbstzweck, son­dern ein Mittel zum Zweck, um in Wohlstand, Freiheit und Frieden zu leben. Genau das ist bedroht…

Es gibt im poli­ti­schen Berlin eine gro­ße Zustimmung zu einem neu­en Sondervermögen. Das muss dann min­de­stens 300 Milliarden Euro betra­gen. Aber jedes Sondervermögen hat ein Ablaufdatum, ist die zweit­be­ste Lösung. Richtig wäre es, Investitionen in Sicherheit und Verteidigung von der Schuldenbremse auszunehmen…«

"Es ist also auch in unserem eigenen ökonomischen Interesse, Russland nicht siegen zu lassen"

Denn was pas­siert sonst?

»… Die Ukraine wäre kein Abnehmer deut­scher Exporte mehr und die Direktinvestitionen in dem Land wären ver­lo­ren. Außerdem kämen sicher­lich wei­te­re Millionen Flüchtlinge in den Westen. Mein Institut hat die Kosten eines rus­si­schen Sieges berech­net, wir sind bei bis zu zwei Prozent des BIP gelan­det. Es ist also auch in unse­rem eige­nen öko­no­mi­schen Interesse, Russland nicht sie­gen zu las­sen und die Ukraine wei­ter, sogar stär­ker, zu unterstützen…«

Nicht alle LeserInnen der "Zeit" fin­den das über­zeu­gend. Doch es gibt auch gute Ratschläge. Kommentator "Erhan22" weiß, wo das Geld her­kom­men soll: "50 Milliarden ist die Gesamtsumme , die Deutschland bis­lang jähr­lich in etwa für die ganz über­wie­gend ille­ga­le Migration auf­wen­det". "AlejandroMaGuerro": "Warum ver­bin­det man nicht die zwei größ­ten Themen Verteidigung und Migration und schafft wie Frankreich eine Fremdenlegion?". "LasstWinnetouNachSachsen" meint: "Man müss­te auch ver­mehrt über Win-Win Situationen nach­den­ken: Volkswagen ange­schla­gen und Verteidigungsmittel feh­len? – war­um nicht Staatsaufträge für gepan­zer­te Fahrzeuge, etc.". "Woronicza": "Der mili­tä­ri­sche Geist ist Deutschland abhan­den gekom­men. Es wird Zeit, dies zu ändern. Das Militär muss wie­der sei­nen ange­stamm­ten Platz in der Mitte der Gesellschaft ein­neh­men". Bei man­chen Kommentaren bin ich mir unsi­cher, ob es sich um Satire handelt.

9 Antworten auf „Frieden rechnet sich nicht“

  1. Das Sozialsystem zu "refor­mie­ren", wäre kom­plex und "wür­de die Gesellschaft wei­ter polarisieren".

    Beruflich benut­ze ich unter ande­rem die Polarisation, um mehr über kom­ple­xe Systeme zu ler­nen. Vielleicht haben wir im Umgang mit den Politbüros noch nicht genug Polarisation.

  2. Schularick ist abseits jeg­li­cher Logik. Es wird ent­we­der einen Sieg Russlands und eine Kapitulation der Ukraine geben, mög­li­cher­wei­se optisch auf­ge­mö­belt, damit es nicht so schlimm aus­sieht, oder einen gewal­ti­gen Krieg mit Russland direkt. Es war und ist ein Binominalmodell. Eine Atommacht besiegt man nicht. Weder Russland, noch China, noch die USA, noch Frankreich, noch Großbritannien, noch Indien, noch Nordkorea oder Pakistan und lei­der auch das Atomwaffen zu Erpressungszwecken ver­wen­de­te Israel. 

    Die Schuldenbremse war für das System geeig­net, solan­ge man damit "Sachzwänge" zur Enteignung begrün­den konn­te in die­sem Schrumpfungsmodell. Nun wird direkt mit Sondervermögen der Zaster in die Taschen der Eigner der Konzerne gelei­tet. Dass hier­bei ein paar hun­dert­tau­send oder Millionen Menschen ver­recken, ist dabei für die Profitinteressen gleich­gül­tig. Das Regime bzw. die Regime gehen davon aus, dass die blö­ken­de Herde das nicht kapiert.

  3. Wie ist das eigent­lich mit den C02-Vorgaben bei Panzern, bei Waffen, bei Granaten, die gewal­ti­ge, extre­me Explosionen aus­lö­sen? Was pas­siert mit all dem Ruß und Rauch wäh­rend eines Kampfes? Ich fra­ge jetzt nicht nach den Toten, nach dem mensch­li­chen Leid, dem Kummer, der Trauer, der Verzweiflung, son­dern nur nach den Umweltschäden, aus­ge­löst durch Kriegsfahrzeuge, durch Waffeneinsatz.

    Gibt es auch für Panzerkolonnen, Kampfschiffe oder Kampfflugzeuge Flottengrenzwerte?

    https://​www​.boer​se​-frank​furt​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​E​U​-​V​o​r​g​a​b​e​n​-​f​u​e​r​-​A​b​g​a​s​w​e​r​t​e​-​P​a​r​i​s​-​w​i​l​l​-​S​t​r​a​f​e​n​-​u​e​b​e​r​d​e​n​k​e​n​-​c​8​e​4​1​9​d​3​-​c​5​7​3​-​4​3​8​9​-​b​d​e​9​-​4​7​1​1​b​2​b​a​f​a3d

    Oder gel­ten die C02-Vorgaben und die Strafen nur für zivi­le Zwecke, also eben für Autos und LKWs?

    ~ ~ ~

    1. Also, das lässt mir kei­ne Ruhe. Guckt mal:

      https://​www​.green​peace​.de/​f​r​i​e​d​e​n​/​u​m​w​e​l​t​s​c​h​a​e​d​e​n​-​u​k​r​a​ine

      Einfach suchen nach Umweltschäden durch Krieg. Mir ist egal, wer da kämpft gegen wen, wer ange­fan­gen hat und war­um. Aber die enor­men Umweltschäden! Wieso guckt alle Welt auf den CO2-Verbrauch von Volkswagen und ande­rer Autofirmen, Zulieferer, wha­te­ver, in Deutschland und peni­bel minu­ti­ös auf den Verbrauch jedes ein­zel­nen Verbrenner-Autos beim Fahren – und neben­an ver­pe­sten die Kriegsparteien alles. Und zwar bei­de Seiten. Wälder wer­den ver­brannt, gif­ti­ge Gase ver­pe­sten die Luft, was pas­siert mit den zer­bomb­ten Häusern, Dämm-Materialien, die ver­bren­nen, sind nicht beson­ders gesund beim Einatmen. Beim Wiederaufbau irgend­wann im Kriegsgebiet müs­sen dann spä­ter wie­der neu­es Holz und Baustoffe ver­wen­det wer­den, wel­che Bäume wer­den dafür gefällt? Die hier bei mir im Harz neben­an, wer­den die dann ins Wiederaufbaugebiet gelie­fert? Oder was?

      Unglaublich. Wie kön­nen grü­ne und SPD-Politiker die­sen Krieg ver­län­gern wol­len? Wie kann man über­haupt irgend­ei­nen Krieg gut fin­den?! Wie lan­ge soll das Sterben und Umweltverpesten da noch wei­ter gehen?

      https://​www​.zdf​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​p​a​n​o​r​a​m​a​/​k​l​i​m​a​-​f​u​s​s​a​b​d​r​u​c​k​-​u​k​r​a​i​n​e​-​k​r​i​e​g​-​r​u​s​s​l​a​n​d​-​1​0​0​.​h​tml

      ~ ~ ~

      1. https://​tkp​.at/​2​0​2​4​/​1​1​/​1​3​/​k​e​i​n​e​-​k​l​i​m​a​k​r​i​s​e​-​b​e​i​m​-​m​i​l​i​t​a​er/

        Bei TKP wird das sehr deut­lich beschrieben.

        In sämt­li­chen Kriegsgebieten auf der gan­zen Welt ach­tet man nicht auf Umweltverschmutzung, nicht auf C02-Werte, nichts. Die dür­fen bal­lern, feu­ern, VERBRENNEN, WAS sie WOLLEN. Nebenan, weni­ger als 2000 Kilometer ent­fernt von Niedersachsen, goog­le Maps gucken, darf die Luft ver­schmutzt wer­den, dür­fen Panzer ohne C02-Grenzwerte hin- und her rol­len. Wie gesagt, wer dabei alles stirbt und /​oder ver­letzt wird, ist nicht mei­ne Frage, das allein ist schon eine Katastrophe für sich. 

        ABER! Ich habe geguckt: Gerade mal 1.575 Kilometer ent­fernt von mir, 17 Stunden Fahrzeit über die Autobahn, wird gebombt, ver­schmutzt, ver­pe­stet auf Teufel komm raus. 

        WAS SOLL DAS? Haben die jetzt echt alle ein Rad ab, nicht mehr alle Latten am Zaun, die das Bomben und Zerstören chic fin­den in der deut­schen Noch-Regierung?!?

        Und hier sol­len alle, die ein Verbrenner-Auto fah­ren, ein schlech­tes Gewissen haben?! Ich will gar nicht wis­sen, wie­viel gif­ti­ge Rauchschwaden bei Ostwind hier nach Niedersachsen rüber wehen oder nach Berlin oder Hamburg oder nach München!!! Das sind also gleich ZWEI Katastrophen. Einmal das mensch­li­che Leid und dann die Umweltzerstörung, die Umweltkatastrophe in Osteuropa. Soll ich mir mor­gen im Baumarkt eine FFP2-Maske gegen den Qualm aus dem Kriegsgebiet neben­an kau­fen, oder was? Vorhin habe ich gese­hen, sie ver­kau­fen im Baumarkt wel­che für 0,79 Cent, run­ter­ge­setzt von 2,79 Euro. Gegen gro­be Schmutzpartikel in der Atemluft. 

        ~ ~ ~

    2. >> Wie ist das eigent­lich mit den C02-Vorgaben bei Panzern, bei Waffen, bei Granaten, die gewal­ti­ge, extre­me Explosionen auslösen?

      Genau. Und wie ist das mit den Abstandsregeln in den Panzern!?

  4. >> In Asien gibt es das Sprichwort, dass einem das, was man nicht ver­tei­di­gen kann, auch nicht gehört. In Deutschland kön­nen damit nur sehr weni­ge etwas anfangen…

    Logisch. Dem Deutschen Volke gehört näm­lich gleich gar nichts.

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